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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 3
Erntedankfest
Erntedank – Dank ernten – was ernten wir?

Vorüberlegungen
Zum Text: Mt 7,15–20 (Evangelium)

Am Ende der Bergpredigt warnt Jesus sehr deutlich vor den falschen Propheten. Er verdeutlicht das Ganze mit dem Hinweis auf die gute oder schlechte Qualität eines Baumes. Jesus fordert uns auf zum kritischen Blick und wachsamen Auge im Umgang mit allen möglichen Heils- und Unheilspropheten. Das letztlich entscheidende und unterscheidende Kriterium sind die Früchte.
Was für das Durchschauen und die rechte Einschätzung der falschen Propheten gilt, das kann auch zur hilfreichen Spur werden für einen guten Umgang mit der Schöpfung und ihren Erntegaben.
Die Predigt will ausgehend von der Situation des Hobbygärtners den Bogen schlagen in den Garten der Gemeinde. Sie will anregen zum aufmerksamen Wahrnehmen und staunenden Danken für all das, was da – mit Gottes Hilfe – gewachsen und gereift ist und geerntet werden kann.

Predigt

Lebensnähe – Garten

Ein leidenschaftlicher Hobby-Gärtner schwärmt ganz stolz von dem wunderbaren Gefühl, in seinem Garten etwas ernten zu können. »Aus eigenem (biologischen) Anbau«, dieses Gütesiegel kann er dem verleihen, was in seinem Garten gewachsen ist. Das Interesse an Schrebergärten ist ja in den letzten Jahren stark gestiegen. Wohl auch deshalb, weil Menschen im unmittelbaren Kontakt zur Mutter Erde, zur Sonne, zum Wind und zum Regen sich im Einklang mit der Natur erleben.
Durch seinen Garten kann ein Mensch sich selbst, dem Geheimnis von Wachsen und Reifen, dem blühenden Leben begegnen. Er wird aber auch konfrontiert mit dem, was Werden und Vergehen, was schädliche Witterung, Hagel, Schädlinge, Unkraut oder Schneckenplage bedeuten.

Garten des Menschen und seines Gottes

In seinem Garten kann ein Mensch dem Wunderwerk der Schöpfung und ihrem Schöpfer neu auf die Spur kommen und begegnen. Der Garten kann für ihn zu einem heiligen Ort werden, wo für ihn der Himmel die Erde berührt, wo ihm das Herz aufgeht. Da trifft der Mensch mit beiden Händen und allen Sinnen das Ursprüngliche der Schöpfung. Sicher ist ein Garten auch mit Arbeit verbunden. Arbeit, die zum einen Freude bereitet, aber auch Mühe und Schweiß kostet.
Wie viele Stunden sind nötig, angefangen bei den ersten Arbeiten im Frühjahr bis zum Spätherbst, wenn der Garten winterfertig gemacht wird? Wie viel Zeit braucht jemand, um den Garten zu hegen und zu pflegen, um rechtzeitig zu erkennen, wo welche Arbeit nötig ist, vom Umgraben, Säen, Pflanzen, Düngen bis zum Gießen oder Unkraut Jäten?

»Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit«

Immer geht es da um ein wunderbares Zusammenwirken, ein Zusammenspiel von dem, was aus der Erde wächst, und dem, was der Mensch dazu beiträgt. Es kann niemals vom Menschen gemacht noch erzwungen werden, er kann nur das Seinige dafür und dazu tun. Doch das Wachsen und Reifen liegt nicht in seiner, sondern in Gottes Hand. »An Gottes Segen ist alles gelegen«, sagt der gläubige Volksmund. Oder in den Gebeten zu Gabenbereitung heißt es von Brot und Wein, sie sind »Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit«. Immer sind und bleiben sie beides.

Gärten der Gemeinde

Was für den Garten gilt, lässt sich gut übertragen auf eine Kultur der Wertschätzung und der Dankbarkeit im Umgang miteinander; auch Gott gegenüber.
In unterschiedlichen Gruppen bringen verschiedene Leute in unserer Kirche wertvolle und wichtige Themen, Fragen, Ideen und Vorschläge ein. Sie säen kostbaren Samen mit den guten Worten ihres Lebenszeugnisses in die Herzen von Kommunionkindern.
Sie ermutigen Kranke oder ihre Angehörigen, sie trösten trauernde Menschen, sie haben einen Blick für Menschen, die am Rande stehen, für solche, die sich nicht trauen, etwas zu sagen oder um etwas zu bitten.
Sie pflegen guten Kontakt mit einer Krabbelgruppe oder einem Familiengottesdienstteam, einem Seniorenkreis, den Lektoren oder Alleinerziehenden, den Kommunionhelfern oder dem Eine-Welt-Laden. So bauen sie mit am Aufbau des Reiches Gottes. So gestalten sie Kirche als einladenden Lebensraum für die Menschen, ohne sie zu vereinnahmen. So bringen sie die Botschaft Jesu unter die Leute, hoffentlich auch zu denen, die davon weit weg sind und sich möglicherweise neu dafür interessieren.
All das kostet Zeit und Kraft, Mühe und Einsatz, Phantasie und Einfühlungsvermögen.

Erntedank – was ernten wir?

Dafür erntet man – Gott sei Dank – immer wieder viel Dank; sei es in der Form, dass jemand sich ausdrücklich bedankt und sagt, wie gut ihm dies oder jenes getan hat, oder dass man erst viel später oder auf Umwegen erfährt, wie dankbar sich jemand geäußert hat.
Es gibt daneben aber – leider Gottes – auch manchen Undank; wo alles für so selbstverständlich genommen wird, wo der Blick fehlt für das, was jemand auf sich nimmt, um in seiner Freizeit sich einzubringen und für andere da zu sein. Als Haupt- und Ehrenamtliche ernten wir in der Kirche Lob und Tadel, Anerkennung oder Geringachtung, Wertschätzung oder Desinteresse, Zuwendung oder Ablehnung.

Dankens-werte Lebensweise

Lassen wir uns noch an ein paar Situationen in nächster Nähe erinnern, für die wir allen Grund zum Danken haben:

– Ich denke an unseren Kindergarten; mit wie viel Einsatz und Geduld unsere Erzieherinnen dort sehr gute Arbeit leisten.
– Ich denke an unseren Besuchsdienst für neu Zugezogene; mit wie viel Herzblut sich die Frauen und Männer viel Zeit nehmen für ihre Besuche.
– Ich denke an unsere Ministrantinnen und Ministranten, an die Jugendlichen in der Jungendarbeit; wie viele wertvolle Dienste werden da ehrenamtlich geleistet, die heutzutage nicht zu bezahlen wären und nicht zu bezahlen sind.
– Ich denke an die Leute in der Asyl- oder Eine-Welt-Arbeit, an Ehrenamtliche in der Trauerbegleitung oder Gefängnisseelsorge; wie viel heilende Kräfte werden da geschenkt und geteilt, wie viel not-wendende Versöhnungsarbeit geschieht da im Verborgenen.
– (Beispiele aus der konkreten Gemeinde einfügen …)

Bereiten und bereichern wir unseren persönlichen und gemeinsamen Erntedankaltar sowohl mit den sichtbaren als auch mit den verborgenen Früchten unseres Lebens.
Bringen wir unser Erstaunen und unsere Wertschätzung darüber ein in die große Feier des Dankens und lassen wir uns davon reich beschenken, verwandeln und erneuern. Egal in welcher Lebenslandschaft wir uns gerade befinden, es wird uns hoffentlich gut tun und gut damit gehen.

Paul Weismantel

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