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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 2
Gründonnerstag
Lesejahr A – B – C
Einführung und Vergebungsbitte

Eingangsfrage eines Kindes:
Warum ist dieser Abend anders als alle anderen Abende?
Antwort des Priesters:
Weil an diesem Abend für die ganze Christenheit das Osterfest beginnt, und weil wir daran denken, dass Christus an diesem Abend mit seinen Jüngern Mahl hielt. Wir feiern dankbar das Zeichen seiner Liebe, das er uns hinterlassen hat.

Eingangslied:
GL 519 »Komm, her, freu dich mit uns«
Ganz herzlich grüßen wir Sie zur festlichen Feier des Abendmahles – an diesem denkwürdigen Abend. Beginnen wir im Namen Gottes. Im Namen …
Ja, es ist ein besonderer Abend heute: Unsere Gedanken gehen zurück zu jener Stunde in Jerusalem, als Jesus die Seinen zu Tisch lud – ein letztes Mal. Damals lag Gegensätzliches in der Luft: die Freude an der gemeinsamen Feier des Paschamahles, der Erinnerung an die wunderbare Errettung Israels aus der Knechtschaft in Ägypten – aber auch die schmerzliche Ahnung dessen, was Jesus erwartete.
Jesus sprach sein denkwürdiges Wort über den Gaben des Mahles. Und er bekundete mit ihnen: Ich will euch nähren, ich will euch stärken, ich will bei euch sein – jeden Tag.
Zuvor aber hat er mit seinen Händen den Jüngern die Füße gewaschen. Den niedrigsten Sklavendienst hat er übernommen und so ein Zeichen gesetzt, das seine Jünger herausfordernd begleiten sollte.
Das soll jetzt und hier lebendig werden in unserer Mitte. Und wir sind eingeladen, unser ganzes Leben in diese Feier mitzubringen, das Lebendige und Geglückte, aber auch das Brüchige, das zu uns gehört. Wir haben die Zusage, dass der Herr uns unverbrüchlich nahe ist:
So lasst uns zum Herrn rufen:

Herr, wir haben uns hier in deinem Namen versammelt. Wir haben nichts mitgebracht als uns selbst, unsere Hoffnungen und Sehnsüchte, unseren guten Willen, aber auch unsere Schuld und unser Versagen. Wir bitten dich um dein Erbarmen.
Herr, erbarme dich.
Herr, wir bekennen, dass wir dich oftmals nicht ernst genommen haben. Unser Gebet war dürftig. Beim Gottesdienst waren wir bisweilen nur äußerlich dabei. Dein Wort haben wir zu wenig in unserem Herzen bewahrt. Wir bitten dich um dein Erbarmen.
Christus, erbarme dich.
Herr, wir bekennen, dass wir oft nur uns selbst im Blick haben. Über manche unserer Nächsten haben wir vorschnelle Urteile gefällt. Wir sind ihnen mit zu wenig Großmut und Verstehen begegnet. Es hat uns an Bereitschaft zur Versöhnung gefehlt. Wir bitten dich um dein Erbarmen.
Herr, erbarme dich.
In Gottes Namen darf ich allen, die zur Umkehr bereit sind, verkünden: Gott ist euch gnädig. Er verzeiht euch. Ihr liegt ihm am Herzen, und er will, dass ihr zum Leben findet, zum Leben in Fülle. Ihm sei die Ehre und ihm sei der Lobpreis – aus seiner Gemeinde.

Tagesgebet
Gott,
aus der Unrast unseres Leben kommen wir zu dir und feiern das Mahl des neuen Bundes, das Jesus, dein Sohn, an diesem Abend gestiftet hat.
Wir bitten dich. Lass uns in Ehrfurcht hören auf die Botschaft der Liebe, einer Liebe bis zum Äußersten. Und lass uns zu innerst berührt sein von ihm, Jesus Christus, den du gesandt hast, dass wir zum Leben und zum Heil finden.
Darum bitten wir dich, der du lebst und wirkst in alle Ewigkeit.

Schlussgebet
Herr, unser Gott,
wir danken dir für diese abendliche Stunde und für das heilsame Handeln deines Sohnes Jesus Christus, für das Zeichen seiner Liebe. Wir haben erkannt: Du willst bei uns sein, nicht in Glanz und Ruhm, sondern in der Gestalt dessen, der dient. Du willst in unserer Mitte wohnen, nicht in blendender Pracht, sondern einfach und schlicht im gebrochenen Brot und im Trank der Freude. Denn du willst, dass unser Leben gelingt.
Befähige uns, das Vermächtnis deines Sohnes zu bewahren und seinen Weg der Liebe zu gehen.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 519 »Komm her, freu dich mit uns«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 176/5 »Der Kelch, den wir segnen« mit Versen aus Psalm 116 (Kantorenbuch 34) und
GL 562 »Lob dir, Christus« mit Vers Joh 13,34 a/c oder
GL 547,2–3 »Hier ist das wahre Osterlamm«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 537,1–3 »Beim letzten Abendmahle« oder
GL 620 »Das Weizenkorn muss sterben«
Gesang zur Kommunion
GL 539 »Wir alle essen von einem Leib« oder
GL 494 »Gott sei gelobet«
Dankhymnus ( evtl. Übertragung des Allerheiligsten )
GL 547 »Das Geheimnis lasst uns künden« oder
GL 538 »O heilger Leib des Herrn«

Fürbitten
Herr Jesus Christus, wir feiern an diesem Abend das Gedächtnis deines letzten Abendmahles und sind dankbar, dass wir in dir der Liebe des Vaters begegnen dürfen. Voll Vertrauen bitten wir:

– Wir vertrauen dir unsere Gemeinde an: Gib, dass die Eucharistiefeiern, zu denen wir uns treffen, Orte der Stärkung für uns werden und dass unsere Herzen verwandelt werden, wenn deine Liebe sie berührt.
– Wir vertrauen dir unser ökumenisches Miteinander hier am Ort an: Befähige uns, einander durch die Vielfalt unseres Glaubenszeugnisses zu bereichern, und schenke uns im ­eucharistischen Mahl bald tiefe Verbundenheit.
– Wir vertrauen dir unsere Kommunionkinder und ihre Eltern an: Gib, dass sie einander gute Wegbegleiter auf dem Weg zu dir sein können.
– Wir vertrauen dir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den sozialen Diensten unserer Gemeinde an: Bestärke sie in ihren Aufgaben, schenke ihnen wache Augen und Ohren für alle, auch die leisen Rufe nach Hilfe.
– Wir vertrauen dir die Armen in unserer Stadt an. Sie sind oft verborgen: Richte sie auf durch umsichtige und einfühlsame Begleiterinnen und Begleiter.

Herr, du hast uns ein Beispiel der Liebe gegeben. Schenke uns allen die Kraft, dir in der Liebe nachzufolgen. Dazu stärke uns jetzt in dieser Feier, zu der du uns geladen hast. Der du lebst und in Liebe wirkst, jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Die neue Lebensordnung – Jesus Christus will unseren Alltag verwandeln

Vorüberlegungen
Zum Text: Joh 13,1–15 (Evangelium)

Die Zeichenhandlung der Fußwaschung eröffnet den zweiten Teil des Johannesevangeliums. Diese Perikope steht am Anfang der zentralen Verkündigung des Evangeliums mit den Abschiedsreden, der Passionsgeschichte und den Auferstehungsberichten.
Wie die anderen Evangelisten kennt auch Johannes die Überlieferung von einem letzten Mahl Jesu mit seinen Jüngern vor seinem Tod. Doch Johannes beschreibt das Mahl selbst gar nicht. Es gibt nur den Rahmen für das Zeichen der Fußwaschung vor. Wo bei den Synoptikern die Berichte vom Mahl und die eucharistischen Worte zu finden sind, drückt Johannes das »Testament« Jesu in einer ganz »unsakralen« Form aus.
Das Drängende der Abschiedsstunde kommt in der Einleitung (Joh 13,1–3) sehr deutlich zum Ausdruck, und besonders auch die Souveränität Jesu. Aber er, der Souveräne, tritt nicht in Macht und Hoheit auf, sondern er versieht Sklavendienst: Er wäscht die Füße seiner Jünger (Joh 13,4ff). So erweist er: Die Liebe ist seine wahre Stärke (Joh 13,1).
In einem ersten Gang (Joh 13,6–11) wird die Fußwaschung bezogen auf die Selbsthingabe Jesu in seinem Tod und auf dessen Heilsbedeutung. Jesu Wirken in äußerster Liebe, die in seiner Todeshingabe gipfelt, ist sein letzter Dienst an den Jüngern. Freilich darauf kommt es für die Seinen an: Seinen Dienst auch anzunehmen und sich von seiner Liebe anstecken zu lassen.
Im zweiten Gang (Joh 13,12–15) wird die Fußwaschung bezogen auf das Verhältnis der Jünger untereinander. Auch ihr Leben soll – in der Nachahmung des Herrn – vom Dienst gekennzeichnet sein, den einer dem anderen erweist. Ihre Dienstbereitschaft ist getragen und gespeist von der Haltung des Herrn, der darin vorangeht. Die Feier des Mahles Jesu bleibt fortan gebunden an das, was die Jünger – vom Tisch des Herrn herkommend – auch wirklich leben. Ohne das nachfolgende Zeugnis bleibt die eucharistische Feier leer.
Mir ist es ein Anliegen, die Fußwaschung als Zeichen der neuen Lebensordnung Gottes darzustellen, die unseren Alltag berühren und verwandeln will. Im Mahl Jesu, das wir an diesem Tag besonders bedacht feiern, erreicht uns die Einladung unseres Herrn, sein neues Leben, seine neue Lebensweise und Lebensart in uns aufzunehmen und daraus – auch ganz alltäglich – zu leben.

Predigt

Wir kommen heute aus dem Alltag

Für die meisten von uns ist der Gründonnerstag ein ganz gewöhnlicher Werktag: ein Arbeitstag, der Tag fürs Einkaufen. Ostern will schließlich vorbereitet sein.
Jetzt ist Feierabend. Die Arbeitswoche ist geschafft. Aber die Geschäftigkeit steckt uns noch in den Knochen, wenn wir hier zusammenkommen. Gründonnerstag – ein Alltag!

Auch in Jerusalem ist Alltag – bei Jesus ist mehr

In unserem Evangelium zum Gründonnerstag wird uns ein Alltagsgeschehen geschildert, keine Sakralhandlung, kein liturgisches Ritual: Jesus steht vom Tisch auf, er legt das Obergewand ab, zieht einen Schurz an. Er beginnt den Jüngern die Füße zu waschen, sie abzutrocknen. Ganz nüchtern wird das erzählt. Es geschieht, was alltäglich ist in jüdischen Häusern.
Doch das ist das Überraschende, das Besondere mitten in der Alltäglichkeit: Es ist Jesus, der die Aufgabe des Dieners, den Sklavendienst übernimmt. Er – der anerkannte Herr und Meister – in diesem niedrigen, schmutzigen Dienst. Er macht sich klein. Er geht auf die Knie. Er wird selbst zum Knecht. Er nimmt die Nacktheit, die Narben, die Schwielen, die wunden und schmerzenden Füße seiner Jünger in die Hand, um sie gemeinsam mit ihnen anzusehen. Er tut seinen Dienst in Behutsamkeit und Zärtlichkeit.
Da meldet sich mitten im Alltäglichen eine neue Lebensordnung an. Wir tun uns schwer, dies zu fassen. Denn noch steckt die alte Ordnung tief in uns drin: Wer von uns möchte nicht Einfluss gewinnen? Wer möchte sich nicht durch Geschick oder Leistung Ansehen verschaffen und groß rauskommen? Wer möchte nicht oben sein?
Hier bei Jesus: Das ganz andere! Hier: die Störung des Alltags, des Althergebrachten! Hier: Dienstbereitschaft – statt Befehlsgewalt! Hier: Solidarität mit den Kleinen – statt »den starken Helden zu spielen«! Hier die Demut dessen, der sich klein macht – statt »groß rauszukommen« um jeden Preis!
Das, was Jesus im Zeichen der Fußwaschung ausdrückt, ist ja im Grunde ein Kennzeichen seines ganzen Lebens: Hat er sich nicht schon immer – auch gegen alle möglichen Anfeindungen – gerade den Ungeachteten, den Zöllnern, den Sündern ganz zugewandt? Hat er nicht alles dafür getan, dass sie sich wieder aufrichten, aufatmen, Mut fassen und den neuen Anfang wagen konnten? Und hat Jesus das nicht durchgehalten, auch auf die Gefahr hin, dass es ihn alles kostete?
Und wird sich dieses Neue in seiner Lebenshaltung nicht in gerader Linie fortsetzen in der Hingabe seines Lebens am Kreuz? Wie er sich dem Hass und der Gewalt schweigend aussetzt! Wie er auf alle Brutalität, die ihm begegnet, antwortet mit den Gesten und Worten der Versöhnung und der Liebe!
Im Zeichen der Fußwaschung übersetzt Jesus das, was ihn in seiner Lebenshaltung zu innerst treibt und leitet, in den Alltag seiner Jünger hinein.

Was da aufleuchtet: Gottes neue, befreiende Lebensordnung

Und gerade in diesem Zeichen der Fußwaschung leuchtet Gottes Lebensordnung auf. Sie will unseren Alltag erreichen und verwandeln! Wer sich davon anstecken lässt, der wird befreit aus der Gefangenschaft des »Immer mehr«, des »Immer höher hinaus«, des »Immer perfekter«, aus dem Zwang, sich durch 100 %-ige Leistung beweisen zu müssen. Der Weg, zu dem Gott durch Jesus Christus einlädt, geht anders: sich hergeben, sich verschenken, sich zurücknehmen, für andere eintreten, auch wenn es etwas kostet, den anderen zum Zuge kommen lassen.
So geht Gott in Jesus Christus auf uns Menschen zu. So handelt er mitten in unsere Alltagswelt hinein. Und er lädt uns selbst zu dieser Lebensordnung, zu dieser neuen Lebensmöglichkeit ein: Reicheres Leben, erfülltes Leben, befreites Leben.

Die Tischgemeinschaft Jesu: Das Zeichen, das uns verwandeln will

Und eben diese neue Lebensordnung Gottes will in uns Raum gewinnen, sooft wir uns hier zur Tischgemeinschaft Jesu Christi versammeln, wenn Jesus zu uns sagt: »Nehmt mich in euch auf, meinen Leib und mein Blut, meine Lebensart, meinen Lebensdienst! Mit Haut und Haar, mit Herz und Verstand will ich euch erfassen, durchdringen, verwandeln.«
Was wir hier feiern, heute Abend besonders festlich und bedacht, das ist kein lebensfernes, abgehobenes Ritual. Es will uns in unserer Alltäglichkeit erreichen, uns reich machen und verwandeln.
Und das ist die Botschaft dieser Feier:

­Wenn ich am Mahl Jesu Mahl teilnehme, darf ich wissen: Ich bin getragen von der dienenden Zuwendung meines Herrn. Er ist mir Speise. Er ist mir Trank. Er ist mir Lebenskraft.
­Wenn ich an diesem Mahl teilnehme, will mich sein Geist durchdringen, dass ich wachse in der Sensibilität für die in meiner nächsten Nähe, die meine Zuneigung, meine Geduld, meine Nachsicht, meine Hilfe nötig haben.
­Wenn ich an diesem Mahl teilnehme, werde ich durch ihn, den Gastgeber, wach gerüttelt und nehme die Verletzungen wahr, die Menschen neben mir zu erleiden haben. Und ich werde nicht nachlassen, für sie einzutreten und für sie zu kämpfen.
­Wenn ich an diesem Mahl teilnehme, wächst in mir – im Blick auf Jesus Christus – die Ahnung, dass unser Leben immer auch vom Kreuz und vom Rätsel gezeichnet sein kann. Das drückt mich aber nicht nieder, weil ich weiß, dass Jesus Christus mir durchs Dunkel vorausgegangen ist. Daraus schöpfe ich Kraft.

Für die meisten von uns ist der Gründonnerstag so etwas wie ein gewöhnlicher Alltag! Aber er ist doch vielmehr! Gott spricht im Zeichen der Fußwaschung und in der Einladung zum Mahl mitten in unser Leben hinein. Er will unseren Alltag verwandeln. Er will ihn heilen.
Darum: Treten wir herzu! Lassen wir uns beschenken! Denn über unserem Alltag leuchtet schon österliches Licht auf.

Wolfgang Schrenk

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