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»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
32. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr C
Einführung
Der November hat es in sich. Allerheiligen, Allerseelen, zunehmende Dunkelheit, deutliches Absterben der Natur – vieles deutet auf ein uns dasselbe hin. Sterben, Tod und Abschied ist an vielen Orten und Tagen in diesem Monat das Thema.
Auch die Fragen, die sich daran anschließen, sind oft die gleichen: Was kommt danach? Worauf dürfen wir über den Tod hinaus vertrauen? Gut, dass wir unsere Fragen und Unsicherheiten vor Gott bringen können. Gut, dass wir uns hierzu in der Eucharistie mit dem Brot des Lebens stärken und ermutigen können.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du schenkst uns Hoffnung auf das ewige Leben.
Herr, erbarme dich.
Du rufst uns, deinem Vertrauen auf Gott zu folgen.
Christus, erbarme dich.
Du befähigst uns so zu einem sinnvollen Leben.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Ewiger Gott,
deine Beziehung zu uns reißt auch im Tod nicht ab und in deiner Hand bleiben wir allezeit geborgen. Du hältst für uns eine Verheißung über das Leben auf Erden hinaus bereit.
Lass uns gestärkt und ermutigt dieser Zukunft vertrauen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Schlussgebet
Gott des Lebens,
du hast uns gestärkt durch Wort und Brot.
Ermutige uns durch die Feier der Auferstehung und das Geschenk des ewigen Lebens, unsere Zeit auf Erden hoffnungsvoll und froh zu gestalten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn, der in uns lebendig ist.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 557 »Du höchstes Licht, du ewger Schein«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 527/7 »Behüte mich, Gott« mit 750/2 (Psalm 119) und
GL 530/4 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 490 »Was uns die Erde Gutes spendet«
Gesang zur Kommunion
GL 291,1.3 »Wer unterm Schutz des Höchsten steht«
Dankhymnus / Schlusslied
GL 262,1.3 »Nun singt ein neues Lied dem Herren«

Fürbitten
Gott des ewigen Lebens, dir bringen wir unsere Bitten, Anliegen und Sehnsüchte:

– Wir bitten für alle, die um einen Menschen trauern. Schenk ihnen Licht im Dunkeln ihres Schmerzes.
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
– Wir bitten für alle, deren Leben durch Krankheit und Sterben geprägt ist. Schenk ihnen Menschen, die sie behutsam pflegen und begleiten.
– Wir bitten für alle, die in Beruf und Ehrenamt mit dem Tod zu tun haben. Schenk ihnen die tiefe Hoffnung auf ein unsterbliches Danach bei Dir.
– Wir bitten für alle, die uns im Tod vorausgegangen sind. Schenke ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht.

Gott, nimm unsere Bitten an und höre auch die, die unausgesprochen bleiben. Wir danken dir für das Geschenk des ewigen Lebens und loben dich, jetzt und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Leben und Tod – Und danach?

Vorüberlegungen
Zum Text: Lk 20,27–38 (Evangelium)

Ausgehend von dem extrem scheinenden, aber gerade darin sehr anschaulichen und konkreten Beispiel der siebenmal verheirateten und verwitweten Frau (Hintergrund ist die sogenannte Leviratsehe Dtn 25,5f) stellt der Evangelist Lukas in einem Streitgespräch zwischen Jesus und der jüdischen Theologenschaft der Sadduzäer die Frage nach der Auferstehung der Toten. Wie geht es nach dem Tod der Frau und ihrer Männer im Himmel weiter?
Jesus soll in eine Ausweglosigkeit geschickt und die Unvereinbarkeit des mosaischen Gesetzes mit der christlichen Auferstehungsbotschaft aufgezeigt werden. Jesus geht auf den konkreten Fall nur knapp und indirekt ein. Seine Antwort liegt auf einer anderen Ebene. Es wird – so sagt er – nach dem irdischen Tod mit dem Menschen weitergehen, aber in einer ganz anderen, neuen Weise.
Für uns kaum vorstellbar und dabei immer an sprachliche Grenzen stoßend dürfen wir vertrauen, dass Gott uns nach dem irdischen Leben ein ewiges, unsterbliches Leben bei ihm schenkt. Alle Worte und Bilder hierzu bleiben hinter dieser Realität zurück, aber dennoch brauchen wir sie, um Unaussprechbares kommunizierbar zu machen.
Die Predigt will daher einige Formulierungen und Bilder aus diesem Bereich aufgreifen und inhaltliche Annäherungsversuche aufzeigen.

Predigt

Es gibt uralte Menschheitsfragen, die sich auch im Laufe der Jahrtausende nicht groß geändert haben. Dazu gehört die Frage nach dem Tod. Und genauso die Frage nach dem Danach – nach dem wie auch immer gearteten Leben nach dem Tod. Fragen, über die Menschen aller Kulturen und Religionen immer wieder nachgedacht, geschrieben und philosophiert haben.

Was kommt nach dem Tod?
(…)
Was kommt nach dem Tod?
Nach dem Tod
kommen die Rechnungen
für Sarg Begräbnis und Grab
Was kommt nach dem Tod?
Nach dem Tod
kommen die Wohnungssucher
und fragen ob die Wohnung erhältlich
Was kommt nach dem Tod?
Nach dem Tod
kommen die Grabsteingeschäfte
und bewerben sich um den Auftrag
Was kommt nach dem Tod?
Nach dem Tod
kommt die Lebensversicherung
und zahlt die Versicherungssumme
Was kommt nach dem Tod?
(Kurt Marti)
(Aus: Kurt Marti, Leichenreden. Mit einem Vorwort von Peter Bichsel. © 2001 Nagel & Kimche im Carl Hanser Verlag, München.)

So fragt Kurt Marti in seinen Leichreden.

Ja, was kommt nach dem Tod? Wirklich nur Rechnungen, Versicherungen und Geschäftsanträge, mit denen sich die Angehörigen auseinandersetzen müssen? Ist das alles? Ist das alles, was uns der Verstorbene nach seinem Tod noch beschert?
Oder darf man sich vorstellen, dass es nach dem Tod in irgendeiner Weise für den Verstorbenen weitergeht? Dass es eine Zukunft über den Tod hinaus gibt, die nicht von Rechnungen, Formularen und Eurobeträgen bestimmt ist? Dass gar etwas Neues, Unvorstellbares beginnt?

Eine knifflige Frage an Jesus

Auch zur Zeit Jesu setzte man sich damit auseinander. Die Frage nach dem »Danach« war im Judentum der damaligen Zeit umstritten und heftig diskutiert. Denn der uns heute bekannte und formulierte Glaube an eine Auferstehung, an ein Weiterleben in einer kommenden Welt setzte sich damals erst langsam durch.
Die Sadduzäer – eine Lehrgruppe innerhalb der jüdischen Gesellschaft – bestritten eine Auferstehung nach dem Tod. Sie lehnten den Glauben an ein Leben nach dem Tod strikt ab. Die Realitäten des irdischen Lebens hier und jetzt standen in ihrer Theologie im Vordergrund – das Arrangement mit der römischen Besatzungsmacht, der Machterhalt der religiösen Ämter im Tempel usw. Andere dagegen – die Pharisäer – bekräftigten den Glauben an ein Leben nach dem Tod.
In diese Diskussion wird Jesus durch Lukas hineingenommen. Der christliche Auferstehungsglaube soll verteidigt werden, verdeutlicht an dem extremen Beispiel der siebenmal verheirateten Frau und der Frage der Sadduzäer an Jesus, wessen Frau sie denn nach der Auferstehung nun sein wird. Die des ersten, des zweiten, des dritten …? Mit allen war sie doch verheiratet und das auch noch rechtens nach dem Gesetz der Tora. Schließlich war es die Pflicht der ledigen Brüder des Verstorbenen, die kinderlose Witwe zu heiraten, um in seinem Namen für Nachkommen und dadurch für wirtschaftliche Sicherheit zu sorgen. »Wessen Frau wird sie nun nach der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt« (Lk 20,33).
Jesu Antwort ist erstaunlich klar. Aber sie liegt auf einer anderen Ebene als die der Fragesteller. In »jener Welt«, sagt er, in dieser ganz anderen Daseinsform nach dem Tod wird es überhaupt keine Heirat mehr geben. Es wird auch keinen Tod mehr geben.

Unbekanntes, Anderes und Neues wird kommen

Etwas, das die Menschen »den Engeln gleich« macht und sie ganz eng und nah an Gott bindet, sie zu »Söhnen und Töchtern Gottes«, zu Söhnen und Töchtern der Auferstehung macht, wird kommen, antwortet Jesus.
Etwas bisher nicht Gekanntes, eine neue Ebene des Lebens wird den Menschen nach dem Tod begegnen. Etwas, das nicht mit den Kategorien von Raum und Zeit zu messen, zu bewerten, zu qualifizieren ist, in dem aber das, was auf Erden an Erfahrungen und Erlebtem den Menschen geprägt hat, seine Wichtigkeit und Bedeutung behält. Denn nicht ein Teil des Menschen stirbt, sondern der ganze Mensch mit allem, was ihn geprägt und ausgemacht hat. Etwas, das Unsterblichkeit und Ewigkeit verspricht, wird kommen. Etwas, das in Worten und Sprache nur schwer zu fassen ist, das höchstens in Bildern zu erahnen und zu beschreiben ist.

Keine Neuauflage des Alten

Die Geschichte der Frau wird also nicht in der Gefahr stehen, sich auch nach ihrem Tod zu wiederholen – quasi als ewige Fortführung und Neuauflage ihres persönlichen Lebensschicksals auf Erden.
Auferstehung, ewiges Leben bei Gott meint nicht die lineare Verlängerung und Neuauflage irdischer Erfahrungen und Realitäten im Himmel. Wenn es so wäre – für viele eine schreckliche und grauenvolle Vorstellung. Es meint die Eröffnung neuer Möglichkeiten. Begonnen hat es schon, denn der Gott, den Jesus uns offenbart, hat sich von Anfang an als Gott des Lebens und der Lebenden zu erkennen gegeben.
Lukas verweist auf den brennenden Dornbusch, in dem sich Gott zu erkennen gibt und mitteilt, wer und wie er für die Menschen ist. »Ich bin der, der immer da ist. Ich bin der, der da ist im Leben und darüber hinaus. Macht euch daran fest.«

Unaussprechbares in Worte bringen

Auch wenn kein Mensch weiß, wie es genau ist, wenn man gestorben ist, und das Neue vollkommen unbekannt ist, brauchen wir jetzt schon Worte, Formulierungen und Bilder, um unsere Hoffnungen und unseren Glauben daran ausdrücken zu können. Um unsere Visionen austauschen zu können, sie überhaupt aussprechbar werden zu lassen – wissend, dass dies immer nur bruchstückhaft und unvollkommen bleibt.

Worte und Bilder als Hilfe

Von »ewiger Ruhe bei Gott« sprechen wir bei einer Beerdigung und meinen die Hoffnung, dass alles Leisten, alle Anstrengung, alles Erreichen und Machen bei Gott nicht mehr lebensnotwendig sind.
Von »Himmel »sprechen wir und meinen nicht einen konkreten Ort, sondern einen erlösten und befreiten Zustand bei Gott, dessen Beziehung zu den Menschen auch durch den Tod nicht abreißt.
Vom Tod als »Brücke, Tor oder Übergang« sprechen wir und meinen, dass der Tod nicht eine Wand ist, an der wir ins Nichts fallen oder zerschellen, sondern etwas, bei dem wir durchlässig werden für eine neue Existenzform. So wie jede Raupe sich in einen Schmetterling verwandelt und doch einmalig und unverwechselbar bleibt.
Von der »Gemeinschaft der Heiligen« sprechen wir im Glaubensbekenntnis und drücken damit unsere Hoffnung aus an eine Verbindung der Verstorbenen untereinander und mit uns Lebenden.
»Was kommt nach dem Tod?«, fragt Kurt Marti. Rechnungen, Grabsteinverkäufer und Versicherungen? Sicher, sie werden kommen. Aber es wird noch mehr kommen – Neues, Unaussprechbares, Vielversprechendes –, dessen dürfen wir gewiss sein.

Ute Niemann-Stahl

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