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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
Weihnachten in der Heiligen Nacht
Hirtenleben 2025
Lesejahr A – B – C
Beitrag zum Evangelium

Der Einzug geschieht in Stille oder von meditativer Musik begleitet.

Einführung

Der folgende Text kann mit verteilten Rollen gelesen werden:

»In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr. Der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude: Heute ist euch der Retter geboren, er ist der Messias, der Herr. – Die Hirten sprachen zueinander: Kommt, lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ.«

Erster Sprecher: Da bin ich. Ich komme von der Arbeit. In diesen letzten Wochen des Jahres ist der Druck noch größer als sonst. Jahresabschluss, dringende Aufträge, die dieses Jahr noch erledigt werden sollen. Die Straßen noch voller als sonst, noch mehr Genervte … – Dass ich den Engel überhaupt gehört habe, ist schon ein Wunder.

Zweiter Sprecher: Ich war gerade bei meiner Mutter im Pflegeheim. Sie und ich, wir haben es daheim nicht mehr geschafft. Jetzt ist sie gut versorgt und ich bin nicht mehr ständig körperlich an der Grenze. Aber es ist trotzdem schwer auszuhalten. Das viele Leid, die verwirrten Menschen. Personal, das hart an der Überforderung arbeitet. Und heute hat meine Mutter gesagt: »Das ist hier halt für alle die Endstation. Danach kommt nur noch der Friedhof.« … Was soll ich da noch sagen? Ein bisschen Freude könnten wir dringend brauchen.

Dritter Sprecher: Ich komme aus meiner Wohnung. Woher auch sonst? Ich bin ja immer allein. An diesen Feiertagen ist das umso schlimmer. Na ja, da hab’ ich wieder mal ein Gläschen mehr getrunken … Aber gerade laufen, das geht schon noch. Und was soll ich daheimsitzen? So hab’ ich halt auf den Engel gehört und bin gekommen.

Vierter Sprecher: Ich bin wieder viel »Taxi« gewesen in dieser Adventszeit. Die Kinder mit ihren zusätzlichen Terminen: Zig Weihnachtsfeiern, Krippenspielprobe. Viel Stress in der Schule: Mein Ältester hat noch am letzten Schultag vor Weihnachten eine Klassenarbeit geschrieben. Erst Schulgottesdienst, dann Klassenarbeit – das ist doch verrückt. Entsprechend geht’s daheim zu. Eigentlich reicht’s mir bis oben. Aber das Engelwort … nun bin ich doch da.

Fünfter Sprecher: Ich werde gar nicht fertig mit den schlimmen Nachrichten. Seit Monaten bedrückende Kriegsbilder aus Israel und Palästina und der Ukraine. In der Weltwirtschaft geht es drunter und drüber. Und das Klima? Die Welt ist aus den Fugen. Wie soll das alles weitergehen? Ich habe keine Hoffnung mehr. Und doch lässt mich der Ruf des Engels irgendwie nicht ruhen.

Liebe Hirten, liebe Hirtinnen, – ich denke, ich darf mir diese Anrede heute erlauben? Sie alle könnten nun erzählen, auf welchem freien Feld des Lebens Sie gerade Wache gehalten haben. Ganz verschieden sind sie. Eines verbindet uns: Wir sehnen uns nach mehr. Mehr Leben, mehr Sinn, mehr Klarheit, mehr Hoffnung. Vielleicht auch: mehr Gott. Deshalb sind wir heute da, haben uns rufen lassen von der weihnachtlichen Verheißung.

An dieser Stelle GL 236,1–4 »Es kommt ein Schiff, geladen«.

Heute sind wir gekommen, mitten in der Nacht, mit unserer Sehnsucht, mit unserem Glauben und Hoffen, mit unseren Zweifeln, unseren Ängsten. Voll Erwartung treten wir vor Gott und beginnen diesen Gottesdienst in seinem Namen, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Unser Herr Jesus Christus, das Licht, das leuchtet im Dunkel dieser Welt, er sei mit euch!

Kyrie-Ruf

Herr Jesus Christus, wir bringen dir das Dunkel von Gewalt und Terror, Angst und Verzweiflung. Du bist das Licht der Welt.
Herr, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, wir bringen dir das Dunkel von Armut und Ungerechtigkeit, die Not so vieler Menschen. Du bist das Licht der Welt.
Christus, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, wir bringen dir das Dunkel unserer Sorgen und Leiden, die schmerzhaften Brüche in unserem Leben, unseren Beziehungen. Du bist das Licht der Welt.

Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Großer Gott,
auch heute ertönt der Ruf des Engels: Fürchtet euch nicht! Ich verkünde euch eine große Freude. In einer Welt voller Krisen und Leiden sehnen wir uns nach solchen Worten.
Schenke uns in dieser Heiligen Nacht die Erfahrung, dass der Ruf des Engels auch uns gilt und den Menschen unserer Zeit. Dass du von Neuem Mensch wirst, hier, heute, in unserer Welt, in unserem Leben. Erfülle unsere Herzen mit der Freude an Weihnachten und lass diese Freude ausstrahlen, damit immer mehr Menschen sich berühren lassen vom Geheimnis deiner Menschwerdung und wie du einander wahrhaft menschlich begegnen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren neugeborenen Bruder und Herrn.

Liedvorschläge


Gesang zur Eröffnung bzw. zur Einführung (s. o.)
GL 236,1–4 »Es kommt ein Schiff, geladen«

Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 236,1–3.6 »Vom Himmel hoch, da komm ich her« und
GL 174/6 »Halleluja«

Gesang zur Gabenbereitung
GL 256,1–4 »Ich steh an deiner Krippe hier«

Gesang zur Danksagung
GL 239,1–3 »Zu Betlehem geboren«

Schlusslied
GL 249,1–3 »Stille Nacht, heilige Nacht«

Vorüberlegungen

Diese Predigt geht nicht auf die exegetischen Fragestellungen der Geburts- und Kindheitsgeschichte ein, sondern setzt voraus, dass die Weihnachtsgeschichte von einer grundlegend neuen Beziehungssituation Gott und Mensch Zeugnis gibt. Die Predigt lädt ein, anhand der Rollen der Hirten von Betlehem den eigenen Platz in diesem Beziehungsgeschehen zu finden.
Bei diesem Predigtentwurf gehören Einführung und Predigt zusammen. Die in der Einführung beschriebenen Alltagssituationen der »Hirtinnen und Hirten von heute« können durch Situationen aus dem Alltag der Gemeinde oder der aktuellen politischen oder kirchlichen Lage ersetzt oder ergänzt werden.

Predigt
Zum Text: Lk 2,1–14 (Evangelium)

Weihnachten – ein Alltagsgeschehen

Liebe Hirtinnen und Hirten von heute, liebe weihnachtliche Festgemeinde: Heute feiern wir Weihnachten. Ja, heute ist Festtag, die meisten haben frei und feiern, sei es allein, sei es mit Familie oder Freunden. Aber eigentlich ist das, was wir an Weihnachten feiern, gar kein Festtagsgeschehen. Im Gegenteil. Das Weihnachtsgeschehen ereignet sich mitten im Alltag der beteiligten Menschen. Da ist das Paar, das ein Kind erwartet, aber gar keine Gelegenheit hat, die werdende Mutter während der Schwangerschaft zu schonen und das Kind im geschützten Raum zur Welt zu bringen. Es gerät mitten ins Räderwerk politischer Entscheidungen, die nicht danach fragen, ob es für Maria und Josef jetzt passt.
Und dann die Hirten: Nicht während des Gebets in Kirche oder Synagoge, nicht in der Ruhezeit des Sabbats erreicht sie der Ruf des Engels. Sie sind bei der Arbeit, auf dem Feld, kümmern sich um ihre Herde, sorgen dafür, dass nichts passiert und keines verloren geht. Vielleicht sind sie gerade dabei, sich um ein Tier zu kümmern. Vielleicht rasten sie gerade am Feuer und murren über die schlechten Arbeitsbedingungen. Da passiert es: Eine Stimme ruft »Fürchtet euch nicht!« Mitten im Arbeitsalltag wird Weihnachten.

Gott wird Mensch dort, wo er gebraucht wird

Und genau da gehört Weihnachten doch eigentlich auch hin, oder nicht? Wie gut, dass dieses Kind, dass Gott selbst nicht zuerst in die letztlich doch seltenen Festzeiten kommt, sondern in den Alltag der Menschen. Das ist ja schließlich der größte Teil unseres Lebens. Wir genießen Festzeiten, Ferien oder Urlaub, doch die meiste Zeit ist Alltag. Und mehr noch: Das ist doch auch der Teil unseres Lebens, in dem wir Gott am dringendsten brauchen! Am Anfang des Gottesdienstes haben wir von Menschen und ihrem Alltag gehört. Und die Weihnachtsbotschaft sagt also: In all den Jahresendstress hinein, in deine Einsamkeit, in deine Familienprobleme mit Jung oder Alt, in die herausfordernde Zeit voller Krisen und Sorgen, in der wir leben, ja, auch in den schlimmen Alltag der Menschen, die leiden unter Armut oder Krieg – da mitten hinein ertönt die Stimme: Euch ist heute der Heiland geboren.
Und es bleibt nicht bei der Stimme: Das Kind wird mitten hinein in diesen Alltag geboren, am Arbeitsplatz der Hirten, zwischen den Tieren am Futterplatz, den die Hirten gerade mit frischem Stroh aufgefüllt haben. Das göttliche Kind kommt auch mitten hinein in deinen Alltag. Und in den Alltag der Menschen, die so dringend Hilfe brauchen.
Gott, der Mensch geworden ist, teilt dein Leben. Er schaut nicht zu von oben herab. Er kommt nicht nur dann, wenn die Festtagstafel gedeckt ist. Er kommt nicht erst, wenn du alle Probleme gelöst hat und alles in deinem Leben in Ordnung ist. Er kommt mitten hinein, geht mit, hilft mit, leidet mit, freut sich mit. Er teilt dein Leben ganz.
Gott ist Mensch geworden, und alle, die wahrhaft menschlich leben und handeln wollen, dürfen ihn an ihrer Seite wissen.

Hirte sein: Menschen, die Ja sagen zum Alltag und wachsam leben

Liebe Hirtinnen und Hirten – ja, was kann es Besseres geben, als zur Schar der Hirten zu gehören, zwar nicht in Betlehem, sondern hier und heute in [Ort des Gottesdienstes einfügen]?
Denn Gott braucht Hirtinnen und Hirten. Er braucht Menschen, die verlässlich an ihrem Platz sind, die Ja sagen nicht nur zum Urlaub, sondern auch zum Alltag. Die ihr Leben auch in dieser Alltäglichkeit annehmen und bereit sind, dort, wo sie gebraucht werden, das Beste zu geben, wie sie es eben können.
Gott braucht die Wachsamkeit der Hirten, Menschen, die mit wachen Sinnen und wachem Herz durch ihren Alltag gehen. Die trotz allem Stress ab und zu einen Blick zu den Sternen riskieren, weil sie damit rechnen, dass jederzeit Wichtiges geschehen kann, nicht nur an Weihnachten, sondern vielleicht gerade hier und jetzt.
Feiern wir heute froh und dankbar Weihnachten! Und gehen wir dann gestärkt in unseren Alltag, im Bewusstsein: Gott ist Mensch geworden, in meinem Leben, in unserer Zeit. Welche Freude!

Fürbitten

Großer Gott, mitten in der Nacht erfahren wir die Botschaft der Freude: Christus ist geboren! Mitten im Dunkel unserer Nöte strahlt eine Hoffnung auf: Du bist mit uns und für uns da. So bitten wir dich:

– Für alle Menschen, die durch die Machtspiele unserer Tage, durch Krieg und Terror zu Opfern werden. Besonders denken wir an die Menschen in der Ukraine, in Israel und Palästina, aber auch an die Opfer von Gewalt in unserem Land.
(Immanuel, Gott mit uns, erhöre unser Gebet!)
– Für alle Menschen, die heute Weihnachten feiern und sich sehnen nach neuer Hoffnung und Freude. Für alle Christen, dass sie die weihnachtliche Freude erfahren und teilen können.
– Für alle Kinder, besonders für die, die in Krieg oder Armut aufwachsen, und für die Kinder und Jugendlichen, die ohne liebevolle Familie aufwachsen müssen.
– Für alle, die in dieser Nacht einsam oder verzweifelt sind, für alle, die trauern, die dieses Weihnachtsfest nicht mit Freude feiern können.
– Für die Kranken und die Menschen, die sie pflegen; für alle, denen die Herausforderungen ihres Lebens über ihre Kräfte gehen, denen die Hoffnung verloren gegangen ist.

Wir danken dir, dass du in dieser Nacht den Graben zwischen Gott und Menschen überwunden hast. Mit dir an der Seite gehen wir mit Vertrauen unseren Weg. Mit dir an der Seite wagen wir eine menschenfreundliche Zukunft zu gestalten, trotz aller Krisen und Nöte. Sei gelobt und gepriesen in Ewigkeit. Amen.

Stefan Möhler

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