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Leseprobe 3 |
Christkönigssonntag |
Jesus Christus, der wahre König |
Lesejahr C |
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Beitrag zum Evangelium
Einführung
Heute ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr – der Christkönigsonntag. Paradoxerweise schauen wir dabei auf keinen Helden in strahlendem Licht, sondern auf einen Gequälten und Geschundenen am Kreuz, den wir dennoch als König der Welt verehren. Denn er ist mächtig – nicht an politischem Einfluss, sondern in der Liebe. Und darum sind wir hier, um das Mahl der Liebe zu feiern.
Kyrie-Ruf
GL 164 »Der in seinem Wort uns hält«
Tagesgebet
Gütiger Gott, dein Sohn Jesus Christus ist unser König. Er herrscht nicht mit Gewalt und Zwang, sondern erobert die Herzen mit der Macht der Liebe und der Vergebung. So kommen dein Friede und dein Reich zu uns. Erfülle uns mit deiner göttlichen Liebesmacht, wenn wir nun auf dein Wort hören und in Jesu Namen das Brot brechen, damit wir selbst zum Werkzeug deines Friedens werden. Darum bitten wir durch Jesus Christus, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung GL 375,1–4 »Gelobt seist du, Herr Jesu Christ«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium GL 365 »Meine Hoffnung und meine Freude« und GL 174/8 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung GL 183 »Dir Vater Lobpreis werde«
Gesang zur Danksagung GL 360,1–3 »Macht weit die Pforten in der Welt«
Schlusslied GL 370 »Christus, du Herrscher Himmels und der Erde«
Vorüberlegungen
In der NS-Zeit kam dem Christkönigssonntag als Kontrapunkt zum Führerkult und der Ideologie des Nationalsozialismus eine große Bedeutung zu. Hat sich der historische Kontext auch gewandelt, so herrscht die Bedrohung durch autoritäre Systeme weiter fort. Die Predigt geht der Frage nach, worin sich wahre Macht ausdrückt und wie wahrer Friede in die Welt kommt. Die Machtdemonstrationen derer, die den gekreuzigten Jesus verspotten, wird durch dessen Vergebung gegenüber seinen Feinden (Lk 23,34) und dem reumütigen Verbrecher unterlaufen und so Lügen gestraft.
Predigt Zum Text: Lk 23,35b–43 (Evangelium)
Vorstellungen von Macht
Die Autokraten unserer Zeit versetzen die Welt in Angst und Schrecken, weil sie sich über das Völkerrecht hinwegsetzen und das Gesetz der Stärke propagieren. Wer die Macht hat, der hat das Sagen und bestimmt, wo es langgeht. Auch diejenigen, die Geld im Überfluss haben, sind mächtig und üben politischen Einfluss aus. Aber, was ist Macht überhaupt? Wann ist für Sie jemand mächtig? Ist Macht äußerlich erkennbar? Die Soldaten und führenden Männer des Volkes, die Jesus verspotten, verstehen Stärke als etwas, das in dieser Welt sichtbar ist: durch Autorität, durch Gewalt und Kontrolle. In ihren Augen ist Jesus jemand, der den Aufstand probte und Unruhe stiftete, jetzt aber als Verbrecher und Verräter am Kreuz hängt. Völlig machtlos scheint er ihnen ausgeliefert zu sein; zu kraftlos, um sich selbst zu retten. »Anderen hat er geholfen – sich selbst kann er nicht helfen!« Wie sollte so jemand die Welt retten? Verachtend klingen auch die Worte des einen Verbrechers: »Wenn du der Christus bist, rette dich selbst und uns!« (Lk 23,39). Selbst in den Augen der jüdischen Obrigkeit müsste der Messias ein starker Anführer sein, einer, der Israel aus der römischen Unterdrückung befreit.
Macht der Vergebung
Doch Jesus gibt zu verstehen: Wahre Größe und Stärke zeigen sich nicht in der Vernichtung des Gegners, sondern im Einsatz für den Nächsten. Dieser Jesus ist der wahre König, weil er nicht zu triumphieren versucht, sondern sich für den anderen hingibt – bedingungslos. Nach der traditionellen Vorstellung von Macht und Herrschaft ist der ans Kreuz Geschlagene als schwach und unwürdig entlarvt. Doch in dem Moment scheinbarer Ohnmacht offenbart sich eine andere, eine göttliche Art von Macht – die Macht der Vergebung und des Friedens. »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun« (Lk 23,34). Wahrer Friede kommt nicht durch Macht und Gewalt, nicht allein schon durch Veränderung der äußeren Umstände, sondern durch die Verwandlung der Herzen. Trotz des Verrats, des Spotts, des Schmerzes und des Unrechts, das ihm widerfährt, bleibt Jesus derjenige, der Vergebung anbietet. Das ist der Inbegriff göttlicher Macht: nicht Zerstörung der Feinde, sondern Heilung der Herzen durch Gnade und Vergebung. Vergebung drängt sich in Jesu lebensbedrohlicher Situation wahrlich nicht auf und doch ist sie ein Akt tiefster Weisheit. Denn Vergebung ist der Schlüssel zum wahren Frieden. Dieser muss im Inneren von uns Menschen wachsen. Allerdings wird die Macht der Vergebung nur allzu oft übersehen; verkannt wird die Voraussetzung, einander zu vergeben und sich der Not und dem Leiden anderer anzunehmen.
Frieden beginnt im Innern
Jesu Haltung zu Frieden und Versöhnung fordert uns heraus, unser Verständnis von Macht und Politik zu überdenken. Der wahre Friedensprozess beginnt in uns selbst – im Herzen, im Geist, in der Bereitschaft zur Versöhnung, selbst dann, wenn uns Unrecht widerfährt. Jesu Versöhnungsbereitschaft kennt keine Grenzen, sie ist radikal: Sie stellt die ganze Weltordnung in Frage, in der so oft von Vergeltung und Rache, von Schlag und Gegenschlag die Rede ist. Sie eröffnet eine neue Weise der Beziehung, die aus der Kraft der Nächstenliebe lebt. In der Kreuzigungsszene kommt der wahre »König« zum Vorschein, der mit Liebe, Gnade und Vergebung die Herzen der Menschen gewinnen möchte. Es wäre unehrlich, nicht einzugestehen, dass Vergebung mitunter alles andere als einfach fällt. Vergebung erfordert Mut, manchmal auch Großmut und mitunter überfordert sie uns, doch nur auf diesem Wege ist echter Friede zu finden. Weil wir um die Grenzen unserer Vergebungsbereitschaft wissen, blicken wir auf den Gekreuzigten und warten auf den Christkönig, der bei seiner Wiederkunft die Welt mit sich versöhnen und alles zur Vollendung führen wird.
Jesus denkt an uns
Wir richten unsere Hoffnung auf Christus, wie der Verbrecher, der neben Jesus gekreuzigt wird und mitten in der dunkelsten Stunde seines Lebens den Mut aufbringt, Jesus um Hilfe und Vergebung zu bitten: »Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst«. Er erhält vom unschuldigen König die Antwort: »Wahrlich, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.« Inmitten größten Leids und schierer Aussichtslosigkeit ereilt den Schächer die ungeheuerliche Zusage wahren Lebens. Heute, jetzt, ohne Aufschub und Vorbedingung – allein durch das Geschenk unverdienter Gnade. »Jesus, denk an mich« – Er denkt auch an uns. Er schaut auch uns an, mit demselben Blick wie den Verbrecher, mit einem Herzen, das liebt und vergibt, und er nimmt sich unser an, mit offenen Armen. Wahrer Friede ist ein göttliches Geschenk und kein äußerer Zustand, so wenig wie sich wahre Macht und Größe äußerlich ablesen lassen; Friede und Macht sind innere Einstellungen: Sie wachsen durch Demut, Liebe und die Bereitschaft, einander zu vergeben. Wenn wir echten Frieden in der Welt wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen.
Fürbitten
Aus Schwachheit und Not rufen wir wie der Schächer am Kreuz voll Zuversicht zu dir, o Gott:
– Für die Christenheit, die in Glaubensfragen zerstritten ist, und für alle, die sich ökumenisch engagieren. – Stille – Gott, unser Vater: – Für jene, die für Frieden und Freiheit ihre Stimme erheben und nach Wegen der Vergebung und Versöhnung suchen. – Stille – Gott, unser Vater: – Für jene, die enttäuscht und verzweifelt sind und um einen Neuanfang ringen. – Stille – Gott, unser Vater: – Für jene, die von Krankheit und Leid gezeichnet sind und denen das Leben zur Last geworden ist. – Stille – Gott, unser Vater: – Für jene, die ihre Lebenskraft in die Pflege anderer stellen und ihnen durch ihr Glaubenszeugnis Mut machen. – Stille – Gott, unser Vater: – Für unsere Verstorbenen und für jene, die allzu früh und auf tragische Weise aus dem Leben gerissen wurden. – Stille – Gott, unser Vater:
Gütiger Gott, wir vertrauen darauf, dass deine Liebe alles zum Guten wenden kann und du unsere Wege mitgehst, heute und morgen, bis in Ewigkeit. Amen.
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Christoph Böttigheimer |
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