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Leseprobe 2 |
Weihetag der Lateranbasilika |
Weltkirche ist Gemeinde |
Lesejahr A – B – C |
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Beitrag zur Lesung
Einführung
Einmal im Jahr, am 9. November, begehen wir den Weihetag der Lateranbasilika in Rom, der »Mutter und dem Haupt aller Kirchen des Erdkreises«. Sie war als römische Bischofskirche der erste offizielle Kultbau von Kaiser Konstantin. Jetzt konnten die Christen ihren Glauben an den auferstandenen Herrn in aller Öffentlichkeit bekennen. Davor mussten sie heimlich in Privathäusern oder in den Katakomben zusammenkommen. Der Weihetag der Lateranbasilika wird im gesamten Bereich der römischen Liturgie gefeiert, um ein Zeichen der Liebe und der Einheit gegenüber dem Bischof von Rom und der Kirche von Rom zu setzen.
Vorüberlegungen
Es ist naheliegend, am Weihefest der ersten römischen Kirche zu betonen, dass die Kirche nicht aus toten Steinen, sondern aus lebendigen Menschen besteht. Das war das Thema des Paulus in seinen Korintherbriefen an die Groß- und Hafenstadt Korinth. Seine Worte sind ein Beispiel, wie Paulus Gemeinde baut und führt. Immer wieder begegne ich Menschen und Frauen, engagierten Mitchristen, die große Probleme mit der Kirche haben. Sie leiden unter der wachsenden Entfremdung zwischen kirchlicher Basis und der Kirchenleitung. Am Fest der Weihe der Lateranbasilika könnte der ganze Bau-Komplex der Kirche in den Blick kommen. Vielleicht hilft ein nüchterner Blick auf die Kirche, ein wenig zu ahnen, was »Kirche aus lebendigen Steinen« bedeuten kann.
Predigt Zum Text: 1 Kor 3,9c–11.16–17 (2. Lesung)
Die Gründung und der Aufbau einer Gemeinde ist für den Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth ein zentraler Punkt. Erweitert man den Wortlaut des Textes dahin, dass die christliche Gemeinde nicht nur oder erst in der Ortsgemeinde beginnt, sondern »Gemeinde« das Leben miteinander in der Weltkirche bedeutet, dann erhält der Text eine weitergehende Bedeutung. In diesem Jahr haben wir die Aufmerksamkeit und die Anteilnahme der ganzen Welt an unserer Kirche beim Tod von Papst Franziskus und bei der Wahl und Einsetzung des neuen Papstes Leo XIV. erfahren dürfen. Vielen Katholikinnen und Katholiken hat sich dabei das Gefühl mitgeteilt, einer weltumspannenden Kirche zuzugehören. Wir nennen uns Katholiken und sind Glieder der katholischen Kirche. Katholisch sein bedeutet: Glied der Welt- oder Universalkirche zu sein. Dieses universale Verständnis von Kirche verdanken wir vor allem dem Völkerapostel Paulus. Aber in einer Universalkirche gibt es immer wieder Spannungen und gegenseitige Verwerfungen. Aufgabe des Petrusdienstes ist es, Spannungen, die die Einheit gefährden oder gar aufheben, zu verhindern oder zumindest zu vermindern. Der Bischof von Rom ist im Lauf der Geschichte der Garant der Einheit geworden unter den in der Welt verstreut lebenden Katholiken. Er ist die Klammer, die das Ganze zusammenhält. Der Dienst der Einheit und der Leitung in der Universalkirche muss aber der Gefahr des Zentralismus vorbeugen. Papst Franziskus hat mit dem Gedanken der Synodalität eine Wende eingeleitet. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die Bedeutung der Ortskirchen zu stärken. Auf diese Weise soll der Uniformität in der Kirche entgegengetreten werden. Kirche soll bunt und vielfältig sein.
Gottes Bau
»Ihr seid Gottes Bau«, sagt der Apostel Paulus. Welche Gaben bringen wir in diesen Bau ein, was ist unser Beitrag für das Leben miteinander in der Kirche? Der Bau, an dem alle an ihrem Platz arbeiten, damit es im Zusammenspiel ein stabiles, schönes Haus wird: Es ist das bekannte Bild, das uns daran erinnert, dass wir einander brauchen. Es kommt nur etwas Gutes für die Gemeinschaft heraus, wenn alle ihren Beitrag leisten. Nicht alle tun das Gleiche, die Vielfalt macht es, die unterschiedlichen Fähigkeiten und Ideen und Kräfte. Es ist ein Idealbild, an dem wir oft scheitern – und doch ein Leitbild für jede gelingende Gemeinschaft, gerade aber für die Kirche. Das Besondere an dieser Gemeinschaft: Wir bauen nicht auf unseren Vorstellungen und Ideen, sondern auf denen Gottes. Wir bauen mit an seinem Bau. Wir müssen uns auch nicht selbst einen tragfähigen Grund suchen, der ist schon gelegt. Christus ist der Grund, auf dem wir bauen. Unser Glaube an ihn ist der feste Grund, auf dem unser Lebenshaus steht und Halt findet. Das Entscheidende ist, dass wir diesen Grund nicht aus dem Blick verlieren und uns immer wieder darauf besinnen, warum wir tun, was wir tun, warum wir mitarbeiten an Gottes Bau. Wir sind seine Mitarbeitenden. Um ihn geht es. Und um Raum für seinen Geist in uns, damit er wirken kann und gedeihen lässt, was wir beitragen.
Gemeinsames Bekenntnis
Paulus erinnert an das gemeinsame Fundament. Er erinnert daran, was die Gemeinschaft aller Christen begründet und ihr Orientierung und Zusammenhalt gibt. Es ist das gemeinsame Bekenntnis zu Jesus Christus. Und nur auf diesem gemeinsamen Fundament sind dann auch verschiedene Gestalten und Entwürfe möglich, die einander nicht ausschließen, sondern ergänzen. Die Kirche ist in den Augen des Paulus immer eine Baustelle. Und wenn heute Bischöfe und Synoden, Kirchengemeinderäte und Pfarrer, Ehrenamtliche und Hauptberufliche sich viele Gedanken über neue Strukturen machen, ist immer wieder die Erinnerung nötig, dass bei allen klugen Gedanken mit Jesus Christus schon ein tragfähiges Fundament da ist und alle Überlegungen sich an diesem Fundament zu orientieren und darauf aufzubauen haben.
Mitarbeit aller
Mitarbeiter Gottes – das sind gerade in der weltweiten katholischen Kirche nicht nur hauptamtlich mit einem kirchlichen Auftrag versehene Menschen. Mitarbeiter Gottes sind auch Mütter und Väter, die mit ihren Kindern ein Gute-Nacht-Lied singen oder mit ihnen zu Tisch beten. Mitarbeiter Gottes sind alle, die dazu helfen, dass Menschen heranwachsen, die voll Vertrauen danken können für alle guten Gaben, die sie empfangen haben. Mitarbeiter Gottes sind auch solche, die einen kranken Menschen pflegen oder besuchen und ihn auch dann noch achten, wenn er schwach ist. Zu den Mitarbeitern Gottes gehören alle, die anderen Menschen noch eine Ahnung von Gottes Güte und die Einsicht in den Glauben an Gott vermitteln. Es ist ein Zeichen der Menschenfreundlichkeit Gottes, dass er trotz unserer Schwachheit und Zurückhaltung viele Menschen als Mitarbeiter haben will. Auf vielen Kontinenten unserer Erde werden Christen und Christinnen deshalb nicht müde, nach neuen Mitarbeitern Ausschau zu halten und zur Mitarbeit einzuladen, Junge und Alte, Männer und Frauen. Wir stehen in einer Zeitenwende. Wenn die Zeichen nicht trügen, erleben die christlichen Kirchen in unserem Land einen Prozess der Prüfung von unbekanntem Ausmaß. Vielleicht brauchen wir da gerade das Bewusstsein, zu einer Welt umspannenden Gemeinschaft zu gehören. Auch wir in unserem Land sind gemeint, wenn das dritte Hochgebet der Eucharistie formuliert: »Bis ans Ende der Zeiten versammelst du dir ein Volk, damit deinem Namen das reine Opfer dargebracht werde vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang.«
Fürbitten
Herr, unser Gott. Du hast uns zu einer Gemeinschaft berufen, wir sind deine Gemeinde, deine Kirche. Wir bitten dich:
– Lass die Christen begreifen, was es heißt, einmütig zu sein, damit sie die Einheit deiner Kirche nicht aus dem Blick verlieren. Herr, unser Gott: (Wir bitten dich, erhöre uns.) – Lass unsere Gemeinde einsehen, dass Menschen auf verschiedene Weise zu dir kommen, dem Ziel ihrer Wege. Herr, unser Gott: – Lass alle, die Verantwortung in der Kirche tragen, darauf vertrauen, dass Gottes Kraft in der Schwachheit zur Vollendung kommt. Herr, unser Gott: – Schenke Papst Leo Weisheit, Vertrauen und Großmut für seinen Dienst und hilf ihm, sein Amt so zu führen, dass es der Einheit der Kirche und dem Frieden unter den Völkern und Menschen dient. Herr, unser Gott:
Herr, unser Gott, dir empfehlen wir unsere ganze Kirche. Stärke uns als Brüder und Schwestern, dass wir uns gegenseitig auf dem Weg zu dir begleiten. Durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.
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Johannes Kreidler |
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