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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 2
Pfingstsonntag
Was ist schon für immer?
Lesejahr A – B – C
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Manchmal muss man an Dinge erinnert werden. Wir vergessen, weil wir abgelenkt waren, weil wir Unangenehmes aufschieben wollen oder weil der innere Schweinehund uns auf die Couch statt zum Sport treibt. Dann tut es uns gut, wenn jemand uns und unserem Gedächtnis auf die Sprünge hilft. Auch Jesus wusste, dass wir einen solchen Helfer brauchen, wenn es um das geht, was er uns ins Herz legen wollte: seine Botschaft der Liebe, des Gottvertrauens und des Lebens. Dieser Helfer ist der Heilige Geist. Seine Aufgabe ist es nicht so sehr, uns an etwas Vergangenes zu erinnern, sondern uns zu helfen, unsere Gegenwart im Licht der Botschaft Jesu zu deuten und zu verändern.

Kyrie-Ruf

Herr Jesus Christus, du lädst uns ein, deine Gebote zu halten aus Liebe zu dir.
Herr, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, du bittest den Vater um den Beistand des Heiligen Geistes.
Christus, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, du willst in unseren Herzen wohnen.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Allmächtiger Gott,
im Geheimnis des Pfingstfestes versammelst du Menschen aus allen Völkern und Nationen in deiner Kirche.
Erfülle unsere Welt mit den Gaben des Heiligen Geistes und entfache neu die Leidenschaft für das Evangelium in allen, die an dich glauben.
Durch Christus, unseren Herrn.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 342 »Komm, Heilger Geist, der Leben schafft«

Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 312/2 »Sende aus deinen Geist« mit Psalm 104 (103),1–2.24–25.29–30.31.34 und GL 174/1 »Alleluia«

Gesang zur Gabenbereitung
GL 188 »Nimm, o Gott, die Gaben, die wir bringen«

Gesang zur Danksagung
GL 445 »Ubi caritas«

Schlusslied
GL 346 »Atme in uns, Heiliger Geist«

Vorüberlegungen

Die Perikope des heutigen Sonntags gehört zur ersten der drei Abschiedsreden Jesu im Johannesevangelium. Eingebettet zwischen Fußwaschung und Passion reflektieren sie den bevorstehenden Tod Jesu, den dieser im Licht der Auferstehung und der Verheißung seiner Wiederkunft für die Jünger deutet. Auch wenn Jesus nun von ihnen Abschied nehmen muss, bleiben sie nicht allein. Denn wenn sie aus Liebe zu ihm seine Gebote halten, wird Jesus den Vater um den bleibenden Beistand bitten, der die Erinnerung an ihn und seine Lehre in den Jüngern lebendig hält. Mehr noch, mit dem Heiligen Geist werden Jesus selbst und der Vater zu ihnen kommen und bei ihnen wohnen. Liturgisch ist damit der Bogen zum nächsten Sonntag geschlagen, an dem die Kirche das Geheimnis des dreifaltigen Gottes feiert.
Die folgende Predigt greift eine Formulierung aus der Verheißung Jesu auf, dass der Beistand »für immer« bei den Jüngern sein wird, und kontrastiert sie mit der Erfahrung der Unsicherheit des Wandels, sowohl im persönlichen als auch im gesellschaftlich-politischen Bereich.

Predigt

Zum Text: Joh 14,15–16.23b–26 (Evangelium)

Wehmut, Trauer und Verunsicherung: Abschied im Persönlichen …

Was ist schon für immer? Normalerweise denken wir an diesen Satz, wenn wir von einem lieben Menschen Abschied nehmen müssen. Er kann uns auch sorgenvoll in den Sinn kommen, wenn sich im Alter die ersten Wehwehchen einstellen oder wir uns um unsere Gesundheit sorgen müssen. Oder er kommt uns mit einem wehmütigen Seufzer über die Lippen, wenn wir uns an unsere jüngeren Tage erinnern, als wir noch voller Energie und Tatendrang waren, als der Himmel voller Geigen hing und uns das Leben heiter und voller Möglichkeiten erschien. Es sind die großen und kleinen Päckchen, die uns das Leben auflädt und die wir alle mit uns herumschleppen. Was, ja was ist schon für immer?

… und Weltpolitischen

Die Frage hat in den letzten Monaten und Jahren aber noch auf einer anderen Ebene eine ganz neue, düstere Aktualität gewonnen. Was sich derzeit gesellschaftlich und weltpolitisch abspielt, hätte sich bis vor kurzem niemand vorstellen können. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und auf der Grundlage der bitteren Kriegserfahrungen hatte sich ein transatlantisches Bündnis etabliert, das Europa Sicherheit und Wohlstand garantierte. Für den Einzelnen bedeutete dies, dass das Leben – mit allen persönlichen Höhen und Tiefen – relativ planbar war. Die Nachkriegsgeneration konnte darauf vertrauen, dass es mit harter Arbeit stetig und verlässlich bergauf geht. Dieses Vertrauen ist durch viele Entwicklungen längst erschüttert worden. Heute aber müssen wir befürchten, dass uns das genommen wird, was die Grundlage und erste Voraussetzung unseres Wohlergehens ist: der Frieden. Die Menschen in der Ukraine müssen den Krieg schon seit Jahren erdulden. Hunderttausende hat er Gesundheit und Leben gekostet, Millionen mussten fliehen. Jetzt rückt der Krieg näher an uns heran. Wir leben fürwahr in einer Zeitenwende. Wir dachten, es würde für immer so weitergehen. Was gilt jetzt noch? Es ist, als hätte uns jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Wenn Sie momentan schlecht schlafen, sind Sie nicht allein.

Die Erfahrung, dass sich Negatives umkehren kann

In dieser Situation großer Unsicherheit und tiefgreifender Veränderungen sagt uns Jesus heute, dass wir uns auf etwas Bleibendes verlassen können, auf einen Beistand, der für immer bei uns sein wird. Christen und Christinnen zu allen Zeiten haben versucht, das Wirken des Heiligen Geistes in ihrem Leben in Worte zu fassen. Es ist die Erfahrung, dass Negatives sich wider Erwarten umkehren kann, dass finstere Nacht zerrissen wird, dass Dürre sich in Leben verwandelt, dass kalte Verhärtung durch Wärme gelöst wird, dass das Antlitz der Erde neu wird. Davon könnten wir im Moment eine große Portion vertragen, gern auch mit Nachschlag. Jesus ermutigt uns immer wieder, um die Hilfe Gottes zu bitten. Und Beten ist jetzt angesagt.

In schweren Zeiten: das Wahre, Gute und Schöne suchen


Aber nehmen wir noch ein Zweites aus dem Evangelium für unsere Zeit mit. Jesus sagt: »Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.« Er traut uns also zu, dass wir selbst etwas bewirken können. Thomas von Aquin wird der Satz zugeschrieben: »Für Wunder muss man beten, für Veränderungen muss man arbeiten.« Was aber können wir tun? Dazu drei Gedanken:

• Vieles von dem, was uns politisch und gesellschaftlich um den Schlaf bringt, liegt nicht in unserer Hand. Die großen Entscheidungen werden in den Hauptstädten und Machtzentren dieser Welt getroffen. Wir Bürgerinnen und Bürger sind aber aufgerufen, das Handeln der Politikerinnen und Politiker kritisch – und nicht nur empört – zu begleiten. Lassen Sie sich nicht von den Nachrichten überwältigen. Suchen Sie sich ein Thema aus, das Sie interessiert, und informieren Sie sich möglichst breit und aus seriösen Quellen. Denken Sie daran, dass wir der Wahrheit verpflichtet sind. Der Vater der Lüge ist der Teufel (Joh 8,44).
• Schauen Sie sich um und suchen Sie nach Möglichkeiten, sich zu engagieren. Man darf dabei gern groß denken, muss es aber nicht – und wenn das Projekt zu groß ist und die eigenen Kräfte übersteigt, sollte man es auch nicht machen, sonst wird es zu einer bequemen Ausrede. Jeder nach seinen Möglichkeiten. Ein einfacher, regelmäßiger Anruf bei einem einsamen Menschen kann dessen Leben verändern. Und Gutes tun, das weiß schon das Alte Testament, tut gut. Gutes zu tun und dabei Veränderungen zu sehen, macht Mut.
• Und schließlich: Gerade in schwierigen Zeiten brauchen wir das Schöne. Vergessen wir nicht, uns das zu gönnen, was uns Freude bereitet: ein Spaziergang in der Natur, ein Konzert, ein Fußballspiel – auf dem Rasen oder vor dem Fernseher, ein Essen mit Familie und Freunden, den Hund streicheln, die Wohnung aufräumen und ein Bild oder einen Gegenstand, der uns etwas bedeutet, wieder ins rechte Licht rücken. Daraus schöpfen wir viel Kraft, und die brauchen wir. Denken Sie daran, dass Sie die Erfahrung von Schönheit auch anderen schenken können. Freude ist ansteckend.

Damit uns das alles gelingt, sind wir, wie immer, auf Gott angewiesen. Aber in all diesem ist er bei uns, für immer.

Fürbitten


Guter Gott, du verheißt uns deinen Geist, der die Kraft hat, unsere Welt zu verändern. Wir bitten:

– Um Mut, Vertrauen und Freude, wo Menschen sich in deine Nachfolge begeben.
(GL 345/2 »Veni Sancte Spiritus«)
– Um Einsicht und Weisheit, wo Herzen verhärtet sind und Situationen aussichtslos erscheinen.
– Um Frieden, wo Krieg und Hass Völker zerreißen.
– Um deinen Beistand, wo Menschen trauern und leiden.
– Um neues Leben, wo der Tod uns von Menschen trennt, die wir lieben.

Denn dein Geist, Herr, hat uns erschaffen und unser Heil ist deine Freude. Wir loben dich und danken dir durch Christus unseren Herrn. Amen.

Sabine Schratz

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