archivierte Ausgabe 6/2015 |
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Leseprobe 1 |
20. Sonntag im Jahreskreis |
Lesejahr B |
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Er stillt unseren Hunger – auf seine Weise!
Beitrag zum Evangelium
Einführung
Zur Feier des Glaubens, zum Mahl unseres Herrn Jesus Christus sind wir zusammengekommen. Wir – Menschen auf dem Pilgerweg unseres Lebens. Unser Herr begegnet uns hier nicht nur als Lehrer, der uns gute Worte mit auf den Weg gibt und uns durch sein Beispiel bestärkt. Er will uns vielmehr Nahrung schenken, Wegzehrung. Ja, er selbst will uns zur Speise werden, die uns wahrhaft leben lässt. Ob wir das je begreifen werden? Ob wir uns zuinnerst davon berühren lassen, wie sehr er um uns besorgt ist, wie tief er uns anrühren will? Treten wir voller Zuversicht hinzu, rufen wir ihn, den Herrn, an, bitten wir um sein gnädiges, liebevolles, stärkendes Entgegenkommen:
Kyrie-Ruf (nach Versen von Psalm 145) Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit. Herr, erbarme dich. Du öffnest deine Hand und sättigst alles, was lebt, nach deinem Gefallen. Christus, erbarme dich. Gerecht ist der Herr in allem, was er tut, voll Huld in all seinem Wirken. Herr, erbarme dich. Mein Mund verkünde das Lob des Herrn. Alles, was lebt, preise seinen heiligen Namen, immer und ewig. Tagesgebet Messbuch – 20. Sonntag im Jahreskreis
Dankgebet Herr, wir danken dir für das Geschenk des Lebens. Wir danken dir für Brot und Wein und für den Tisch, an dem du uns bewirtest. Wir danken dir, dass unser Leben keine Irrfahrt ist, sondern ein Heimweg zu dir. Und wir danken dir, dass wir leben dürfen, ohne uns in Angst zu verzehren, denn in deinem Sohn Jesus Christus bist du an unsere Seite getreten und er wird uns selbst zur Nahrung, zur Quelle der Lebenskraft. So verlassen wir uns auf dich und gehen zuversichtlich unseren Weg. Der du lebst und in Liebe waltest, jetzt und immer und in Ewigkeit.
Vorüberlegungen
Zum Text: Joh 6,51–58 (Evangelium)
Eine Schlüsselstelle in der Brotrede Jesu Christi nimmt diese Perikope ein: dass Jesus Christus selbst das Brot des Lebens für uns ist. Voran steht in Joh 6,51 die Zusage und zugleich Zumutung Jesu, dass er in seiner leibhaften Menschlichkeit, in seinem »Fleisch«, das Leben für die Welt bedeute. An Jesus Christus glauben heißt darum: Ihn als den leibhaftig erschienenen Offenbarer anzunehmen, der sein Leben, sein Fleisch und sein Blut hingibt – aus Liebe – und der gerade so zur Quelle des Lebens wird. »Handgreiflich« wird uns dies, sooft wir ihm im eucharistischen Mahl, dem Zuspruch und Anspruch Jesu begegnen. Daraufhin führen die Verse Joh 6,53–56, die wohl einen alten, schon bei der frühen Abendmahlliturgie verwendeten Hymnus darstellen. Die Verse sprechen vom Gewinn des ewigen Lebens, also der Vollendung des Lebens. Darin erweist sich die Kraft dieser Speise und dieses Tranks. Die Verse sprechen von der intensiven und engen Verbundenheit zwischen den Glaubenden und ihrem Herrn, vom »Bleiben« in ihm. Dies beginnt mit dem Bleiben in seinem Wort, und es verdichtet sich im Empfang der Speise und des Tranks. Dieses Bleiben eröffnet eine ungeahnte und nicht menschenmögliche Chance der Erfüllung des Lebens. Das Essen des Brotes, die Teilnahme am eucharistischen Sakrament ist also nicht nur ein äußeres, instrumentales Geschehen, sondern es hat seine Tiefendimension und bewirkt eine Vertiefung des personalen Bezugs zum Erlöser und Herrn. Die Teilnahme an dieser Speise, an Jesus Christus, ist unendlich mehr und unendlich realer als jede wunderbare Speisung zuvor (Joh 6,58). Sie ist nämlich Teilnahme am Leben Gottes. Alle Erwartung und Hoffnung Israels findet hier ihre Erfüllung.
Predigt
Ein Hunger ist in uns allen
Die Samstagszeitungen, die Flyer im Briefkasten, die Plakate ringsum – auf allen »Kanälen« wird mir vermeldet, was jetzt am Samstag und Sonntag wieder geboten ist und was mein Leben lebenswert macht: Feiern, Jubiläen, Heckenfeste und offene Besenwirtschaften, Veranstaltungen, Märkte und besondere Events … Es ist schon toll, wie vielfältig das Leben pulsiert, in unseren Breiten. Bei weitem nicht alle unsere Menschengeschwister können dieses reiche Leben genießen. Hier bei uns nicht; und nicht in der weiten Welt. Die Gefahr hierzulande: Viele suchen in unserer Spaßgesellschaft ständig nach mehr Abwechslung – und dennoch langweilen sie sich zu Tode. Da kann das Leben noch so üppig und großartig sein, es bleibt doch leer. Bei all den Möglichkeiten und Verlockungen, die das Leben uns bereithält – es ist die Gefahr, dass wir am Ende ärmer dastehen, taub für die Stimme des eigenen Herzens und blind gegenüber den Menschen an unserer Seite. Was aber in uns allen ist: Das ist ein tiefer Hunger nach Leben, der Hunger nach Glück und Erfüllung, nach wohltuender Nähe und Geborgenheit, nach Ansehen und Beziehung, nach Freude und Genuss. Ein Hunger, eine Sehnsucht, die nie ganz zu stillen ist! Macht das nicht gerade unser Menschsein aus, dass wir diesen Hunger in uns spüren? Einen Hunger, der letztlich unbefriedigt, unersättlich ist und der uns fragend, suchend und sehnsüchtig macht – zuinnerst? Wo gehen wir hin mit dieser tiefinneren Sehnsucht, mit dem Sehnen, mit dem Hunger in uns?
Einer, der unseren Hunger stillen kann und will
Der Evangelist Johannes lässt uns heute Jesus Christus begegnen, der uns auf unser Suchen und Sehnen nach Leben eine Antwort gibt. Denn Jesus Christus sagt: »Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat ewiges, erfülltes Leben!« Er will also, dass wir ihn in uns aufnehmen, ihn verkosten, ihn uns einverleiben. Er verspricht uns, dass wir damit eine neue Lebensqualität gewinnen. Er sagt: »Empfangt von mir! Nehmt alles in euch auf, was ihr bei mir findet! Alles, was ich in meinem ganzen Leben, mit Fleisch und Blut, mit Haut und Haar gelebt habe! Das soll euch zur Nahrung werden. Wenn ihr mich in euch aufnehmt, wenn ihr euch ganz von mir durchdringen und erfüllen lasst, dann wird euer Leben wirklich zu einem erfüllten Leben werden. Dann werdet ihr spüren, dass dieses Leben einen tiefen Sinn hat und dass es sich zu leben lohnt.« Was aber ist sein Brot, das er an uns übermitteln will? Was ist sein Fleisch und sein Blut für uns? Sein Fleisch und sein Blut: dass er ganz aus dem Vater lebt, aus einer ganz tiefen und innigen Verbundenheit und Vertrautheit mit ihm. Dass er mit allen Fasern seines Herzens, seines Denkens, Fühlens und Empfindens im Urgrund seiner Liebe wurzelt. Das will er an uns weiterschenken. Das will er in uns einpflanzen. Das ist sein Brot, das uns Kraft gibt gegen die Ängste, gegen die Leere. Das ist sein Brot, das uns die Ausdauer gibt, unser Leben mit seinen unfertigen Seiten anzunehmen. Das Brot, das uns Rückhalt gibt und uns fähig macht, selbstbewusst zu uns zu stehen, so wie wir von Gott gewollt und wie wir geworden sind. Sein Fleisch und sein Blut: Aus der Gottesverwurzelung entspringt bei Jesus Christus eine rückhaltlose Liebe zu den Menschen: Für sie hat er sich verausgabt! Für sie hat er sein Leben eingesetzt. Mit dieser Liebe wollte er alles »hinweglieben«, was das Leben gefährdet und zerstört. Sein Fleisch und sein Blut: Das ist Versöhnung statt Feindschaft, Barmherzigkeit statt Verurteilung, Mitleiden und Mittragen statt Zurückschlagen. Mit dieser, seiner innersten und rückhaltlosen Liebe zu Gott und den Menschen will er uns nähren. Das soll bei uns in Fleisch und Blut übergehen und uns frei machen von allem fruchtlosen Kreisen um uns selbst und allem interesselosen Vorbeileben an unserem Nächsten. Das ist sein Brot. An uns liegt es, seine Speise anzunehmen, sein Angebot, seine Einladung.
Wollen wir uns von ihm nähren lassen?
Schon Jesu Zeitgenossen haben sich mit diesem Angebot schwer getan. Sie haben sich daran gestoßen. Er hat ihren Erwartungen nicht entsprochen. Und wir? Wie offen und wie bereit sind wir, sein »Brot« zu essen, uns von ihm nähren zu lassen, uns bei ihm Lebenskraft zu holen? Womöglich fällt es uns ja geradeso schwer wie den Damaligen. Denn intuitiv spüren wir, dass uns diese Speise ja auch etwas abverlangen wird. Dass es nicht zum Honigschlecken wird, uns seine Speise, sein Fleisch, einzuverleiben und sein Blut zu trinken. Denn diese Speise will uns verändern; sie will in uns eine neue Sensibilität wachrufen, eine neue Aufmerksamkeit für Gott und für die Menschen. Da wird die Gleichgültigkeit, die Gedankenlosigkeit nicht mehr möglich sein, in der wir sonst manchmal so dahinleben! Da werden die Selbstgenügsamkeit und die Ichbezogenheit keinen Platz mehr haben. Wahrhaft: Jesus Christus will uns zur Speise werden, er will unserem Leben eine neue Richtung weisen. Wollen wir seine Speise annehmen? Wollen wir ihn wirklich an uns heranlassen?
Und wo lässt er sich für uns finden?
Letztlich stellt sich uns diese Frage jedes Mal, wenn wir uns hier treffen zur Feier der Eucharistie, wenn wir sein Wort hören: Das ist mein Leib! Das ist mein Blut! Da merken wir: Es reicht nicht, dass wir diese Feier rein äußerlich und ganz routiniert absolvieren. Es reicht nicht, dass wir die Rituale ordentlich begehen. Wir spüren. Es geht nicht primär darum, darüber zu diskutieren, wer denn nun zu diesem Mahl zugelassen ist und wer nicht. Das Angebot Jesu ist ein sehr großzügiges Angebot. Und es ist für jeden da, der mit einem offenen Herzen Jesus Christus entgegentritt und sich seiner Herausforderung und seiner liebevollen Zusage stellt. Darauf kommt es an: Sich von ihm beschenken, nähren, befruchten und verwandeln zu lassen. Jedenfalls ist Jesu Mahl nicht die Belohnung für ein gutes und anständiges Verhalten. Es ist seine Antwort auf den Hunger nach Leben in uns. Ist genug Hunger nach Leben in uns? Genug Sehnsucht nach einem ganzen und geglückten Leben? Treten wir doch ein in die Begegnung mit ihm. Trauen wir ihm zu, dass er uns auf seine Weise eine neue Lebensfülle und Lebensweite schenken kann! Natürlich wissen wir: Wenn wir hier zur Tischgemeinschaft Jesu zusammenkommen und seine Gabe in uns aufnehmen, wird uns das nur in sehr kleinen Schritten voranbringen in der Erfüllung unseres Hungers nach Leben. Aber wir können erahnen, dass die ganze und volle Erfüllung auf uns wartet bei dem Vater, von dem Jesus Christus ausgeht. Für uns ist das keine Fata Morgana unserer Wunschträume, sondern das große Ziel. Dem entgegenzugehen – das lohnt sich.
Liedvorschläge Gesang zur Eröffnung GL 148 »Komm her, freu dich mit uns« Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium GL 39/1 »Kostet, kostet und seht: Gut ist der Herr« mit Versen aus 39/2 (Psalm 34) oder GL 346 »Atme in uns, Heiliger Geist« und GL 174/8 »Halleluja« mit Vers aus Joh 6,56 Gesang zur Gabenbereitung GL 484 »Dank sei dir, Vater« Gesang zur Kommunion GL 213 »O heilge Seelenspeise« Dankhymnus/Schlusslied GL 389 »Dass du mich einstimmen lässt«
Fürbitten In dieser Feier, in der uns der gütige Herr an den vollgedeckten Tisch des Wortes und des Brotes geladen hat, wollen wir Fürbittehalten. Mit einer kurzen Gebetsstille antworten wir auf die einzelnen Fürbitten:
- Wir beten für alle, die heute nicht mit uns feiern, aber gerne hier wären, wenn sie nicht durch Krankheit, Alter, Beruf oder den Dienst an den Menschen daran gehindert wären. - Wir beten für alle, die nicht mit uns feiern, weil sie im Laufe ihres Lebens die Freude am Gottesdienst und den Kontakt zu dir, Herr, verloren haben. - Wir beten für alle, die von Ängsten, Traurigkeit und Gewissensbissen geplagt werden und die sich in ihrem Herzen nicht für deine liebevolle Nähe auftun können. - Wir beten für die, die im Miteinander der Völker beauftragt sind, Konflikte zu lösen und die Zukunftsfragen der Menschheit zu bearbeiten, und die dabei oft selbst so hilflos wirken. - Wir bitten für die Flüchtlinge auf dieser Erde, die vor der Gewalt in ihrer Heimat fliehen oder sich aus Sehnsucht nach einem glücklichen Leben auf den Weg machen.
Deine Liebe, Herr, gilt allen und sie ist da zu jeder Stunde. Darauf vertrauen wir und bereiten nun den Tisch, wie es uns dein Sohn Jesus Christus aufgetragen hat. Du aber sei in unserer Mitte. Der du lebst und wirkst in alle Ewigkeit. Amen.
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Wolfgang Schrenk |
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