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Leseprobe 1 |
Siebter Sonntag der Osterzeit |
Ist das drin, was drauf steht? |
Lesejahr C |
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Beitrag zum Evangelium
Einführung
Eine Woche vor dem Pfingstfest hören wir von Jesus, wie er für die Jüngerinnen und Jünger und die Gemeinde um den Geist der Einheit betet. Jesus weiß, dass die Menschen in seinen Reihen verschiedene Charaktere haben. Er hat erlebt, wie schwierig es dadurch sein kann, miteinander in Einheit zu leben. Wie kann eine solch durchmischte Gemeinschaft auf andere authentisch und anziehend wirken? Eine Frage, die auch für uns als Kirche heute hochaktuell ist.
Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du bittest um den Geist der Einheit für uns. Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du willst, dass wir mit dir verbunden sind. Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du liebst uns, wie der Vater dich geliebt hat. Herr, erbarme dich.
Tagesgebet
Gott, dein Sohn Jesus Christus hat mit seinem liebevollen Blick Menschen gestärkt. Schenke uns die Gnade, durch Jesu liebevollen Blick eins mit uns selbst und im guten Miteinander mit unseren Mitmenschen zu sein. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt in Ewigkeit.
Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung GL 148,1–3 »Komm her, freu dich mit uns«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium GL 437,1–4 »Meine engen Grenzen« und GL 584/8 »Halleluja«
Gesang nach der Predigt GL 481,1–3.7 »Sonne der Gerechtigkeit«
Gesang zur Gabenbereitung GL 414,1–4 »Herr, unser Herr, wie bist du zugegen«
Gesang zur Danksagung GL 487,1–3 »Nun singe Lob, du Christenheit«
Schlusslied GL 451,1.3 »Komm, Herr, segne uns«
Vorüberlegungen
Das Alltagsbeispiel mit der Flasche Wein sollte zur Predigerin und zum Prediger passen und kann selbstverständlich durch etwas anderes Alltägliches ersetzt werden.
Predigt Zum Text: Joh 17,20–26 (Evangelium)
Guter Wein
Sie kennen eine solche Situation vielleicht auch: Für den Besuch am Abend möchte ich einen guten Wein kaufen. Das Etikett verspricht einen Wein nach meinem Geschmack und hoffentlich auch nach dem meiner Gäste. Kaum ist die Flasche geöffnet, ist ein kleiner Probierschluck im Glas und auf der Zunge. Sofort denke ich mir: »Hm, ja, guter Geschmack.« Ich finde, dass das Etikett mir genau das versprochen hat, was ich nun im Mund schmecke. Ein Glückstreffer! So wie der Wein auf dem Etikett beschrieben wird, passt es ganz gut zum Inhalt der Flasche. Der Inhalt und das Etikett passen zusammen, wie Topf und Deckel. Die Mischung der vielen einzelnen Trauben aus diesem Jahrgang hat sich zu einer harmonischen Einheit zusammengefügt.
Die Begegnung mit Einzelnen
Diese Erfahrung mit dem Wein kann auf einzelne Menschen und Gemeinschaften übertragen werden. Die Hülle eines Menschen spiegelt meist ganz gut, wie es dem Menschen im Inneren gerade geht. Besonders bei starken Gefühlen wie Trauer, Angst, aber auch Freude. Je besser das Innere und das Äußere zusammenpassen, desto authentischer sind wir Menschen. Menschen in unserem Umfeld können unsere Stimmung dann wahrnehmen und darauf reagieren: uns trösten, uns ernstnehmen, besänftigen oder sich mit uns freuen. Die Hülle kann aber auch glänzen und strahlen und das Innere ist am Zerbröckeln oder schon gebrochen. Manch einer von Ihnen kennt die Situation aus dem Alltag: Innerlich bin ich gehetzt und gestresst, muss nach außen hin aber einen gelassenen und freundlichen Eindruck machen. Das ist ein zermürbender Zustand. Wenn wir äußerlich und innerlich nicht im Einklang sind, dann fühlen wir uns meist zerrissen und zwiegespalten. Wir spüren, dass wir in einer Lebensphase sind, in der wir uns unwohl fühlen. Ich denke da an die Redewendung »neben sich stehen«. Sie visualisiert das ganz deutlich, was gemeint ist: »in dem Moment gerade nicht eins sein mit sich selbst«. Unsere Mitmenschen spüren oft ganz schnell, wenn unsere Hülle und unser Inneres auseinandergehen. »Mit dir stimmt doch was nicht«, heißt es dann, oder »Du machst uns doch was vor«. Unserem Umfeld können wir allerdings nicht so leicht was vormachen.
Das Erleben einer Gemeinschaft
Ähnlich erleben wir es, wenn es um eine Gemeinschaft geht. Wenn das Auftreten der Einzelnen und der Gruppe positiv ist, macht das einen authentischen Eindruck. Die Gruppe kann dann auf Außenstehende anziehend wirken. Neugierig und interessiert erkundigen sich Menschen, wie sie in die Gruppe reinschnuppern und vielleicht auch ein Teil der Gruppe werden können. Eine offene Gemeinschaft integriert und sorgt dafür, dass es den Einzelnen in der Gemeinschaft gut geht, jede und jeder gesehen und respektiert wird. Das pflegt und schützt den inneren Zusammenhalt. Etikett und Inhalt sind nach innen und nach außen stimmig.
Jesus betet um die Einheit
Im Johannesevangelium betet Jesus um den inneren Einklang jedes Menschen. Er betet um die Verbindung von mir zu Gott und von mir zu meinen Mitmenschen. Aber er bittet hier nicht nur um die Verbindung, sondern um noch mehr: um das Einssein in der Gemeinschaft untereinander und mit Gott. So wie er, Jesus, mit Gott eins ist, so sollen auch wir eins sein mit Gott. Doch wie kann dieses Einssein gelingen?
Einheit setzt Versöhnung und den liebenden Blick voraus
Einheit setzt voraus, dass wir aufeinander achten, aufeinander zugehen und miteinander versöhnt leben: Verzeihen-können ist ein lebenslanger Prozess. Dabei geht es darum, mit mir selbst versöhnt zu leben, mit meinen Mitmenschen, in einer Gemeinschaft und auch mit Gott: Dazu bedarf es in jedem Fall Geduld und Gelegenheiten. Versöhnung kann anstrengend und mühselig sein, bis wir erkennen, was uns zusammenführen kann. Wenn wir miteinander versöhnt sind, erlangen wir einen neuen, ungetrübten Blick auf uns selbst, unsere Mitmenschen und Gott. Mit einem ungetrübten Blick ist dann noch mehr möglich: der »liebende Blick«. Der »liebende Blick« Gottes auf seine Schöpfung, der immer schon da ist, lässt uns staunen und reifen. So wie die Trauben an den Reben Sonne, Zeit und Geduld brauchen, um miteinander ein guter Wein zu werden. Mit Jesu Christi »liebendem Blick« auf uns werden neue Kräfte in uns wach und dieser Blick öffnet uns neue Perspektiven. Er tröstet, heilt, lässt uns realistischer sein und bringt Innen und Außen wieder in Einklang. Wenn wir unserem Nächsten mit einem »liebenden Blick« begegnen, können wir in ihm Christus erkennen. Dieser liebende Blick auf den Nächsten heilt. Er macht uns bewusst, wie nahe mir der Andere plötzlich ist und wie wertvoll mein Gegenüber ist. Es ist schließlich das, was uns lebendig macht: Je mehr ich bei mir selbst bin, desto mehr kann ich bei meinem Mitmenschen und mit Gott sein.
Ist das drin, was drauf steht?
Nun möchte ich nochmal zu dem Bild mit der Weinflasche zurückkommen, deren Inhalt so wunderbar zum Etikett gepasst hat. Ich stelle mir die Fragen: Wie steht es denn um das Etikett der Kirche? Ist das drin, was drauf steht? Wir, die wir der Kirche angehören, können am besten sagen, was für uns an dieser Gemeinschaft wertvoll und wichtig ist. Wir können das »Etikett« am besten betiteln und der Welt von unseren positiven Erfahrungen erzählen.
Entscheidend ist der Inhalt, der liebevolle Blick aufeinander, in der Gemeinschaft und auf die Welt. Denn daran sollten wir uns messen lassen – vielleicht wird dann für uns und andere spürbar, dass das drin ist, was drauf steht.
Fürbitten
Treuer Gott, dein Sohn Jesus hat um die Einheit unter uns Christinnen und Christen gebetet. Wir bitten dich:
– Für ein friedliches Miteinander und gegenseitigen Respekt zwischen den verschiedenen Religionen der Welt. Gott, unser Vater: (Wir bitten dich, erhöre uns.) – Für ein ehrliches Bemühen um Einheit der Christenheit durch die Leitungen der christlichen Kirchen. Gott, unser Vater: – Für ein erbauliches und respektvolles Miteinander in deinem Geist an der Basis der verschiedenen christlichen Gemeinden. Gott, unser Vater: – Für alle Menschen, die unter Zwist und Streit mit anderen Menschen leiden. Gott, unser Vater: – Für die Verstorbenen: Schenke ihnen das ewige Leben bei dir in deiner Herrlichkeit. Gott, unser Vater:
Darum bitten wir dich, der du uns in unserem Leben durch Jesus Christus begleitest. Amen.
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