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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Ostersonntag
Auferstehung: Transformation des Lebens
Lesejahr A – B – C
Beitrag I zum Evangelium

Einführung

»Frühmorgens, als es noch dunkel war, kam Maria von Magdala zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war« – in der Nacht also geschah die Wende vom Tod zum Leben. Auch wir kommen aus der Nacht und feiern an diesem Morgen Auferstehung, obwohl die Nächte in unserem Leben und in der Welt noch nicht überwunden sind – und damit scheinbar die Botschaft von der Überwindung des Todes Lügen strafen. Denn auch in diesen Tagen wird gestorben und getrauert. Trotzdem feiern wir heute Morgen zu recht unseren Glauben an den Gott des Lebens, der uns nicht für den Tod geschaffen hat, sondern fürs Leben in Gemeinschaft mit ihm. Der auferstandene Christus ist Gottes »Garantie« dafür, dass auch wir mit Christus durch den Tod hindurch zum Leben gelangen, das bleibt – ja, zur Fülle des Lebens bei Gott.

Kyrie-Ruf
So rufen wir zum Kyrios, zum auferstandenen Christus, wie es die Christenheit seit ihrem Anfang tut:
GL 318 »Christ ist erstanden von der Marter alle« oder
GL 163/5 »Herr Jesus, auferstanden von den Toten«

Tagesgebet
Messbuch – vom Tag oder:
Gott, allmächtiger Vater,
du hast deinen Sohn vom Tod auferweckt und mit ihm einen neuen Anfang in deiner Schöpfung gesetzt.
Schenke uns die Freude, deinen Weg zu erkennen in Jesus Christus, unserem auferstandenen Herrn. Lass uns in seiner Nachfolge zur Fülle des Lebens gelangen in der Liebe, die wir erfahren und die wir geben.
So bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung (und zum Kyrie)
GL 318 »Christ ist erstanden von der Marter alle«
Gesang zum Gloria
GL 170,1–3 »Allein Gott in der Höh sei Ehr«
Antwortgesang mit Ruf vor d em Evangelium
GL 66/1 »Das ist der Tag, den Gott gemacht« mit 66/2,1–2.16–17.22–23 (Psalm 118) und GL 643,4–5 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 324 »Vom Tode heut erstanden ist«
Gesang zur Kommunion
GL 331 »Ist das der Leib, Herr Jesu Christ«
Dankhymnus
GL 336 »Jesus lebt, mit ihm auch ich«
Schlusslied/Mariengruß
GL 525 »Freu dich du Himmelskönigin«

Vorüberlegungen

Zum Text: Joh 20,1–18 (Evangelium)

Wer an Ostern zu predigen hat, steht immer neu vor der Frage, was eigentlich das Besondere und Einmalige der Botschaft von der Auferweckung Christi ist. In immer neuen Wendungen singen und sagen wir in Liedern und Gebeten: »Christus hat den Tod besiegt und uns den Zugang zum ewigen Leben erschlossen.« Aber auch vor und außerhalb der christlichen Osterbotschaft gab es den Glauben an das (ewige) Leben bei Gott, an die Aufnahme des Gerechten ins »Land der Lebenden«. »Gott, der Herr, beseitigt den Tod für immer«, sagt schon der Prophet Jesaja. Was ist dann das Besondere der Auferweckung Jesu?

»Er hat zerstört der Höllen Pfort«, singt das Osterlied (GL 326) und nimmt Bezug auf den (in der früheren Fassung viel markanter formulierten) Satz im Credo: »abgestiegen zur Hölle«. Die Auferstehung Christi also gedeutet als Auftakt der allgemeinen Totenerweckung, ja der Überwindung des Todes in der ganzen Schöpfung (»apokatastasis panton«)?

Oder eröffnet die Auferweckung Christi die ganz neue Qualität des Lebens in der Gemeinschaft mit Gott, die »Fülle des Lebens« also, die schon jetzt in diesem Leben beginnt in der Liebe, die Christus verkündet und gelebt hat: »Wir sind (schon jetzt) aus dem Tod in das Leben hinübergegangen, weil wir die Brüder lieben« (1 Joh 3,14)?

Fast schreckt man vor der Predigt zurück, weil man das Ganze, die Höhe und Tiefe der Osterbotschaft gar nicht fassen kann und sich hüten muss vor geschwätzigem theologischen Bescheidwissen über eine Dimension, die unseren Horizont übersteigt. Die folgende Predigt beschränkt sich deshalb auf den Versuch, die Auferstehung Christi – und in seiner Nachfolge auch unsere Auferstehung – als Erfüllung, als »Transformation« dessen zu deuten, was schon in unserem irdischen Leben angelegt ist.

Predigt

Was jenseits des Todes mit uns geschieht, übersteigt unseren Horizont. Wir wissen es nicht. Und so kommt beim Thema »Auferstehung« unser Denken und Reden an Grenzen. In einer bestimmten Hinsicht aber ist Auferstehung leicht begreiflich. Wenn es einen Gott gibt, dann muss es eine Seinsweise jenseits des Todes geben. Anders kann Gott ja nicht sein als in vollem, unverkürztem, todlosem Leben. Auferstehen ist Verpflanztwerden in ein Leben, wie es dort herrscht, wo Gott ist. Die Frage ist nicht, ob es diesen Zustand gibt – es muss ihn geben, wenn es Gott gibt! –, sondern ob der Mensch diesen Zustand erreicht.

Der Vergänglichkeit unterworfen

Das Erreichen des himmlischen Lebens ist dem Menschsein ja nicht eigen. Als ein aus vergänglichem Stoff bestehendes Wesen hat der Mensch keine Aussicht auf Unvergänglichkeit. Es gibt große und noble Menschenbilder, die ohne den Auferstehungsgedanken auskommen. Ja, selbst Gottes Offenbarung in der Bibel – also das, was Menschen von Gott erfahren und erfasst haben – spricht von der Auferstehung nicht schon von Anfang an. Bis weit hinein ins Alte Testament muss das Leben des Menschen auch aufgehen, ohne dass nach dem Tod noch etwas in Aussicht wäre.

Woher die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod?


So wenig also der Mensch von sich aus einen Anspruch hat auf ein Leben nach dem Tod, so hat sich doch langsam die Hoffnung durchgesetzt – wie eine Pflanze, die durch den Asphalt bricht –, dass der Tod nicht das letzte Wort über ein Menschenleben sein kann; und zwar nicht, weil der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen wäre, sondern um Gottes willen. Wenn nämlich Gott den Menschen, auf welche Weise auch immer – durch Evolution, durch kreativen Eingriff – geschaffen hat als Partner, »nach seinem Bild«, dann wäre es eigentlich widersinnig, ja fast ein grausames Spiel, diesen Partner ins Leben zu rufen, ihm nur einen mehr oder weniger kurzen Auftritt auf der Lebensbühne zu verschaffen und ihn dann wieder – Ätsch – kalt lächelnd abtreten zu lassen, als wäre nichts gewesen.

Jesu Auferstehung als Bestätigung dieser Hoffnung

Dass Gott in einem Menschen, in Jesus Christus, unser Menschsein sich zu eigen macht und ihn in der Auferstehung an seine Seite holt, ist wie eine endgültige Bestätigung der Hoffnung auf ein unverwelkliches Leben bei Gott für uns Menschen.

Vorstellen können wir Menschen uns das zukünftige Leben bei Gott nicht. Es übersteigt auch jedes menschliche Vorstellungsvermögen, wie Gott Gemeinschaft mit Milliarden von Menschen pflegen kann. Jesus hat in Bildern gesprochen, die nicht mehr als Andeutungen sein können: die Hochzeit, das Festmahl, ja einfach Leben in nicht mehr steigerbarer Fülle und nicht mehr verlierbarer Sicherheit.

Keine Sehnsucht nach »Droben«?

Man sollte annehmen, dass die Sehnsucht nach dem Droben daraufhin die vorherrschende Stimmung unter den Menschen, zumindest für die Gläubigen das höchste Gefühl ist. Wie erklärt sich, dass es nicht so ist? Während Paulus seiner Gemeinde schreiben konnte, er ziehe es vor, aus dem Leib auszuwandern und daheim beim Herrn zu sein (2 Kor 5,8), sträuben wir uns gegen einen baldigen Umzug. Wir erhoffen einerseits einen Zustand, dem wir andererseits so lange wie nur irgend möglich aus dem Weg gehen!?

Aber ist das so verwunderlich? Wenn es den Menschen gut geht dort, wo sie sind, wollen sie nicht weg. Erst wenn es ihnen schlecht geht, ist das Bedürfnis, die alte Welt zu verlassen, geweckt. Das geht den Bootsflüchtlingen aus Afrika nicht anders als unseren Vorfahren, die zur Hungerszeit nach Amerika ausgewandert sind. Solange man sich in der alten Welt noch Hoffnungen machen kann, will man nicht umziehen in ein unbekanntes Land, mag noch so viel Verlockendes von ihm erzählt werden. Wir dürfen uns nicht wundern, dass es uns mit dem Himmel genauso geht. Je bequemer wir es uns hier machen können, desto reizloser ist der Himmel.

Das spricht aber nicht gegen ihn. Man kann daraus nicht schließen, dass er eine Fata Morgana ist. Und in Zweifel ziehen kann es unseren Glauben an die Auferstehung nicht, dass wir keine Vergleichsmöglichkeiten zwischen dem Leben im Jenseits und dem Leben im Diesseits haben.

Liebe – auf Ewigkeit angelegt

Aber einen Anknüpfungspunkt zwischen hüben und drüben gibt es doch:

Die Botschaft von Ostern sagt ja nicht bloß: Jesus lebt bei Gott – sondern sie sagt: Gott hat Jesus mit dem, was er gesagt und getan hat, wofür er gelebt hat und eingestanden ist, bestätigt. Kurz gesagt: die Liebe, die er verkündet und wahrhaftig gelebt hat – ihr gehört die Zukunft. Die Liebe, die nicht rafft, sondern sich verschenkt, ist die Brücke über den Tod. In ihr leuchtet schon jetzt ein Stück Himmel auf. Ja, alles, was dieses Leben bieten kann, kann man letztlich vergessen gegen die Erfahrung, dass da jemand zu mir sagt: Du bist mir wichtig, ich hab dir zu danken, ich liebe dich! »Verweile, Augenblick, du bist so schön!«, sagen wir dann – weil wir spüren, dass die Liebe auf Ewigkeit angelegt ist. Sie ist ein Vorgeschmack der Lebensfülle, an der uns Gott mit Christus teilhaben lassen will. Die Liebe, die wir empfangen und die wir geben: sie ist das Markenzeichen der Ewigkeit!

Fürbitten
Gott, unser Vater, du hast in der Auferweckung Jesu Christi der Welt und uns Menschen eine Hoffnung eingestiftet, die den Mächten des Todes widersteht. Wir rufen zu dir:

- Erbarme dich deiner Kirche, die Zeugin der Auferstehung ist und doch auch selber um die Kraft des Glaubens ringt.
(GL 156 »Kyrie eleison«)
- Erbarme dich der in Politik und Gesellschaft Führenden, die Verantwortung tragen für Frieden und Gerechtigkeit und im Einsatz dafür auch selbst viel riskieren.
- Erbarme dich der Menschen, die selbstverständlich Tag für Tag für andere da sind – oft über ihre Kraft –, ohne deren Einsatz die Welt aber zur menschlichen Wüste wird.
- Erbarme dich derer, die die Hoffnung verloren haben und in ihrem Leben keinen Sinn sehen können – aber auch derer, die sich im Hass vergraben.
- Erbarme dich der Trauernden, die gerade in diesen Tagen einen lieben Menschen verloren haben.

Lebendiger Gott, dir weichen die Mächte des Todes. Auf dich setzen wir unsere Hoffnung durch Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht heute und in Ewigkeit. Amen.

Thomas Keller

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