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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
Weihnachten – Heilige Nacht
Für uns geboren am Weg
Lesejahr A – B – C
Beitrag II zum Evangelium

Einführung

Obwohl wir es Jahr für Jahr feiern: es bleibt ein Geheimnis, »wer kann es verstehen«?, wie wir zu Beginn gesungen und gefragt haben. Und wir haben ergänzt: Sehet dies Wunder: Gott und der Mensch, Himmel und Erde, Licht und Finsternis sind und bleiben verbunden. Wir bekennen und feiern dies in dieser Heiligen Nacht: In meinem Fleisch und Blute, in meinem Leben, mit dem Frohen und dem Schweren meiner Tage finde ich den, der für uns an unseren Lebenswegen geboren ist: Jesus von Nazaret, Gottes-Sohn und Menschen-Bruder. Zu ihm rufen wir:

Kyrie-Ruf
Herr und Bruder Jesus Christus, es ist gut, sich zu erinnern an deine Leben spendende Verheißung: Ich bin die Wahrheit und der Weg.
Herr, erbarme dich.
Es gibt Mut, zu vertrauen deinem Licht, das Gegenwart und Zukunft erhellt.
Christus, erbarme dich.
Es schenkt Freiheit, zu hoffen, dass du uns nahe bleibst im Leben und im Tod.
Herr, erbarme dich.
Sei in unserer Mitte, menschgewordener Bruder und Herr, und befreie uns von allem, was uns gefangen und gefesselt hält und zeige uns Wege in deinen Frieden. Amen.

Tagesgebet
Lebendiger, menschennaher Gott,
in allem Anfang – Du
in allem Anfang dein Wort, das sichtbar schöpferisch wirkt und erschafft,
in allem Anfang deine Liebe, die Himmel und Erde verbindet,
in allem Anfang – Du –
Gott, menschgewordener, für uns geboren am Weg, wir bitten dich: Schenke uns dein Licht und deinen Frieden und zeige uns den Weg zu ihm, der für uns an unserem Lebensweg geboren ist und uns Mensch werden lässt, dein Sohn, unser Herr und Bruder Jesus Christus, der mit dir lebt und liebt alle Tage, heute und bis in Ewigkeit.

Schlussgebet
Gott
dein Stern geht auf über uns
und bindet deinen Himmel
an unsere Erde,
dein Licht erstrahlt
und verwandelt uns
durch das Band deiner Liebe;
Gott
du erhellst unsere Wege
und dein Licht führt uns
zum Fest der Menschwerdung.
Gott, wir bitten dich:
lass uns und unsere Welt
lebendig bleiben unter deinem Stern,
damit wir Menschen werden und immer neu einstimmen können in das große Lob,
das dich und deine Liebe feiert und wir festlich singen können:
Licht, das uns erschien, Kind, vor dem wir knien.
So beten und bitten wir heute und alle Tage bis in Ewigkeit.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 251,1–4 »Jauchzet, ihr Himmel«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 240,1–4 »Hört, es singt und klingt mit Schalle« und GL 244 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 256,1–4 »Ich steh an deiner Krippe hier«
Gesang zur Kommunion
GL 239 »Zu Betlehem geboren«
Schlusslied
GL 249 »Stille Nacht«

Vorüberlegungen

Zum Text: Lk 2,1–14 (Evangelium)

Seit einiger Zeit und neu verstärkt durch Aufenthalte in Assisi begleitet mich, dass das Sehen für den Weg unseres Glaubens mindestens so wichtig ist wie das Hören. Die Berichte aus der biblischen Weihnachtsgeschichte sind voll von Menschen, die sehen und sehen wollen. Das, was sie ahnungsweise verstehen oder aber noch gar nicht verstehen, wollen sie sehen, sich mit eigenen Augen davon überzeugen, was hinter den Ankündigungen der Engel, der Himmelserscheinungen oder den alten Verheißungen steht.
Und dazu spricht mich das Wort des heiligen Franziskus von Assisi sehr an: »Denn das heiligste, geliebte Kind ist uns geschenkt und für uns geboren am Weg und in eine Krippe gelegt, weil es keinen Platz hatte in der Herberge.« Am Weg – ich verstehe es so: An meinen und unseren Lebenswegen ist er der Wegbegleiter als der, in dem Gottes Entgegenkommen zu uns Menschen Hand und Fuß bekommen hat.
Beide Gedanken will die Predigt verknüpfen und in einer Art Meditation bedenken.

Predigt


»Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat!«

Von Anfang an gehört es dazu: das Wort, das von Gott kommt und wirkt und bewirkt, was es sagt. Im Anfang sprach Gott sein schöpferisches Wort und es geschah, was er sagte. Es wurden durch sein wirkmächtiges Wort der Himmel und die Erde, Tag und Nacht, die Gestirne, die Pflanzen und die Tiere und der Mensch geschaffen, ins Leben gerufen und mit Gottes Atem beseelt. Der Erzähler des Schöpfungsberichtes bekennt seinen Glauben, der ihm sagt, dass er in allem, was er in der Welt vorfindet, was er sehen und erkennen kann, Gottes Wirken und seine schöpferische Kreativität erspüren kann. Gottes Wort schafft eine neue Wirklichkeit. Gottes Wort im Anfang und von Anfang an
Und dieses Wort erreicht immer neu die Menschen und schafft in ihnen und unter ihnen eine Bewegung, die sie verändert, aufschrecken und mit neuem Leben und neuer Hoffnung erfüllen wird:
Das Zwiegespräch zwischen dem Engel und Maria, das ihr ankündigt, was geschehen wird: Mutter und Gottes-Gebärerin wird sie werden. Es wird sich zeigen und die anderen werden es sehen, was dieses Geheimnis bedeuten wird.
Und jetzt die Hirten mitten in der Nacht und ihrem Dunkel, mitten in ihrem Alltag das deutende und erhellende Wort, das erklärt, was es mit dem plötzlich über sie hereinbrechenden Licht vom Himmel her zu bedeuten hat: Die Hoffnung auf Leben und Erlösung, die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit ist ans Ziel gekommen und hat Hand und Fuß bekommen. Und all das lässt sich finden und ist zu sehen in einem ganz besonderen und zutiefst menschlichen Zeichen: in einem Kind, das geboren wurde und jetzt Mensch unter den Menschen ist. In ihm ist Gottes Leben vor aller Augen erschienen. In ihm wird sichtbar und erfahrbar werden, wer Gott ist und was er den Menschen sein will.
Später wird dieses Kind, dieser Jesus von Nazaret, es so sagen auf die Frage, wer er denn sei: Geht und berichtet, was ihr gesehen und gehört habt: Lahme gehen, Blinde sehen, Kranke werden heil, Armen wird die frohe Botschaft verkündet. Ihr seht es bei mir, an mir und durch mich

»Der Glaube kommt vom Hören«, schreibt der Apostel Paulus seiner Gemeinde

Das gilt allen Glaubenden, damals und heute. Es gilt aber auch, was der Engel den Hirten sagte und die Hirten in ihrem Glauben hofften:
»Ihr werdet finden und sehen, was euch gesagt wurde«, ihr könnt euch mit eigenen Augen davon überzeugen. Und sie ließen sich anstecken von diesem Wort: »Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat!« Zum Glauben gehört auch das Sehen, das Wahr-nehmen, das Sich-Überzeugen-Lassen durch das, was vor unseren Augen geschieht. Das galt schon damals, als Menschen Jesus fragten: »Meister, wo wohnst du, wie lebst du, wer bist du?« Und er ihnen antwortete: »Kommt und seht!« Denn Fleisch und Blut hat der angenommen, der die Übersetzung und Auslegung des göttlichen Ursprungswortes ist: Ihr Menschen seid in dieser Welt nie mehr allein und gottverlassen, mag es auch Stunden und Tage in eurem Leben geben, wo ihr mein fleischgewordenes, menschgewordenes Wort nicht hören und spüren könnt.
Das interessierte und neugierige Schauen, die verwunderten und erstaunten, vielleicht auch zweifelnden und ungläubigen Blicke derer, die damals und heute an die Krippe gehen und Krippenfahrten machen: Sie wollen sehen, was es mit dieser göttlichen Botschaft auf sich hat, was dieses Wort für sie und ihre Welt bedeutet. Sie machen sich auf den Weg, sie fragen und suchen nach der Wahrheit, die immer wieder menschenunmöglich, aber gott-möglich ist: Am Anfang war das Wort »Friede den Menschen auf Erden«. Und dieses Wort ist Fleisch, Mensch geworden und wird weiter wohnen und leben unter uns.
Seit es die Krippe und die Krippen gibt, seit es Weihnachten gibt, haben Menschen das gehört und gesehen, im eigenen Leben erfahren und dann, wie die Hirten weitergesagt: Du, Mensch, es gibt keine hoffnungslose Situation mehr, weil das Menschsein geheilt und geheiligt ist in dem, der als Gott-mit-uns Mensch geworden ist.
Und diese Zusage gilt, auch wenn es dir die Sprache verschlagen hat, dir hören und sehen vergangen ist, auch wenn dir die Worte fehlen oder du nur noch glauben kannst, was du siehst: Du darfst immer noch auf den schauen, der sich in Jesus von Nazaret suchen und finden lässt: den Gott, der Mensch für und mit uns Menschen ist.

»Für uns geboren am Weg und in eine Krippe gelegt, weil es keinen Platz hatte in der Herberge – ein Gott zum Anschauen und Anfassen …«

So betet Franziskus von Assisi in einem Psalm zu Weihnachten und er will, dass dieser Psalm bis eine Woche nach dem Fest der Erscheinung des Herrn jeden Tag mehrmals in den Tageszeitengebeten seiner Brüder gesprochen und gesungen wird. Dieser Vers ist für ihn deshalb besonders wichtig, weil er darin am besten gedeutet sieht, was Weihnachten für die Menschen und die Menschheit aufs Tiefste beinhaltet:
Jesus ist der, in dem sich Gott ausspricht und den Menschen nahe kommt als der, der sich arm macht für die Armen, für die Heimatlosen und für die, die niemand haben will. Es ist der Gott, der, wie viele Menschen, einen Platz suchen muss, wo er und sie bleiben, aufwachsen und leben können. Jesus, gleichsam unterwegs geboren, draußen zur Welt und in die Welt gekommen. Weil er »unter uns wohnen wollte«. Schon bei seiner Geburt beginnt, was dann bei seinem ersten öffentlichen Auftreten im Tempel zu Jerusalem so klingt: »Ich bin gekommen, um den Armen eine frohe Botschaft zu bringen«, und dies dann verdeutlicht, wenn er Kranke heilt, Blinden das Augenlicht schenkt, Hungernde sättigt und Verstoßene in seine Arme schließt.
»Für uns geboren« – Franziskus predigt das mit aller Leidenschaft weil diese Gottes-Geburt nicht nur eine Erinnerung an damals ist, sondern lebendige und bleibende Gegenwart für die Menschen, die ein Leben lang unterwegs, auf der Suche nach Geborgenheit und Aufgenommensein sind. Die ganze Menschheit ist und bleibt durch die Geburt dieses Kindes beschenkt, in dem Himmel und Erde verbunden sind – Gottes-Sohn und Menschen-Bruder heute. Mit uns auf unseren Wegen, weil er uns entgegenkommt und unter uns wohnen und bleiben will.
Franziskus wollte, dass die Menschen dieses unfassbare Geheimnis im wahrsten Sinn des Wortes sehen und be-greifen können. Für uns – am Weg geboren – das sollte erlebbar sein. So naturgetreu wie möglich wollte er ein zweites Betlehem feiern, mit Ochs und Esel, mit einer Felsspalte als Lagerstätte für das Kind, in freier Natur, draußen, in der Nacht. Die Menschen aus der kleinen Stadt Greccio sollten 1233 nicht nur Zuschauer sein, sondern mit Leib und Seele miteinbezogen werden. Mit ihnen zog er in feierlicher Prozession mit Kerzen und Fackeln zum vorbereiteten Ort und beging mit ihnen in heiligem Spiel die Nacht der Menschwerdung Gottes. Gott bleibt an der Seite der Menschen, auf all ihren Wegen. Heute und alle Tage, weil »für uns geboren am Weg«.
Die Antwort ist Staunen, vielfaches Fragen, skeptisches Zweifeln und auch Einstimmen in das dankbare lobpreisende Lied auf den Gott, so Franziskus, der in der Ohnmacht immer noch mächtig, im Tod immer noch lebendig, im Kleinen groß, im Kind der unbegreifliche Gott ist, sichtbar eingetreten in die Menschheit in der Geburtsstunde von Betlehem. Und alle, die damals in Greccio neugierig zusammenkamen, stimmten mit ein, als Franziskus vorsingt:
»Kommt, lasset uns anbeten. Ehre sei Gott, dem Herrn in der Höhe und auf Erden Friede den Menschen guten Willens.«
Es ist auch unser Lied und unsere Bitte an diesem Heiligen Abend.

Fürbitten

Herr und Bruder Jesus Christus, wir kommen an deine Krippe mit den Sorgen und Nöten unserer Tage im Blick auf unsere Schwesternund Brüder in aller Welt:

- Wir kommen mit den Ängsten und Leiden der Menschen in der Region, wo deine Krippe stand und wo Friede und Versöhnung nicht gelingen wollen.
(Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.)
- Wir bringen zu dir die lauten und stummen Schreie nach Aufnahme und Heimat all derer, die auf der Flucht sind, die in ihren Familien voneinander getrennt wurden und die um ihre Kinder weinen.
- Wir legen zu dir die Sorgen der Mütter und Väter, die ein Kind erwarten und auf eine glückliche Geburt hoffen.
- Wir tragen zu dir die Schmerzen all derer, die einsam und verlassen sind und an dir und der Welt verzweifeln und kein Licht und keinen Ausweg sehen.
- Wir knien vor dir mit unserer Trauer um unsere Verstorbenen, mit unserer Hoffnung für die in dieser Nacht Sterbenden und mit der Fürsorge und Liebe all derer, die ihnen in diesen Stunden nahe sind.

Herr und Bruder Jesus Christus, Gloria sei dir gesungen, mit Menschen- und mit Engelszungen. Heute und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.

Wolfgang Tripp

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