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»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 2
31. Sonntag im Jahreskreis
Von der Hoffnung, die uns erfüllt
Lesejahr C
Beitrag zur Lesung

Einführung


In den letzten Tagen haben Christen aus aller Welt der Heiligen gedacht – derer, die wir mit Namen kennen, aber auch der unzähligen Menschen, die das Leben auf unserer Welt positiv mitgestaltet haben. Da kommt es auch nicht auf die Größe und Bekanntheit an. Im heutigen Evangelium hören wir die Erzählung von einem kleinen Mann, der sich etwas traute und am Ende eine ganz eindrückliche Erfahrung machen durfte, die sein Leben radikal veränderte. Als Christen sind wir dazu berufen, immer wieder größer von uns selbst und von den Möglichkeiten der anderen und dieser Welt zu denken. Jesus Christus hat uns vorgelebt, wie das gehen kann. Begrüßen wir ihn zu Beginn unseres Gottesdienstes in unserer Mitte.

Predigt

Zum Text: 2 Thess 1,11 – 2,2 (2. Lesung)

Es wird alles immer schlimmer?! Zugegeben, es fällt nicht gerade leicht, in Zeiten von spürbaren Klimaveränderungen, zunehmenden Hassdelikten, irrwitzig anmutenden politischen Weichenstellungen und mannigfachen Krisenherden von einer grundlegend positiven Entwicklung in der Welt zu sprechen. »Es wird alles immer schlimmer, eine schreckliche Nachricht jagt die andere: Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Es gibt immer mehr Kriege, Gewaltverbrechen, Naturkatastrophen«, so heißt es auch in der Einleitung zum vielbeachteten Bestseller »Factfulness« von Hans Rosling. Aber dann geht der Text auf eine überraschende Weise weiter: »Viele Menschen tragen solche beängstigenden Bilder im Kopf. Doch sie liegen damit grundfalsch. Unser Gehirn verführt uns zu einer dramatisierenden Weltsicht, die mitnichten der Realität entspricht.«
Diese Sätze sind so nüchtern wie provozierend. Ist alles Schlechte nur eine Einbildung unseres Gehirns? Und die Entwicklung in unserer Welt doch viel besser als gedacht? Hans Rosling, ein schwedischer Arzt und Professor, hatte sich gemeinsam mit anderen Kolleginnen und Kollegen der Aufgabe verschrieben, den vielen täglich über uns hereinprasselnden Katastrophennachrichten auch fundierte Informationen über andere, erfreulich positive Entwicklungen in der Welt entgegenzusetzen. Das Buch »Factfulness« ist wie ein Vermächtnis des vor zwei Jahren verstorbenen Wissenschaftlers. Da geht es zum Beispiel um die gestiegene Lebenserwartung, die Halbierung der Zahl der Menschen in extremer Armut, einen deutlichen Rückgang der Kindersterblichkeit, die massive Zunahme des Zugangs auch von Mädchen zu schulischer Bildung … Der Tenor: Wer mit einem globaleren Blick schaut, kann erkennen, dass sich in den letzten Jahrzehnten tatsächlich vieles zum Besseren entwickelt hat. »Die Welt wird besser. Es will nur kaum jemand glauben«, so lautete dann auch treffend die Überschrift einer Kolumne im Spiegel.

Eine Frage der eigenen Sichtweise

Es ist wie so oft eine Frage der eigenen Sichtweise. Und die ist häufig geprägt von einer tief verwurzelten Überzeugung, dass alles tendenziell schlechter wird. Dazu tragen sicherlich auch manche Medien bei, in denen noch immer »eine schlechte Nachricht eine gute Nachricht« ist. Aber nur andere dafür verantwortlich zu machen, greift viel zu kurz. Auch in uns selbst gibt es die Tendenz, das Schwere stärker zu gewichten als das Gute. Unser Blick auf das halbleere Glas. Das Haar in der Suppe. Die Wolken vor der Sonne … Keine Frage, es gibt fast täglich sehr beunruhigende Nachrichten: viele Krisenherde und zerstörerische Kriege, eine fortschreitende Zerstörung unserer Umwelt, Autokraten in Ost und West, die immer hemmungsloser ihre Macht ausweiten, eine zugespitzte Politik via Twitter … Da kann es keine Lösung sein, einfach die Augen zu verschließen oder mit einer rosaroten Brille von einer anderen Welt zu träumen. Wir müssen sehr wachsam sein und mit ganzem Einsatz dagegenhalten, wo es in unserer Macht steht! Beides: das wache und aktive Handeln, zugleich aber auch die notwendige Gelassenheit, findet sich als Rat in den Versen der heutigen Lesung aus dem zweiten Thessalonicherbrief.

Der aktive Einsatz


Der Brief ist adressiert an eine junge christliche Gemeinde, die unter Verfolgung zu leiden hatte und sich alles andere als in einer »Komfortzone« befand, wie wir heute sagen würden. Der Autor des Briefes erinnert die jungen Christen an ihren Auftrag, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um durch »das Werk des Glaubens« den Namen Jesu Christi zu verherrlichen. Das heißt: nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern das als Herausforderung annehmen, was der Alltag an Aufgaben erfordert. Kein Rückzug also und auch keine Vertröstung auf ein unabsehbares Jenseits, sondern ein wacher, engagierter Einsatz in der Welt und für die Welt.
Solch einen engagierten und beherzten Einsatz erleben wir auch heute in vielfältiger Weise. Da schließen sich junge Schüler und Studenten zusammen und setzen sich ein für mehr aktiven Klimaschutz. Da riskieren Aktivisten hohe Strafen, um im Mittelmeer gestrandete Flüchtlinge zu retten. Da gehen Menschen in autoritären Systemen auf die Straße und demonstrieren gegen politische Unterdrückung und werden dafür nicht selten verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Es ist nicht alles in Ordnung in dieser Welt und es ist auch der Auftrag von uns Christen, aufzustehen gegen Not und Ungerechtigkeit. Im Rahmen dessen, was in unserer Macht steht.

Eine heilsame Gelassenheit

Und doch hören wir in unserem Lesungstext auch noch einen anderen Rat, der so klug wie aktuell klingt: »Lasst euch nicht so schnell aus der Fassung bringen und in Schrecken jagen.« Fassungslos erleben wir uns heute immer wieder in unterschiedlichen Situationen, zum Beispiel, wenn wir eine schlimme Nachricht hören, die uns im Privaten betrifft.
Fassungslos macht uns aber auch oft das, was von außen auf uns hereinbricht. Viele beunruhigende und schreckliche Nachrichten, die uns Tag für Tag über die unterschiedlichen Medien erreichen, haben das Potential, uns Angst zu machen und unseren Blick auf die Zukunft zu trüben. »Fassungslos« heißt dann, dass etwas verschwimmt und nicht mehr klar zu umgrenzen oder unter Kontrolle zu halten ist. Fassungslos heißt auch: ohne Fassung, oft ohne Halt, für den Moment auch ohne Perspektive. Und doch geht die Ermutigung unseres heutigen Bibeltextes gerade in die andere Richtung: Lasst euch nicht so schnell aus der Fassung bringen, seid stark und wägt klug ab!

Von der Hoffnung, die uns erfüllt

»Gebt Zeugnis von der Hoffnung, die euch erfüllt« (1 Petr 3,15), lesen wir an einer anderen Stelle der Bibel als Aufruf für die Christen und für jeden Einzelnen von uns. Das heißt: Halte in deinem Herzen an der Hoffnung und dem Glauben an die Zukunft fest. Gib Zeugnis von der österlichen Botschaft, dass das Leben stärker ist als der Tod. Lass dich nicht einfangen von einer pessimistischen Weltuntergangsstimmung, sondern mach das Gute groß, das Hoffnungsvolle stark, das Menschliche lebendig. Es ist immer wieder auch eine Frage des persönlichen Einübens und einander Erinnerns: Das Leben ist lebenswert. Die Welt hat eine Zukunft. Mit jedem Kind, das neu geboren wird. Mit jedem Sonnenstrahl, der uns morgens in einen neuen Tag lockt. Mit jedem Menschen, der seine Ideen und seine Energie einbringt für das größere Ganze. Die bekannten, aber vor allem auch die vielen namenlosen Heiligen und Helden des Alltags, an die wir in diesen Tagen erinnern, machen uns Mut auch für das eigene Engagement. Als Zeugen einer frohen Botschaft, die erfüllt und Zukunft ermöglicht. Auch heute!

Fürbitten
Guter Gott, du hast uns deinen Beistand zugesagt. Und doch fehlt uns immer wieder die Hoffnung auf eine gute Zukunft.
Deshalb bitten wir:

- Um Kraft und Entschiedenheit, das zu tun, was im Alltag ganz konkret von uns gefordert wird.
- Um Kreativität, gute Lösungen zu entwickeln, die Menschen voranbringen und neue Perspektiven eröffnen.
- Um Beharrlichkeit und Mut, trotz Rückschlägen und Frustrationen immer wieder nach vorne zu schauen.
- Um einen guten Stand, um sich nicht von den Angstmachern und Unheilspropheten unserer Zeit vereinnahmen zu lassen.
- Um Gelassenheit und das Vertrauen, dass nicht alles von uns abhängt.
- Um Trost für diejenigen, die leiden am Verlust persönlicher Vorbilder und wichtiger Lebensbegleiter.

Guter Gott, wir sind nicht alleine unterwegs und erfahren viel fältige Bestärkung. Schenke du deinen Beistand und alles, was wir Menschen für ein gutes und gelingendes Leben brauchen, heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Annegret Hiekisch

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