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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
Fest der Darstellung des Herrn
Augen-Blicke
Lesejahr A – B – C
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Gott sei Dank werden die Tage wieder länger! Allmählich nur, aber unübersehbar. Wir sind Menschen des Lichts. Tages- und ganz besonders Sonnenlicht sind für unsere innere und äußere Gesundheit wichtig. Wenn die Tage länger werden, kann sich auch das innere Dunkel, das in der Zeit der langen Nächte viele Menschen bedrängt und ängstigt, nach und nach wieder aufhellen.

Kyrie-Ruf
Vielerorts werden heute Kerzen gesegnet. Sie erinnern daran, dass uns ein Licht geschenkt worden ist, das jede Dunkelheit hell machen will und kann: das Licht der Liebe Gottes. Es ist in Jesus Christus sicht- und erfahrbar geworden und begleitet und erhellt unsere Lebenswege, wenn wir dafür offen sind und bereit, es auch weiterzuschenken an andere.

Jesus Christus, du hast gesagt: Ich bin das Licht der Welt.
Herr, erbarme dich.
Du hast aber auch gesagt: Ihr seid das Licht der Welt.
Christus, erbarme dich.
Du hast gesagt: Wer mir nachfolgt, wird das Licht des Lebens haben.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Guter Gott,
mit festlicher Freude erinnern wir uns an den Tag, an dem Jesus, dein Sohn, zum ersten Mal in den Tempel gebracht wurde auf den Armen Marias, seiner Mutter. Simeon hat ihn erkannt und verkündet als Licht der Welt.

Mache uns offen für dieses Licht, damit wir mit seiner Hilfe unseren Lebensweg gehen und unser letztes Ziel erreichen: den Frieden in deinem Reich der Liebe, wo du zusammen mit deinem Sohn und mit dem Heiligen Geist lebst und liebst in Ewigkeit.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 84,1–4 »Morgenglanz der Ewigkeit« oder
GL 374,1–5 »Volk Gottes, zünde Lichter an«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 218 »Macht hoch die Tür« und GL 174/7 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 186 »Was uns die Erde Gutes spendet« oder
GL 219 »Mache dich auf und werde Licht«
Gesang zur Kommunion
GL 372,1.5 »Morgenstern der dunklen Nacht« oder
GL 425,1–2.4 »Solang es Menschen gibt auf Erden«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 216 »Im Frieden dein« oder
GL 825 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Strahlen brechen viele«

Vorüberlegungen

Zum Text: Lk 2,22–40 (Evangelium)

Was haben Simeon und Hanna gesehen und gehört, dass die Begegnung mit dem Kind auf den Armen der Mutter zu einer Begegnung mit dem göttlichen Geheimnis wurde? Es ist nicht überliefert, ob ihnen Maria und Josef etwas über die Ereignisse rund um die Geburt ihres Kindes erzählt haben. Was aber sicher ist: Sie haben einen Blick tun dürfen in die Augen dieses Kindes – und sie wurden von ihm angeschaut, und dieser Augen-Blick sagte mehr als tausend Worte. Dieser Gedanke hat mich bewegt und zu dieser Predigt angeregt.

Predigt

Haben Sie heute schon einmal in den Spiegel geschaut? Waren Sie zufrieden mit dem, was Sie da gesehen haben? Was haben Ihnen Ihre Augen über Ihre innere Verfasstheit verraten? Vielleicht strahlten sie fröhlich und zufrieden, vielleicht schauten sie eher nachdenklich, übermüdet, unzufrieden, traurig oder gar verbittert in die Welt. Es ist gut, ab und zu das eigene Spiegelbild zu betrachten und in den Augen zu lesen. Gesichtszüge können durch ein Make-up oder Lifting verändert und äußerlich perfektioniert werden. Augen sind, wie sie sind, und lügen nicht. Sie sind ein Spiegel der Seele, wie eine uralte Weisheit sagt.

Das gilt sowohl für die eigenen, als auch für die Augen der Menschen, die uns begegnen. Vielleicht deshalb vermeiden es viele instinktiv, andern in die Augen zu schauen, oder sie senken den Blick, damit man ihnen nicht in die Augen schauen kann. Denn möglicherweise verraten sie ja mehr, als einem lieb ist. Das Gegenüber spürt vielleicht, dass ich ihm nicht gut gesinnt bin oder meine Freude über das Wiedersehen nicht ehrlich gemeint ist. Blicke können offen, geduldig, freundlich und liebevoll sein, aber auch abweisend, ängstlich, lauernd, ja böse. In einer Satirezeitung erschien kürzlich eine Karikatur, in der Menschen Dollarzeichen in den Augen hatten.

Augen eines kleinen Kindes haben, wie wir eben im Evangelium gehört haben, im Tempel in Jerusalem zwei betagte Menschen angeschaut: Simeon und Anna. Beide haben darin gelesen. Was genau, wissen wir nicht. Aber es muss sich darin etwas von dem gespiegelt haben, was die beiden Zeit ihres Lebens erwartet, ersehnt und gesucht hatten, weil es ihnen die Schriften des Ersten Testaments verheißen haben. Aus ihren Reaktionen können wir etwas davon erahnen.

Simeon singt von Licht und Heil

Simeon fasst es in ein wunderbares Lied, das bis heute jeden Abend in unzähligen Kirchen und Klöstern gebetet und gesungen wird, aber auch zu einem der Lieblingsgebete unzähliger anderer Menschen geworden ist: »Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.«

Wie viel Licht und heilende Kraft muss doch im Blick dieses Kindes gelegen haben, welch liebevolle, grenzenlose Offenheit, um solche Worte hervorzurufen! Welch ein Vertrauen, welch eine Gelassenheit haben sie im greisen Simeon geweckt, sodass er nun alles loslassen kann – auch sein Leben. Allerdings muss auch etwas von Wehmut und Schmerz in diesem kindlichen Blick zu lesen gewesen sein, denn Simeon erahnt bereits, dass nicht alle Menschen diesem Kind wohl gesonnen sein und dass Maria Schmerz und Leid nicht erspart bleiben werden.

Hanna – Verkünderin der Frohen Botschaft

Mit welchen Worten Hanna ausdrückte, was sie in den Augen des Kindes auf Marias Armen gelesen hatte, steht nicht im Evangelium. Wohl aber, was die Begegnung mit dem Jesuskind bewirkt hat – und das war eine echte Sensation für die damalige Zeit. »Sie sprach über das Kind mit allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten«, heißt es da. Ziemlich sicher hatte Hanna bis zu diesem denkwürdigen Tag still und zurückgezogen im Tempel Tag und Nacht gefastet und gebetet, wie es heißt. Als Frau durfte sie ja nur als Zuhörerin, am Rand der betenden Männergemeinschaft an den Gottesdiensten und Zeremonien teilnehmen. Aber jetzt, nachdem sie in die Augen dieses Kindes geschaut hat, weiß sie: Auch Frauen haben eine Stimme, die gehört werden will. Auch ich habe Wichtiges zu sagen! Und so beginnt sie furchtlos über dieses Kind zu sprechen und zu verkünden: In ihm wird sich die Erwartung Israels auf den Erlöser erfüllen! Sie wird – wie Maria und Elisabet – zu einer der ersten Verkünderinnen der Frohen Botschaft!

Du schaust mich an

Wir heutige Menschen können leider nicht mehr direkt in die Augen Jesu schauen und darin lesen. Aber wenn es wahr ist, dass Jesus bei uns ist, jeden Tag bis ans Ende der Zeiten, dann umgibt uns auch heute sein Blick. Wir können aus den Reaktionen von Menschen wie Simeon und Anna oder auch aus den Berichten der Evangelien über Jesu Leben, Sterben und Auferstehen erspüren, vielleicht auch nur erahnen, mit was für Augen er uns anschaut und was sie auch uns sagen möchten. Und das ist nicht etwa veraltete, verstaubte Botschaft von damals, sondern hochaktuell in einer Zeit mit so viel Terror, Krieg, Hunger und Armut, Diskriminierung von Frauen und Minderheiten, von Fremdenfeindlichkeit und anderen Dunkelheiten. Aus einer Bild-Meditation von Kyrilla Spiecker, einer Benediktinerin aus der Abtei Herstelle, stammen Worte, die gut zum heutigen Fest passen – als Weg-Worte in den Alltag:

»Du warst Licht und
schautest mich an – und
dein Licht fiel in mich.
Ich spürte deine Augen
in meinem Herzen – und
ich begann mit deinen Augen
zu schauen. Da erkannte
ich dich in den Gesichtern
der andern – und die Welt
wurde durchsichtig.«
(Quelle: Kunstverlag Maria Laach, Nr. M 2836.)


Fürbitten
Herr Jesus Christus, Simeon hat erkannt: Du bist das Licht der Welt, das alle Völker und Menschen erleuchtet. Wir bitten dich:

- Öffne Herzen und Augen der Verantwortlichen verfeindeter Völker und aller, die Terror und Angst verbreiten, für deine lichtvolle Gegenwart und ermutige sie zu Wegen, die Frieden und Versöhnung ermöglichen.
- Erhelle und begleite die Wege jener Menschen, die in einer Lebenskrise stecken und schwere Zeiten durchzustehen haben.
- Lass die jungen Menschen auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens erfahren, dass du ihnen Licht und Kraft schenken kannst.
- Leuchte mit deiner Liebe in unser Leben, damit wir dich im Verborgenen und Unscheinbaren, aber auch im Schweren und Schmerzlichen erkennen.
- Stehe den Sterbenden bei, dass sie in Frieden Abschied nehmen können von dieser Welt, und nimm unsere Verstorbenen auf in dein Reich des Lichtes und des Friedens.

Denn du bist das Licht der Welt und unseres Lebens. Wir danken dir, dass du mit uns bist, der du mit dem Vater und der Heiligen Geistkraft lebst und liebst in Ewigkeit. Amen.

Eva-Maria Zwyer

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