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der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 2
Fest der Erscheinung des Herrn
Der Ort, wo Gott ist
Lesejahr A – B – C
Beitrag zur Lesung

Einführung

Das Erscheinungsfest weitet den Blick von einem Stall in Betlehem in die ganze Welt. In den Sterndeutern kommen Menschen außerhalb des Volkes Israel zum göttlichen Kind. Das Brauchtum macht später drei Könige daraus als Vertreter der bekannten Erdteile. In Jesus Christus leuchtet die Herrlichkeit Gottes für die ganze Welt auf – das ist die Botschaft des heutigen Tages. Was ist von dieser leuchtenden Herrlichkeit zu spüren – in unseren Orten, in unserer Kirche, in unserem Herzen?

Predigt

Zum Text: Jes 60,1–6 (1. Lesung)

Ein grandioses Zukunftsbild malt der Prophet Jesaja für sein Volk, das – auseinandergetrieben und besiegt – keinen Einfluss im Spiel der Mächtigen hat: Jerusalem wird zum strahlenden Mittelpunkt der Welt. Aus der Verbannung kehren die Söhne und Töchter Israels heim und ganze Völker treffen sich dort, um von ihrem Reichtum abzugeben und um Gott zu huldigen. »Denn über dir geht leuchtend der Herr auf.« Gott erweist sich als der Mächtige, als der Eine und der Einende; er wird von allen anerkannt.

Ein wunderbares Hoffnungsbild, das Jesaja da malte. Realität geworden ist das nie.

Dieses Zukunftsbild wurde zur Vorlage für das Evangelium des Erscheinungsfestes. Aber im Matthäusevangelium wird mit anderen Farben gemalt: Von einer leuchtenden Stadt ist nicht die Rede. Das Licht, das aufgeht, ist ein einzelner Stern. Die Völker, die kommen, kann man an einer Hand abzählen – es sind einige Sterndeuter. Das Brauchtum machte daraus genau drei Könige. Und statt der leuchtenden Stadt ist nur prosaisch die Rede vom »Ort, an dem das Kind war«, laut Matthäus irgendein Haus in Betlehem. Für die Christen ist die Herrlichkeit Gottes nun nicht mehr an einem Ort angesiedelt, sondern in einer Person. Die Herrlichkeit Gottes ist auf dieser Welt in Jesus Christus erschienen.

Wo ist der Ort, an dem Gott leuchtet?

Wenn wir diese Linie weiterführen, kommen wir zur Frage, wo heute der Ort ist, an dem Gott leuchtet, an dem die Herrlichkeit des Herrn aufgeht. Ist es die Kirche? Die wird in unserer Gesellschaft immer weniger wahrgenommen. Ist es unsere Kirchengemeinde? Der laufen die Leute eher davon, als dass sie sich anziehen lassen. Bin ich das?

Bei vielen Menschen in unseren Kirchengemeinden ist der Schmerz darüber groß, dass die Kirchenzugehörigkeit und der sonntägliche Kirchgang ihre Selbstverständlichkeit verloren haben. In mancher Gemeinde wird es dieses Jahr keine Sternsingeraktion geben. Die Gestalt der Kirche verändert sich. Ist die Leuchtkraft der Herrlichkeit Gottes verloren gegangen?

Licht werden

Die Aufforderungen, die der Prophet Jesaja an die Stadt Jerusalem stellt, können für uns Anregung sein:

Da hieß es zuerst: »Auf, werde licht, Jerusalem.« Das »licht« ist nicht großgeschrieben, das meint nicht ein Licht, das von sich aus leuchtet, sondern meint »licht« im Sinne von angenehm hell, im Sinne von offen, lichtdurchflutet. Werde licht – das meint: werde offen, durchlässig für das Licht Gottes. Gottes Herrlichkeit kann nicht zum Leuchten kommen, wenn wir nicht aktiv etwas dafür tun. Das ist Aufforderung und Herausforderung an jeden von uns Christinnen und Christen, dass wir in Beziehung zu Gott gehen, dass wir unser Leben mit Gott verknüpfen, dass wir ihm Raum in unserem Leben einräumen. Das ist alles andere als einfach, wo wir es doch gewohnt sind, für uns selber zu sorgen, wo man doch so viel zu tun hat, wo man doch gut ohne Gott leben kann. »Auf, werde licht!«

Aufblicken

Weiter hieß es bei Jesaja: »Blick auf und schau umher.« Das sind zwei Aufforderungen, die es in sich haben: Blick auf. Aufblicken kann ich nur, wenn ich den Kopf hebe und die Augen aufmache. Das kann ein Impuls sein, dass wir aufhören damit, nach innen zu sehen, auf die Krise der Kirche, auf den schlechten Gottesdienstbesuch, auf die eigene Unzugänglichkeit. Dass wir aufhören, um uns selbst zu kreisen, sondern uns der Würde und der Kraft bewusst werden, die wir von Gott haben.

Umher schauen

Und dann hieß es noch: »Schau umher.« Gottes Herrlichkeit ist nicht nur an einem Ort zu finden. Auch nicht nur in der Kirche. Es gilt, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und zu entdecken, wo Menschenfreundlichkeit und Barmherzigkeit, Versöhnung und Liebe gelebt werden, vielleicht ganz unspektakulär und praktisch.

Der Entwicklungsprozess der Diözese Rottenburg-Stuttgart »Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten« will diesen Blickwechsel vollziehen. Eine der Grundorientierung des Prozesses lautet: »sich einlassen auf die Lebenswirklichkeit der Menschen und darin Gott entdecken«. Wo ist der Ort, an dem Gottes Herrlichkeit heute leuchtet?

Wo ist der Ort, wo Gott ist? Dort, wo Menschen sich von Gott durchfluten lassen, wo sie ihrer Würde bewusst werden und wo sie Gott Wirklichkeit werden lassen. »Die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir« – über dir, Mensch; über dir, Kirche St. (Name); über dir, (Name des Ortes).

Fürbitten
Für die ganze Welt ist Gottes Herrlichkeit erschienen. Wir beten
für uns und unsere Welt und rufen:

- Für alle, die dich suchen.
(Gott, sei uns nahe mit deinem Licht.)
- Für alle, die sich einsetzen für Frieden und Gerechtigkeit.
- Für alle, die sich um ein Leben nach deinem Willen bemühen.
- Für alle, die im Dunkel der Verzweiflung leben.
- Für alle, die Terror und Gewalt erleben.
- Für alle, sich um die Zukunft der Kirche Sorgen machen.
- Für alle, die als Sternsinger unterwegs sind.

Großer Gott, in deinem Licht können wir leben und handeln. Dir
sei Lob und Preis, heute und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.

Beate Jammer

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