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der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Vierter Adventssonntag
Gott-mit-uns
Lesejahr A
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Wir gehen Weihnachten unaufhaltsam entgegen: gehetzt oder besinnlich, abwartend oder sehnsuchtsvoll.

Und auch das andere gilt: Weihnachten kommt uns entgegen. Oder besser gesagt, Gott kommt uns entgegen. Zugegeben: Manchmal kommt er ganz anders, als wir es erwarten. Dann ist es schwer, ihn in einer konkreten Lebenssituation zu erahnen. Davon werden wir nachher noch hören. Halten wir am Beginn dieses Gottesdienstes einen Moment inne. Bedenken wir in unserem Inneren, wie bereit wir schon sind für das bevorstehende Fest. Und überlegen wir, in welcher Ecke unseres Lebens Gott bei uns ankommen will.

Kyrie-Ruf

Du kennst unsere Sorge und Not. Du kennst unsere Fragen und Zweifel.
Herr, erbarme dich.

Du kennst unsere Nächte. Du kennst unsere innersten Träume.
Christus, erbarme dich.

Du kennst unsere Sehnsucht. Du kennst unsere Stärke und Hoffnung.
Herr, erbarme dich.

Oder
GL 158 »Tau aus Himmelshöhn«

Wir warten auf dich
Gott
voller Sehnsucht und Ungeduld

Wir zeigen dir
unsere leeren Hände
unsere Zweifel
unser unruhiges Herz

Wir rufen
dass du kommst
und dich zeigst
dass du ein Wort für uns hast
das uns heilt

Komm uns entgegen
und wandle die Nacht
in dein Licht

Darum bitten wir dich
du ferner
du naher Gott

Vorüberlegungen

Zum Text: Mt 1,18–24 (Evangelium)

Meist hören wir in den biblischen Lesungen nicht viel über Josef. Er ist der stille Begleiter von Maria, die eher im Mittelpunkt steht. Ihre Bereitschaft, auf Gott zu hören und ihr Leben Gott zur Verfügung zu stellen, hat einen großen Stellenwert in unserer katholischen Tradition bekommen.

Das Evangelium, das den Traum des Josef beschreibt, ist die eindrücklichste Erzählung davon, wie Josef mit Marias Berufung ringen musste. Die Bibel bleibt dabei eher zurückhaltend. In meiner Predigt versuche ich, der äußeren Beschreibung Leben einzuhauchen. Josef hadert, zweifelt, begegnet Gott, wird von ihm herausgefordert und sagt schließlich»ja«. Sein Ja ist genauso bedeutsam wie das Ja von Maria, damit Gottes Plan gelingen kann.

Ich versuche mir vorzustellen, was Josef in seiner prekären Lage überzeugt hat. Meine Antwort entnehme ich dem alten Namen aus dem Buch Jesaja, den Matthäus aufgreift. Gott ist mit uns. Das ist die Verheißung des Kindes, das auf die Welt kommen soll. Ohne die Erfahrung, dass Gott ganz nahe ist, wäre die Entscheidung des Josef wohl in dieser Weise nicht möglich gewesen.

Auch in den Zumutungen unseres Lebens wird es immer wieder darauf ankommen, diesen Gott-mit-uns gerade dort zu entdecken, wo wir ihn nicht erwarten.

Predigt

Schlaf ist etwas Wunderbares. Für Eltern, deren kleine Kinder so manche Nachtruhe durchbrechen, ist das noch bewusster. Der Schlaf. Oft bringt er Frieden. Aber manchmal ist auch das Gegenteil der Fall. Im Schlaf steigen plötzlich ungehindert all die Emotionen hoch, die wir den ganzen Tag in Schach gehalten haben. Dann träumen wir wild und wirr und wachen morgens ganz geschafft auf.

Josefs Not

So ist es auch bei Josef im heutigen Evangelium. Er schläft, und er träumt. Bis in den Schlaf hinein verfolgt ihn die Situation, in der er steht. Und die ist wahrlich nicht einfach. Sie ist geprägt von Liebe und Eifersucht, von Ratlosigkeit und Verzweiflung.

Was ist passiert? Maria und Josef sind verlobt. Sie lieben sich, und sie haben sich einander versprochen. Doch plötzlich ist alles anders. In dürren Worten berichtet Matthäus, dass Maria ein Kind erwartet, ohne dass sie mit Josef zusammengekommen ist. Vom Evangelisten Lukas wissen wir die Details der unglaublichen Geschichte. Er erzählt uns, wie Maria von Gott umworben wird, wie sie ein Kind von ihm empfängt, ein ganz besonderes Kind. Gottes unglaublicher Plan nimmt seinen Anfang mit Maria, die Gott ihr Leben zur Verfügung stellt.

Die Bibel schweigt dazu, was dann passiert. Aber vielleicht können wir uns die Szenen vorstellen. Maria, die Josef das Kind zu erklären versucht. Josef, in dessen Herz sich eine tiefe Wunde bohrt, der sich verraten fühlt, betrogen, enttäuscht. Der in wütenden Streit ausbricht oder der wortlos geht, weil alles gesagt ist. Wie auch immer. Da sind zwei Menschen, die miteinander ringen, weil Gott sich in ihr Leben gedrängt hat. Und Josef ist dabei nicht weniger wichtig als Maria. Er hat seinen ganz eigenen Auftrag. Und deshalb hat er auch seine ganz eigene Gottesbegegnung.

Josefs Traum

Mitten in der Krise, mitten im Abwägen, was jetzt zu tun ist, spricht Gott Josef an. Er spricht ihn im Traum an, in der Nacht, in der Josef nicht mehr Herr seiner Überlegungen ist. Und er sagt zunächst dasselbe, was er Maria gesagt hat: Fürchte dich nicht.

Wie gut, dass das jedem Auftrag vorausgeht: Fürchte dich nicht. Es ist Maria ins Herz gesprochen und Josef und uns. Denn Gottes Aufträge sind anspruchsvoll. Josef soll Maria zu sich nehmen, zusammen mit dem Kind. Es ist eine Zumutung, und Gott weiß das. Es kostet so viel Absehen von der eigenen Person. Es kostet so viel Glaube, so viel blindes Vertrauen. Eine Frau zu sich nehmen und ein Kind, das man selbst nicht gezeugt hat, und mit dieser Frau und dem Kind einen Gott ins eigene Leben lassen, der so viel Platz für sich beansprucht. Hat Josef sich sein Leben so vorgestellt? Hat er die Kraft, diese schwere Bürde auf sich zu nehmen?

Gottes Geschenk

Das entscheidende Geschenk, das Gott ihm dafür anbietet, klingt im alten Namen des Kindes auf, der schon beim Propheten Jesaja bezeugt ist: Immanuel – Gott mit uns. Dieser Name ist die ausgestreckte Hand Gottes, seine innige Bitte, dass Josef einwilligen möge. Maria kann ihre große Aufgabe ohne Josef nicht bewältigen, und deshalb verspricht Gott ihm auf den Kopf zu: Was immer euch ereilt, wie schwer euer Auftrag auch ist, ich bin der Gott-mit-euch.

Josefs Ja

Josef erwacht. Er ist noch ganz benommen, und vielleicht reibt er sich die Augen. Aber die Wirklichkeit des Traumes verblasst nicht. Josef spürt, das war nicht irgendeine Fantasie, nicht irgendein Trugbild, um die verfahrene Situation zu befrieden. Nein, Gott selbst hat ihn angesprochen in diesem Traum, weil er ihn braucht, weil er auf ihn setzt.

Josef glaubt, und Josef sagt ja. Er sagt ja, wie zuvor schon Maria ja gesagt hat. Mehr als seine eigene Vorstellung vom Leben zählt Gottes unglaublicher Plan. Josef ist bereit. Er lässt sich senden und wird so zum treuen Mann an Marias Seite und zum Beschützer und Ernährer des göttlichen Kindes.

Gott-mit-uns

Und wir? Auch in unserem Leben gibt es so manche Zumutung, in die Gott uns hineinstellt. Manchmal stehen auch wir in einer Beziehung vor einem Scherbenhaufen. Wir fragen uns, wie es gehen soll, gerecht zu bleiben und an der Liebe festzuhalten. Manchmal, da stürzt auch unser Leben von einem Tag auf den anderen ins Bodenlose. Wir sind voller Ratlosigkeit, Verzweiflung.

Mitten darin, so lehrt es uns das heutige Evangelium, ist Gott zu finden. Er hat einen Auftrag für uns, eine Aufgabe. Und er fordert uns heraus, ihm zu vertrauen.

Können wir das? Wagen wir es, unsere eigenen Einschätzungen außer Acht zu lassen und der Stimme zu trauen, die sich tief in unserem Inneren meldet, einer Stimme, in der Gott sein Wort an uns richtet, bittend und werbend und einladend, dass wir uns von ihm führen lassen?

Manches, was Gott mit uns vorhat, wird uns auf den ersten Blick nicht gefallen. Manches wird die Pläne, die wir uns zurechtgelegt haben, auf den Kopf stellen. Immer aber wird durch alle Zumutung hindurch auch das andere an unser Ohr dringen wollen, dieser große Zuspruch Gottes, der da sagt: Fürchte dich nicht! Was immer dir geschieht, ich bin der Gott-mit-dir.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 223 »Wir sagen euch an den lieben Advent«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 231 »O Heiland, reiß die Himmel auf« oder
GL 753 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »O komm, o komm, Immanuel« und GL 174/3 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 184 »Herr, wir bringen in Brot und Wein«
Gesang zur Kommunion GL 378 »Brot, das die Hoffnung nährt« oder
GL 905 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Manchmal schweigen wir und horchen«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 220 »Die Nacht ist vorgedrungen«

Fürbitten
Gott ist mit uns. Wir vertrauen darauf und rufen:

- Wir beten für alle, deren Glaube geprüft wird, wie Josefs Glaube geprüft wurde: Schenke ihnen ein hörendes Herz und den Mut, deiner Gnade zu trauen. Du Gott-mit-uns:
(Erhöre unsere Bitte.)
- Wir beten für alle, die dich an Weihnachten nicht erwarten: Lass deine Gnade in ihnen zur Welt kommen. Du Gott-mit-uns:
- Wir beten für alle Menschen, die unter Kriegen und Konflikten leiden: Lass ihre Sehnsucht nach Frieden Erfüllung finden. Du Gott-mit-uns:
- Wir beten für alle, denen die Heimat genommen wurde, die ins Unbekannte aufbrechen mussten: Lass sie Schutz finden bei dir und bei uns. Du Gott-mit-uns:
- Wir beten für uns selbst: Lass uns in den Zumutungen unseres Lebens immer wieder deine Nähe erfahren. Du Gott-mit-uns:

Gott, du kommst uns entgegen. Lass uns wachsam sein und offen für das, was du mit uns vorhast. Darum bitten wir dich heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit. Amen.

Alternativ kann als Fürbittruf der Liedruf GL 182 »Du sei bei uns …« gesungen werden.

Claudia Schmidt

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