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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 2
Heiliger Josef
Lesejahr A – B – C
Wie ein Heiliger die Jahrhunderte hindurch beispielhaft sein kann

Beitrag zum Evangelium


Einführung

Wer von Ihnen Josef, Josefine, Josefa, Joe, Sepp, Josy, Jupp oder Josch(k)a mit Vornamen gerufen wird, hat heute Namenstag. Ihm oder ihr sei ein herzlicher Glückwunsch gesagt. Der heilige Josef ist sein/ihr Patron. Aber nicht nur das, er ist auch einer, der in der Sorge um Jesus manches durchmachen musste, was auch Menschen unserer Tage als ihr Schicksal erleiden. Ihn feiert die Kirche heute zu Recht.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du hast den heiligen Josef als deinen irdischen Vater erlebt.
Herr, erbarme dich.
Du hast den Menschen aber auch den Vater im Himmel verkündet.
Christus, erbarme dich.
Du hast gesagt: Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Herr unser Gott, dein Sohn Jesus Christus durfte in der Obhut des heiligen Josef wachsen und reifen, bis er sich selbst der Sorge um das Heil der Mitmenschen angenommen hat. Der heilige Josef sei uns ein Beispiel, wie man in einer solchen Aufgabe in der Offenheit und im Vertrauen auf dich auch in Schwierigkeiten besteht; der du unser Gott und Vater bist heute und bis in Ewigkeit.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 609 »Sankt Josef, Spross aus Davids Stamm«
Antwortgesang GL 619 »Was ihr dem geringsten Menschen tut«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 490 »Was uns die Erde Gutes spendet«
Gesang zur Kommunion
GL 540 »Sei gelobt, Herr Jesus Christ«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 617 »Nahe wollt der Herr uns sein«

Vorüberlegungen


Zum Text: Mt 1,16.18–21.24a (Evangelium)

Selbst wenn man alle neutestamentlichen Stellen zusammennähme, die vom heiligen Josef handeln, brächte man keinen Text zusammen vom angemessenen Umfang einer Predigt. So muss man sich um das Gedanken machen, was hinter der Person und ihrem Denken und Handeln steht. Etwa um die Zeitverhältnisse; die seelischen Vorgänge, die bei seinem Problem nicht nur zu vermuten sind; oder den Rückschluss auf ihn ziehen von dem her, was er seinem Ziehsohn Jesus im Leben mitgegeben hat und wie jede enge Bezugsperson einem heranwachsenden Menschen etwas für das Leben mitgibt.

Josef hat bei der Bewältigung seines Problems mit Maria Eigenschaften und Werte gelten lassen, die in allen Beziehungsproblemen auch heute eine große Hilfe sein können.

Predigt

Wir feiern anlässlich des heiligen Josef ein Fest zu Ehren Gottes. Aber warum gerade aus Anlass Josefs? Was wissen wir schon von ihm? Die Quellenlage im Neuen Testament ist sehr dürftig. Mit dem Übergang der Kindheitsgeschichte Jesu in sein Erwachsenenleben verschwindet Josef vollends aus dem Blickfeld. Mit dem Hinweis im Lukas- und Johannes-Evangelium, dass man Jesus für den Sohn Josefs hielt, herrscht Schweigen über ihn.

Die Persönlichkeit Josefs

Wessen also gedenken wir nun? Wer war Josef? Was bleibt im Filter hängen, wenn wir die Stellen des Neuen Testamentes durchsieben?

Und überhaupt, inwieweit kommt das wenige, das wir von Josef in Neuen Testament erfahren, dem Glauben der Christen zu Hilfe? Was das anbetrifft, mag das, was wir wissen, gerade unserer Gegenwart eine Hilfestellung sein. Das heutige Evangelium macht uns interessanterweise dazu auf manches aufmerksam.

Josef steht an der Schwelle des Gottessohnes in der Welt. Er ist eine der ersten Bezugspersonen, ohne die kein Mensch einen guten Start in sein Leben hat. Die nahen und nächsten Bezugspersonen sind auch die, von deren Gestalt und Beispiel der sich entwickelnde Mensch etwas für sein eigenes Leben übernimmt. Sie zeigen ihm, wie man in dunklen und schweren Stunden, die in keinem Leben fehlen, reagieren und aushalten kann. Sie zeigen ihm etwas vom Stil und der Kultur des Feierns, der Festtage, des Betens und des nachdenklichen Urteilens über Geschehnisse der Zeit zum Beispiel. Und in der Antike hat der Hausvater seinem Sohn auch den Beruf weitergegeben. Darum fragen die Bewohner Nazarets bei Jesu Besuch in seiner Heimat: »Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns?« Jesus hat also mit seinem Vater gearbeitet, hat seinen Fleiß kennengelernt, seinen Umgang mit Dingen und Menschen, welche die Tätigkeit des Handwerkers mit sich brachte. Freilich »Zimmermann«, das ist eigentlich nicht ganz zutreffend. Das Wort, im griechischen Text, in dem das Evangelium verfasst ist, heißt »tekton« und bedeutet genau übersetzt Bauhandwerker.

Umgang mit Menschen


Umgang mit Menschen – gerade was das anbetrifft, zeigt das heutige Evangelium viel von der persönlichen Kultur und dem Lebensstil Josefs. Und zwar von den fundamentalen Eigenschaften, die ein Mensch auch nicht verliert, die keine Eintagsfliegen sind, sondern in anderen Situationen genauso zum Tragen kommen und in Erscheinung treten. In Israel gab es damals zwei Stufen der Verheiratung. Die erste Stufe, die wir heute mit »Verlobung« übersetzen, bedeutete zwar eine gültige Ehe jedoch ohne die Konsequenz des Zusammenlebens.
Die zweite Stufe der Verheiratung wurde mit dem Hochzeitsfest begonnen und ihr folgte die Form des Zusammenlebens. Damit wird verständlich, was wir im heutigen Evangelium lesen. »Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.« Durch die zwei Heiratsstufen war das möglich. Freilich bestand nach jüdischem Recht mit der ersten Stufe bereits die Ehe. Im Falle einer Trennung bedeutete dies Scheidung. Josef aber will das in aller Stille abwickeln, um Maria einen möglichst reibungslosen weiteren Lebenslauf zu ermöglichen.

Das Herz und die Entscheidung

Was alles jedoch liegt vor diesem Entschluss; doch sicher ein emotionaler, innerer Aufstand. Der Schock der Enttäuschung. Die Ratlosigkeit vor den Abgründen des menschlichen Herzens. Das Dunkel des weiteren Lebensweges. Aufgrund solchen Einfühlens kann man ahnen, welche Herzenskultur der Persönlichkeit des Josef eigen war. Er musste sich ja zunächst als der Betrogene verstehen, und dennoch ringt er sich durch und denkt für sein Verhalten von Maria her.

Diese Herzenskultur hat Jesus in den Jahren seines Heranwachsens und Zusammenarbeitens mit seinem Stiefvater erlebt. Wir stellen an Jesus fest, dass er sehr wach und einfühlsam seine Umwelt wahrgenommen und nüchtern beurteilt hat; dass er vor allem den gefallenen und gestrauchelten Menschen neue Lebenschancen öffnete. So darf man also auch von Jesu Seite her darauf schließen, dass Josef mit solchen persönlichen Eigenschaften ausgestattet war.

Josef, der Bauhandwerker – es war kein einfaches Leben in seiner Zeit. Und so waren auch die verborgenen Jahre Jesu keine einfache Zeit. Aber sie waren begleitete Jahre, sodass er zunehmen konnte, wie es im Lukas-Evangelium heißt, an Wohlgefallen vor Gott und den Menschen. Als er die ihm von Gott zugedachte Aufgabe erfüllt hatte, verschwindet Josef für uns im Schweigen des Neuen Testamentes und im Schweigen der Geschichte.

Josef und die Gegenwart

Josef war von einem schlimmen Beziehungsproblem heimgesucht. Und als er alles durchdacht und auf sein Herz gehört hatte, wird ihm über den Weg eines Traumes die Wahrheit dessen, was sich hier ereignet, eröffnet. Das Sprichwort, Träume sind Schäume, ist falsch. Was sich in unserer Seele abspielt, spiegelt sich im Traum. Der Bote, der Engel Gottes, hat darin auch ein Wirkungsfeld.

Beziehungsprobleme und Beziehungskrisen kennzeichnen unsere Gegenwart. Ich weiß natürlich, dass kaum jemandem in einer solchen Lage der Gedanke kommt: Schauen wir mal, wie es dem heiligen Josef erging und wie er sich verhalten hat. Freilich schauen viele Menschen, was in bestimmten Problemen die Stars und Sternchen machen, die uns die Medien aufbereiten. Aber auch die Christen heute sind nicht vor solchen Beziehungsproblemen gefeit. Und da ist es doch zumindest im Hintergrund interessant und vielleicht auch hilfreich, welche Stichworte und Werte Josef hat gelten lassen: Herz und Verstand, Gerechtigkeit und Vergebung, Rückkopplung zu Gott und bereit, dessen Impulsen zu trauen.

Fest aus Anlass des heiligen Josef – es lohnt sich, dass wir uns mit ihm befassen, der so nahe bei Gott war.

Fürbitten
Herr Jesus Christus, als Sohn des Zimmermanns hat man dich gehalten und deine Weisheit und deine Glaubenseinsicht angezweifelt. Dich, der sich über alle Weisheit der Welt erhoben gezeigt hat, bitten wir:

– Für die Väter: dass sie ihren Kindern zu einer starken Persönlichkeit helfen und ihnen den Rücken stärken, wo sie selbst noch zu schwach sind. (Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.)
– Für alle Väter: dass sie wissen, wie nötig ihre Kinder sie brauchen, ihre Zeit, ihre Erfahrung, ihre Anerkennung.
– Für die Familien: dass es ihnen gelingt, ihren Kindern Heimat zu sein und der Raum, in dessen Schutz sie in Versuch und Irrtum heranreifen können.
– Für uns alle: dass wir, wo und wie es in unserer Macht steht, die Familien fördern, ihnen mit Verständnis und Wohlwollen begegnen.

Du, Herr Jesus, hast die Kinder gesegnet; du hast uns auf deinen himmlischen Vater verwiesen, der uns deiner Sorge anvertraut hat. Dir sei Dank und Ehre, heute und in Ewigkeit. Amen.

Johannes Jeran

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