archivierte Ausgabe 4/2010 |
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Herausgeber |
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Einführung |
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Liebe Leserinnen und Leser,
»Nach bewegten Wochen in unserer Kirche wünschen wir uns, dass Ostern uns Kraft und Hoffnung gibt, das Richtige zu tun. Gott gibt uns die Last und die Kraft, sie zu tragen.« Diesen Osterwunsch erhielt ich an dem Tag, an dem ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dieses Wort der Herausgeber schreibe, am Gründonnerstag, an dem in Judas und Jesus Täter und Opfer vor uns stehen. Kann das Thema »Sexueller Missbrauch in unserer Kirche und in unserer Gesellschaft« ein Predigtthema sein? Muss es derzeitig in unseren Predigten vorkommen, damit nicht auch in unseren gottesdienstlichen Feiern diese bedrängenden, beschämenden und viele unserer Zuhörerinnen und Zuhörer und uns selber irritierenden Vorfälle – gerade auch in kirchlichen Einrichtungen und durch kirchliche Amtsträger – tabuisiert werden? Wenn ja, was ist dann die Zielrichtung, die Absicht und der zentrale Aussagegehalt biblisch begründeter Predigt? Ist es ein Schuldbekenntnis, eine Entschuldigung, die von vielen aus dem Munde der Kirche gefordert und von Papst und Bischöfen in den letzten Wochen auf unterschiedliche Weise verlautbart wurden? Kann ich mich für etwas entschuldigen, was ich gar nicht getan habe und wofür ich gar nicht schuldig bin? Wohin geht meine Auslegung der frohen Botschaft, wenn ich annehmen muss, dass auch meine Predigt Menschen hören, die Opfer und Täter sexuellen Missbrauchs sind?
»Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt« – das mutet uns der Schreiber des 1. Petrus-Briefes als Grundausrichtung allen Predigens zu. Hoffnung wider alle Hoffnung – so kommt es mir angesichts dieser erschütternden Vorgänge vor, die ich mir so nicht vorstellen konnte. Und ich spüre, von dieser Hoffnung Zeugnis zu geben, ist nicht leicht. Moralisierende, verharmlosende und fahrlässig vereinfachende Erklärungen vom Ambo herab verschlimmern die Situation nur noch. Populistische Parolen gibt es genug. Hoffnungsbotinnen und -boten sind gefragt, die in diese kirchliche und gesellschaftliche Brüche hinein eine Perspektive eröffnen, die ehrlich, aufrichtig und wahrhaftig alle Betroffenen in die Dimension unseres Gottes und seiner Barmherzigkeit stellen, Opfer und Täter und auch die, die angesichts dieser Vorkommnisse ratlos, misstrauisch und an unserer Kirche irre geworden sind.
Gottes Geist, um den wir bitten, möge uns für diesen schweren Dienst bestärken.
Für die Herausgeber
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Wolfgang Tripp |
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