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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 3
Gründonnerstag
Der Liebesdienst – solidarisch mit allen Leidenden der Welt
Lesejahr A – B – C
Beitrag zur Lesung

Einführung

Die Gründonnerstagsfeier ist geprägt von einem frohen und einem traurigen Akzent. Der frohe ist die Mahlgemeinschaft Jesu mit den Seinen, die Basis für unsere Eucharistiefeier. Der traurige: Unsere Feier schließt ohne Segen und Entlassung. Stattdessen wird der Altar abgedeckt, es werden Kerzen, Kreuz und Blumenschmuck entfernt, der Tabernakel bleibt offen und leer. Dies alles als Zeichen der Flucht der Jünger und der Einsamkeit Jesu in der Ölbergnacht.

Aber genau diese beiden Akzente führen uns in das Zentrum von Tod und Auferstehung Jesu. In jeder Eucharistiefeier werden sie für uns präsent. Denn wir sind mit allem Leid und mit allem, was uns belastet, in die Solidarität mit Jesus hineingenommen, und wir empfangen im gemeinsamen Mahl österliche Kraft.

Die Fußwaschung ist ein Zeichen dafür, dass diese Feier direkt in unser Engagement für den bedürftigen Nächsten mündet.

Predigt

Zum Text: Ex 12,1–8.11–14 (1. Lesung)

Ein starker Kontrast

Ein merkwürdiger Kontrast zwischen dem heutigen Evangelium und unserer Lesung! Dort diese demütige Geste Jesu, der den Seinen nicht den Kopf (!) wäscht, sondern die Füße, und hier der Tod der Erstgeborenen Ägyptens, der als Strafe Gottes für den Starrsinn des Pharao erscheint, während Israel vom Passah, diesem Vorübergang des Todesengels, verschont bleibt.

Ursprung des Passah

Der Passahbrauch geht auf die Kleinviehhirten zurück. Jährlich brechen sie im Frühjahr von ihrer Winterweide in Steppe und Wüste auf und suchen die Sommerweide nahe dem Kulturland. Dort hoffen sie, auf den dann abgeernteten Feldern noch genügend Nahrung für ihre Tiere zu finden. Dieser Aufbruch zur Wanderung ist mit Gefahren verbunden, besonders für die Neugeborenen. Deshalb entwickelte sich der Brauch des Erstlingsopfers, um unheilvolle Mächte besonders von den Neugeborenen abzuwenden. Die Nacht ist immer bedrohlich. Deshalb hat man auch ohne langes Zutun eilends ungesäuertes Brot gebacken ohne umständliches Backgerät, einfach auf heiß gemachten Steinen oder auf Glutasche.

Aktualisiertes Passahverständnis

Dieser bekannte jährliche Brauch bekommt nun in Israel eine spezielle Bedeutung. Er wird mit dem Aufbruch aus Ägypten verbunden, jenem wichtigen Datum in der Geschichte Israels, der das Ende der ägyptischen Knechtschaft markiert. Die Gefahr, vor der man bei nächtlichem Aufbruch besonders Angst hat, wird gebannt, indem man die Türpfosten mit dem Blut des geschlachteten Lammes bestreicht, um das Unheil abzuwehren. So bleibt das Volk Israel vom Passah des Unglücksengels verschont, Ägypten dagegen nicht.

Das neue Passah

Das geschlachtete Lamm wird dann für die Gemeinde Jesu zum Symbol: Er selbst, Jesus, ist das geschlachtete Lamm, das in dieser Nacht ausgeliefert wird. Warum? Weil er den Frommen ins Angesicht widerstanden hat. Für ihn war entscheidend, dass Gott seine Sonne aufgehen lässt »über Gute und Böse«, über alle Menschen, auch die, die es in den Augen der Frommen nicht verdient haben. Das hat ihr Weltbild durcheinandergebracht und auch ihr Bild von Gott. Er belohnt doch sie, die Guten, und bestraft alle anderen, die Bösen! Dass Jesus ihre Selbstgerechtigkeit so angegriffen hat, das hat sie bis aufs Blut gereizt. Deshalb rotten sie sich zusammen gegen ihn. Er muss weg!

Die »Aufrührer«

Jetzt müssen sie nur noch die römische Besatzungsmacht überzeugen, weil sie selber niemanden umbringen dürfen. Da kommt ihnen zu Hilfe, dass zum Umfeld Jesu auch solche gehören, die gerne die Römer mit Gewalt vertreiben wollen, die »Aufrührer«. Also bezichtigen sie Jesus des Aufruhrs gegen den Kaiser.

Jesus oder Barrabas?1

Damit aber können sie Pilatus nicht überzeugen. Er findet ihre Anklage haltlos. Doch da gibt es einen Brauch! Pilatus pflegt zum Passahfest einen Gefangenen freizulassen. So zeigt sich eine Alternative: Barrabas oder Jesus. Barrabas war vermutlich ein gefeierter Wagenlenker, dessen Fans bei einem Rennen versehentlich einen Menschen zu Tode gebracht haben. Als nun die aufgehetzte Menge – vor die Alternative gestellt – nicht Jesus, sondern den beliebten Barrabas erbittet, hat Pilatus keinerlei Bedenken, ihn freizulassen, da er ja direkt nichts verbrochen hat. So muss Pilatus wohl oder übel und gegen den Rat seiner Frau Jesus kreuzigen lassen. Er postiert für den »König der Juden« gleich noch zwei seiner Jünger rechts und links von ihm als »Ehrengefolge«. Wir kennen zwar nicht ihre Namen, aber es gab nebst den namentlich bekannten Jüngern noch andere, die in der Ölbergnacht offensichtlich ebenfalls gefangen wurden. Zwei Mägde halten ja Petrus vor: »Du bist auch einer von ihnen« (nicht: ihm)!

Das Mahl der Liebe

So stirbt Jesus wie das Passahlamm, sein Blut wird noch viel mehr als das Türpfostenblut zum Zeichen des Lebens. Er gibt sich hin aus Liebe, aus Liebe zu jenem Gott, der nichts anderes ist als Liebe. Das ist der Kern des neuen Passahmahles, das die Jüngerinnen und Jünger Jesu nach seiner Auferstehung feiern werden: die Eucharistie. Hier wird seine hingebende Liebe zum Impuls für sie. Nicht nur für sie damals! Er lädt auch uns ein, in seiner Nachfolge ein offenes Herz zu haben. Wir dürfen seinen Liebesdienst, andern die Füße zu waschen, zum Impuls nehmen, heute hier in unserer Welt eine klare Option für die Armen zu leben. So versteht es die lateinamerikanische Kirche seit 50 Jahren.

Der Katakombenpakt

Deshalb haben einige entschiedene Bischöfe während des Zweiten Vaticanum den »Katakombenpakt« beschlossen. Sie haben in einer Katakombe am Rand Roms die Verpflichtung unterschrieben gegen eine hierarchische und machtbesessene Kirche. Sie wollten gegen die damalige Kurie ein Zeichen setzen für eine Kirche, in der alle dieselbe Würde haben, in der alle das gemeinsame Priestertum aller Glaubenden achten. Sie ermutigen auch uns heute zu unserem Dienst am Nächsten – und sei es der niedrigste wie die Fußwaschung. Das ist konkrete Geschwisterlichkeit.

Der Liebesdienst

Zu diesem Liebesdienst ruft uns der Auferstandene, dessen Ölbergnacht wir heute begleiten – solidarisch mit allen Leidenden der Welt. Wir tun es in der Gewissheit, dass die Auferstehung das letzte Wort hat, weil die Liebe stärker ist als der Tod.

Fürbitten
In Jesus beugt sich Gott herab zu uns Menschen. Er wäscht seinen Jüngern dieFüße und drückt darin aus, wie nahe er uns ist und wie groß seine Liebe zu uns ist. Darum bitten wir ihn:

- Für die Menschen, die in deine Nachfolge treten und anderen dienen wollen: um offene Ohren und ein liebevolles Herz für die Menschen. Du unsere Kraft und Stärke:
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
- Für diejenigen, die missbraucht wurden und verletzt sind: um verständnisvolle Menschen, die ihnen helfen, die Wunden zu heilen und neues Vertrauen zu finden. Du unser Heil und Leben:
- Für die Verzweifelten und die Alleingelassenen: um Menschen, die ihre Not sehen und ihnen beistehen. Du unser Trost:
- Für diejenigen, die sich davor scheuen, die Liebe und Nähe eines anderen Menschen anzunehmen: um behutsame Menschen, die ihnen helfen, Beziehung zu wagen. Du unser Freund und Bruder:
- Für alle unsere Verstorbenen: um die Vollendung und Erfüllung in deinem ewigen Reich. Du unsere Hoffnung:

Guter Gott, du beugst dich herab zu uns, in unser Leben, unsere Freuden und Sorgen. Dir geben wir alle diese Bitten und vertrauen darauf, dass du mit uns und mit allen Menschen bist. Amen.
Marion Maier

1 Anmerkung: Interessenten können gern Näheres zur wohl ungewohnten Darstellung des Barrabas und der Mitgekreuzigten Jesu abrufen unter woleole@gmx.de

Wolfgang Gramer

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