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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 1
Neujahr – Hochfest der Gottesmutter Maria
Vertrauensvoll ins neue Jahr
Lesejahr B
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Wir stehen heute am Beginn eines neuen Jahres. Neujahr ist für viele Menschen ein ganz besonderer Tag – mit unterschiedlichen Gefühlen zwischen Hoffen und Bangen, neuen Chancen, aber zugleich auch großer Ungewissheit, was tatsächlich kommen wird. Die Kirche hat diesenTag als Hochfest der Gottesmutter Maria gewidmet und gibt ihm dadurch nochmals einen ganz eigenen Akzent. Maria, diese besondere Frau mit einer großen Innerlichkeit und einem tiefen Vertrauen auf Gott, kann uns ein Leitbild sein für unsere eigenen Suchbewegungen und Schritte hinein in das neue Jahr. Lassen wir uns in dieser Feier ermutigen und begrüßen wir Jesus Christus in unserer Mitte.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du wurdest als kleines Kind mitten in unsere Welt geboren, nahbar für die Menschen.
Herr, erbarme dich.
Du hast das Leben der Menschen geteilt, in all seinen Höhen und Tiefen.
Christus, erbarme dich.
Du sagst uns deine Begleitung zu, auch an jedem Tag des neuen Jahres.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Guter Gott,
wir erinnern uns in diesen Tagen an die Geburt deines Sohnes und an seine Mutter Maria, die uns ein Vorbild des Glaubens ist. Sie hat ihr Herz für dich weit gemacht und deinen Zusagen vertraut.
Am Beginn dieses neuen Jahres vertrauen auch wir uns deiner Gegenwart an und erbitten uns deinen Schutz und deinen Segen bei jedem unserer Schritte.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 258,1–3 »Lobpreiset all zu dieser Zeit«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 423,1–3 »Wer unterm Schutz des Höchsten steht« und
GL 175/1 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 430 »Von guten Mächten« oder
GL 775 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Von guten Mächten« (Fassung von Siegfried Fietz)
Gesang zur Kommunion
GL 215 »Gott sei gelobet und gebenedeiet«
Schlusslied
GL 534 »Maria, breit den Mantel aus«

Vorüberlegungen

Zum Text: Lk 2,16–21 (Evangelium)

Am Neujahrstag, dem Oktavtag von Weihnachten, rückt die Kirche mit dem ›Hochfest der Gottesmutter Maria‹ die Bedeutung Marias in den Mittelpunkt und stellt das neue Jahr unter ihren Schutz. Zugleich ist der 1. Januar auch Weltfriedenstag, zu dem die Päpste jährlich ihre besonderen Friedensbotschaften an die Welt formulieren. Die Terminierung beider Gedenktage auf den Neujahrstag fand im Kontext des II. Vatikanischen Konzils und dessen Reformen statt.

Die vorliegende Predigt versucht, Marias Bedeutung für die Kirche mit dem individuellen Gefühl in diesen besonderen Tagen rund um Weihnachten und Neujahr zusammenzubringen. Die Perikope aus dem Lukasevangelium greift den dritten Teil der lukanischen Geburtserzählung heraus, in der es um die Wirkung dieses Ereignisses auf diejenigen geht, die davon betroffen sind bzw. davon hören. Da sind zum einen die Hirten, die dem Ruf der Engel gefolgt sind, im Stall von Betlehem staunend das Wunder der Geburt erleben und in der Folge erzählend und preisend auch viele andere darin verwickeln. Da ist zum anderen aber auch Maria, von der wir vor allem zwei Reaktionen erfahren: Sie bewahrt alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und sie denkt darüber nach.

Bewahren und Nachdenken können wichtige Impulse sein in den oft dichten Tagen des Jahreswechsels, in denen sowohl der Blick auf das Vergangene als auch die ungewissen Fragen auf die Zukunft hin die Menschen bewegen. Die Predigt greift beide Aspekte auf und ergänzt mit der notwendigen Grundhaltung des Vertrauens, die im Lied »Von guten Mächten« des Theologen Dietrich Bonhoeffer so dicht und überzeugend beschrieben wird und Leitmotiv werden kann, um ruhig und vertrauensvoll in das neue Jahr gehen zu können. Das uralte Bild von Maria als Schutzmantelfrau, besungen in einem Lied oder Gebet (»Unter deinen Schutz und Schirm«) kann in dieser Haltung des Vertrauens bestärken.

Predigt

Von guten Mächten …

»Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.« Es sind die vielleicht bekanntesten Verse des deutschen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer, die in diesen dichten Tagen rund um den Jahreswechsel unzähligen Menschen Trost und Mut zusprechen. Bonhoeffer hat die Gedichtverse im Dezember 1944 im Gefängnis geschrieben in einem Brief an seine Verlobte, wenige Monate vor seiner Hinrichtung. Er beschreibt darin auf wunderbare Weise – trotz aller schmerzhaften und angstvollen Erfahrungen – das Gefühl von Bewahrung und Getragensein. Und dieses Gefühl ist, wie er betont, letztlich wichtig für alle Menschen: »Wenn es im alten Kinderlied von den Engeln heißt: ›zweie, die mich decken, zweie, die mich wecken‹, so ist diese Bewahrung am Abend und am Morgen durch gute unsichtbare Mächte etwas, was wir Erwachsenen heute nicht weniger brauchen als die Kinder.« Gute, unsichtbare Mächte, die uns begleiten. Behütende Engel auf dem Weg unseres Lebens. Und ein Gott, der als kleines Kind mitten in die Welt hineingeboren wird und die Menschen rettet – was der Name Jesus bedeutet. So wie wir es gerade auch im Evangelium gehört haben.

Ein naher Gott

Es ist die dritte Erzählung der Geburt Jesu nach dem Evangelisten Lukas, der in seinen verschiedenen Schilderungen jeweils unterschiedliche Botschaften hervorhebt. Heute geht es ihm nicht um das Geburtsereignis an sich, sondern um die Wirkung der Geburt Jesu auf die, die davon erfahren. Als konkrete Personen werden vor allem die Hirten und Maria genannt, aber zugleich auch schon ein viel weiterer Bogen gespannt: »Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.« Gottes Sohn ist nicht in die Welt gekommen, um einen kleinen Kreis Auserwählter zu beglücken. Nein, sein heilbringendes Dasein gilt allen Menschen. Seine Solidarisierung geht bis zum Äußersten. Ein kleines Kind, geboren in einem armseligen Stall, bietet allen Menschen – den Ärmsten, Schwächsten, Kleinsten – seine göttliche Nähe an. Das klingt zwar schön, aber auch unfassbar. Und deshalb gibt es schon im Evangelium ganz unterschiedliche Reaktionen. Die einen staunen, andere preisen Gott, wieder andere erzählen das Erlebte hastig weiter. Eine gute Nachricht, die förmlich danach verlangt, sie weiterzutragen. Aber da ist auch Maria, die still reagiert, in sich geht, nachdenkt und das Geschehene in ihrem Herzen bewahrt.

Das Vergangene im Herzen bewahren Zu Beginn eines neuen Jahres stellt die Kirche mit dem »Hochfest der Gottesmutter Maria« diese außergewöhnliche biblische Frau in den Mittelpunkt. In all dem lauten Geböller und den feucht-fröhlichen Feiern, mit denen wir traditionell das vergangene Jahr beenden und das neue begrüßen, kann es ein heilsames Gegenmodell sein, diese eher leise und nachdenkliche Frau in den Blick zu rücken. Denn vielleicht geht es Ihnen ja auch so in diesen Tagen des Jahreswechsels, dass weniger die Feierlaune als das Nachdenkliche bisweilen überwiegt. An der Schwelle vom alten zum neuen Jahr schauen wir zurück auf das Vergangene, in dem sicher vieles gelungen ist, anderes aber unvollendet geblieben ist. Da gab es schöne Momente für das Erinnerungs-Schatzkästchen, aber auch die schmerzhaften, die sich im Gedächtnis eingebrannt haben und vielleicht bis heute unser Leben beschweren. Maria in diesen Tagen als Vorbild nehmen, könnte auch für uns bedeuten, sowohl für das Schöne als auch das Schwere einen guten Platz in unserem Innern zu suchen. »Im Herzen bewahren« nennt es die Bibel – ein wohlklingendes und sprechendes Bild. Zum Einsortieren der eigenen Erfahrungen mag eine bewusste Zeit des Alleinseins guttun oder ein Spaziergang an der frischen Luft. Oder das Anzünden einer Kerze und Stillwerden in einer Kirche. Oder auch ein ruhiges, konzentriertes Gespräch mit einem vertrauten Freund oder einer vertrauten Freundin.

Bewusst denken und handeln

Zum bewahrenden Blick zurück gesellt sich spätestens am heutigen Neujahrstag auch der Blick nach vorne. Viele Menschen schauen mit eher bangen Gefühlen in die Zukunft. Wir leben in einer bewegten Welt und in unruhigen Zeiten und bekommen durch die Medien Tag für Tag viele schlechte, verunsichernde Nachrichten übermittelt. Dazu kommt, dass keiner von uns weiß, was sich auch im eigenen Leben und Umfeld im kommenden Jahr verändern wird. Werde ich gesund bleiben? Wie werden sich meine Beziehungen in der Familie und im Freundeskreis entwickeln? Werde ich so wie bisher meine Aufgaben wahrnehmen können? Der Beginn eines neuen Jahres beinhaltet mehr offene Fragen als klare Antworten. Es geht nicht ohne Offenheit und Unsicherheit. Was kann uns helfen, was uns durch das neue Jahr tragen? Von Maria heißt es, dass sie alles Geschehene in ihrem Herzen bewahrte und darüber nachdachte. Nachdenken braucht Zeit, Nachdenken entschleunigt und hilft zur Ausrichtung. Ohne Nachdenken geht es nicht, um auch auf die Zukunft hin bewusste und tragfähige Schritte wählen zu können. Unsere Gesellschaft und mit ihr wir heutigen Menschen kranken oft an der unreflektierten Schnelligkeit von Entscheidungen und Entwicklungen. Da werden hektisch Fakten geschaffen und oft erst danach, wenn überhaupt, nachgedacht. Der umstrittene Wahlslogan »Digitalisierung first, Bedenken second« hat diesen Trend auf zuspitzende Weise formuliert. Wohin kommen wir, wenn wir erst hinterher bedenken, welche Auswirkungen unser Handeln hat? Viele formulieren in diesen Tagen gute Vorsätze für sich. Wenn wir uns vornehmen, dem entschleunigenden Nachdenken in unserem Leben wieder mehr Raum zu geben, dann könnte das unseren Weg durchs kommende Jahr prägen. Und auch ausstrahlen auf das Miteinander in unserem privaten Umfeld und in der Gesellschaft.

Vertrauen


Zum Bewahren des Vergangenen und bewussten Nachdenken auf die Zukunft hin braucht es noch eine grundlegendere Haltung, die Maria uns vorgelebt hat und auch Dietrich Bonhoeffer in seinem Gedicht wunderbar beschreibt: das Vertrauen. Ohne Vertrauen können wir letztlich keine Schritte gehen. Vertrauen in die guten Mächte, die uns begleiten. Vertrauen in das Licht, das immer wieder die Dunkelheit auch unseres Lebens erhellt. Vertrauen in nahe Menschen, die uns nicht fallen lassen und auch in schweren Zeiten zu uns stehen. Vertrauen in einen Gott, der Mensch geworden ist und uns sein Dasein zugesagt hat an allen Tagen unseres Lebens. Lassen wir uns von dieser Zusage geleiten in das neue Jahr und versuchen dann getrost zu erwarten, was kommen mag. Denn: »Gott ist bei uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.«

Fürbitten
»Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag …« Guter Gott, ein neues Jahr liegt vor uns. Viele Gedanken bewegen uns, nicht nur im Blick auf unser eigenes Leben. Wir bitten dich:

- Um innere Stärke für die vielen Menschen, die aufgrund ihrer religiösen oder politischen Überzeugungen verfolgt werden und unschuldig in Gefängnissen sitzen – in der Türkei, in Syrien, in Venezuela, in … (Aktuelles ergänzen).
- Um Verantwortungsbewusstsein für die Machthaber dieser Welt, für die das Wohl der Menschen ihres Volkes an erster Stelle stehen sollte und die doch oft nur den eigenen Interessen folgen.
- Um Mut, die Gesellschaft mitzugestalten und um bereichernde Erfahrungen für die Millionen von Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit, den Kirchen, Vereinen und anderen Initiativen.
- Um Kraft und Geduld für alle Menschen, die aufgrund einer Krankheit nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können und an den Rand gedrängt werden.
- Um Trost für alle, die einen nahen Angehörigen verloren haben und sich tief im Herzen einsam und verlassen fühlen.

Guter Gott, dir vertrauen wir unsere Bitten an, die ausgesprochenen und die verborgenen, heute und alle Tage unseres Lebens.
Amen.

Annegret Hiekisch

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