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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 3
Christkönigssonntag
Christus, der König und liebende Richter
Lesejahr A
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Wir stehen am Ende des Kirchenjahres. Und auch das Ende des weltlichen Jahres ist nicht mehr so fern. Wenn man etwas abschließt, dann zieht man manchmal auch gerne Bilanz, ein Resümee. Der König der Welt, des Alls und aller Zeiten zieht ein Resümee – so hören wir es heute im Evangelium. Wie wird die Jahresbilanz, die Lebensbilanz aussehen? Jesus Christus sieht uns voll Liebe an. Deshalb können auch wir uns anschauen und dabei wahrhaftig sein und brauchen das Schöne und das Hässliche nicht zu verstecken. Vertrauen wir uns diesem König an:

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du bist größer als alle Herrscher dieser Welt. Manchmal geben wir diesen Herren mehr Macht über uns als dir.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du bist größer als alle Herrscher dieser Welt. Manchmal meinen wir, dass deine Macht der Liebe schwächer ist als die Mächte der Welt.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du bist größer als alle Herrscher dieser Welt. Manchmalübersehen wir, dass dein Reich nicht von dieser Welt ist und mehr Bestand hat als alles andere.
Herr. erbarme dich.
Der allmächtige Gott erbarme sich unser, er nehme allen Zweifel von uns. Er schenke uns die Gewissheit, dass du der Herr bist, dem wir unser ganzes Leben anvertrauen dürfen. Lass uns jetzt mit frohem und bereitem Herzen dir begegnen.

Tagesgebet
Herr unser Gott,
in Jesus Christus bist du der Welt als Retter erschienen. In der scheinbaren Ohnmacht der Liebe bist du doch der König von Zeit und Ewigkeit.
Lass uns in diesem Vertrauen leben, damit uns die Mächte dieser Welt nicht beherrschen und wir in der Freiheit der Kinder Gottes leben können. Darum bitten wir durch Christus, unseren König und Herrn.

Vorüberlegungen

Zum Text: Mt 25,31–46 (Evangelium)

Manche Vorleser des heutigen Evangeliums würden die Verse Mt 25,41– 46 vielleicht gerne weglassen. Aber die Perikopenordnung sieht sie vor und sie gehören auch dazu. Dieser Abschnitt vom sogenannten Jüngsten Gericht ist eine Geschichte, in der es um Unterscheidung, um Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit geht, sonst ist es eben kein Gericht. Allerdings möchte man vielleicht ein angstmachendes Gottesbild vermeiden. Ein Gott, dem die Opfer von Gewalt, von Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit egal sind, wäre ein Bild von Gott, das auch unerträglich sein könnte. Die Gerichtsrede ist nicht als Furcht einflößendes Bild zu verstehen, um Menschen gefügig zu machen – womöglich noch gefügig für die Kirche. Die ganze Rede ist eine frohe Botschaft, weil sie nichts ausblendet, weder das Gute, das geschieht, noch das Böse. Und da das Jüngste Gericht noch nicht stattgefunden hat, ist es eher ein Hoffnungsbild: Alle Menschen sollen den Weg der Liebe gehen und Jesus Christus in den Menschen erkennen, die uns brauchen und die bedürftig sind. Auch wir selbst sind bedürftig und sind froh über die Zuwendung.

Die ganze Perikope braucht es also, damit wir die Rede verstehen und im Vertrauen auf Gottes Gerechtigkeit und Barmherzigkeit leben können.

Predigt

Genug Gewicht?

Christus auf dem Thron sitzend in der Mitte als der Richter über Lebende und Tote – in Stein gehauen über dem Eingangsportal –, so kennen wir es von den Kirchen des Mittelalters: das Jüngste Gericht. Zu seiner Linken sind die, die in die Hölle hinab müssen; zu seiner Rechten die Erlösten, die Gerechten zum Eingang in den Himmel.

Es ist eine alte Menschheitsvorstellung, schon im Totenbuch der Ägypter zu finden: Der Mensch wird gewogen mit seinen Taten; und er hat Sorge, dass er für zu leicht befunden wird; dass sein Leben und seine Taten kein Gewicht des Guten haben. Aber das Leben welches Menschen hat denn wirklich vor Gott genug Gewicht? Reicht es aus, was wir selbst einmal mitbringen werden, wenn wir vor Gott stehen? Im Gedenkjahr der Reformation können wir auch an das Ringen Martin Luthers erinnern. Er sah sich als unwürdig an, als Sünder, der Gottes Anspruch nie gerecht werden kann. Und er kam zur Erkenntnis, dass Barmherzigkeit und Gerechtigkeit zusammengehören.

Gottes Gerechtigkeit

Zweifellos gilt, dass zum Reich Gottes eben auch die Gerechtigkeit gehört. Wenn es keine Unterscheidung mehr gibt zwischen Gut und Böse, zwischen Recht und Unrecht, dann wäre es zum Verzweifeln. Es soll doch einmal eine letzte Klarheit geben. Es kann nicht sein, dass die, die Unrecht erlitten haben, am Ende genauso dastehen wie die, die das Unrecht verursacht haben.

Nein, das Bild über dem Portal der großen Kathedralen will den Menschen, der in die Kirche geht, nicht in Angst davor versetzen, was denn da wohl einmal mit ihm passiert! Doch Umkehr und Versöhnung, eine Wende zum Guten kann es nur geben, wenn das, was an Schlimmem geschehen ist, auch angeschaut und benannt wird. Als in Südafrika das Apartheidregime abgeschafft war, wurden sogenannte Wahrheitskommissionen eingesetzt. Nicht die Bestrafung und die Verurteilung standen im Vordergrund, sondern dass das Unrecht benannt wurde und die Opfer ihre Würde und Anerkennung bekamen. Und dass da und dort auch etwas wieder gut gemacht werden konnte, wenn es noch möglich war.

Ins Wort bringen

In unserem Gleichnis vom Jüngsten Gericht bringt Jesus selbst, der der Richter ist, das Gute und das Böse ins Wort. Und er unterscheidet. Würde er es nicht tun, dann wäre er auch kein guter Hirte, kein guter König – dann wäre alles gleichgültig. Er benennt das Gute: Es sind die sieben Werke der Barmherzigkeit – den Hungrigen zu essen zu geben, den Durstigen zu trinken, Fremde und Obdachlose aufzunehmen, Nackte zu bekleiden, Kranke zu besuchen und zu den Gefangenen zu gehen. Wo Menschen das tun, da geschieht Gutes. Und nun zählt Jesus keine bösen Taten auf. Allein dass das, was notwendig wäre, was gut ist für Menschen, allein dass das nicht geschieht, ist für ihn schlimm genug. Ja, er identifiziert sich selbst mit all denen, die Zuwendung brauchten. Ich war hungrig, ich war durstig, ich war krank, ich war im Gefängnis ..., sagt er.

Die Liebe – das Entscheidende

Das ist das einzige Maß, das an unser Leben angelegt wird: Haben wir unser Leben in Liebe gelebt, haben wir den anderen neben uns als unseren Mitmenschen gesehen? Der Richter fragt nicht, was wir erreicht haben, ob wir diesen und jenen Titel gehabt haben, ob wir uns einen Namen gemacht haben. Er fragt uns noch nicht einmal, welche Religion wir gehabt haben. Wie viel Liebe habt ihr gezeigt?

Aber wenn dem so ist, müssen wir uns dann nicht doch Sorgen machen, dass es uns am Ende eben doch nicht reicht? Wir wissen doch, wie unvollkommen unsere Liebe ist, ja wie viel Lieblosigkeit auch zu unserem Leben gehört hat und gehört.

Noch nicht das letzte Wort gesprochen

Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen. Das Jüngste Gericht hat noch nicht stattgefunden. Auch mein ganz persönliches Jüngstes Gericht nicht. Jesus ist nicht gekommen, um zu verdammen. Hier gibt es auch keine Prognose, was einmal mit der einen oder anderen Hälfte der Menschheit geschieht. Bei Jesus gibt es den Weg der Umkehr, den Weg, dass mir verziehen wird, den Weg, dass er mich in Liebe annimmt. Und wenn mir das einmal – und immer wieder – bewusst ist, dann werde ich auch die Menschen um mich herum als den Bruder, als die Schwester sehen können. Und so ist auch die Konsequenz, die Martin Luther für sich gezogen hat, der Weg der Buße und der Umkehr gewesen. Jeder Mensch, der diesen Weg geht, darf auf die Barmherzigkeit Gottes vertrauen. Das ist alles andere als Beliebigkeit.

Christus auf dem Thron sitzend in der Mitte als der Richter über Lebende und Tote – in Stein gehauen über dem Eingangsportal –, so sind die Menschen in die Kirche gegangen. Und so können auch wir gehen – zu Jesus Christus, der uns annimmt wie der Richter, der die Gerechtigkeit will, und wie ein guter Hirte, der sich um mich sorgt. Vor allem aber als der, der mich voller Barmherzigkeit liebt.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 375,1–4 »Gelobt seist du, Herr Jesu Christ«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 53/1 »Hört auf die Stimme des Herrn« mit 53/2 (Psalm 95) und
GL 175/6 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 364,1–2.5 »Schönster Herr Jesu«
Gesang zur Kommunion
GL 560,1–2.5 »Christus Sieger, Christus König«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 358,1.6–7 »Ich will dich lieben, meine Stärke«

Fürbitten
Herr unser Gott, nicht die Gewalt irdischer Machthaber ist für uns das Bild des himmlischen Königs, sondern die Liebe, die Jesus Christus uns zeigt. So dürfen wir voll Vertrauen bitten:

- Für Papst Franziskus und alle, die ein Amt in der Kirche haben und so Jesus Christus repräsentieren: dass sie durch ihre Worte, ihr Handeln und ihr Auftreten die Liebe und Menschenfreundlichkeit erfahrbar machen.
Du himmlischer König:
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
- Für alle bedrängten Christen in der Welt; für alle Minderheiten, die angefeindet und verfolgt werden: dass sie durch uns, die wir in Frieden, Freiheit und Rechtssicherheit leben dürfen, Unterstützung und Fürsprache erfahren.
Du himmlischer König:
- Für alle, die politische Macht haben: dass sie ihre Macht nicht für ihre eigenen Interessen missbrauchen, sondern sich als verantwortungsvolle Politiker zum Wohl ihrer Völker verstehen.
Du himmlischer König:
- Für alle, die Opfer von kriegerischen Auseinandersetzungen, Misswirtschaft und Korruption geworden sind: dass sie in ihrem Land und in ihrer Heimat Wohlstand und Frieden erleben dürfen.
Du himmlischer König:– Für unsere Verstorbenen: dass sie bei dir in der ewigen Herrlichkeit Geborgenheit und die Erfüllung ihres Lebens erfahren.
Du himmlischer König:

Großer Gott, in Jesus Christus zeigt sich der wahre König des Himmels und der Erde. Gerne stellen wir uns unter seine Herrschaft. Sie ist für uns Leben in Fülle – schon jetzt und in alle Ewigkeit.
Amen.

Erhard Bechtold

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