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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
13. Sonntag im Jahreskreis
Den Boten Gottes Raum geben
Lesejahr A
Beitrag zum Evangelium

Einführung

Der Weg vom Wanderprediger Jesus zum Kirchenwesen heute mit allenÄmtern und Einrichtungen ist weit. Auf den ersten Blick sind in der heutigen Gestalt von Kirche die Anfänge nur schwer zu erkennen. Und doch gilt der Ruf Jesu an seine Jünger und Jüngerinnen unverändert durch die Geschichte bis heute: in seiner Nachfolge das Evangelium hinauszutragen zu den Menschen – und zugleich im eigenen Kirchenhaus prophetischen Stimmen von »draußen« Raum zu geben.

Kyrie-Ruf
GL 163/7 »Herr Jesus, du rufst die Menschen, dir zu folgen«

Tagesgebet
Unser Gott und Vater,
von dir gerufen, sind wir hier versammelt als deine Gemeinde.
Hilf uns, loszulassen, was wir an Ballast mitgebracht haben, damit wir uns öffnen können für dein Wort und deinem Heiligen Geist Raum geben.
So bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 481,1–2.5 »Sonne der Gerechtigkeit«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 657/3 »Dein Erbarmen, o Herr« mit Versen aus 657/4 (Psalm 103) und GL 175/4 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 461,1–3 »Mir nach, spricht Christus«
Gesang zur Kommunion
GL 210 »Das Weizenkorn muss sterben«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 275 »Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet«
Schlussgebet
Messbuch – Schlussgebete zur Auswahl Nr. 6

Vorüberlegungen

Zum Text: Mt 10,37–42 (Evangelium)

Die Perikope steht in der sogenannten Aussendungsrede in Mt 10. Dabei liegt der Akzent dieser »Rede« weniger auf dem Inhalt der Verkündigung, sondern darauf, worauf sich die Verkünder einzustellen haben und welche Aufnahme sie finden. Für Matthäus bedeutet Jüngerschaft in erster Linie: hinauszugehen zu den Menschen, ohne Absicherung für die Verkündigung des Gottesreichs unterwegs zu sein und so mit dem Leben Christi konform zu werden.1 Also muss das auch der Ernstfall der Sendung der Kirche sein: Unterwegs sein im Auftrag Jesu und damit auch sein Schicksal zu teilen, leben und leiden wie er.

Dann aber kommt auch die andere, »sesshafte« Seite von Kirche in den Blick: den wandernden Verkündigern und Propheten die Tür zu öffnen, sie aufzunehmen und ihnen »Raum zu geben«. So ist auch der Prophet Elischa (1. Lesung 2 Kön 4,8–11.14–16a!) darauf angewiesen, dass er bei der Frau in Schunem Aufnahme findet. Und den Aufnahmebereiten wird ebenso »Lohn« verheißen wie denen, die als »Wanderradikale« ganz eins werden mit dem Schicksal ihres Herrn.

Predigt

Ein großzügiges Angebot

Kostenlos eine Wohnung auszubauen und zur Verfügung zu stellen: das würde uns wohl nicht so schnell einfallen – und das noch für einen umherziehenden Wanderprediger. Die erste Lesung erzählt die Geschichte vom Gottesmann Elischa, der bei der Frau in Schunem umsonst Wohnung erhält. Warum legt die Frau so großen Wert darauf, dass Elischa bei ihr absteigt? Nötig hat sie es nicht – es heißt ausdrücklich, dass sie vornehm, gut verheiratet und betucht ist. Sie tut es einfach, weil er ein Prophet ist. Und der Wanderprediger Elischa lässt sich nicht lumpen. Er bezahltdie Zeche so, dass er der kinderlosen Frau Nachwuchs zusagt: «Im nächsten Jahr um diese Zeit wirst du einen Sohn liebkosen!»

War da womöglich etwas zwischen den beiden? Man muss schon sehr harmlos sein, um da nicht auf entsprechende Gedanken zu kommen. Aber die Bibel geniert sich sonst ja nicht, die Dinge beim Namen zu nennen; nicht einmal den schäbigen Seitensprung des David unterschlägt sie, und sie hätte bestimmt auch hier keine Hemmungen. Der Fall liegt anders:

… weil es ein Prophet ist!

Dass der Mann ein Prophet ist, ein Gottesmann, das ist für die Frau aus Schunem der einzige Grund, ihn hereinzubitten – sogar Grund genug, schließlich auch noch das Haus aufzustocken und ihm eine Absteige-Wohnung einzurichten, damit er jederzeit dort einkehren kann. Und was da von Elischa und der Frau aus Schunem berichtet wird, hat offenbar bei Gott Methode. Jesus sagt im Evangelium: »Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten« (Mt 10,41). Ja, »wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf – und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat« (Mt 10,40).

So fing es auch mit der Kirche an

Im Grund hat es mit der Kirche nicht anders angefangen als in der Begegnung zwischen Elischa und der Frau in Schunem. Da haben auch einige »Platz gemacht« – an ihrem Tisch für die gemeinsame Feier der Eucharistie, in ihrem Haus für die Versammlung der kleinen Christengemeinde. Da wurde dem Paulus und anderen Boten des Evangeliums ein Absteige-Quartier eingeräumt. Da hat man zusammengelegt, um einen »Mann (oder eine Frau) des Evangeliums« freizuhalten. Und man hat das getan, um dem Evangelium »Raum zu schaffen« – nicht bloß in den Herzen, sondern sichtbar und greifbar. Nicht weil man glaubte, damit wäre der Himmel erkauft, sondern weil man wusste: Das Evangelium braucht einen »Leib«, einen »Raum«, um wirken zu können. Und man hat weiter zusammengelegt, um ein Haus zu bauen zur Versammlung der Gemeinde im Gebet und Gottesdienst. Und man hat schließlich »je nach Vermögen« seinen Beitrag gezahlt, um dem Evangelium Christi und seinen Boten mitten im Gedränge der Notwendigkeiten einen freien Raum zu schaffen.

Den Boten Raum geben

Damit soll nicht die Kirchensteuer zum Dogma erklärt werden. Aber der Entscheidung kann keiner ausweichen, ob und wie er dem Evangelium und seinen Boten Raum gibt – Raum gibt, nicht weil sie ihm sympathisch sind, weil sie ihm nach dem Mund reden oder die Familienfeste so schön verzieren, sondern einzig und allein, weil sie von IHM kommen.

Aber gerade hier liegt auch der Anstoß. Warum heißt es: »Die Seinen nahmen ihn nicht auf« (Joh 1,11)? War es nur pure Bosheit? Nahmen »die Seinen« nicht eher Anstoß an der Art, wie Gott kommt, damals wie heute: auf so menschlichen, oft allzu menschlichen Wegen, verborgen, alltäglich, armselig? Es kann schon die Nase des Boten sein, die einem nicht gefällt. Und doch bleibt es dabei: »Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf!«

Überzogene Ansprüche?

Aber unsere Ohren sind auch empfindlich geworden für überzogene Ansprüche mancher Boten oder einer kirchlichen Autorität im Namen Gottes. Die Vorgänge um die Bischofsresidenz in Limburg sind nicht vergessen. Dabei ging es wohl weniger um Prunksucht als um klerikale Überheblichkeit. Es kann freilich auch ein Pfarrer sein, der überzogene Wünsche an die Ausstattung des Pfarrhauses hat und kritische Fragen nicht hören will. Und wofür hat das Wort: »Wer euch hört, der hört mich« (Lk 10,16), nicht schon herhalten müssen im Lauf der Kirchengeschichte … So viele Ärgernisse es an dieser Stelle gab und gibt, so wenig ändert das an dem Weg, den Gott einschlägt, um sein Wort unter die Menschen zu bringen.

Hellhörig werden für Propheten

Auch in der Kirche selbst gilt es, hellhörig zu werden für Propheten, die Gott uns heute vorbeischickt – Wanderprediger unserer Tage, die an unserem Haus vorbeikommen: Jugendliche, die unbequeme Fragen stellen, eine alternative Gruppe, die einen neuen Lebensstil gegen den Trend versucht, Frauen und Männer, die sich in der Verkündigung des Evangeliums oder in der Caritasarbeit auf neues Gelände vorwagen, Flüchtlinge (dabei auch Christen), die eine andere Spiritualität mitbringen … Wie geben wir ihnen Raum? »Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf!« – das kann auch ein Ruf an Gemeinden, an uns Pfarrer und pastoralen Dienste sein, neuen Fragen und Gedanken und Anstößen Raum zu geben, die von Propheten unserer Tage kommen.

Welchen Raum gebe ich – Gott?


Aber bleiben wir nicht stehen beim großen Rahmen »Kirche«. In meinem persönlichen Leben geht es täglich darum, ob ich Gott »Raum lasse«. Das Gebet lebt von einem solchen Raum, den ich freihalte, ebenso der Gottesdienst; und vielleicht ist es einfach ein ganz konkreter Mensch mit seiner Last, in dem – wenn ich ihm »Raum gebe« – Gott bei mir absteigt.

Den Aufnahmebereiten verheißt das Evangelium Lohn. Die Frau in Schunem bittet nicht um Lohn. Sie winkt sogar ab, als Elischa ausdrücklich nach ihrem Wunsch fragt. Darauf wird der Kinderlosen die Geburt eines Sohnes verheißen. Ein Kind der Kinderlosen! Wo man Gott in seinen Boten Raum gibt, stiftet Gott neues Leben und Zukunft!

Fürbitten
Herr, unser Gott, in den Boten, die du sendest, willst du selbst uns begegnen. Wir rufen zu dir:

- Verschaffe deinem Wort Gehör: in deiner Kirche, bei denen, die ein Amt haben, und bei uns selbst.
(Herr, erhöre uns.)
- Erwecke auch in unserer Zeit prophetische Stimmen, die in Kirche und Gesellschaft erkennen und sagen, worauf es ankommt.
- Segne die jungen Menschen, die sich auf die Priesterweihe oder auf ihren Dienst als Gemeinde- oder Pastoralreferentinnen und -referenten vorbereiten, und stärke sie für ihren Auftrag.
- Halte deine Hand über alle, die in den kommenden Wochen Freiraum und Erholung suchen für Leib und Seele.
- Hilf, dass wir in allem Sorgen um Geld und Auskommen Raum finden für die tieferen Fragen und Hoffnungen.

Wir vertrauen darauf, dass du uns nicht ohne Antwort lässt.
Darum preisen wir dich durch Jesus Christus im Heiligen Geist.
Amen.

Thomas Keller

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