Dienst am Wort – Startseite
Startseite » Archiv » Ausgabe 6/2016 » Leseprobe 1
Titelcover der archivierte Ausgabe 6/2016 – klicken Sie für eine größere Ansicht
Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
20. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr C
»Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!«

Beitrag zum Evangelium

Einführung

»Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit« – so singen wir und schauen damit auf alles, was in unserer Welt, in unserer Kirche und in unserem Leben nicht dem entspricht, was wir uns erhoffen und woran wir glauben. Hier, in der Versammlung der Gemeinde, tragen wir alles vor Gott im Vertrauen darauf, dass das Feuer seiner Liebe und das Licht seiner Barmherzigkeit uns verwandeln.

Kyrie-Ruf

Herr Jesus Christus, du weckst in uns die Sehnsucht nach dir und kommst
uns entgegen.
Herr, erbarme dich.
Du deckst unsere Schwachheit auf und gibst uns Kraft.
Christus, erbarme dich.
Du rufst uns zur Entscheidung und stehst uns zur Seite.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Gott,
unbegreiflich sind deine Größe und deine Geduld mit uns. Du bist da für uns mit deiner unendlichen Liebe.
Öffne unser Herz für dich. Stelle uns in deine Gegenwart. Gib uns die Kraft, deine Wege zu gehen, und den Mut, zu dir zu stehen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 481 »Sonne der Gerechtigkeit«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 41/1 »Ich bin arm und gebeugt« mit Versen aus GL 41/2 (Psalm 40)
und GL 174/8 »Halleluja« und Vers
Gesang zur Gabenbereitung
GL 474 »Wenn wir das Leben teilen«
Gesang zur Kommunion
GL 402 »Danket Gott, denn er ist gut«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 489 »Lasst uns loben, freudig loben«

Vorüberlegungen

Zum Text: Lk 12,49–53 (Evangelium)


Von Feuer kann man in verschiedenen Deutungen sprechen. Es ist gefährlich und zerstörerisch, aber auch lebensnotwendig und Wärme spendend. So sind auch für das Jesus-Wort vom Feuer, das er auf die Erde bringen will, unterschiedliche Deutungen möglich. Die Exegese hat unterschiedliche Erklärungen angeboten: das endzeitliche Feuergericht, die Zwietracht zwischen Menschen, die Glut des Evangeliums, der Tod Jesu, die Missionserfahrungen der ersten Gemeinden. Die Predigt spielt mit dieser Mehrdeutigkeit. »Die Verse beschreiben auch die Wirkung, die die Botschaft Jesu entfaltet. Jesu Botschaft und sein Schicksal stellen Menschen in die Entscheidung. Oft stellen sich Entzweiung und Spaltung ein, weil es gegenüber ihm und seiner Botschaft keine neutrale Position gibt. Leserinnen und Leser müssen sich damit auseinandersetzen«
(Rainer Dillmann/César Mora Paz, Das Lukasevangelium. Ein Kommentar für die Praxis, Stuttgart 2004, 253).

Predigt

Mit dem Feuer spielen

Ein unangenehmes Evangelium. »Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen.« Feuer auf die Erde werfen, das tun Terroristen, Kriegstreiber, Brandstifter. Aber Jesus? Von solch einem harten, unfriedlichen Jesus möchten wir eigentlich nichts hören. Nicht Frieden bringt er, so sagt er, sondern Spaltung. Und Zwietracht, bis in die Familien hinein. Das ist harte Kost. Gerade von Jesus, dem Heiland, dem Erlöser, dem Menschenfreund, erwarten wir solche Töne nicht.

Wenn wir nicht hören müssten, dass es Jesus ist, der Feuer und Zwietracht bringt, dann könnten wir da gut anknüpfen. Denn wenn wir in unsere Welt und Gesellschaft hineinschauen, finden wir unendlich viel Feuer auf der Erde: Kriegsbomben, Terroranschläge, Brandstiftungen, Waldbrände, usw. Und wir finden viel Zwietracht und Unfrieden: zwischen Regierungen, Volksgruppen, Parteien. Und mehr und mehr kann man den Eindruck haben, dass unsere Gesellschaft auseinanderdriftet, dass der Zusammenhalt verloren geht: in den Diskussionen über die Flüchtlingsfrage, in der immer größeren Schere zwischen Arm und Reich, in der fehlenden Toleranz gegenüber anderen Lebensentwürfen. Und immer wieder gibt es geistige Brandstifter, die eine gespannte Situation mit ihren Worten noch anheizen. Die mit dem Feuer spielen. Das macht auch vor unseren Kirchengemeinden nicht Halt.

Auf kleiner Flamme kochen


Andererseits können wir das Bild vom Feuer durchaus auch positiv deuten. Den negativen Beiklang bekommt es vor allem durch den Zusammenhang mit dem Wort von der Spaltung in der Familie. Die Bibel verwendet das Feuer auch als ein Bild für Gott. Gott offenbart sich dem Mose im brennenden Dornbusch; er begleitet das Volk Israel auf dessen Wüstenzug in einer Feuersäule; der Heilige Geist kommt an Pfingsten als Feuerzungen auf die verängstigten Jünger. »Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen.« Es ist das Feuer des Evangeliums, das Feuer der Botschaft von Gottes Reich, das sich auf der Erde ausbreiten soll.
Viele Menschen in unserer Kirche beklagen, dass das Feuer nicht mehr richtig brennt. Von Begeisterung für das Evangelium, Einsatz für den Glauben, von Unterstützung der Kirche ist manchmal wenig zu spüren. Sind wir Christen ausgebrannt? Wünschen wir uns manchmal nicht, dass unser Herz mehr für Gott brennt, dass wir engagierter und intensiver aus dem Glauben leben und eintreten für die Botschaft Jesu?

Durchs Feuer gehen

Wohin aber ein brennender Glaube führen kann, das können wir an Jesus und seinen Weggenossen ablesen. Jesu Einsatz führte in den Tod; viele der ersten Christinnen und Christen wurden vor harte Entscheidungen gestellt oder mussten ihr Leben lassen. Konkrete Erfahrungen finden hier ihren Niederschlag. Jesus stieß mit seinen Worten und seinem Handeln auf Widerstand: bei den Religionsführern des Volkes, aber auch in seiner Heimatstadt und in seiner Familie. Jesus ging seinen Weg in aller Konsequenz, bis in den Tod. Das setzte sich fort. Durch das Bekenntnis zu Christus entzweiten sich Familien. Christen wurden angegriffen, an ihrer Glaubensausübung gehindert, verfolgt und getötet. Bis heute.

Feuer und Flamme sein


»Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!« Es ist der Wunsch Jesu, dass seine Botschaft sich wie ein Feuer ausbreitet, dass Christinnen und Christen »brennen« für das Reich Gottes, dass ihr Herz in Brand gerät für Gott und die Menschen.

Es ist aber auch eine erlebbare Realität, dass man nur dann in keine Konflikte gerät, wenn einem alles egal ist, wenn – bildlich gesprochen – innerlich kein Feuer brennt. Das meint das Wort Jesu: »Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.« Menschen, die mit brennendem Herzen eine Entscheidung getroffen haben, für eine Sache, für einen Menschen, für ihren Glauben, die werden für diese Entscheidung einstehen. Die werden überzeugt und konsequent zu ihrer Entscheidung stehen. Die werden freundlich und überzeugend diese Entscheidung vertreten. Die werden es auch aushalten, wenn jemand anderer Meinung ist. Die werden eintreten für einen offenen Dialog. Die werden aber auch das meiden, was dieser Entscheidung widerspricht.

Feuer fangen


Was nun, wenn mein Feuer für Jesus Christus am Ausgehen ist? Wenn ich müde und resigniert bin angesichts liebloser Gottesdienste und einer unglaubwürdigen Kirche? Wenn ich mich selbst als kleingläubig und schwach erlebe, ausgebrannt?

Wie kann das Feuer wieder entzündet werden? Wenn diese Frage leicht zu beantworten wäre, wären unsere Kirchen voller und unsere Gemeinden lebendiger. Diese Frage kann ich nicht für andere beantworten, dieser Frage muss ich mich persönlich stellen, immer wieder. Vielleicht ist das erste, dieser Frage überhaupt Raum zu geben, der Sehnsucht, die sich damit verbindet, der Sehnsucht nach dem Reich Gottes, nach einer Verbindung zu Gott. Dem nachspüren, was tatsächlich wichtig ist in meinem Leben, wofür ich brenne.
Wie kann das Feuer entzündet werden? Vielleicht, indem ich mich immer wieder dem Feuer des Evangeliums zuwende, mich ihm stelle. Und, indem ich darum bete, so wie wir an Pfingsten beten: Komm, Heiliger Geist, und entzünde in uns das Feuer deiner Liebe. Amen.

Fürbitten

Gottes Wort fordert uns heraus und verlangt eine Antwort. Zu ihm kommen wir und bitten:

- Für alle, die Zwietracht und Unfrieden bringen und gegen andere Menschen hetzen: Entzünde das Feuer deiner Liebe.
(Entzünde das Feuer deiner Liebe.)
- Für alle, die ausgebrannt und resigniert sind und keine Hoffnung mehr haben: Entzünde das Feuer deiner Liebe.
- Für alle, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden und leiden müssen; und für ihre Verfolger: Entzünde das Feuer deiner
Liebe.
- Für alle, die sich für eine Lebensform und einen Menschen entschieden haben: Entzünde das Feuer deiner Liebe.
- Für alle, die sich nach einem intensiven Glauben und überzeugter Nachfolge sehnen: Entzünde das Feuer deiner Liebe.

Gott, dir öffnen wir unser Herz und vertrauen dir unser Leben an, heute und für immer. Amen. 

Beate Jammer

Zurück zur Startseite

pastoral.de


Das bewährte
BasisProgramm
auf CD-ROM


pastoral.de - BasisProgramm

oder

Die
Web-Plattform
im Browser


pastoral.de - Web-Plattform

Vergleichen Sie hier


Dienst am Wort
Telefon: +49 (0) 711 44 06-134 · Fax: +49 (0) 711 44 06-138
Senefelderstraße 12 · D-73760 Ostfildern
Kontakt | AGB | Datenschutz | Impressum