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Leseprobe 3
Karfreitag
Lesejahr A – B – C
Die Liebe bleibt

Beitrag II zur Passion

Gebet
Liebender Gott,
wir gedenken heute der Kreuzigung deines Sohnes Jesus Christus.
Er ist gestorben,
um den Hass der Menschen durch seine Liebe zu überwinden.
Wir vertrauen dir in unserer Feier alle an,
die in unserer Zeit ein Kreuz zu tragen haben,
die in Kriege verwickelt sind,
die vor dem Hass anderer fliehen müssen,
die geknechtet, misshandelt und getötet werden.
Wir bringen dir aber auch unser eigenes Leben,
unser Leiden, unsere Schwäche, unsere Not.
Lass uns mit deinem Sohn verbunden und von seiner Liebe getragen sein.
Darum bitten wir dich,
du treuer Gott.
Amen.

Liedvorschläge
Nach der 1. Lesung
GL 283 »Aus der Tiefe rufe ich zu dir«
Vor der Passion
GL 287 »Christus war für uns gehorsam«
Zwischen den Teilen der Passion
Strophen aus: GL 288 »Hört das Lied der finstern Nacht«
Zur Kreuzverehrung
GL 294 »O du hochheilig Kreuze«
GL 289 »O Haupt voll Blut und Wunden«
GL 291 »Holz auf Jesu Schulter«
Gesang zum Abschluss
GL 297 »Wir danken dir, Herr Jesu Christ«

Segensgebet
Getreuer Gott,
wir haben an den Tod deines Sohnes gedacht und sind berührt von seiner grenzenlosen Liebe, die so viel auf sich nimmt. Nun warten wir und harren aus. Und wir nähren in uns die Hoffnung, dass die Liebe den Tod besiegen kann.
So bleibe bei uns an diesen heiligen Tagen und segne uns:
Vater und Sohn und Heiliger Geist.

Vorüberlegungen

Zum Text: Joh 18,1 – 19,42 (Passion)

Die Liturgie am Karfreitag ist ernst, nüchtern und wort-lastig. In eindrücklichen Texten wird das Leiden beschrieben, zunächst das Leiden des Gottesknechtes, dann das Leiden Jesu am Kreuz. Mir scheint es wichtig, dazu nicht noch eine komplizierte Predigt hinzuzufügen, sondern die biblischen Texte aufzugreifen und mit einem Fokus zu vertiefen.

Der Fokus meiner Predigt liegt auf den gegensätzlichen Gefühlen Hass und Liebe, die jeder Mensch kennt. Beide prallen in der Passionsgeschichte aufeinander. An ihnen kann man aufzeigen, was der Weg Jesu in letzter Konsequenz bedeutet. Er ist menschlich und doch übermenschlich. Und er fragt unseren Glauben zutiefst an.

Die Hoffnung des Karfreitag heißt: Am Ende siegt die Liebe über den Hass. Am Kreuz scheint diese Hoffnung auf und ist zugleich bedroht. So verweist der Karfreitag auf Ostern und wird in ihm erst vollendet.

Predigt

Die Passionserzählung des Evangelisten Johannes wiegt schwer und zeichnet den langen, beschwerlichen Weg Jesu zu seiner Hinrichtung am Kreuz. Düstere Worte wechseln sich ab mit erschreckenden Wendungen, die alle auf ein Ziel hinauslaufen: Jesus stirbt am Kreuz, verlassen von Gott und den Menschen, wie es scheint. Alle Gefühlslagen werden sichtbar, zu denen der Mensch fähig ist: Neid und Eifersucht, Verachtung und Spott, Mitleid und Trauer, Macht und Ohnmacht. Und doch, am eindrücklichsten sind zwei Gegensätze, die das ganze Geschehen bestimmen: abgrundtiefer Hass und unzerstörbare Liebe. Schauen wir auf beide, um das Geheimnis des Karfreitags zu ergründen.

Abgrundtiefer Hass

Da ist zunächst der Hass, dieses innerste Gefühl, das wir alle kennen dürften. Bei den Menschen damals hat es sich aufgestaut. Vor allem die religiösen Führer sind im Innersten aufgebracht gegen jenen Mann aus Nazaret, dem die Massen nachlaufen und der eine Botschaft verkündet, die alles auf den Kopf stellt. Er predigt von der Freiheit der Kinder Gottes und überschreitet dabei alle Grenzen der Gesetze. Er wendet sich den Kranken zu und macht sie heil im Tiefsten ihrer Seele. Er hält sich an keine Rangordnung und stellt die Hierarchie der Gelehrten infrage. Vor allem aber: Er beruft sich auf eine Beziehung zu Gott, wie sie keinem Menschen gebührt.

Die religiösen Führer des Volkes Israel sind voller Groll. Dieser Jesus von Nazaret schadet ihnen zutiefst. In ihnen wächst der Hass, ein Hass, in dem sich so vieles bündelt, was auch uns vertraut ist: Neid und Missgunst, Angst um die eigene Stellung und Machtversessenheit. Wo immer Menschen von diesen Gefühlen regiert werden, da ist das Urteil über andere schnell gesprochen. So ist es in unserer heutigen Welt, in unserem eigenen Land, und so ist es bei den Hohenpriestern, die den Beschluss fassen, Jesus zu töten.

Es ist für sie nicht schwer, das Volk für ihre Zwecke aufzuwiegeln. Längst ist der Jubel des Palmsonntags verklungen und umgeschlagen in Enttäuschung und Wut über den, der nicht ihr König sein will. Die Führer haben Recht, so ein Mann muss sterben. Jesus hat sie getäuscht, das verzeihen sie ihm nie. Und so sammeln sich am Ende alle negativen Gefühle der Hohenpriester und des Volkes in dem einen Ruf, der bis heute durch Mark und Bein geht: »Ans Kreuz mit ihm!«

Schließlich gibt es noch den, der über Recht und Unrecht entscheiden könnte: Pilatus. Er könnte dem Hass der Menschen sein gerechtes Urteil entgegensetzen. Er könnte die Unschuld Jesu amtlich machen. Aber er weiß, dass der Hass der Meute dann ihm selbst gilt. Auch das dürften wir kennen: Wie viel Standhaftigkeit es braucht, um für das Recht einzustehen gegen den Hass der Menschen. Pilatus knickt ein. Und so nimmt der Kreuzweg seinen Lauf, weil keiner ihm Einhalt gebietet.

Unzerstörbare Liebe

Und Jesus? Er liebt. Er liebt einfach weiter, egal, was geschieht. Was er immer gelebt hat, das verrät er auch im Sterben nicht. Er lässt sich nicht hinreißen, Gewalt mit Gegengewalt zu vergelten, nicht einmal in der Stunde größter Schmach und Verletzung. Jesus schlägt nicht zurück, auch nicht mit Worten. Lieber schweigt er. Er lässt das Unrecht an sich geschehen, das Menschen in ihrem bodenlosen Hass ihm antun.

Wie groß ist so eine Liebe. Wie groß ist der Mensch, der so lieben kann. Doch gerade diese Erkenntnis ruft oft noch mehr Hass hervor. »Dafür dass ich sie liebe, hassen sie mich«, formuliert es Paul Ernst Ruppel in seiner Vertonung der Passionsgeschichte. Es stimmt. Wir Menschen wollen nicht, dass jemand den Kreislauf des Hasses durchbricht. Wir rechnen mit Gegenwehr und fühlen uns entlarvt, wenn sie nicht eintritt. Wir spüren: Die eigentlich Ohnmächtigen sind wir, weil wir nichts haben als unsere Gewalt.

So ist es auch damals. Die Menschen erleben eindrücklich, dass Hass nie siegen kann. Sie können Jesus töten, aber seine Liebe töten, das können sie nicht. Die Liebe wird bleiben, sie wird leben.

Und so dürfen wir im gemarterten Mann am Kreuz vor allem den sehen, der liebt: der seine Peiniger liebt bis zum Schluss; der das aufgehetzte Volk in seine Liebe einschließt und ihm vergibt; der seine Freunde liebt, die ihn verraten oder die einfach feige weggelaufen sind.

Und Jesus liebt uns. Trotz unserer Hartherzigkeit, mit der wir einander verletzen, trotz unserer Schuld, wenn wir einander Gewalt antun, trotz unserer Missgunst, dem Neid und dem Machtstreben, durch die wir die Lebensmöglichkeiten anderer zerstören. Sie alle sind eingeschlossen in die Liebe Jesu am Kreuz, die sie verwandeln und heilen und erlösen möchte.

Die Liebe bleibt

Wir begehen den Tag des Leidens und Sterbens unseres Herrn. Wir schauen darauf, was Hass von Menschen anrichten kann. Die Bilder damals und heute gleichen sich. Unfassbares Leid sehen wir Tag für Tag in den Nachrichten, weil Menschen aus Angst um sich selbst Unmenschliches tun, weil sie andere verraten und ihnen das Leben zur Hölle machen. Auch heute gibt es Golgota für so viele Unschuldige.

Aber gleichzeitig schauen wir heute auf die unzerstörbare Liebe unseres Gottes. Sie will uns Mut machen, selbst immer mehr zu Liebenden zu werden. Zu vergeben, statt aufzurechnen. Freizulassen, statt festzunageln. Gnädig zu sein, statt zu verurteilen. Geduld zu haben, statt kurzen Prozess zu machen.

Wir können es, wenn wir auf den schauen, der selbst noch im Todeskampf am Kreuz an der Liebe festhält. Er selbst ist unsere Hoffnung, dass Hass und Tod eines Tages vergehen, dass die Liebe aber bleibt.

Große Fürbitten am Karfreitag – Alternativvorschlag

L1:
Liebe Schwestern und Brüder, lasst uns gemeinsam beten für den Frieden in der Welt:
Überall auf der Welt gibt es Krisengebiete, in denen Menschen unter Krieg, Verfolgung und Vertreibung leiden. Menschen bekriegen sich in Syrien, in Afghanistan, in der Ukraine und in vielen anderen Regionen der Erde. Der Hass scheint kein Ende zu nehmen. So viele Menschen sind auf der Flucht.

L2:
Barmherziger Gott, wir bitten dich für alle, die durch Krieg und Vertreibung schweres Leid zu tragen haben. Stärke alle Bemühungen für den Frieden in der Welt. Sei allen nahe, die auf der Flucht sind, dass sie Solidarität und Hilfe erfahren. Stärke in uns die Bereitschaft zu helfen und zu teilen mit denen, die in unserem Land Zuflucht suchen. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

L1:
Liebe Schwestern und Brüder, lasst uns gemeinsam beten für die Armen und Unterdrückten dieser Erde:
Viele Menschen haben nicht genug zum Leben. Sie leiden Hunger. Das Trinkwasser ist knapp. Auch in unserem Land leben viele, die arm sind, weil sie keine Arbeit finden. Kinder, deren Familien von Sozialleistungen leben müssen, wachsen unter schwierigen Bedingungen auf.

L2:
Barmherziger Gott, lass die Kirche treu an der Seite der Armen und Benachteiligten stehen. Öffne unser Herz für alle Not, die uns begegnet. Lass die Regierenden für Ausgleich sorgen zwischen Arm und Reich, zwischen Nord und Süd, zwischen Ost und West. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

L1:
Liebe Schwestern und Brüder, lasst uns gemeinsam beten für unsere Mutter Erde:
Unser Lebensstil orientiert sich oft nicht an dem, was der Schöpfung Gottes gut tut. Wir zerstören unsere Lebensgrundlagen und beuten die Natur aus. Viele Naturkatastrophen sind menschenverschuldet.

L2:
Barmherziger Gott, lass uns an der Seite derer stehen, die von Naturkatastrophen heimgesucht werden. Heile alle Wunden, die wir der Schöpfung zugefügt haben, und hilf uns, der Verantwortung gegenüber unserer Umwelt besser gerecht zu werden. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

L1:
Liebe Schwestern und Brüder, lasst uns gemeinsam beten für unsere alten und kranken Mitmenschen:
Viele Menschen leiden unter ihrem Alter, unter einer Krankheit oder Behinderung. Sie sind einsam und angewiesen auf Hilfe. Viele pflegende Angehörige oder Pflegekräfte kommen an die Grenzen ihrer Kräfte.

L2:
Barmherziger Gott, steh du treu an der Seite derer, die Alter, Krankheit und Schmerzen ertragen müssen. Sei du tröstend und stärkend allen nahe, die die Kranken begleiten. Und empfange die Sterbenden in deinem ewigen Reich. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

L1:
Liebe Schwestern und Brüder, lasst uns gemeinsam beten für unsere Kirche:
Viele Menschen kehren unserer Kirche den Rücken, weil ihnen der Glaube nicht mehr wichtig ist oder weil sie in ihr keine Antworten auf ihre Lebensfragen finden. Daher ist die Kirche auf der Suche nach neuen Wegen, den Menschen nahe zu sein. Im Jahr der Barmherzigkeit will sie vor allem für die Armen dieser Welt einstehen.

L2:
Barmherziger Gott, führe du unsere Kirche auf ihrem Weg und lass sie die Zeichen der Zeit erkennen. Ermutige uns zur Veränderung, wo immer sie notwendig ist. Schenke unserem Papst Franziskus, unseren Bischöfen und allen, die Verantwortung in der Kirche übernommen haben, den Geist der Weisheit und der Liebe. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

L1:
Liebe Schwestern und Brüder, lasst uns gemeinsam beten für die Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen: Verschiedene Religionen sind in manchen Teilen unserer Erde der Grund für kriegerische Auseinandersetzungen und Terror. Auch bei uns gibt es immer wieder zu wenig Toleranz und Verständnis für Menschen anderen Glaubens.

L2:
Barmherziger Gott, stärke in allen Menschen das Gute, Heilige und Friedensstiftende, das ihrer Religion innewohnt. Hilf uns, dass wir die Gemeinsamkeiten der Religionen entdecken und uns als gläubige Menschen gemeinsam einsetzen für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

L1:
Liebe Schwestern und Brüder, lasst uns gemeinsam beten für unsere Familien: Familien stehen oft unter großem Druck. Immer wieder gibt es schwere Situationen, an denen sie leiden, sei es Arbeitslosigkeit, die Krankheit eines Kindes oder der Mangel an gegenseitigem Vertrauen. Manche Familien zerbrechen daran.

L2:
Barmherziger Gott, stärke unsere Familien durch die Erfahrung von wachsender Liebe und gegenseitiger Zuwendung. Lass Kinder geborgen aufwachsen. Hilf den Eltern, dass sie Streit und Missverständnisse, Entfremdung und Verständnislosigkeit überwinden können. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Claudia Schmidt

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