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»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 2
Fest der Erscheinung des Herrn
Lesejahr A – B – C
Jesus setzt in Bewegung

Beitrag zum Evangelium

Einführung

Heute zum Erscheinungsfest erscheinen farbenprächtige, exotische Gestalten: an der Krippe und als Sternsinger in unseren Häusern. Unser Blick geht aus dem vertrauten, familiären Rahmen, in dem viele von uns Weihnachten gefeiert haben, hinaus in die Welt. Jesus ist geboren, erschienen für die ganze Welt; die Sterndeuter – die drei Könige, wie es der Volksmund sagt – sind Vertreter unserer Welt. Das ist die Botschaft dieses Festes der Erscheinung des Herrn: Gottes Liebe ist für alle Menschen da, über alle Grenzen hinweg. Diese Botschaft ist aktueller denn je, angesichts der vielen Menschen aus aller Welt, die in unser Land kommen.

Kyrie-Ruf

Herr Jesus Christus, dein Stern leuchtet über der ganzen Welt.
Herr, erbarme dich.
Deine Liebe und Barmherzigkeit gilt allen Menschen.
Christus, erbarme dich.
Du rufst uns zu dir und schenkst uns in Wort und Brot deine Gegenwart.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Ewiger Gott,
groß bist du und gegenwärtig. Wie das Firmament die Erde umspannt, so bist du allen Menschen in Liebe zugewandt. Den Sterndeutern hast du den Weg zu deinem Sohn gezeigt.
Gib, dass auch wir dich finden in Jesus Christus, in der Gemeinschaft dieser Feier und in den Menschen, die du in unsere Verantwortung gegeben hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 240 »Hört, es singt und klingt mit Schalle«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 635/4 »Heute erstrahlt ein Licht über uns: Christus, der Herr« mit
GL 635/5,1–12 (Psalm 72) oder GL 450 »Gottes Wort ist wie Licht in der
Nacht« und GL 244 »Halleluja« und Vers
Gesang zur Gabenbereitung
GL 188 »Nimm, o Gott, die Gaben, die wir bringen«
Gesang zur Kommunion
GL 241,1.3 »Nun freut euch, ihr Christen«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 261,1–4 »Stern über Betlehem«

Vorüberlegungen


Zum Text: Mt 2,1–12 (Evangelium)

Angesichts der Medienbilder von wandernden Menschenströmen fiel mir dieses Jahr besonders auf, wie viel Bewegung in dieser Perikope steckt: Der Stern geht auf und zieht vor den Sterndeutern weiter. Die Sterndeuter kommen aus dem Osten, gehen nach Jerusalem, von dort nach Betlehem, dann wieder zurück in ihr Land. Sie fallen vor dem Kind nieder. Im Gegensatz dazu verharren Herodes und die Schriftgelehrten und Hohenpriester dort, wo sie sind, in ihrem Palast, in ihren festen Strukturen und alten Vorstellungen. Die Predigt will diesen Gegensatz aufgreifen und aufzeigen, dass Jesus Christus Menschen in Bewegung bringt.

Predigt

Was ist es, was Menschen in Bewegung setzt? Was ist es, was Millionen von Menschen zu Flüchtlingen macht? Es ist die schiere Angst vor dem Sterben, wenn Häuser zerbombt werden oder in den Flüchtlingslagern die Nahrungsmittel ausgehen. Es ist die Hoffnung auf eine Perspektive für sich oder die Kinder. Und ja, es ist auch die Sehnsucht nach einem besseren Leben.

Was ist es, was Menschen antreibt zu Höchstleistungen im Sport? Es ist der Wunsch nach Anerkennung, der Wille zum Sieg, die Freude am Können; und ja, es ist auch das Geld, das winkt.

Was ist es, was Menschen antreibt zum Vorwärtskommen im Beruf ? Es ist der Sinn, der in der Arbeit gesehen wird, die Fürsorge für die Familie und ja, es ist auch der Ehrgeiz in der Konkurrenz oder der Druck des Vorgesetzten oder der Zielvorgaben.

Was ist es, was Menschen in Bewegung setzt?

Was ist es, was Menschen im Evangelium in Bewegung setzt? Für die Sterndeuter aus dem Evangelium ist es ein Stern, der aufgeht und dem sie folgen. Es muss ein ganz besonderer Stern gewesen sein, der sie verlockt hat, aufzubrechen in eine ungewisse Reise. Der Evangelist Matthäus greift eine verbreitete Vorstellung der damaligen Zeit auf, dass jeder Mensch seinen Stern hat, der bei der Geburt aufgeht und mit dem Tod verlischt. Bei großen, bedeutenden oder mächtigen Menschen leuchtet dieser Stern besonders hell. So kann es für ihn gar nicht anders gewesen sein, als dass ein besonderer Stern bei der Geburt Jesu aufgeleuchtet ist. Und es erscheint logisch, dass die Sterndeuter nach Jerusalem kommen, um dort, in der Residenz des Königs, nach dem neugeborenen König der Juden zu fragen, wegen dem sie sich auf den Weg gemacht haben.

Wie reagieren die Beteiligten? In Jerusalem erzeugt diese Frage ein Erschrecken. Nicht nur bei Herodes, sondern in ganz Jerusalem. Die Schriftgelehrten und Hohenpriester wissen die Antwort: Nicht in der reichen, mächtigen Stadt, sondern in dem kleinen Dorf Betlehem ist der König der Juden zu finden, der Hirt des Volkes Israel.

Historisch betrachtet ist es kaum denkbar, dass ganz Jerusalem auf der Seite des von Rom eingesetzten Königs stand. Und es ist auch unwahrscheinlich, dass die Schriftgelehrten und Hohenpriester dem Herodes zuarbeiteten. Aber es geht dem Evangelisten hier nicht um historische Tatsachen. Ihm ist eine andere Aussage wichtig. Es geht um die Frage, wie Menschen sich verhalten zur Geburt des von Gott gesandten Königs. Wie sie reagieren, wenn sie von der Ankunft des Messias erfahren. Denn alle Beteiligten hatten nach Matthäus Kenntnis davon, die Sterndeuter, die Schriftgelehrten und Hohenpriester und Herodes. Matthäus baut einen Gegensatz auf zwischen den Sterndeutern auf der einen Seite und Herodes, Jerusalem und den Schriftgelehrten auf der anderen Seite, nach seiner Sicht zwischen Heiden auf der einen Seite und den Juden auf der anderen Seite.

Die Sterndeuter, obwohl aus dem fernen Ostern und somit nicht mit der jüdischen Religion vertraut, erkennen die besondere Bedeutung Jesu. Ihre Sehnsucht und ihr Wunsch nach diesem neugeborenen König sind sehr groß. Sie lassen sich in Bewegung setzen, innerlich und äußerlich. Sie brechen auf und nehmen eine lange Reise in Kauf. Sie lassen nicht locker und suchen und fragen. Selbst als sie ihre eigenen Vorstellungen korrigieren müssen, lassen sie sich darauf ein. Sie finden das Kind nicht in dem großen Königspalast, sondern in einem kleinen Haus in einem unbedeutenden Ort. Sie kommen nicht aus Neugierde oder weil sie persönlich davon profitieren wollen, sie kommen, um diesem König die Ehre zu erweisen – ihm zu huldigen. Das heißt, sich ihm hinzugeben, sich ihm anzuvertrauen, ihn zu akzeptieren als den, der größer ist als sie.

Herodes dagegen und Jerusalem fühlen sich von diesem neugeborenen König bedroht. Ihre eigene Welt könnte gefährdet sein. Sie fürchten um ihre Macht, ihren Wohlstand, ihren Besitz. Herodes reagiert besonders perfide. Heuchlerisch mimt er Freude und innere Bewegung auf den neuen König hin und spielt dabei mit den Sterndeutern ein böses Spiel. Die Schriftgelehrten und Hohenpriester verkörpern die Traditionellen, die wider besseres Wissen am Alten festhalten und sich abschotten gegenüber jeglicher innerer Regung. Sie lassen sich nicht bewegen.

Eine Bewegung, die Grenzen sprengt

Mit diesen Gegensätzen schafft der Evangelist eine Folie, auf der sich seine Leserinnen und Leser fragen können, wie sie selbst sich zu Jesus Christus verhalten, ob sie sich von ihm berühren lassen, sich nach ihm auf die Suche machen, sich in Bewegung bringen lassen.

Gleichzeitig nimmt Matthäus mit dieser Erzählung zu Beginn seines Evangeliums schon vorweg, was mit Jesus beginnt und sich nach Jesu Tod und Auferstehung weiterentwickelt: dass eine große Bewegung entsteht, die die Grenzen Israels sprengt. Die ganze Welt darf die Liebe und Barmherzigkeit, die Gott in Jesus Christus schenkt, erfahren. Am Ende des Evangeliums wird der Auferstandene den Aposteln auftragen, zu allen Völkern zu gehen und die Menschen zu seinen Jüngern zu machen. Jetzt, am Beginn seines Lebens, stehen schon die Vertreter der Völker vor ihm, dem kleinen Kind, und huldigen ihm – zeigen damit, dass Gottes Liebe für alle Menschen da ist, über die Grenzen von Raum und Zeit hinweg.

Wie reagieren wir auf die Botschaft?

Damit sind wir bei uns angelangt, die wir heute das Fest der Erscheinung des Herrn feiern. Die Botschaft dieses Festes fordert mich heraus, mich in Bewegung zu setzen. Zuerst einmal innerlich: Bin auf der Suche nach Gott? Lasse ich mich von Jesus Christus berühren? Mich anfragen? Lasse ich mich korrigieren, meine Vorstellungen? Und dann kann ich mich vielleicht auch äußerlich bewegen: Entdecke ich Jesus Christus im Nächsten, in dem Menschen, an dem ich mich reibe, in dem Flüchtling, der mir begegnet? Erwachsen daraus konkrete Schritte? Taten?

Was setzt Menschen in Bewegung? Es sind unzählige verschiedene Dinge, aber für uns Christen gibt es einen wichtigen Be-weg-grund: Jesus Christus, der Messias, der Retter, der Sohn Gottes, die menschgewordene Liebe Gottes.

Fürbitten
Wie ein Licht ist Jesus Christus für uns erschienen. Wie ein Licht leuchtet deine Liebe, Gott, über uns und unsere Welt. Wir bitten dich:

- Wir beten für die Kirche, die die Botschaft von deiner Barmherzigkeit verkündigt; für alle, die dich suchen.
(Dein Licht erleuchte sie.)
- Wir beten für alle, die sich an ihrer Macht festklammern und die Menschen um sie herum übersehen; für alle, die innerlich erstarrt sind.
- Wir beten für alle, die müde und resigniert sind; für alle, die den Sinn ihres Lebens verloren haben.
- Wir beten für alle, die unter Krieg und Gewalt leiden; für alle, die vor Hunger und Tod fliehen.
- Wir beten für die Kinder und Jugendlichen, die sich als Sternsinger engagieren; für die Kinder dieser Erde, die unter menschenunwürdigen Bedingungen aufwachsen.
- Wir beten für alle, die den Tod vor Augen haben; für alle, die einen Angehörigen verloren haben, und trauern.

Gott, solange wir leben, sind wir unterwegs zu dir. Wir vertrauen darauf, dass du uns entgegen kommst und mit uns gehst, heute, morgen und alle Zeit. Amen.

Beate Jammer

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