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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 1
Erster Adventssonntag
Lesejahr C
Ein Gott, der uns entgegenkommt

Beitrag zum Evangelium

Einführung

Eine chinesische Weisheit sagt: »Es ist besser, ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu schimpfen.« Gegen all das Düstere und Dunkle in dieser Welt und unserem Leben entzünden wir heute am Adventskranz ein erstes, kleines Licht. Woche für Woche wird dieses Licht jenem wahren Licht entgegenwachsen, das der Welt in Christus erschienen ist. Mit ihm dürfen auch wir Licht für die Welt sein, damit seine Liebe und Barmherzigkeit, die er in die Welt gebracht hat, weiterstrahlt. Ihm danken wir für sein Erbarmen.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du bist der Sohn des barmherzigen Vaters.
Herr, erbarme dich unser.
Du kommst uns immer neu mit deiner Liebe entgegen.
Christus, erbarme dich unser.
Du ermutigst uns, dass auch wir barmherzig zueinander sind.
Herr, erbarme dich unser.

Tagesgebet
Barmherziger Gott,
für dich ist nichts unmöglich und du gibst auch uns die Kraft, das Gute zu tun.
Hilf uns, dass wir auf dem Weg deiner Gebote Christus entgegengehen und uns durch Taten der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten, damit wir einst mit ihm das Leben in seiner ganzen Vollendung erlangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 218 »Macht hoch die Tür«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 633/3 »Hebt euch, ihr Tore« mit 633/4,7–10 (Psalm 24) und
GL 731 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 188 »Nimm, o Gott, die Gaben, die wir bringen«
Gesang zur Kommunion
GL 458 »Selig seid ihr«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 360 »Macht weit die Pforten in der Welt«

Vorüberlegungen

Zum Text: Lk 21,25–28.34–36 (Evangelium)

Das Evangelium vom ersten Adventssonntag im Lesejahr C dürfte die Zuhörer überraschen und vielleicht auch irritieren. Mit seinen apokalyptischen Bildern und deutlichen Mahnungen steht es der Stimmung und Erwartung vieler Gottesdienstteilnehmer entgegen, die sich am ersten Adventssonntag oft schon in vorweihnachtlicher Stimmung befinden. Die Perikope entstammt der sogenannten Rede über die Endzeit aus dem Evangelium des Lukas und steht im Zusammenhang der Auseinandersetzung Jesu mit seinen Gegnern in Jerusalem unmittelbar vor dem Beschluss des Hohen Rates, ihn verhaften und verurteilen zu lassen. Es ist also die Passion Jesu, die bereits ihren finsteren Schatten auf diesen Evangelienabschnitt vorauswirft. Diesen großen Zusammenhang mit der Passion Jesu am ersten Adventssonntag aufzumachen, dürfte die Erwartung der Gottesdienstgemeinde aber noch stärker irritieren. Die Predigt greift diese im Evangelium angedeutete Weltuntergangsstimmung als gegeben auf und geht der Frage nach, wie Menschen mit solchen Weltuntergangsszenarien umgehen und woher wir letztlich Erlösung erwarten dürfen. Zugleich richtet sie einen Ausblick auf das »Außerordentliche Jubiläum der Barmherzigkeit«, das Papst Franziskus für das kommende Kirchenjahr ausgerufen hat.

Predigt

Von Optimisten und Pessimisten

Wenn es um die Zukunft der Welt geht, ist die Menschheit gespalten. Die einen sehen düster: Alles wird schlechter. Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Die Menschheit hat keine Zukunft oder zumindest keine gute vor sich. Es ist alles nur noch eine Frage der Zeit. So oder so ähnlich klingt es bei den Pessimisten. Ganz anders die Optimisten: Sie glauben an den Fortschritt. Noch nie ging es den Menschen so gut wie heute. Die Menschheit hat sich bis heute rasant entwickelt und bringt ständig neue technische Meisterleistungen hervor. Wir werden auch in Zukunft die Probleme, die wir haben, in den Griff bekommen. Kopf hoch, alles wird gut! Was für ein Typ Mensch sind Sie? Sind Sie ein Optimist oder eher ein Pessimist? Und was für ein Typ Mensch war eigentlich Jesus?

Kommt jetzt der Weltuntergang?

Das Evangelium, das wir gehört haben, zeichnet geradezu den Weltuntergang: »Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres.« Behalten am Ende also doch die Pessimisten Recht? Es gibt eine ganze Menge bedrohlicher Zeichen, die uns in der Tat ängstigen können. Seit Jahren diskutieren Wissenschaftler die verschiedenen Anzeichen für Klimawandel und Erderwärmung. Wieder können wir auf ein Jahr mit rekordverdächtigen Temperaturen zurückschauen. Gletscher und Polkappen schmelzen. Naturkatastrophen scheinen in immer kürzeren Abständen zu folgen. Sind das bereits die Anzeichen eines bevorstehenden Endes, von denen Jesus gesprochen hat? Bedrohliche Zeichen gab und gibt es zu allen Zeiten. An Weltuntergangspropheten hat es in den Tagen Jesu nicht gefehlt und fehlt es auch heute nicht. Aber, auch das wissen wir: Der schon so oft vorhergesagte Weltuntergang ist bislang nicht eingetroffen. Ob, wann und wie er kommt, darüber zu spekulieren ist müßig.

Erlösung, die von Gott kommt

Vermutlich geht es Lukas in seinem Evangelium um einen ganz anderen Punkt. Lukas ist nicht einfach ein Pessimist, der die Ängste vor einem drohenden Ende noch verstärken will. Doch genauso wenig ist er purer Optimist, der so tut, als würde immer alles so weitergehen wie bisher. Lukas hat die Menschen seiner Zeit und ihre Nöte klar vor Augen. Er sieht ihre trostlosen Gesichter und hört ihre Klagen. Er sieht die Trauernden und Verzweifelten, die Hoffnungslosen und Enttäuschten. Diese Menschen – das »Heute« vor Augen – erinnert er an das Wort Jesu: »Richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.« – Richtet euch auf. Das ist keine billige Durchhalteparole. Es ist weder Selbsttäuschung noch Zweckoptimismus nach dem Motto: »Kopf hoch, es wird schon wieder!« Zwischen dem »Kopf hoch!« und diesem »Erhebt euer Haupt« besteht ein wesentlicher Unterschied. Und dieser Unterschied hat einen Namen: Es ist Gott selbst. Lukas verspricht keine Erlösung, die von den Menschen kommt. Nicht wir sind es, die auf alle Probleme und offenen Fragen eine Antwort finden werden oder finden müssen. »Eure Erlösung ist nahe« meint eben keine Selbsterlösung. Eure Erlösung ist nahe, das heißt: Vertraut darauf, Gott ist euch nahe. Er ist euch in Jesus Christus nahe gekommen und er will immer neu in euer Leben treten und euch nahe sein. Wer an Christus glaubt, wer auf ihn vertraut, darf zuversichtlich sein Haupt erheben und nach vorne schauen, oder genauer: darf auf ihn schauen, von dem unsere Erlösung ausgeht. Mit Lukas dürfen wir glauben: Es ist nicht der Weltuntergang, der da kommt. Es ist Christus, der Menschensohn, der uns entgegenkommt.

Am Beginn eines neuen Kirchenjahres

Heute, am ersten Adventssonntag, stehen wir am Beginn eines neuen Kirchenjahres. Was dieses neue Jahr für uns bringen wird, können wir nicht vorhersagen. Als Christen ist uns nicht verheißen, dass wir von den kleinen und großen Untergängen im Leben verschont bleiben werden. Uns ist auch nicht verheißen, dass wir ohne Angst, Erschütterung und Schmerz durch all die Umbrüche der Welt und des Lebens kommen. Aber es ist uns verheißen, dass mitten in allem Umbruch und Untergang die neue Welt Gottes aufgeht! Verheißen ist uns, dass dort, wo alles zu zergehen und zerfallen scheint, Jesus Christus kommt. In diesem Sinne feiern wir Advent: Ankunft. Der Advent erinnert uns an eine zweifache Ankunft Christi in unserem Leben. Zum einen bereitet er uns auf das bevorstehende Weihnachtsfest vor, an dem wir uns an das erste Kommen Jesu Christi, an seine Geburt im Stall von Betlehem, erinnern. Zugleich aber verweist uns der Advent auf das zweite Kommen Christi, auf seine Wiederkunft in Herrlichkeit am Ende der Zeiten. Unser Leben spielt sich in diesem Raum dazwischen ab, zwischen seiner ersten Ankunft vor rund 2000 Jahren und seiner zweiten Ankunft am Ende der Zeiten. Den Weg durch die Geschichte und den Weg unseres eigenen Lebens gehen wir dabei nicht ohne ihn. Jesus Christus ist uns nahe in seinem Wort, in den Sakramenten und in der Gemeinschaft der Kirche, die sein Leib in der Geschichte ist.

Ein Jahr der Barmherzigkeit

Papst Franziskus hat das vor uns liegende Kirchenjahr zum »Jahr der Barmherzigkeit« erklärt. Am 8. Dezember wird es eröffnet, genau 50 Jahre nach Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils, und es wird bis zum Ende des Kirchenjahres am Christkönigssonntag 2016 begangen. Ein Jahr lang sind wir eingeladen, über das Geheimnis der Liebe und der Barmherzigkeit Gottes nachzudenken und sie neu für unser Leben zu entdecken. Papst Franziskus betont, dass die Barmherzigkeit Gottes in Jesus von Nazaret »lebendig und sichtbar geworden« ist und in ihm ihren Höhepunkt gefunden hat: »Jesus von Nazaret ist es, der durch seine Worte und Werke durch sein ganzes Dasein die Barmherzigkeit Gottes offenbart« (vgl. Misericordiae vultus, Verkündigungsbulle von Papst Franziskus zum Außerordentlichen Jubiläum der Barmherzigkeit). Besonders anschaulich ist dies in dem unübertrefflichen Gleichnis vom barmherzigen Vater geworden, in dem uns gleichsam ein adventlicher Gott begegnet: ein Gott, der uns entgegenkommt. Die liebende Zuwendung Gottes, die wir selbst erfahren, ermutigt uns, dass auch wir unseren Nächsten barmherzig und geduldig begegnen. Wo wir so leben, werden auch wir zu adventlichen Menschen. Zu Menschen, die anderen eine Vorahnung und einen Vorgeschmack auf jene Barmherzigkeit vermitteln können, die von Gott ausgeht. Dass uns dies jetzt im Advent und in dem vor uns liegenden »Jahr der Barmherzigkeit« gelingt, das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen.

Fürbitten
Jesus Christus ruft uns zu: »Richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.« Zu ihm, dem Sohn des barmherzigen Vaters, beten wir:

- Für Papst Franziskus, die Bischöfe und für alle Frauen und Männer, die das Evangelium verkünden: Lass sie treue Zeugen deiner frohen Botschaft und deiner Barmherzigkeit sein.
(Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.)
- Für alle, die an Jesus Christus glauben: Hilf ihnen, stets neu an ihm Maß zu nehmen und nach seinem Beispiel anderen Menschen barmherzig zu begegnen.
- Für alle, die mit Angst und Sorge in die Zukunft blicken: Schenke ihnen jene Hoffnung und Zuversicht, die aus dem Glauben an die Barmherzigkeit Gottes kommt.
– Für die Frauen und Männer, die sich in Technik und Wissenschaft um die Zukunft des Menschen mühen: Lass sie dem Leben in all seinen Formen achtsam begegnen.
- Für die Opfer von Gewalt und Naturkatastrophen und für unsere eigenen Verstorbenen: Erlöse du sie aus dem Tod und schenke ihnen die Vollendung in deinem Reich.

Deine Barmherzigkeit, Gott, reicht, so weit der Himmel ist. Dir sei Lob und Ehre, heute und in Ewigkeit. Amen.

Adrian Warzecha

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