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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
17. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr B
»Was ist das für so viele?«

Beitrag zum Evangelium

Einführung

Von der ersten Christengemeinde bis heute bleibt die Frage gleich: Wie können wir den Menschen das Evangelium nahe bringen? Die jetzige der kommenden Generation, die Eltern den Kindern …? Diese Frage verschärft sich in einer Zeit abnehmender Kirchenverbundenheit. Reichen unsere Antworten auf die Fragen der Menschen? Reichen unsere Mittel als Gemeinde, als Pfarrer, als Mitarbeiter, um dem Evangelium Gehör zu verschaffen? – Wir werden immer wieder darauf gestoßen, dass es nicht unsere Mittel sind, die den »Erfolg« des Evangeliums bewirken. Wir können nur das Wenige geben, das uns aufgegangen ist, und darauf vertrauen, dass Gott auch aus dem Wenigen mehr machen kann.

Kyrie-Ruf
Herr, was wir denken, ist oft so eng. Denke in uns deine Gedanken!
Herr, erbarme dich.
Was wir reden, sind oft nur Wörter. Sprich zu uns dein Wort!
Christus, erbarme dich.
Was wir tun, trägt oft nicht weit. Vollbringe in uns dein Werk!
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Großer Gott,
der du dein Reich baust mit der kleinen Kraft von uns Menschen – oft im Unscheinbaren und Unbemerkten.
Wir bitten dich: Erfülle unser tägliches Mühen und Arbeiten mit deinem Segen und vollende du, was Stückwerk geblieben ist.
So bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 427,1–2 »Herr, deine Güt ist unbegrenzt«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 87 »Aller Augen warten auf dich« mit Versen aus GL 76/2 (Psalm 145) und GL 174/5 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 184 »Herr, wir bringen in Brot und Wein« oder
GL 483,3 »Gehet nicht auf in den Sorgen dieser Welt«
Gesang zur Kommunion
GL 209 »Du teilst es aus mit deinen Händen«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 481,5–6 »Gib den Boten Kraft und Mut«

Vorüberlegungen

Zum Text: Joh 6,1–15 (Evangelium)

Das Johannesevangelium sieht in der Geschichte von der Brotvermehrung ein »Zeichen« (Joh 6,14) für eine tiefere Wirklichkeit – für das Gottesgeheimnis »vom Wenigen zur Fülle«.
Nur bei Johannes wird erwähnt, dass ausgerechnet ein »kleiner Junge« mit seinem Proviant zum Ausgangspunkt der »Fülle« wird. Nur bei Johannes wird ausdrücklich gefragt: »Was ist das für so viele!?«, und damit die Grundfrage der (frühen) Kirche aufgenommen, ob die Mittel »reichen«, die wir zu Verfügung haben. Nur bei Johannes wird von »Gerstenbroten« gesprochen und damit ausdrücklich an das Brotwunder des Elischa erinnert (und so die biblische Traditionslinie, besser gesagt die »Gottesdimension« aufgewiesen).
Die Menschen freilich bleiben (bis heute – und wir als Kirche selbst oft genug auch!) am Äußeren hängen und scheitern mit der Erwartung nachweisbarer Nützlichkeit des Glaubens, der Gemeinde, der Kirche. Wir wollen die »Gottesfülle« am liebsten selber zur Verfügung haben!

Predigt

»Was ist das für so viele!?« – die Frage der Jünger geht uns in der Kirche bis heute nach. Was haben wir denn aufzubieten, um den Hunger der Menschen zu stillen – ihre Erwartungen, ihre Ansprüche zu erfüllen?

Ist »Kirche« überhaupt gefragt? …

Manche werden sagen: Das Problem ist doch, dass die Menschen gar keinen Hunger haben oder ihn zustopfen mit allem möglichen Ersatz! Dass sie »uns« gar nicht brauchen! Auf die Kirche mag das ja zutreffen – und uns zu denken geben. Aber das Wort Jesu trifft sicher auch heute: »Die Menschen erbarmen mich; sie sind wie Schafe, die keinen Hirten haben« (so im Evangelium am vergangenen Sonntag).

… oder muss sie sich besser präsentieren?

Liegt das Problem eher darin, dass wir das, was wir »zu bieten haben«, die Frohe Botschaft, nicht attraktiv genug präsentieren? Liegt es an der »Aufmachung«? Natürlich dürfen wir uns schon fragen, wie einladend oder abweisend unser Erscheinungsbild als Kirche ist. Aber die Frage der Jünger bleibt – der Zweifel, ob unsere Mittel reichen, die Enttäuschung, warum uns Gott, wenn wir das Evangelium verkünden sollen, vor der Welt so dürftig dastehen lässt.

Fünf Brote und zwei Fische genügen

Im Grund ist es eine Provokation, wie im Evangelium die Verlegenheit der Jünger gelöst wird: Fünf Gerstenbrote und zwei Fische genügen für alle, beigebracht von einem kleinen Jungen! Wieder einmal werden unsere Vorstellungen, wie Gottes Reich in dieser Welt zur Wirkung kommt, auf den Kopf gestellt. Von dem, was der Kleinste zu bieten hat, können alle leben – wenn es nur IHM zur Verfügung gestellt wird und Er damit wirken kann.

Was »bringt« die Kirche?

Fast sieht es so aus, dass Gott den Jüngern, der Kirche, also uns, bewusst so wenig in die Hand gibt, damit wir nicht auf unsere Machtmittel setzen. Wir werden an die Versuchungsgeschichte bei Matthäus erinnert. »Mach, dass aus diesen Steinen Brot wird«, sagt der Satan in den Worten des Evangelisten zu Jesus. Es ist die alte Versuchung auch der Kirche und der Jünger heute, sich beweisen zu wollen durch den Nutzen, den wir für die Gesellschaft bringen. Seht doch, was die Kirche leistet, ihre kulturellen und sozialen Einrichtungen, die Hilfswerke, die so effizient arbeiten … Nicht dass das alles gering zu schätzen wäre, aber wir sollen der Versuchung widerstehen, in der Anerkennung unserer Leistungen und Erfolge den Ausweis unserer Wichtigkeit zu sehen.

Wir bringen Brot und Wein

Was im heutigen Evangelium berichtet wird, vollziehen wir zeichenhaft in jeder Feier der Eucharistie: Wir bringen Brot und Kelch zum Altar. Wir bringen es als Zeichen für das, was uns zum Leben geschenkt ist und was wir selber an Mühe und Arbeit dazu geben können. Das Wenige, das der Kleinste bringt, reicht für alle, wenn es durch Christus in Gottes Hand gegeben und seinem Wirken überlassen wird: Das ist das Geheimnis des Reiches Gottes.

Reicht das, was wir geben können?

Eltern fragen sich: Reicht das, was wir unseren Kindern mitgeben können? Was haben wir schon in der Hand? Immer wieder kommen wir an unsere Grenzen und wissen nicht, ob wir das Richtige getan haben. Als Pfarrer, als Religionslehrer/in, als im pastoralen Dienst Stehende fragen wir uns: Was können wir, was kann ich mit meinen Kräften und Grenzen denn ausrichten in der Welt, wie sie heute ist und was sie heute braucht? Ich kann nur, was mir gegeben ist, Gott zur Verfügung stellen und darauf vertrauen, dass er es zur Wirkung bringt.

Lernen von den Kleinen und Unscheinbaren

Geben nicht die stillen Beter und Helfer der täglichen Barmherzigkeit dem Evangelium größere Strahlkraft als vieles, was in den Schlagzeilen und im Rampenlicht steht? Henri Nouwen, hoch angesehener Hochschullehrer an der Harvard-Universität in den USA, hat seine Karriere als Professor aufgegeben, um sich der »Arche«-Bewegung anzuschließen und als Hausgeistlicher in einer Einrichtung gemeinsam mit Behinderten zu leben. In seinem geistlichen Tagebuch schreibt er: Was mir die Behinderten geben haben, hat mich mehr über die Kraft des Reiches Gottes und über mein Leben gelehrt als alle meine Forschungen.
Es ist ein Zufall3 – und vielleicht doch keiner! –, wenn gerade auf den heutigen Sonntag mit dem Evangelium »vom kleinen Jungen« die Aufnahme der »Neuen« in die Gemeinschaft der Chorknaben fällt. Was ihr, liebe Sänger, gebt und einsetzt und Gott und den Menschen zur Verfügung stellt, eure Stimme, eure Treue, euren Zusammenhalt: Durch Gottes Wirken wird es zur Ermutigung und Freude für viele, ja für uns alle!

Fürbitten
Herr Jesus Christus, wie die Jünger im Evangelium wenden wir uns an dich und bitten um Wegweisung und Hilfe:

- Viele Menschen sind in Sorge um ihre Zukunft: in der Familie, im Alter, im Schwinden der Kräfte. Ermutige zum Vertrauen.
(Herr, erhöre uns.)
- Auch in diesen Tagen leben Menschen in Angst vor Bedrohung und Gewalt. Erweise dich als fester Halt.
- Die Kirche und auch unsere Gemeinde erreichen viele Menschen nicht. Lass auch in unserem begrenzten Bemühen deine Kraft wirken.
- Wir sollten einfacher und bescheidener leben, schaffen aber nicht einmal kleine Änderungen unseres Lebensstils. Hilf unserer Schwachheit auf.
- In den kommenden Wochen suchen viele Erholung und neuen Sinn für ihr Leben. Öffne sie für das Geschenk deiner Schöpfung und die Begegnung mit Menschen.

Du weißt, was uns in Wahrheit Not tut. Durch dich preisen wir den Vater im Heiligen Geist. Amen.

Thomas Keller

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