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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Heiliger Petrus und heiliger Paulus – Am Tag
Lesejahr A – B – C
Schlüsseldienst Barmherzigkeit

Beitrag zum Evangelium

Einführung

Die Kirche feiert heute das Hochfest der Apostel Petrus und Paulus. Es gibt und gäbe sehr viel zu erzählen über diese beiden Männer, über ihr Leben, ihre Herkunft, ihre unterschiedliche Persönlichkeit und Art, Menschen für den Glauben zu gewinnen. Trotz aller Unterschiedlichkeit waren sie einander ganz ähnlich in der Leidenschaft, mit der sie sich vom Geist Gottes erfüllen ließen und die Botschaft Jesu in die Welt getragen haben. Solch eine Begeisterung und Leidenschaft für den Glauben stünde auch uns als Christen gut zu Gesicht beziehungsweise zu Herzen. Lassen wir uns in diesem Gottesdienst vom Beispiel der beiden Apostel Petrus und Paulus ansprechen und anrühren.

Kyrie-Ruf
Jesus Christus, du hast die Apostel Petrus und Paulus dazu berufen, dir in besonderer Weise nachzufolgen.
Herr, erbarme dich.
Auch uns gilt der Ruf, uns von dir und deiner Botschaft berühren zu lassen.
Christus, erbarme dich.
Dein Geist wirkt in uns und macht uns fähig, dir zu folgen.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Guter Gott,
am Hochfest der Apostel Petrus und Paulus erinnern wir uns an zwei herausragende Zeugen des Glaubens. Sie haben sich in besonderer Weise für dich geöffnet und die Botschaft vom Heil in die Welt getragen.Öffne unser Herz, dass auch wir uns begeistern lassen und das Evangelium auf unsere Art überzeugend und glaubwürdig verkünden. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 542,1–2.4 »Ihr Freunde Gottes allzugleich«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 543,1–2.4 »Wohl denen, die da wandeln« und GL 174/7 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 188 »Nimm, o Gott, die Gaben die wir bringen«
Gesang nach der Kommunion
GL 446 »Lass uns in deinem Namen, Herr«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 424,1.4–5 »Wer nur den lieben Gott lässt walten«

Vorüberlegungen

Zum Text: Mt 16,13–19 (Evangelium)

Das Hochfest der Apostelfürsten Petrus und Paulus wird schon seit dem vierten Jahrhundert gefeiert. Beide waren und sind für die Christen herausragende Persönlichkeiten, die den Inhalt und die Verbreitung der christlichen Botschaft maßgeblich mitgeprägt haben. Dennoch fällt es trotz dieses gemeinsamen Gedenktages schwer, die beiden ›in einen Topf zu werfen‹ – zu unterschiedlich waren doch auch der Hintergrund, der Werdegang und die beschriebenen Charaktere von Petrus und Paulus. Das Evangelium beschreibt eine Schlüsselszene für Petrus: sein Messiasbekenntnis und der Auftrag Jesu an ihn, Fels und Schlüsselverwalter für die Kirche zu sein. Die Predigt folgt dem Evangelium und konzentriert sich infolgedessen auf Petrus und die Auslegung der Matthäus-Perikope. Ein erster wichtiger Gedanke: Das Messiasbekenntnis des Petrus ist keine abstrakte theologische Formulierung, sondern muss sich konkretisieren im Leben und im Dienst für andere. Jesus überträgt Petrus entscheidende Dienste: Fels für die Kirche zu sein und ›Schlüssel-Dienst‹ für das Himmelreich. Fels kann nur sein, wer in einer tiefen Verbindung zu Jesus Christus verankert ist. Der ihm symbolisch übertragene Schlüssel beinhaltet keine Legitimation, die eigene Macht willkürlich auszuspielen gegen die Menschen. Maßstab muss – und hier nun der Übertrag ins Aktuelle – die Barmherzigkeit sein. Das von Papst Franziskus ausgerufene »Heilige Jahr der Barmherzigkeit« rückt diese Grundhaltung in den Blick und kann auch ein wesentlicher Schlüssel sein zum Verständnis und zum Einordnen der Perikope.

Predigt

Schlüsselerlebnisse

Es gibt Situationen im Leben, die es in sich haben. Erfahrungen, die uns herausfordern und von einem Moment auf den anderen unsere Sichtweisen hinterfragen oder auch verändern. Uns aus den gewohnten Gleisen werfen. Schlüsselerlebnisse nennen wir solche Erfahrungen und befinden uns mit dieser Beschreibung sogleich mitten im Evangelium des heutigen Tages, in dem es unter anderem ja auch um einen Schlüssel geht. Ein Schlüssel, der Zugang gewähren soll zum Himmelreich. Und Petrus, dem diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen wird. Wahrlich keine Kleinigkeit, so wie die ganze Begebenheit, von der uns der heutige Ausschnitt aus dem Matthäusevangelium berichtet. Eine wichtige Schlüsselszene mit grundlegenden Fragen und Herausforderungen – nicht nur für Petrus und die Jünger, sondern auch für uns.

Die Gretchenfrage

Die Szene beginnt mit einer Frage Jesu an seine Jünger. »Für wen halten die Leute den Menschensohn?« Darauf lässt sich noch relativ leicht antworten. Die Jünger beschreiben die Sicht der anderen Menschen, nennen Namen und Vergleiche mit anderen Propheten. Dann aber wird Jesus persönlich und direkt: »Ihr aber, für wen haltet ihr mich?« Es ist eine Frage, die ins Herz zielt, der sich nicht ausweichen lässt, die nach den inneren Ansichten und der Glaubensgesinnung fragt. Seit Goethes Faust bezeichnen wir solche Fragen auch als »Gretchenfragen«. In der schonungslosen Direktheit und vom dahinterliegenden Anspruch ist es eher unangenehm, so gefragt zu werden: »Für wen hältst du mich? Wer bin ich für dich? Was bedeute ich dir? Was glaubst du, wer ich bin?« Da muss man zunächst wohl schlucken. Nachdenken. Sich Worte und Sätze überlegen und innerlich abwägen.
Im Evangelium stellt Jesus diese Frage an alle seine Jünger und man kann sich vorstellen, wie jeder in der Runde ausweichend den Blick gesenkt und gehofft hat, dass er nicht antworten muss. Sicherlich waren die meisten dann auch erleichtert, als Petrus das Wort ergriff und voller Überzeugung formulierte: »Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!« Eine Punktlandung. In einem Satz alles Wesentliche gesagt. Korrekt und umfassend. Und doch wird es erst jetzt so richtig spannend. Denn für Jesus geht es nicht um die theoretisch bzw. theologisch richtige Antwort. Es geht ihm um das, was dahinterliegt. Um den göttlichen Geist, der hinter dieser Erkenntnis steckt. Und den Auftrag, der sich mit dieser Aussage verbindet.

›Felsenfest‹ stehen


Petrus bekennt in seiner Antwort, dass Jesus der Messias, der Sohn Gottes ist. Dieser Jesus ist nicht irgendwer, er ist der, der alle Hoffnungen der Menschheit erfüllt, der Verheißene, von dem unsere Rettung kommt. Er ist nicht nur ein großer Mensch. Er ist Gottes Sohn. Ganz Gott ist er zu unserem Heil ganz Mensch geworden. In ihm ist Gott selbst lebendig da: Gottes unzerstörbare Lebenskraft unter uns und in uns. Erst das innere Erfassen, wer Jesus ist, und die lebendige innere Beziehung zu ihm lässt Petrus zum Felsen werden – ihn, der doch oft so schwach, fehlbar und wankelmütig war. »Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen …« Was für eine große Aussage, was für ein riesiger Auftrag für einen einzelnen Menschen. Und doch wird aus den Worten Jesu deutlich, dass Petrus die Erkenntnis und die Kraft dazu nicht aus sich selbst hat. Es ist die Verbindung zum Göttlichen, die bereit und fähig macht, selbst so stark verankert und dadurch auch trag-fähig für andere zu sein. Aus dieser Verbundenheit heraus kann Petrus zum Felsen werden. Aus solch einer Verbindung kann auch jeder von uns tief verwurzelt, fest und kraftvoll im Leben stehen.

Barmherzigkeit als Schlüssel


Aber noch mehr: Wer tief im Glauben an den heilbringenden Gottessohn verankert ist, der gewinnt dadurch auch eine innere Weite und Freiheit sich selbst und anderen gegenüber. Er weiß: Ein anderer bringt Heil und Rettung. Die eigene Aufgabe besteht darin, den Menschen die Tür zum Heil zu öffnen oder – mit anderen Worten – den Schlüssel zum Himmelreich bereitzuhalten, so wie es Jesus als Auftrag an Petrus formuliert. Was für ein schöner Dienst: die Tür zum Heil aufschließen.

Welches aber sind die Kriterien, damit die Tür geöffnet wird? Was muss ein Mensch erfüllen, dass er teilhaben darf an der göttlichen Nähe? Oder in kirchlichen Kategorien gesprochen: Wer ist würdig, einzutreten?
Papst Franziskus, der momentan das kirchliche Petrusamt ausfüllt, hat ein »Heiliges Jahr der Barmherzigkeit« ausgerufen, das im Dezember beginnen soll. Barmherzigkeit ist eine Haltung, die den anderen nicht verurteilt und ausschließt, sondern ihn in seinem ganzen Wesen, seiner Geschichte, seiner Lebenssituation liebevoll in den Blick nimmt. Wer barmherzig ist, der schlägt nicht kalt und hartherzig die Türen zu oder verschließt sie fest gegen jegliche Einflüsse. Für Franziskus sind Hilfe, Verständnis und Mitgefühl – insbesondere auch für Arme, Schwache und an den Rand Gedrängte – die Kernanliegen seines Pontifikats und ganz grundlegend ein wesentlicher Kern der christlichen Botschaft. Und so formulierte Papst Franziskus auch im Zusammenhang mit der Ausrufung des Heiligen Jahrs: »Der Tragebalken, der das Leben der Kirche stützt, ist die Barmherzigkeit. Die Glaubwürdigkeit der Kirche führt über den Weg der barmherzigen und mitleidenden Liebe.«
Im Licht und aus der Grundhaltung der Barmherzigkeit heraus verlieren dann auch die Worte Jesu vom Binden und vom Lösen ihre bedrohliche Dimension. Die Kirche soll und darf nicht gegen die Menschen handeln und willkürlich ihre Macht ausüben, sondern ist dazu beauftragt, den Einzelnen gut zu begleiten, damit sein Leben glücken kann. Dazu gehört sowohl ein Binden im Sinne von Zugehörigkeit und Verlässlichkeit als auch die Hilfe, sich aus Verstrickungen und Unfreiheit zu lösen. Die Apostel Petrus und Paulus, deren Fest wir heute feiern, haben diesen Auftrag jeweils auf ihre ganz eigene Weise ausgefüllt. Nehmen wir als Kirche – und dazu gehört jeder von uns – die beiden als Beispiel, dass auch wir mit dem Schlüssel der Barmherzigkeit einander die Tür zu einem befreiten und erfüllten Leben öffnen, schon hier auf Erden und im Horizont des Himmelreichs.

Fürbitten
Guter Gott, du willst, dass die Menschen einander mit Barmherzigkeit und Mitgefühl begegnen. Oft aber verschließen sie die Türen der Mit-Menschlichkeit und fügen einander Leid zu. Wir bitten dich:

- Für alle, die ausgeschlossen werden aus der Gemeinschaft, weil sie vermeintlich anders sind als das, was die Mehrheit als›Norm‹ definiert.
- Für alle, die unter Armut leiden und durch den Mangel an finanziellen Möglichkeiten nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.
- Für alle, die krank sind oder aufgrund ihrer Sorgen oder Schmerzen nicht mehr froh und hoffnungsvoll aufs Leben schauen können.
- Für alle, die von anderen verurteilt werden und keine Chance mehr bekommen, dass Menschen ihnen aufgeschlossen und vertrauensvoll begegnen.
- Für alle, die einen geliebten Menschen verloren haben und schwer leiden unter der Einsamkeit und dem Verlust.

Guter Gott, wir alle sehnen uns nach Heil und Geborgenheit. Sei uns nahe mit deiner göttlichen Liebe, Güte und Barmherzigkeit und lass uns erfahren, dass du bei uns bist, heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Annegret Hiekisch

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