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der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Siebter Sonntag der Osterzeit
Lesejahr B

Um Freude in Fülle …

Beitrag zum Evangelium

Einführung

Die Zeit zwischen den beiden Festen Christi Himmelfahrt und Pfingsten hat einen besonderen Charakter. Es ist eine Zeit des Dazwischen, des Nicht-Mehr und des Noch-Nicht. Für die Jünger ist Jesus nach seiner Himmelfahrt nicht mehr greifbar, der zukünftige Weg ihrer Gemeinschaft aber noch nicht sichtbar. Auch wir kennen solche Zeiten aus unserem Leben: die Spanne zwischen Abschied und Neubeginn, zwischen gelebter Vergangenheit und unklarer Zukunft. Oft sind solche Phasen innerlich sehr anstrengend und kräftezehrend. Die Kirche bittet in diesen Tagen vor Pfingsten in besonderer Weise um das Kommen des Heiligen Geistes. Stimmen auch wir mit ein und bitten darum, dass der Geist uns erfüllt und uns Klarheit, Ermutigung und Kraft schenkt für unser Leben.

Kyrie-Ruf
Jesus Christus, deine Jünger haben deine Fürsorge und Menschennähe erfahren.
Herr, erbarme dich.
Du hast nicht nur ihnen, sondern uns allen den Heiligen Geist als Beistand zugesagt.
Christus, erbarme dich.
Wir wollen unser Herz öffnen, um die vielfältigen Gaben des Geistes zu empfangen.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Guter Gott,
du hast deinen Sohn in die Welt gesandt und durch ihn den Menschen deine Liebe und Menschenfreundlichkeit offenbart. Er hat mit den Menschen gelebt und vor seiner Himmelfahrt seinen Jüngern verheißen, dass sein Geist in ihnen weiterleben wird.
Lass uns offen sein für den Empfang und das Wirken des Geistes in uns, damit wir die Fülle des Lebens und der Freude erfahren dürfen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 339 »Ihr Christen, hoch erfreuet euch«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GL 400 »Ich lobe meinen Gott« und GL 174/6 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 342 »Komm, Heilger Geist, der Leben schafft« oder
GL 389,1–2 »Dass du mich einstimmen lässt«
Gesang zur Kommunion
GL 345 »Veni Sancte Spiritus«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 525 »Freu dich, du Himmelskönigin«

Vorüberlegungen

Zum Text: Joh 17,6a.11b–19 (Evangelium)

Die heutige Perikope steht kurz vor dem Ende der ausgedehnten Abschiedskapitel des Johannesevangeliums und ist Teil des Abschiedsgebetes Jesu in Joh 17. In diesem Gebet ist nochmals eine deutliche Verdichtung der Botschaft und vor allem der Qualität der Beziehung zwischen Jesus und seinen Jüngern herauszulesen. Die Worte Jesu sprechen von einer innigen Nähe und Freundschaft zwischen ihm und den Menschen, mit denen er gelebt und die ihm anvertraut worden waren. Aufgrund der Abschiedssituation ist das Formulierte dann auch sehr bedeutungsschwer und für heutige Ohren nicht leicht zu verstehen. Die Predigt greift deshalb drei Aspekte des komplexen Textes heraus und sucht nach einer Übertragung ins heutige Leben. Erstens: Die Jünger sind nach der Himmelfahrt Jesu und der Trennung von ihm herausgefordert, für sich einen neuen Platz mitten in der Welt zu finden. Nachfolge Jesu ereignet sich nicht im Enthobensein von allem, sondern konkret vor Ort und bei/mit den Menschen, mit denen wir leben. Ein zweiter Aspekt: In Jesus haben wir ein lebendiges, anstiftendes Beispiel vor Augen, was es bedeutet, mitten in der Welt zu leben. Und schließlich: Christliche Nachfolge und Hingabe verheißt Freude in Fülle. Nicht als kleiner Nebeneffekt, sondern als Kern des Evangeliums, der ›Frohen Botschaft‹. Auf diese grundlegende Freude gilt es immer wieder aufmerksam zu machen und sie ins Zentrum unserer Auslegungen zu stellen.

Predigt

Die Botschaft des Abschieds

Wenn gute Freunde voneinander Abschied nehmen müssen, dann sind das meist sehr dichte Zeiten im Leben. Die Gedanken springen hin und her zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen der Rückschau auf das gemeinsam Erlebte und dem Blick auf das Kommende. Was ist unser Vermächtnis aneinander? Was soll in Erinnerung bleiben, was soll der andere von mir bewahren und weiterführen? Wie in einem Brennglas verdichtet sich dann, was sich über manchmal viele Jahre gemeinsamen Lebens und einander Vertrauens als Grundfeste entwickelt hat. Im Johannesevangelium wird über mehrere Kapitel hinweg der Abschied Jesu von seinen Jüngern beschrieben – mit vielen Gedanken, Reden und Zeichen, anhand derer der Evangelist die jesuanische Botschaft wortreich entfaltet. Manches ist, zumal beim ersten Hören, ziemlich unverständlich und mutet an wie ein komplexes Gedankengebäude, das nur schwer zu durchdringen ist. Große Begriffe wie Heiligkeit, Wahrheit, Offenbarung lassen zwar die Bedeutungsschwere der Botschaft erahnen, scheinen aber zugleich sehr weit entfernt von unserer Lebenswirklichkeit und Alltagserfahrung. Gibt es für uns einen Schlüssel, um einen Zugang dazu zu finden? Machen wir uns auf die Suche danach.

Mitten in der Welt

Im Text des heutigen Evangeliums steht der Abschied Jesu nahe bevor und er wendet sich bittend und betend an seinen Vater, doch bei seiner Gemeinde, bei denen, die an ihn glauben, zu bleiben. Klar ist: Es wird einen Abschied und eine Trennung geben und sie werden ihm nicht folgen können. Aber sie sollen nicht allein zurückbleiben, sondern sich weiterhin in ihrem Leben in der Welt begleitet und bewahrt wissen. Denn daran lässt Jesus keinen Zweifel: Der Platz seiner Gemeinde ist nicht herausgehoben aus allem, sondern mitten in der Welt. In ihr ereignet sich das christliche Leben: »Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. … Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt.« Der Ort der Kirche ist also kein religiöser Sonderwinkel, sondern die Nachfolge Jesu mitten in der Welt, mitten in der Gesellschaft, mitten auch in den Problemfeldern, die uns Angst machen und von denen wir uns lieber fernhalten würden. Das ist bisweilen unbequem und für viele von uns auch ungewohnt. Die oft sehr klaren und aufrüttelnden Worte und Gesten von Papst Franziskus erinnern uns vielleicht wieder in neuer Weise an den ursprünglichen Auftrag, dem wir verpflichtet sind: die Nöte der Menschen wahrnehmen, sich berühren lassen, die vielfältigen Formen der Armut sehen und etwas dagegen tun. Als Christen sind wir nicht allem enthoben, sondern mitten in die Welt gesandt. Hineinbegeben sollen wir uns in den Menschenstall, sogar den »Geruch der Schafe« annehmen. Das ist dann wahrlich nicht nur ein süßes Zuckerschlecken, sondern eine große Herausforderung. Wie gut, wenn wir uns da nicht allein fühlen müssen, sondern uns des göttlichen Beistands und seiner Begleitung gewiss sein dürfen.

Ein lebendiges Beispiel, das anstiftet

Ein weiterer Aspekt: In dem heutigen Textabschnitt macht Jesus deutlich, dass er nicht nur eine abstrakte Botschaft zum Weitergeben verkündet, sondern diese Botschaft auch selbst mit aller Konsequenz vorgelebt hat. Er kümmerte sich fürsorglich um die Menschen, die ihm anvertraut waren. »Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen … Und ich habe sie behütet und keiner von ihnen ging verloren …« Und: »Ich habe ihnen dein Wort gegeben.« Mit dieser Wendung, bei der auch in der deutschen Übersetzung mehrere Bedeutungen mitschwingen, fasst Jesus seine Botschaft zusammen. In ihm selbst, in seinem Leben und Sterben, seinen Gleichnissen und Wundern, seinem Reden und Handeln hat er den Menschen offenbart und zugleich beispielhaft vorgelebt, wie Gott für die Menschen ist. Deshalb kann Jesus auch so glaubwürdig vom Reich Gottes erzählen, deshalb so vertrauenswürdig den Menschen sein Wort geben, weil es, ja, weil er das Wort Gottes selbst ist. Hier schließt sich auch ein Kreis zum Prolog des Johannesevangeliums, wo wir vom Wort hörten, das »Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat«. Durch Jesus haben die Menschen die heilsame Nähe Gottes leibhaftig erfahren – nahbar und auf eine solch mitreißende Art, dass diese Erfahrung dazu anstiftet, es ebenso zu tun und so als Same des Heils in der Welt zu wirken.

Die Verheißung: Freude in Fülle

Solches Wirken ist dann auch nicht nur anstrengende Mühsal und erzwungene Aufopferung für andere. Im Gegenteil: Heilsames Handeln bringt auch dem eigenen Leben Sinn, vielleicht ungeahnte Qualitäten und eine neue Bestimmung. Und nicht nur das: Jesus bittet seinen Vater darum, dass diejenigen, die ihm nachfolgen, seine »Freude in Fülle in sich haben«. Freude also nicht nur als kleiner Nebeneffekt oder als abfallender Brosamen eines Lebens in der Nachfolge Jesu, sondern vielmehr als eine große lebendige und frohmachende Kraft, die das eigene Leben hell und strahlend macht. Über all dem bisweilen Komplexen und Herausfordernden vergessen wir so oft das Grundlegende und Einfache der christlichen Botschaft: dass sie im Kern Evangelium – frohe Botschaft – ist und sein möchte. Nicht zuletzt daran wird die Welt – und das heißt auch konkret unser Umfeld, in dem wir leben – erkennen, dass der christliche Glaube den Menschen zum Leben, zu tiefer Hoffnung und zu innerer Freude befreit. Diese Freude lässt sich nicht mit einer Methode herstellen, nicht systematisch erarbeiten und herbeiführen. Sie ist letztlich Geschenk. Aber wir spüren sie immer wieder auch in unserem Alltag, wenn plötzlich eine vielleicht ganz unerwartete Helligkeit in unser Leben einbricht, sich eine neue Perspektive auftut, ein frohes Erfülltsein oder das unmittelbare Erleben einer tiefen Verbindung mit einem anderen Menschen. Solche Erfahrungen lassen tiefe Freude wachsen, die dann auch ausstrahlt in unsere Umgebung, unsere Welt hinein. Bitten wir in diesen Tagen vor Pfingsten darum, dass der Geist Gottes uns im Innern bewegt und empfänglich macht für die Freude in Fülle, die uns verheißen ist.

Fürbitten

Guter Gott, dein lebendiger Geist ist uns verheißen. Er will uns von innen her erfüllen und erneuern. Wir bitten dich:

- Um den Geist der Lebendigkeit für alle, die sich in ihrem Leben eingeengt und erstarrt fühlen.
- Um den Geist der Freude für alle, die oft nur noch das Negative und Schwere sehen können.
- Um den Geist der Wahrhaftigkeit für alle, die sich in ihrem Leben verstrickt und unfrei fühlen.
- Um den Geist des Mutes für alle, die resigniert haben und keine Kraft mehr spüren zum Weiterleben.
- Um den Geist des Trostes für alle, die trauern um den Verlust eines geliebten Menschen.

Guter Gott, wir brauchen deine Nähe und deinen Beistand.
Stärke unser Vertrauen, dass du mit uns auf dem Weg bist, heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Annegret Hiekisch

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