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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 1
Osternacht
Lesejahr A – B – C

Ostern erschüttert Altvertrautes, um dem Leben Raum zu schaffen


Beitrag zum Evangelium

Einführung


Es ist die Nacht der Nächte, die wir heute feiern: die Osternacht, die Nacht, in der unser Herr Jesus Christus den Tod besiegt hat und auferstanden ist, uns allen voran. Deshalb versammeln sich die Christen auf der ganzen Welt in dieser heiligen Nacht, um die Auferstehung Jesu zu feiern. Auch wir stellen uns in ihre Reihe. Wir feiern das Licht, das er selbst für uns geworden ist. Wir hören von seinen Heilstaten an seinem Volk, vom Sieg des Lebens über den Tod. Wir erneuern unser Taufbündnis in österlicher Freude und wir feiern das Mahl der Gemeinschaft, in dem uns der Auferstandene selbst begegnen will. So erhalten wir Anteil an den Großtaten Gottes und dürfen hoffen auf das neue Leben, zu dem uns Jesus Christus in dieser Nacht den Zugang eröffnet.

Es folgt die Segnung des Osterfeuers.

Hinführung zu den Lesungen
Gottes Geschichte mit den Menschen beginnt nicht erst mit Jesus Christus. Von allem Anfang an hat er die Welt und den Menschen zum Guten, zum Leben erschaffen, hat seine Schöpfung mit Sinn erfüllt, hat ihr Richtung und Ziel gegeben.
Die ganze Heilige Schrift gibt Zeugnis vom heilenden Handeln Gottes an seiner Schöpfung, an und mit uns Menschen.
Hören wir nun von Gottes Liebe zum Leben aus den Schöpfungserzählungen der Bibel.
Hören wir von seiner Liebe zu Freiheit und Gerechtigkeit im Bericht vom Auszug aus Ägypten.
Hören wir von seiner Liebe zu seinem Volk, dem er eine Zukunft eröffnet in den Worten der Propheten.
Und hören wir von seiner Liebe zu jedem einzelnen Menschen, zu uns allen, denen er in der Taufe eine Hoffnung gegeben hat über allen Tod hinaus.
Gott glauben heißt: dem Leben trauen.
Was wir alltäglich erleben, ist oft genug ganz anders: Du kannst keinem trauen. Jeder ist sich selbst der Nächste. Der Gewalttätige trägt den Sieg davon. Dem Tod springt keiner von der Schippe. So ist eben die Realität, damit musst du dich abfinden.
Lassen wir uns heute durch das Wort der Schrift, durch die Erfahrungen vieler Generationen wieder erschüttern in unseren angeblichen Realitäten. Damit wir dem Leben trauen. Weil Gott das Leben liebt.

Hinführung zur Tauferneuerung und Allerheiligenlitanei
Seit alters her wird in der Osternacht die Taufe gefeiert. Der Apostel Paulus vergleicht die Taufe mit dem Geschehen von Tod und Auferstehung Jesu: Wir sind mit Christus getauft auf seinen Tod, so haben wir auch Anteil an seiner Auferstehung.

Wenn eine Taufe gefeiert wird:

Wir dürfen heute die Taufe von N.N. feiern. Wir wollen gemeinsam mit ihm/ihr unseren Glauben bekennen und so unser Taufversprechen erneuern. Und uns alle dankbar erinnern, dass wir als Getaufte dem österlichen Leben trauen dürfen.

Wenn keine Taufe gefeiert wird:

Deshalb werden wir nun das Wasser für die Taufe segnen. Wir wollen unseren Glauben bekennen und so unser Taufversprechen erneuern. Und uns alle dankbar erinnern, dass wir als Getaufte dem österlichen Leben trauen dürfen.

Fortsetzung in beiden Fällen: Am Beginn dieser Tauferneuerung steht die Allerheiligenlitanei. Manchem erscheint diese Aufzählung von Heiligen vielleicht befremdlich. Sie hat jedoch einen tiefen Sinn: Wir stellen uns damit in die Gemeinschaft der Kirche, die größer ist als unsere Versammlung hier in der Kirche. Weltweit feiern Christen das Osterfest, und Christen taten dies schon in vielen Generationen vor uns. Die Kirche ist größer als der Raum und die Zeit, in der wir leben. Mit den Heiligen erinnern wir uns an unsere Mütter und Väter im Glauben: Sie sind es, die uns lehren, was Christsein heißt, sie haben den Glauben durch die Zeiten hindurch bis in unsere Tage überliefert. Mit ihnen sind wir daher in dieser Nacht verbunden.
Wenn wir nun diese Litanei beten, so dürfen wir dabei auch dankbar an die Menschen denken, die uns persönlich zum Glauben verholfen haben: seien es Eltern oder Großeltern, Lehrerinnen oder Pfarrer, große Vorbilder, Freunde oder Nachbarn – sie sind unsere persönlichen Mütter und Väter in dem Glauben, in dem wir getauft sind.

Liedvorschläge
Zum Exsultet
GL 334 »O Licht der wunderbaren Nacht«
Nach den Lesungen
GL 386 »Laudate omnes gentes«
Im Anschluss an das Evangelium
GL 318 »Christ ist erstanden«
Zur Tauferneuerung
GL 329,1 –3 »Dies ist der Tag, den Gott gemacht«
Nach der Kommunion
GL 324 »Vom Tode heut erstanden ist«
Schlusslied
GL 328 »Gelobt sei Gott im höchsten Thron«

Vorüberlegungen

Zum Text: Mk 16,1–7 (Evangelium)

Die Osterperikope ist beim Evangelisten Markus kurz und knapp gehalten. Vor allem wenn man den eigentlich noch dazu gehörigen Vers Mk 16,8 liest, fällt auf, dass die Frauen am Grab nicht zu Verkündigerinnen der Osterbotschaft werden. Sie bleiben gefangen in Furcht und Schrecken. Die folgenden Verse Mk 16,9–20 sind sehr schlecht überliefert, für die Exegeten ist fraglich, ob sie ursprünglich zum Evangelium gehört haben (Informationen dazu finden sich in allen gängigen Markus-Kommentaren). Der Ostermorgen ist für Markus geprägt von Furcht und Schrecken; Osterglaube und Osterfreude werden erst in der nachfolgenden Zeit allmählich wachsen.
Die Predigt deutet dieses Erleben der Frauen als Reaktion auf das Unerwartete, das die traurigen, aber auch liebgewordenen Totenrituale durchbricht. Und damit erst einmal Verunsicherung auslöst. Sie vergleicht die Reaktion der Frauen mit dem eigenen Umgang mit altvertrauten Gewohnheiten. Sie macht deutlich, dass zur Osterfreude die Bereitschaft gehört, altvertraute Lebensgewohnheiten erschüttern zu lassen.
Die Liturgie der Osternacht ist reich gefüllt mit Texten und Informationen. Daher ist die Predigt eher kurz gehalten. Statt die Gedanken episch auszuführen, werden sie in knappen Sätzen als Impulse dargeboten, die zum Nachdenken über die eigene Haltung zum Ostergeschehen einladen.

Predigt

Gewohnheiten helfen die Trauer bewältigen

Zunächst scheint alles wie immer. Wohlriechende Öle kaufen. Binden und Salben herrichten. Miteinander zum Grab gehen, um den Toten zu salben. Die letzten liebenden Handgriffe. Miteinander Erinnerungen austauschen, miteinander weinen gewiss auch. Das gewohnte, vertraute Totenritual. Traurige Pflicht, aber auch tröstlich, ein Stück Trauerarbeit, das hilft, mit dem unabänderlichen Geschick des Todes fertig zu werden, mit dem Tod leben zu lernen. Das Leben annehmen, wie es eben ist. Die Gewissheit: Der Tod gehört dazu. Er hat das letzte Wort.

Ostern sorgt erst einmal für Schrecken

Alles scheint wie immer – und dann ist es doch ganz anders. Es ist der Ostermorgen. Das Grab ist leer. Die vertrauten Handgriffe sind nicht gefragt, die Öle und Salben nutzlos. Die Gewissheit ist erschüttert. Das Leben ist anders. Der Tod ist nicht unabänderlich. Das letzte Wort heißt Leben.
Und diese Frauen? Ist da Freude, Begeisterung, neu aufkeimende Hoffnung? Nein, da ist Erschrecken. Die Frauen sind erschüttert. Im Anschluss an die Sätze, die wir aus dem Markusevangelium gehört haben, fährt der Evangelist fort: »Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt.« Was ihnen bisher Halt gegeben hat, die vertrauten Gewohnheiten, die helfen, mit dem Unabänderlichen fertig zu werden, all das gilt nicht mehr. Und der Schrecken darüber ist so groß für die Frauen: Da bleibt kein Raum, zumindest noch kein Raum für Freude und Hoffnung.

Die tröstliche Routine wird erschüttert

Ostern erschüttert die alten Gewissheiten. Ostern erschüttert die Gewohnheiten, die vertrauten Rituale, mit denen wir uns über die Begrenztheiten des Lebens hinwegtrösten. Ostern erschüttert alle, die sich mit ihren Grenzen, mit Hoffnungslosigkeit und Tod, abgefunden und sich damit eingerichtet haben. Die nichts mehr erwarten. Ostern erschüttert die Sicherheit und Planbarkeit des Lebens und des Todes. Wer Ostern erlebt, weiß nicht, was wird und kommt. Dieses Geschehen erschüttert alle Gewissheit. Und das macht Angst, nicht nur damals. Wie viel tun wir Menschen, um unser Leben planbar zu machen! Wir haben alle Lebensabläufe erforscht. Wir sichern uns ab für alle Eventualitäten. Wir haben Therapien für jeden Krankheitsverlauf. Wir richten unser Leben ein wie unsere Wohnungen: Wir möblieren ein paar Räume mit schönen Dingen, unsere paar Stunden mit liebgewordenen Angewohnheiten und Abläufen, die uns Geborgenheit vermitteln und das wohltuende Gefühl, das Leben im Griff zu haben.

Ostern bricht auf, was dem Leben im Weg steht

Ostern ist das Fest für all diejenigen, denen dieses eingerichtete Leben nicht genügt. Denen es darin zu eng ist. Die sich nicht abfinden wollen. Die erkennen: Es ist eine Illusion, das Leben im Griff zu haben. Die aufstehen gegen die Resignation und nicht leben wollen ohne Hoffnung. Die nicht ein bisschen Leben wollen, sondern Leben in Fülle.
Ja, Ostern erschüttert. Es ist die heilsame Erschütterung, die all das aufbricht, was dem Leben im Weg steht. Sie kann wehtun und Angst machen, wenn es gilt, Vertrautes loszulassen. Aber dann hat das Leben freie Bahn. Und die Hoffnung blüht. Und schließlich wächst auch die Freude: Es ist Ostern! Das Leben hat den Tod besiegt. Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden, uns allen voran. Halleluja, halleluja!

Stefan Möhler

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