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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 3
Dreifaltigkeitssonntag
Lesejahr A
Der fremde Gott – Freund fürs Leben

Beitrag zur Lesung

Einführung

Die Rede von der göttlichen Dreifaltigkeit, die wir heute feiern, ist vorallem eine Rede von der Größe Gottes, die alle Vorstellungen sprengt. Der eine Gott in drei Personen – da geht es nicht um theologische Mathematik, in der 1 gleich 3 sein kann. Es geht darum, dass der eine Gott größer, vielfältiger, vielgestaltiger ist, als wir dies mit unserem menschlichen Verstand fassen können. Gott ist unfassbar, fremd, gewaltig. Und doch ist er den Menschen nah und zugetan. Denn vielfältig und vielgestaltig sind vor allem die Möglichkeiten, wie er uns Menschen in seiner Liebe begegnen kann und will. Schöpfer, Vater, der alles liebevoll überschaut. Sohn, Jesus Christus, Gott mit Herz und menschlichem Gesicht. Geist, Kraft, Lebensatem unter uns und in uns. Das alles und viel mehr ist der liebende Gott. Ihn dürfen wir heute dankbar feiern.

Predigt

Zum Text: Ex 34,4b.5–6.8–9 (1. Lesung)

Freunde fürs Leben – ein kostbarer Schatz


Haben Sie eine beste Freundin, einen besten Freund? Einen Menschen, auf den Sie sich immer verlassen können, ganz gleich, was kommt? Zu dem Sie auch in der größten Not kommen könnten und für den Sie alles täten? Ich glaube, ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass Sie sich glücklich schätzen können, falls Sie einen solchen Menschen haben. Es ist eine tiefe Sehnsucht in uns nach solcher Freundschaft fürs Leben, unzählige Bücher und Filme erzählen davon. Und zugleich wissen wir, wie wenig selbstverständlich es ist, einen Menschen zum wahren Freund, zur wahren Freundin zu haben. Menschliche Beziehungen sind zerbrechlich und veränderlich wie unser Leben überhaupt. Freundschaft ist kostbar: »Ein treuer Freund … wer einen solchen findet, hat einen Schatz gefunden«, weiß schon der alttestamentliche Weise Jesus Sirach (Sir 6,14).

Kennzeichen unserer Zeit: Unstetigkeit

Und dies gilt heute wohl mehr denn jemals zuvor. Eines der ganz großen Kennzeichen unserer Zeit ist die Unstetigkeit. Wie viele Menschen verlassen die Heimat für Ausbildung, Studium und Beruf und kehren nicht mehr zurück? Wer kann heute darauf bauen, von der Ausbildung bis zum Ruhestand im selben Betrieb zu arbeiten? Welche junge Familie kann ein Haus bauen mit der Perspektive, dort bis ins Alter zu wohnen? Wer wohnt noch im gleichen Ort wie die Schulfreunde von damals? Wir leben flexibel, beweglich, alles langfristige Planen ist fraglich. Wie soll da eine Lebensfreundschaft wachsen und sich bewähren können? Wie viel Pflege braucht sie, wo Lebensorte, Beziehungen, Themen und Herausforderungen ständig wechseln! Wer hat dazu die Zeit?
Dazu kommt, dass wir mit unzähligen Menschen in Kontakt sein können. Telefon und Internet machen es möglich und in sozialen Netzwerken hat jedermann binnen Kurzem Hunderte von sogenannten Freunden. Faszinierend, vielfältig, bunt …, aber wahre Freundschaft braucht Konzentration, braucht Vertiefung und Entscheidung. Freunde fürs Leben kann man nicht im Dutzend haben. Und so haben heute viele Menschen unzählige Kontakte – aber keine wahren Freunde mehr. Freundschaft fürs Leben – so groß die Sehnsucht ist, so groß die Überforderung.

Freundschaft mit Gott – ein fester Halt?

Aber wenigstens Gott! So sagen wir nun als glaubende Menschen. Gott ist doch treu, über alle menschlichen Unstetigkeiten hinweg! Er bleibt doch der eine, unveränderlich Treue und Liebende, er ist uns doch ein bleibender Freund!

Ja, das dürfen wir glauben von unserem Gott. Und zugleich wissen wir: Auch unsere Freundschaft mit ihm ist veränderlich und bedroht. Es gibt die Zeiten, in denen uns unser Glaube fraglich wird, in denen wir Gott vermissen, sein Wort nicht hören. In denen wir uns ernsthaft fragen, ob es ihn überhaupt gibt. Oder in denen die Dinge dieser Welt uns viel verlockender scheinen.
Und das ist nun nicht erst in heutiger Zeit so. Wir haben einige Sätze aus dem Buch Exodus gehört, das uns die Geschichte einer großen Freundschaft erzählt: der Freundschaft zwischen Gott und seinem Volk Israel. Und dieses Buch beschönigt nichts. Es spricht von der befreienden Kraft dieser Freundschaft, die das Volk den Weg aus der Sklaverei in Ägypten finden ließ. Aber es spricht auch davon, wie diese Freundschaft auf dem langen Weg durch die Wüste immer wieder zu zerbrechen drohte. Das Volk hörte Gott nicht mehr. Die Freundschaft war kraftlos geworden. Die goldenen Götterbilder der Nachbarn glänzten und blendeten die Menschen.

Die Erfahrung des Volkes Israel: Gott ist treu

Diese Sätze aus dem Buch Exodus berichten davon, wie Gott in dieser Situation handelt. Er ruft Mose, den einzigen, der noch auf ihn hört. Er versichert ihm seine Treue zur Freundschaft mit dem Volk. Und er gibt ihm die Worte mit, die es braucht, um dem Volk in Erinnerung zu rufen, wie sein Gott ist: »Er ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue.« Mit anderen Worten: Wenn die Freundschaft mit Gott brüchig wird, dann liegt es an den Brüchen und Veränderungen unseres menschlichen Lebens. Gott bleibt der treue Freund. Und, das ist die eigentliche Verheißung: Gott weiß, dass der menschliche Glaube an Grenzen kommen kann, er kennt unsere Schwächen und Grenzen. So kündigt er die Freundschaft niemals auf. Er wartet auf uns, und wenn wir wieder bereit sind, mit ihm unser Leben zu leben, ist er es auch.

Gottes Treue macht fähig zur verlässlichen Freundschaft

Solche Freundschaft ist unter Menschen gewiss seltener denn je. Umso wertvoller die Erinnerung aus der Heiligen Schrift für uns heute: Bei Gott gilt das nicht. Sein Ja zu uns steht und bleibt. Er ist uns wahrer Freund für das ganze Leben. Bei ihm finden wir in aller Unstetigkeit unseres Lebens Halt – auch dann wieder, wenn wir in den Herausforderungen und Wirrnissen seine Hand einmal losgelassen haben.
Und mehr noch: Wer auf diese Freundschaft, auf diesen Glauben baut, wer in Gott seinen Halt hat, der findet darin auch die Kraft, den Mitmenschen das zu sein, was wir alle für unser Leben ersehnen: eine wahrhaft treue Freundin, ein Freund fürs Leben.
Es lohnt sich also, uns unserem Gott immer wieder zuzuwenden. Die Rede von der Dreifaltigkeit, die wir an diesem Sonntag feiern, erinnert uns an seine alles Menschliche übersteigende Größe. Die Worte aus dem Buch Exodus lassen die theologische Lehre zur Verheißung werden: Dieser unfassbare Gott ist der bleibende Halt in unserem Leben, dessen Treue keine Grenzen kennt.

Fürbitten
Gott, du bist treu. In vielerlei Weise kommst du uns liebevoll entgegen und bist zuverlässig für uns da. So bitten wir dich voll Vertrauen:'

- Gott, du bist der Vater, der Schöpfer unserer Welt und allen Lebens. Wir bitten dich für diese Erde und alle Menschen, die auf ihr leben: Hilf uns, die Schöpfung für die kommenden Generationen zu bewahren. Erfülle die Regierenden mit der Gesinnung des Friedens und der Gerechtigkeit, damit alle Menschen in Sicherheit und Frieden leben können. Gott, unser Vater:
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
- Gott, du bist der Sohn, Jesus Christus, der uns den Weg zeigt und Orientierung gibt, der uns ewiges Leben verheißt. Wir bitten dich für alle Christen, um einen ehrlichen und tragfähigen Glauben. Zeige dich den Suchenden und Zweifelnden. Stärke die Hoffnung der Kranken und Sterbenden und ihrer Angehörigen. Gott, Sohn, Jesus Christus:
- Gott, du bist der Heilige Geist, die Kraft von oben, die mitten unter uns lebt und wirkt. Führe die Kirche deinen Weg. Mach uns zu einer guten Gemeinschaft. Lass uns alle immer wieder spüren, dass du für jeden Einzelnen da bist, besonders an schweren Tagen. Gott, Heiliger Geist, Kraft von oben:

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit, und in Ewigkeit. Amen.

Stefan Möhler

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