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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 2
Zweiter Fastensonntag
Lesejahr A
Der Ruf Gottes und die globalen Folgen

Beitrag zur Lesung

Einführung

Mit dem Patriarchen Abraham nimmt der jüdisch-christliche Glaube und die Geschichte der Gnade Gottes mit den Menschen in der Bibel ihren Anfang. Die erste Lesung des heutigen Sonntags handelt davon. Es soll darum dieser Anfang nicht nur gelesen werden, sondern er soll auch unter dem Blickpunkt der heutigen Zeit in der Predigt bedacht und kommentiert werden.

Predigt


Zum Text: Gen 12,1–4a (1. Lesung)

Er muss ein nachdenklicher Mensch gewesen sein, Abraham. Wie anders wäre es denkbar, dass er eine Stimme hört und einen solchen Anspruch erlebt, die seinem Leben und dem seiner Angehörigen eine totale Wende geben. In der Bibel wird dies selbstverständlich und nüchtern formuliert. Aber es braucht keine große Fantasie, um mindestens zu ahnen, welch erdrutschartige Veränderung für Abraham als Folge drohte.

Deutlich werden im Text von der Berufung Abrahams drei Teile erkennbar. Erstens der Ruf Gottes; zweitens was Gott in Aussicht stellt, wenn Abraham auf den Ruf eingeht; und drittens, was dies für globale Folgen hat.

Der Ruf Gottes –

hierbei kann man schon ins Stocken geraten. Wie ruft Gott denn? Nimmt er eine menschliche Stimme an? Schickt er jemanden, durch den er spricht? Oder lässt er im Inneren etwas reifen, an dessen Ende dann feststeht wie im Falle Abrahams: Du musst weg!? Die Bibel gibt uns an dieser Stelle keine Antwort darauf. Wohl aber zeigt sie uns an, dass Gottes Anruf und Aufforderung in einem bestimmten Moment für den betroffenen Menschen eindeutig sein kann. Es trifft diesen Abram. Später, nachdem er auf Gott eingegangen ist, wird sein Name durch den abkürzenden hebräischen Buchstaben für Gott erweitert und zu Abraham. Jetzt aber erscheint das als ein ungeheuerlicher Vorgang. Abraham, der Nomade im für damalige Verhältnisse hoch entwickelten Zweistromland des Euphrat und Tigris, lässt sich herausrufen. Aus seinem Land soll er wegziehen. Seine Verwandtschaft soll er – mindestens geografisch – verlassen. Dazu soll er sich aus der Familie seines Vater lösen und auf den Weg machen. Das ist ein sich Losbinden von allen bekannten Sicherheiten, die es für Abraham damals gab. Ist das vernünftig? Nach unseren Maßstäben und den Lebenserfahrungen vieler nicht. Aber offensichtlich erkennt Abraham, dass Gott nicht in jedem Falle nach menschlichen Maßstäben einzuordnen ist. Wo Göttliches spricht, ist eine andere Art von Vertrauen möglich. Gott wird das Ziel zeigen, auf das Abraham hinstreben soll.

Im Verlaufe der Geschichte Gottes mit uns Menschen bleibt das nicht einmalig. Immer wieder mussten Menschen etwas zurücklassen, etwas hinter sich lassen, damit sich neue Impulse von Gott her durchsetzen und wirksam werden zugunsten der Menschen. Und wir dürfen durchaus nicht den Gedanken beiseiteschieben, dass auch wir Christen in unserer Situation manches hinter uns lassen sollen, damit die Botschaft Gottes für die Menschheit neue Kraft und neuen Auftrieb bekommt. Papst Franziskus hat dazu schon manches aufgezeigt.

Was Gott in Aussicht stellt


Gott verlangt von Abraham nicht nur etwas, er verspricht ihm auch etwas. Nämlich das, was ein Nomade damals sehnlichst wünschte: Dem kinderlosen Abraham Nachkommen; dem Verachteten einen angesehenen Namen; dem Unbedeutenden eine Bedeutung für alle Generationen nach ihm.

Natürlich können uns modernen Menschen hier zweifelnde Einwände dazwischen kommen. Die Versprechungen Gottes könnten doch einfach die lange gehegten Wünsche des Abraham sein, die eines Tages die Fantasie ausfüllen und stärker als die Realität werden. Illusionen haben sich Menschen schon immer gemacht. Und schon immer haben sich Menschen etwas eingeredet, wovon sie erst durch Abstürze wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht wurden. Einer wie Abraham, der als Kinderloser nach der Auffassung der damaligen Zeit keine Zukunft hatte, glaubt nur umso lieber, was ihm sein Inneres unter Umständen vorgaukelt.

Jedoch, wer will schon heutzutage über Abraham urteilen. Wie leichtgläubig sind viele unserer Zeitgenossen. Was glauben zum Beispiel Staatsbürger nicht alles, das ihnen Wirtschaft und Politik versprechen. Und wir moderne Menschen dürfen uns auch gesagt sein lassen: Wenn Gott etwas verspricht, sind das alles andere als Kleinigkeiten, sondern er geht auf Ursehnsüchte des Menschen ein und auf Fundamente jeden Lebens. Bei aller Überheblichkeit würde kein Mensch es ernsthafter wagen, etwas zu versprechen, das wir als Ankündigungen Gottes zugunsten der Menschen kennen. Wir Christen sind in der glücklichen Lage, dass wir uns bezüglich Abrahams und seines Vertrauens auf Gott keiner Illusion hingeben müssen. Es genügt, sich in Erinnerung zu rufen, wie Jesus über ihn gesprochen hat. Eines Tages sagt er zu denen, die mit ihm streiten: »Wenn ihr Kinder Abrahams wäret, würdet ihr so handeln wie Abraham.« Nämlich, Gott glauben und im Vertrauen auf ihn in ein Land aufbrechen, das erst gefunden wird, indem man sich aufmacht und geht. Das Zweite Vatikanische Konzil hat unter anderem von der Kirche als »Wanderndes Volk Gottes« gesprochen. Glauben heißt für jeden von uns, einen Weg gehen als Einzelner und in der Gemeinschaft der Kirche. Hier mag uns die Reihenfolge eines kurzen Satzes Jesu bestärken: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.« Wie bei Abraham ist das Gehen an erster Stelle. Dabei geht einem die Wahrheit Gottes auf, die uns zum Leben führt.

Was das für globale Folgen hat

»Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.« Konnte Abraham das verstehen, globale Bedeutung zu erlangen? Und wie er, der Nomade mit seinen Herden, das konnte! Es brauchte nur in der Steppe oder in der Wüste ein Brunnen oder eine Zisterne vertrocknet oder gar vergiftet sein und schon stand das Leben der übrigen wandernden Hirten und ihrer Tiere auf dem Spiel. Sie waren ja angewiesen, dass sie sicher in großen Abständen einer solchen Landschaft die Wasserstellen fanden. Die Menschen damals brauchten keinen Bankencrash, um von globalen Folgen eine Ahnung zu haben. Sie hatten andere Beispiele vor Augen als wir, aber sie wussten, was ›weitreichend‹ und ›global‹ bedeutet. »Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.« Segen, das ist Lebenshilfe. Segnen bedeutet, jemandem das Leben zu wünschen und mit der Kraft, die einem gegeben ist, dafür etwas zu tun. Niemandes Segen kann mehr bewirken als der Segen Gottes. Er allein kann uns das Leben garantieren. Abraham darf Träger des Segens Gottes sein. Er glaubt und vertraut dieser göttlichen Stimme. Er setzt den Anfang. Er lässt sich das Land zeigen, ohne Rückversicherung. Und so ist an ihm der Segen Gottes offenkundig geworden, der im Vertrauen liegt. Gott hält seine Versprechen ein. Das dürfen wir in der Anschauung des Lebens Abrahams sehen. Und so bestätigt sich, was ein römisches Sprichwort sagt: Worte belehren zwar, aber Beispiele haben die Kraft, es ihnen gleich zu tun.

Fürbitten
Lasst uns beten zu Gott unserem Vater, dessen großes Anliegen wir Menschen sind.

- Für die Menschen, die in unserer lauten und aufdringlichen Welt nicht mehr die Stimme Gottes vernehmen.
Gott, unser Vater:
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
- Für die Menschen, die Gottes Stimme und Sprache nicht von der ihrer Mitmenschen unterscheiden können.
Gott, unser Vater:
- Für die Menschen, die Gottes Anspruch an sich erfahren, aber nicht den Mut und das Vertrauen haben, ihm zu folgen.
Gott, unser Vater:
- Für uns selbst, die wir Gottes Wort vernehmen, um den Geist, es durch unser Leben weiterzutragen.
Gott, unser Vater:

Doch nicht nur bitten wollen wir, Gott unser Vater, sondern dir auch danken, heute und alle Tage und bis in Ewigkeit. Amen.

Johannes Jeran

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