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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 1
Aschermittwoch
Lesejahr A – B – C
Gott liebt das Verborgene

Beitrag zum Evangelium

Einführung

Mit dem Aschermittwoch beginnen wir die vierzigtägige Zeit der Vorbereitung auf Ostern. Verschiedene äußere Zeichen bestimmen diese Feier und die kommenden Wochen. Ein besonders starkes Zeichen ist das Aschenkreuz, das uns an unsere Vergänglichkeit erinnert und zu einem bewussten Leben mit Gott einlädt. Dazu gehören auch die Werke der Gottes- und Nächstenliebe wie das Almosengeben, das Fasten oder das Gebet. Letztlich aber sollen wir nicht bei diesen äußerlichen Zeichen und Werken stehen bleiben. Wir sind eingeladen, uns innerlich und bewusst dem Wirken Gottes zu öffnen, der immer schon im Stillen und Verborgenen zugegen ist.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du rufst uns zur Umkehr.
Herr, erbarme dich.
Du erneuerst in uns die Liebe zu Gott und dem Nächsten.
Christus, erbarme dich.
Du führst uns den Weg zum Leben.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Barmherziger Gott,
im Vertrauen auf dich beginnen wir die vierzig Tage der Umkehr und Buße.
Gib uns die Bereitschaft zu einem christlichen Leben, damit wir uns von allem Bösen abwenden und mit Entschiedenheit das Gute tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 266n/GLa 160 »Bekehre uns, vergib die Sünde«
Antwortgesang mit Ruf vor dem Evangelium
GLn 639/1 Erbarme dich meiner, o Gott« mit 639/2 (Psalm 51)
GLa 165,1–6 »Sag ja zu mir, wenn alles nein sagt«
und GLn 176/3/GLa 562 »Lob dir, Christus«
Gesang zur Aschenbestreuung
GLn 268/GLa 164 »Erbarme dich, erbarm dich mein«
Gesang zur Gabenbereitung
GLn 188 »Nimm, o Gott, die Gaben, die wir bringen«
GLa 533 »Dir Vater Lobpreis werde«
Gesang zur Kommunion
GLn 460/GLa 183 »Wer leben will wie Gott auf dieser Erde«
Dankhymnus/Schlusslied
GLn 457 »Suchen und fragen«
GLa 473 »Im Frieden dein«

Vorüberlegungen

Zum Text: Mt 6,1–6.16–18 (Evangelium)

Almosengeben, Beten und Fasten sind sehr konkrete und anschauliche Handlungsfelder religiöser und eben auch christlicher Praxis. Damit stehen sie aber immer in der Gefahr, einer problematischen Werk- und Lohngerechtigkeit Vorschub zu leisten. Das Aufrechnen, Bilanzieren und Vermarkten frommer Werke karikiert deren ursprüngliche Absicht, diese um der Liebe willen zu tun. Prüfstein für dieses selbstlose und um des Nächsten oder Gottes willen erbrachte Handeln ist das Moment der Verborgenheit. Wo die gute Tat nicht zur Sprache kommt, sondern im Verborgenen vollzogen wird, ist diese ursprüngliche und reine Liebe spürbar. Diese Handlungsweise ist dem Menschen eher fremd, da sich menschliche Praxis ihrer Natur nach vorwiegend im Bereich des Äußerlichen und Sichtbaren abspielt. Sie entspricht aber durchaus der Wirkweise und Gegenwart Gottes, der vorzugsweise im Verborgenen handelt und zugegen ist. Die Predigt versucht diesen Zusammenhang zwischen dem Wirken Gottes und einem Handeln aus christlicher Motivation anzusprechen.

Predigt

Eine augenscheinliche Freude

Haben Sie Fasnacht, Fasching oder Karneval gefeiert? Für viele Menschen ist diese fünfte Jahreszeit der Höhepunkt des ganzen Jahres. Von November bis zum Fasnachtsdienstag herrscht in vielen Orten ein regelrechter Ausnahmezustand. Masken, Kostüme, Schminke und Konfetti, laute Musik, Tänze und urige Bräuche bestimmen das bunte und ausgelassene Treiben in den Hallen, Straßen und Gassen. Die Vielfalt der Formen ist so bunt wie das Leben selbst. Ob Tanzgarden oder schwäbisch-alemannische Schellen und Masken, ob Springprozessionen oder Karnevalswagen, ob Straßen- oder Saalfasnacht, ihnen allen ist eines gemeinsam: Sie bringen eine ganz augenscheinliche und unmittelbare Freude zum Ausdruck, eine nach außen gekehrte und zur Schau gestellte Ausgelassenheit. Von dieser Stimmung lassen sich viele gern anstecken und mitreißen. Und so hört man im Rhythmus gemeinsamen Schunkelns ein Motto immer wieder: »So ein Tag, so wunderschön wie heute, der sollte nie vergeh’n«.

Gutes tun, ohne Theater zu spielen

Wie anders kommt da der Aschermittwoch daher. Mit dem Zeichen des Aschenkreuzes werden wir höchst eindrücklich an unsere menschliche Vergänglichkeit erinnert. Wie anders klingt die von uns so genannte Frohe Botschaft, in der Jesus uns mahnt, »vor den Menschen kein Theater zu spielen«, wie wir die griechischen Worte übersetzen könnten. Gerade unsere guten und durchaus lobenswerten Taten sollen wir vor anderen eben nicht öffentlich machen und zur Schau zu stellen. Das Motto vieler gemeinnütziger Organisationen und Hilfswerke, »Tu Gutes und sprich darüber.«, findet zumindest in diesem Abschnitt der Bergpredigt keinen entsprechenden Widerhall. Aber hat nicht Jesus selbst vor den Augen anderer Gutes getan und in aller Öffentlichkeit Wunder gewirkt? Es liegt eine eigenartige Spannung zwischen diesen Worten und unserem menschlichen Bedürfnis nach Öffentlichkeit, nach Anerkennung und Transparenz.

Gott liebt das Verborgene

Wenn wir angesichts dieser Spannung noch einmal tiefer in das Evangelium hineinhören, dann begegnet uns dort ein Erklärungsmuster, das sich wie ein Leitspruch wiederholt. Immer wieder begründet Jesus seine Forderungen mit dem Ausruf: »Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.« Dieser Satz ist mehr als eine Beschwichtigung dafür, dass unser stilles und verborgenes Wirken übersehen und irgendwie vergeblich sein könnte. Jesus sagt hier etwas ganz Wesentliches über Gott selbst aus. Mit dem Vater, den er benennt, ist niemand anderes als Gott gemeint. Das wird in der Anweisung Jesu zum Gebet deutlich, in der er ausdrücklich sagt: »Bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist.« Gott ist ein unsichtbarer Gott, ein Gott, der selber im Verborgenen ist und wirkt. Er kommt nicht mit Blitz und Donner daher, wie es sich die Menschen oftmals dachten. Er sucht nicht die großen Aufmärsche und Proklamationen. Dieser Gott ist ein Gott der leisen Töne. Auf vielfache Weise wird Jesus diesen anderen, diesen verborgenen Gott bezeugen. In seinen Gleichnissen, mit denen Jesus den Menschen das Himmelreich nahe bringt, klingt wie ein vertrauter Kehrvers das Lob des Kleinen, des Unscheinbaren und Verborgenen an. Gott hat offensichtlich einen Sinn für das Unscheinbare und liebt das Verborgene. Was verborgen ist, ist oftmals besonders kostbar. So spricht Jesus beispielsweise vom verborgenen Schatz im Acker, der sorgsam gehütet wird, oder mahnt seine Jünger zum Stillschweigen angesichts bestimmter außergewöhnlicher Taten. Nicht alles gehört in die Öffentlichkeit. Manches benötigt einen Mantel der Vertrautheit und der Geborgenheit. Gerade das, was uns lieb und kostbar ist, verbergen wir gern vor der Öffentlichkeit.

Die Liebe wirkt im Verborgenen

Zum Leben gehören beide Seiten: Das Sichtbare, Laute, nach außen Gekehrte genauso wie das Verborgene, Stille, nach innen Gekehrte. Alles hat seine Zeit und seinen Sinn. Mit Blick auf ein rechtschaffenes Leben vor Gott – denn das ist mit der von Jesus genannten »Gerechtigkeit« wohl gemeint – kommt es auf dieses zweite, dieses verborgene Handeln an. Die guten Werke, die Werke der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit, die Taten der Gottes- und der Nächstenliebe sind nicht dafür gedacht, um mit ihnen vor den Menschen zu prahlen und sich selbst mit ihnen zu schmücken. Was aus Liebe geschieht, stellt den anderen, den geliebten Menschen oder eben Gott selbst in den Mittelpunkt. Wenn wir Almosen geben, dann sollen wir es aus Liebe zu den Bedürftigen tun, und nicht, um vor den Menschen als großzügig zu gelten. Wenn wir beten oder fasten, dann sollen wir es aus Liebe zu Gott tun, und nicht, um vor den Menschen als fromm zu gelten. Die Liebe wirkt im Verborgenen. Sie drängt nicht in die große Öffentlichkeit. Sie bläht sich, nach einem Wort des Apostel Paulus, nicht auf. Womöglich ist die Liebe zu kostbar, um mit ihr zu prahlen und sie vor den Menschen zur Schau zu stellen.

Einladung zum Blickwechsel

Der Aschermittwoch lädt uns ein, dass wir nach den eher lauten und tollen Tagen unser Augenmerk nun wieder stärker auf diese andere Seite des Lebens richten. Die vierzig Tage der Fastenzeit laden uns ein, dass wir uns in den Werken der Gottes- und Nächstenliebe üben, dass wir den Blick nicht an uns selbst kleben lassen, sondern uns wieder bewusster Gott, unserem himmlischen Vater, und den Bedürftigen unserer Tage zuwenden. Auf diese Weise werden wir zugleich zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Gottes, die wie er im Stillen und Verborgenen wirken und auf diese Weise dazu beitragen, dass sich diese Welt in kleinen Schritten zum Guten hin wandeln kann. Das Reich Gottes erwächst aus kleinen, unscheinbaren Anfängen, wie sie Jesus in seinen Gleichnissen geschildert hat. Doch jede gute Tat, und sei sie noch so klein, bringt vielfältige Frucht hervor, so verspricht es uns Jesus. Wer sich auf diesen Weg einlässt, wird womöglich selbst eine sehr intensive Freude erleben, anders zwar, als jene ausgelassene Freude, die sich in den närrischen Tagen breit gemacht hat, aber sicher nicht weniger berührend und erfüllend. Diese Freude zeigt sich vielleicht nicht lautstark und an der Oberfläche. Sie breitet sich eher in einer inneren und doch tiefen Zufriedenheit aus. Doch auch diese Form von Lohn oder Belohnung würde gut zu Gott passen. Denn Gott liebt das Verborgene.

Fürbitten
Gott handelt im Stillen und Verborgenen. Zu ihm beten wir:

- Öffne unsere Sinne für dein Wirken in dieser Welt, damit wir dir aufrichtig danken können.
- Erfülle unsere Herzen mit deiner Liebe, damit wir den Menschen unserer Zeit beistehen.
- Lehre uns in rechter Weise zu beten, damit wir vor dir nicht sprachlos werden.
- Hilf uns, das Kleine und Unscheinbare zu achten, damit wir darin Spuren deiner Gegenwart erkennen.
- Nimm uns die Angst vor unserer Sterblichkeit, damit wir alsösterliche Menschen vor dir leben.

Du, Gott, führst uns den Weg zum Leben. Dafür preisen wir dich, heute und in Ewigkeit. Amen.

Adrian Warzecha

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