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»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
26. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr C
Seitenwechsel

Beitrag zum Evangelium

Einführung

In den heutigen Lesungen begegnen uns Texte, die unangenehm und hoffnungsvoll zugleich sind. Sie sind es, weil sie uns klar und mit deutlichen Worten sagen, dass es so nicht nur nicht weitergehen kann, sondern nicht weitergehen wird. Gott will und wird die Welt verändern und er wird es tun zugunsten derer, die am meisten leiden. Das ist Ermutigung für alle, die niedergedrückt sind. Es ist Ruf zur Umkehr an alle, die mehr tun könnten, damit niemand vom Leben abgeschnitten ist. Begrüßen wir am Beginn dieser Messe den, der uns das wahre Leben erschlossen hat.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du bist gekommen, um zu heilen, was unter den Grausamkeiten der Welt zerbrochen ist.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du rufst uns Menschen neu auf den Weg des Lebens. Christus, erbarme dich. Herr Jesus Christus, du wirst wiederkommen, um Frieden und Gerechtigkeit für die Welt zu vollenden.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet

Gütiger Gott,
deine Macht zeigt sich uns vor allem dort, wo wir Erbarmen und Vergebung finden.
Wir bitten dich, rühre uns neu an mit der Kraft deiner Liebe und Gnade und lass alle, die auf deine Verheißungen hoffen, Erfüllung finden im Reich Gottes, das mitten unter uns begonnen hat. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge

Gesang zur Eröffnung
GL 264 »Mein ganzes Herz erhebet dich«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 759/1 »Lobe den Herrn, meine Seele« mit 759/2,6–7.8–9b.9c–10 (Psalm 146) und
EH 24 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 535 »Bringet, ihr Völker, herbei«
EH 154 »Wenn das Brot, das wir teilen«
Gesang zur Kommunion
GL 277 »Singet, danket unserm Gott«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 644 »Sonne der Gerechtigkeit«

Vorüberlegungen


Zum Text: Lk 16,19–31 (Evangelium)

Das Gleichnis von Lazarus und Dives ist die zweite Beispielerzählung in Lk 16, in der es um den rechten Umgang mit den Gütern dieser Welt geht. Dabei bestand die Sünde des reichen Mannes nicht darin, dass er es zu Wohlstand gebracht hatte, sondern darin, dass er den Armen, der so offen vor seinen Augen litt, einfach übersah. Nach dem Tod vollzieht sich dann ein dramatischer Rollentausch, in dem Lazarus Trost und dem Reichen Strafe geschehen. Die drastischen und sehr realen Bilder, die in christliche Höllenvorstellungen eingeflossen sind, wollen die Hörer aufrütteln und zur Umkehr bewegen. Doch schließt das Gleichnis fast resignativ, vermutlich aus der Erfahrung der Ungläubigkeit heraus, auf die die Auferstehung Jesu gestoßen ist: »Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.«

Die Predigt greift dieses Motiv des Nicht-Hören-Wollens heraus und fragt nach Wegen, wie wir aufmerksam werden können für das Evangelium, das frohe Botschaft für alle ist.

Predigt

Homiletische Motivationsbremse

Was soll ich bloß sagen? Es hat ja doch keinen Zweck – jedenfalls nicht, wenn man dem Evangelium glauben darf: »Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.« Wenn schon dieses biblische Starensemble plus ein leibhaftiges Wunder nichts ausrichten können, was um Himmels willen macht es dann für einen Sinn, mich an den Start zu schicken? Wenn Sie also erwarten, von einer Predigt total umgekrempelt zu werden, muss ich Sie gleich am Anfang enttäuschen. Das wird vermutlich nichts. – Was hier mit einem Augenzwinkern daherkommt, ist durchaus ernst gemeint. Denn es steht todernst um die Armen dieser Welt. Was soll ich also sagen?

Seitenwechsel I

Vielleicht ist es das Sinnvollste und auch das Ehrlichste, wenn ich die Seiten wechsle und mich zu Ihnen geselle. Denn das Evangelium richtet sich an uns alle, Prediger eingeschlossen. Die Frage wäre dann: Warum hören wir nicht zu? Warum hören wir nicht auf den Notschrei der Armen und warum hören wir nicht auf alle biblischen Mahnungen und Warnungen, dass wir uns ihrer mit besonderer Sorge annehmen müssen, weil Gott sie liebt?

Mir scheint, dass es viele Antworten auf diese Fragen gibt. In den wenigsten Fällen ist es Bösartigkeit. Vielleicht ist der häufigste Grund der, dass wir schlicht zu abgelenkt sind. Denn zum einen sitzen nur die wenigsten von uns Tag für Tag in Festtagskleidung am opulent gedeckten Tisch und feiern ausgelassene Partys wie der reiche Mann im Evangelium. Wir haben unsere eigenen Sorgen und oft genug damit zu tun, den Alltag zu bewältigen. Zum anderen haben wir eher selten den Bettler in all seinem Elend direkt vor der eigenen Türschwelle. Die Armut in unserer Gesellschaft ist (noch) relativ gut versteckt und die himmelschreiende Armut in den Ländern der Dritten Welt kaum vorstellbar und weit weg. Und selbst wenn sie uns vor Augen geführt wird, ist unsere Aufmerksamkeit schnell aufgesogen von einem der anderen zigtausend Bilder, die täglich auf uns einfluten. Wir sehen viel und übersehen noch mehr. Dass einstürzende Textilfabriken in Bangladesch mit unserem Hunger nach billiger Kleidung zu tun haben, mag uns im Augenblick der Nachrichtensendung durch Mark und Bein gehen. Ist es uns noch bewusst, wenn wir das nächste T-Shirt kaufen?

Höllenpredigt als unvollkommener Weg

Wie bekommen die Armen unsere Aufmerksamkeit? Traditionell griff die Kirche zu diesem Zweck zur Schocktherapie der Höllenpredigt. Und in der Tat, die Bilder, die wir im Evangelium und an anderen Stellen der Bibel hören, könnten drastischer nicht sein: Feuer, Durst, Qualen, ein unüberwindlicher Abgrund. Wir tun uns heute schwer mit solchen Bildern. Theologisch ist die Vorstellung einer ewigen Strafverdammnis kaum mit der vergebenden Liebe und Barmherzigkeit Gottes zusammenzubringen. Dennoch kann das Ergebnis nicht sein, dass es egal ist, was wir tun. Die Botschaft von Amos und Jesus ist eindeutig, und sie wird Konsequenzen für uns alle haben: Weh euch Sorglosen, wenn ihr die Armen vergesst. Weh uns.

Ich denke jedoch, dass uns die Angst nicht wirklich weiterbringt. Sie ist schlechte Motivation. Das wusste schon die mittelalterliche Theologie. Im Nachdenken über das Bußsakrament unterschied sie zwischen zwei Antriebsmotiven für die Bitte um Vergebung bei Gott: die attritio, d.h. die Reue aus Furcht vor Strafe, und die contritio, die Reue aus Liebe zu Gott. Nur letztere wurde als vollkommen angesehen, denn sie entspringt aus dem Herzen. Gott will uns nicht als angsterfüllte, sondern als aufrechte Menschen, die frei Ja sagen zum Guten.

Seitenwechsel II: Die Überzeugungskraft des Guten

Wie kommen wir da hin? Vielleicht hilft ein nochmaliger Seitenwechsel, den Sie dieses Mal mit mir machen müssen. Wechseln wir auf die Seite des Lazarus. Und dieser Wechsel kann nur unvollkommen sein, denn wir werden hoffentlich nie den Schrecken, die Aussichtslosigkeit und Menschenverachtung wirklicher Armut erfahren. Aber dennoch waren wir alle schon einmal in Situationen, in denen wir Hilfe brauchten und in denen uns nur die Güte anderer weiterhelfen konnte. Situationen, die wir gefürchtet haben und in denen wir unerwartet Nähe erfahren haben: die helfende Hand, das gute Wort, die ganz praktische Unterstützung, die kleine-große Geste. Vor kurzem erzählte mir ein Mann, wie berührt er war, als eine Nachbarin ihm nach dem Tod seines Vaters einen Kuchen vorbeibrachte. In solchen Situationen spüren wir, wie gut das Gute tut. Lernen wir daraus. Lernen wir eine dankbare Aufmerksamkeit für das Gute, das wir erfahren, und lernen wir eine ungeduldige Aufmerksamkeit für Situationen, in denen das Gute in so hässlicher Weise fehlt. Man kann diese Aufmerksamkeit einüben. Lernen wir, aus der Liebe zum Guten heraus, aus der Stärke, nicht aus der Angst, zu handeln. »Liebe ist das Wohlgefallen am Guten«, schreibt Thomas von Aquin. »Das Gute ist der einzige Grund der Liebe. Lieben heißt: Jemandem Gutes tun wollen.« Lernen wir zu lieben.

Fürbitten
Guter Gott, deine Gerechtigkeit sucht Heil, Trost und Leben für jeden einzelnen Menschen. Wir bitten dich:

– Für die Kirche: Mache sie zu einem Ort, an dem die Menschheit ablesen kann, was du für die Welt willst.
– Für die Regierenden: Stärke sie in ihrem Verlangen und Bemühen, gerechte Verhältnisse für alle Menschen zu schaffen.
– Für unsere Familien und Freunde: Lass uns aus den Beziehungen zu ihnen heraus den Geschmack für das Gute lernen.
– Für alle, die sich am Abgrund erfahren: Sei ihnen nahe in ihrer Not und lass sie wirksam Hilfe erfahren.
– Für die Toten: Führe sie zur ewigen Vollendung in dir.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Sabine Schratz

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