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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 3
Fest der Heiligen Familie
Lesejahr C
Familie – heilige Krisengemeinschaft

Beitrag zum Evangelium

Einführung
Unser Herr Jesus Christus, der große Gott, der als Mensch in unsere Welt gekommen ist, er sei mit euch!
Ein paar Tage nach dem Weihnachtsfest erinnert uns der heutige Festtag daran, dass auch Jesus wie wir alle in eine Familie hineingeboren wurde. »Familie«, damit verbinden wir die unterschiedlichsten Gedanken – wunderschöne die einen, schreckliche die anderen. Oder auch beides. Tatsächlich erleben wir in unseren Familien die ganze Bandbreite menschlichen Lebens, Freude und Sorge, Liebe und Leid. Auch in der Familie Jesu wird es nicht anders gewesen sein. Vertrauen wir ihm an diesem Festtag unsere Familien an mit ihren Freuden und Nöten, und erinnern wir uns dankbar daran, dass wir alle zu Jesu Familie gehören, seine Schwestern und Brüder sind.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, ganz Gott und ganz Mensch du bist wie wir als kleines, hilfloses Kind geboren.
Herr, erbarme dich.

Du bist wie wir in einer Familie mit ihren Freuden und Sorgen aufgewachsen.
Christus, erbarme dich.

Du hast dich wie wir ablösen müssen von deiner Familie, um deinen Weg gehen zu können.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Großer Gott,
heute gedenken wir der Heiligen Familie, in die Jesus hineingeboren wurde. Wir danken dir, dass er wahrhaft Mensch geworden ist und unser Dasein geteilt hat. Wie damals Maria und Josef versuchen auch heute Eltern, mit ihren Kindern eine gute Gemeinschaft zu leben und ihnen alles zu geben, was sie zu einem gelingenden Leben brauchen.
Erfülle unsere Familien mit deiner Liebe, damit sie dieser Berufung gerecht werden können.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Menschenbruder und göttlichen Herrn.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 143,1–4 »Nun freut euch, ihr Christen« oder
EH 209 »Go, tell it on the mountain«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 626/4 »Dies ist mein Gebot« mit Versen von Psalm 119;
vgl. Kantorenbuch zum Gotteslob Nr. 17A oder
GL 137,1–2 »Tag an Glanz und Freuden groß« und
GL 531/3 »Halleluja« mit Vers nach Kantorenbuch zum Gotteslob
Nr. 153,5 oder
EH 250,12 »Halleluja« aus Taizé mit Vers
Gesang zur Gabenbereitung
GL 140,1.4–5 »Zu Bethlehem geboren« oder
EH 251 »Menschen auf dem Weg durch die dunkle Nacht«
Gesang zur Kommunion
GL 141 »Ich steh an deiner Krippe hier«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 144,1.3.5 »Jauchzet ihr Himmel« oder
EH 192,1–5 »Jesus ist geboren«

Vorüberlegungen

Zum Text: Lk 2,41–52 (Evangelium)

Wie bei allen Berichten des Evangelisten Lukas über Geburt, Kindheit und Jugend Jesu geht es auch bei der Perikope vom 12-jährigen Jesus im Tempel nicht zuerst um einen biografischen Bericht. Der Evangelist möchte nicht historische Fakten referieren, er möchte (evtl. gegen eine »adoptianistische« Christologie, die behauptete, Jesus sei als Mensch geboren; er sei erst bei seiner Taufe von Gott als Sohn angenommen worden) Christus als den verkünden, der von Anfang an ganz Gott und ganz Mensch war. Diesem Bekenntnischarakter wird auch der logische Erzählfluss untergeordnet: So werden Maria und Josef hier dargestellt, als wüssten sie nicht von der Gottessohnschaft Jesu, was nach den Ereignissen damals in Betlehem kaum denkbar wäre. Das Bekenntnis zum Christus als Gottes Sohn ist Mitte und Kern der Kindheitsgeschichten des Lukas (vgl. dazu gängige Kommentare, wie z. B. G. Schneider in ÖTK 3/1, 73–79).

Umso interessanter erscheint, dass die Situation, die Lukas hier überliefert, zutiefst menschlich und alltagsnah erscheint. Die Familie Jesu wird ja hier nicht als »heilige Idylle«, sondern in einer Konfliktsituation dargestellt: Der halbwüchsige Sohn geht eigene Wege, ohne darauf zu achten, was das bei den Eltern auslöst. Mit anderen Worten: Auch Jesus kam in die Pubertät, und auch Maria und Josef hatten darunter zu leiden wie Eltern heutzutage auch. Auch die Heilige Familie blieb nicht von Konflikten und Krisenzeiten verschont. Das Evangelium zeigt uns, dass diese nicht nur dazu gehören, sondern notwendiger Teil des Lebens Jesu waren. Und dass die Heilige Familie ihre wichtige Funktion gerade darin erfüllte, dass sie für diese Auseinandersetzungen Raum bot.

Hier knüpft die Predigt an und stellt heraus, dass eine Familie ihre eigentliche Aufgabe nicht dann erfüllt, wenn es keine Konflikte gibt, sondern wenn sie für diese einen Raum bietet und einander in der Krise trägt und erträgt. Und so ein unverzichtbarer Bestandteil einer gelingenden, zukunftsfähigen Gesellschaft ist. Familien gilt es daher zu stärken und zu ermutigen.

Predigt


Auch Jesus war in der Pubertät

Bei Maria und Josef war es also auch nicht anders: »Sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte«, heißt es im Evangelium.

Alle Eltern jugendlicher oder erwachsener Kinder wissen: Irgendwann kommt dieser Moment. Eltern stehen ratlos vor der heranwachsenden Tochter oder dem Sohn und das eigene Kind ist wie ein Fremder. Und der Jugendliche kann nichts mit seinen Eltern anfangen: Papa ist peinlich. Mit Mama kann ich mich meinen Freunden nicht zeigen.

In der Familie Jesu gab es das also alles auch: Eltern, die nur noch den Kopf schütteln können, und ein offenbar frühreifer Jugendlicher, der trotzig seine eigenen Wege geht. Wie im richtigen Leben. Nur dass der Evangelist vermutlich den Tonfall zwischen Jesus und seinen Eltern stark abgemildert hat… Maria, Josef und Jesus mitten im Familienstreit. Aber: Kann denn das sein? Ist das dann noch »Heilige« Familie?

Familie als Lebensgemeinschaft und Krisengemeinschaft


Ja, gerade das ist die »Heilige Familie«! Denn was macht denn eine Familie aus, was macht sie wertvoll? Das Entscheidende ist doch nicht, dass da Erwachsene und Kinder zusammenleben. Und auch nicht, dass da möglichst immer ein harmonisches Miteinander herrscht. Familie ist doch mehr als das aus der Werbung sattsam bekannte Bild »Mutter – Vater – zwei Kinder am idyllischen Frühstückstisch…« Natürlich gehört das – hoffentlich – dazu.

Aber was einer an seiner Familie wirklich hat, das zeigt sich doch nicht in den Wonnezeiten, so schön sie sind. Was Familie wert ist, worin ihre Stärke und Bedeutung liegt, das zeigt sich in Zeiten der Krise. Wenn auf einmal vieles Vertraute im Leben eines jungen Menschen fraglich wird, weil aus dem Kind ein Erwachsener wird, und wenn er dadurch für seine Umwelt unausstehlich wird. Wenn Krankheit oder Unfall das Leben belastet, einer plötzlich Hilfe braucht und ihm das Lächeln vergangen ist. Wenn wegen Arbeitslosigkeit oder Ruhestand plötzlich keine Arbeitskollegen und anscheinend auch keine Freunde mehr da sind. Wenn der pflegebedürftige Mensch nicht mehr aus dem Haus kommt – wohl dem, der dann eine Familie hat! In all diesen Krisen- und Wendezeiten also, die einen Menschen zutiefst erschüttern und haltlos machen können, in denen so viele Freunde plötzlich nicht mehr da sind, da trägt die Familie. Sie ist eben nicht nur auf Sympathie oder gemeinsamen Interessen aufgebaut. Sie ist eine Lebensgemeinschaft. Und deshalb stellen Krisen und Konflikte die Familie nicht in Frage – im Gegenteil. Darin zeigt sich ihre Stärke: dass sie Konflikte aushält, dass sie ihre Angehörigen auch dann erträgt, wenn sie lästig sind, weil sie selbst gerade überfordert sind mit ihrem Leben.

Im Bewältigen von Krisenzeiten zeigt sich der Wert der Familie. Und umgekehrt spürt derjenige, der keine Familie hat, gerade dann seine Einsamkeit besonders bitter.

Ja, Familie ist viel mehr als nur Zusammenleben von Erwachsenen und Kindern, wie dies in unserer Gesellschaft heute gerne definiert wird. Familie ist das Beziehungsnetz, das wirklich trägt, wenn es darauf ankommt.

Die Heilige Familie zeigt den Heiligen Gott, der uns in Krisen trägt

Freilich: Nicht jede Familie ist eine solche Krisengemeinschaft. Nicht jeder ist in seiner Familie getragen und gut aufgehoben. Es gibt genügend Menschen, die von ihrer Familie im Stich gelassen werden, schon als Kinder oder Jugendliche, erst recht im Alter. Eine solche gute Familie, die in der Krise hält, ist nicht selbstverständlich.

Und das ist genau das, was die Heilige Familie ausmacht. Heilig, das heißt eben nicht harmonisch, ohne Streit und Aggression, perfekt wie eine gut geölte Maschine. Heilig ist die Familie Jesu vielmehr deshalb, weil sie den Konflikt erträgt und zusammenhält. Was bedeutet denn das Wort »heilig«? Heilig ist ein Mensch oder eine menschliche Gemeinschaft nicht aus sich selbst, sondern dann, wenn sie etwas vom allein heiligen Gott sichtbar macht. Eine Familie ist dann heilig, wenn sie in ihrem gemeinsamen Leben etwas von Gott zeigt. Und gerade das bekennen wir doch von Gott: dass er uns auch und gerade in den Krisen nicht allein lässt! Der Gottessohn, arm geboren, verfolgt von Anfang an, der an der Seite der Armen, Kranken und Ausgestoßenen stand, der schließlich den furchtbaren Martertod am Kreuz starb: Er zeigt uns durch sein ganzes Leben, dass wir im Leid, in den schweren Lebensphasen, nicht von Gott allein gelassen sind. Dass er da ist. Und eine Familie, die ihre Funktion erfüllt, die sich auch und gerade in Krise und Stress trägt und erträgt, die macht sichtbar, was es heißt, getragen zu sein. Und somit ist sie sichtbares Zeichen für Gott, der uns unsichtbar, auf wunderbare Weise trägt. »Heilige« Familie eben.

»Heilige« Familien stärken


Heute leben viele Menschen in unserer Gesellschaft ohne Familie, als Singles, als alleinstehende Senioren. Oder sie wachsen nicht in einer »Heiligen Familie« auf, finden keinen Halt bei ihren Angehörigen. Und viele Familien drohen zu zerbrechen, weil die Herausforderungen rundherum zu groß werden. Das sollte uns nicht gleichgültig lassen. Gewiss, es gibt auch tragfähige Netze außerhalb der Familie – Freundeskreise etwa, Vereine, die Kirchengemeinde und natürlich das soziale Netz unserer Gesellschaft. Aber gerade an letzterem sehen wir, wie schnell es an seine Grenzen kommt, weil es durch Geld zusammengehalten werden muss und nicht durch menschliche Bindung hält.

Wir Christen sollten daher nicht nur am Fest der Heiligen Familie dafür eintreten, die Familie in unserer Gesellschaft zu stärken, unsere Familien zu unterstützen, Gemeinschaft von Familien zu ermöglichen. Und ihnen immer wieder sagen: Eure Aufgabe ist nicht leicht, aber sie ist wichtig. Denkt groß von eurem Lebensprojekt Familie! Macht einander das Geschenk, in der Krise Halt zu geben. Es ist ein großes Geschenk, denn darin erleben wir den Gott, der uns Menschen trägt und hält. Lebt »Heilige Familie« – für euer Lebensglück und das der Mitmenschen.

Fürbitten
Großer Gott, von der Heiligen Familie lernen wir, dass du uns Menschen in feste, verlässliche Beziehungen rufst, die tragfähig sind in der Freude und in der Not. Doch viele Menschen leben einsam, Familien leben im Streit, Beziehungen zerbrechen. Deshalb bitten wir dich:

– Für alle Menschen, denen durch Krieg, Terror und Gewalt alles genommen wird.
(V/A: Herr, steh du ihnen bei.)
– Für die Kirche, alle Christen, die versuchen, glaubwürdig deine Familie zu sein, in deinem Geist das Leben und den Glauben zu teilen.
– Für unsere Familien, vor allem für die, dich sich schwer miteinander tun.
– Für die Einsamen und Verlassenen, denen niemand Halt gibt.
– Für Kinder und Jugendliche, die in ihren Familien abgelehnt oder misshandelt werden.
– Für die Schwerkranken und Sterbenden und für die, die sie pflegen.

Ja, Gott, auf deinen Beistand vertrauen wir. Du bist an unserer Seite zu aller Zeit, an jedem Ort. Dafür danken wir dir und preisen dich in weihnachtlicher Freude, heute und immer. Amen.

Stefan Möhler

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