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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 2
Dreifaltigskeitssonntag
Lesejahr B
Eintauchen in das Geheimnis des dreifaltigen Gottes

Beitrag zum Evangelium

Einführung
Christsein ist Glaube an den dreifaltigen Gott. Das feiern wir mit dem heutigen Fest. Ob wir unser Gebet beginnen oder beenden, wir tun es immer im Zeichen und im Namen des dreifaltigen Gottes. So selbstverständlich wir aber den Namen des dreifaltigen Gottes aussprechen, so wenig vermögen wir uns doch diesen dreifaltigen Gott vorzustellen. Im Letzten bleibt Gott für uns ein tiefes Geheimnis. Wir können uns ihm betend und denkend nahen und werden sein Wesen doch niemals ausschöpfen. Tauchen wir nun wieder ein in die Feier seiner Gegenwart.

Kyrie-Ruf
Herr, Jesus Christus, du bist der Sohn des himmlischen Vaters.
Herr, erbarme dich.
Dir ist alle Vollmacht gegeben, im Himmel und auf Erden.
Christus, erbarme dich.
Du sendest den Geist, den Beistand, der uns in die ganze Wahrheit führt.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Herr, himmlischer Vater, du hast uns dein Wort und deinen Geist gesandt, damit wir dich als den einen Gott in drei Personen erkennen.
Lass uns an diesem Glauben festhalten und die Macht deiner Liebe erfahren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 265 »Nun lobet Gott im hohen Thron« Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 722/1 »Freut euch, wir sind Gottes Volk« mit Versen aus 722/2 (Psalm 33) und GL 532/3 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung GL 539 »Wir alle essen von einem Brot« oder
GL 880 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Du rufst uns, Herr, an deinen Tisch«
Gesang zur Kommunion GL 493 »Lob sei dem Herrn« oder
GL 830 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Du, Herr, gabst uns dein festes Wort«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 257,1–2.5 »Großer Gott, wir loben dich«

Vorüberlegungen

Zum Text: Mt 28,16–20 (Evangelium)

Die Rede des Auferstandenen an seine Jünger bildet den Abschluss des Matthäusevangeliums. Sie ist Summe, Sendung und Zusage zugleich. Der Evangelist verdichtet in dieser österlich gefärbten Erscheinungs- und Beauftragungserzählung sein Bild von Jesus Christus, dem alle Macht gegeben ist und dessen Botschaft zu allen Völkern dringen soll. In diesen Auftrag eingebettet ist die Aufforderung zu taufen, die sprachlich wohl schon die liturgische Tradition früher Gemeinden aufgreift. Ausgehend von dieser Taufformel im Namen des dreifaltigen Gottes, die bis heute bei der christlichen Taufe gesprochen wird, sucht die vorliegende Predigt einen Zugang zur christlichen Rede vom dreifaltigen Gott anzubieten.

Predigt

Getauft im Namen des dreifaltigen Gottes

»Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.« Diese Worte gehören zum Kostbarsten, das wir Christen haben. Zu jeder und jedem von uns wurden diese Worte einmal gesprochen. Verbunden mit dem Zeichen fließenden Wassers, das über uns ausgegossen wurde, sind wir überhaupt erst zu Christen geworden. Diese Worte sind Geschenk und Zusage an uns. Sie haben uns eingefügt in die neue Familie Gottes und zu Gottes geliebten Kindern gemacht. Vom ersten Augenblick an sind wir eingetaucht und aufgenommen in das Geheimnis des dreifaltigen Gottes.

Gott als unauflösliches Geheimnis?

Christsein ist Glaube an den dreifaltigen Gott. So knapp könnte man auf den Punkt bringen, was bereits in der Taufhandlung selbst ausgesagt ist. Und doch tun wir uns oft schwer mit diesem Glauben. Ist der dreifaltige Gott ein Geheimnis, das wir zwar anbeten und verehren, von dem wir aber sonst nichts sagen können? Ist es so, dass uns ausgerechnet der innerste Kern unseres Glaubens, das Bekenntnis an den dreieinen Gott, sprachlos machen muss? Mir ist klar, dass wir das Geheimnis Gottes nicht auflösen können, wie wir etwa ein Kreuzworträtsel lösen, so dass es am Ende nur eine richtige Antwort gibt. Und dennoch möchte ich Sie dazu ermutigen, diesem Geheimnis des dreifaltigen Gottes ein wenig nachzudenken.

Was nutzt es, dass Gott dreifaltig ist?


Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe bemerkte einmal mit Blick auf seine eigene religiöse Erziehung: »Ich glaubte an Gott und die Natur und an den Sieg des Edlen über das Schlechte; aber das war den frommen Seelen nicht genug, ich sollte auch glauben, dass drei eins sei und eins drei; das aber widerstrebte dem Wahrheitsgefühl meiner Seele; auch sah ich nicht ein, dass mir damit auch im mindesten wäre geholfen gewesen.«

So oder ganz ähnlich haben vielleicht auch wir schon gedacht. Wer im Blick auf den dreifaltigen Gott zu zählen und zu rechnen anfängt, wird sich daran schnell die Zähne ausbeißen. Viel schwerwiegender ist aber die Frage, die Goethe mit anklingen lässt: Wozu soll Gott überhaupt dreifaltig sein? Wäre mir damit »im mindesten geholfen«? So bohrend diese Frage auch ist, sie führt uns letztlich auf eine falsche Fährte. Es geht ja nicht darum, welches Bild wir uns von Gott machen. Es kann doch nur um die Frage gehen, wie und wer dieser Gott ist. Der dreifaltige Gott ist nicht einfach eine Erfindung der Theologen, der Gelehrten und Frommen. Gott selbst gibt sich uns als ein Gott zu erkennen, den wir im Letzten nur als dreifaltig verstehen können.

Gott ist ein einziger Gott

Woran sich das zeigt? Das zeigt sich zuerst in der Heiligen Schrift. Im Evangelium haben wir den Auftrag Jesu an seine Jünger gehört: »Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.« Sätze wie dieser führten dazu, dass die Christen anfingen, Gott neu und anders als bisher zu verstehen. Jesus und seine ersten Jünger waren Juden. Während andere Völker viele Gottheiten verehrten, waren die Juden zu der Einsicht gelangt, dass es nur einen einzigen Gott geben kann. So beginnt auch ihr Glaubensbekenntnis, das sie bis heute täglich beten: »Höre, Israel, Jahwe dein Gott ist ein einziger Gott.« Hinter diese Einsicht, dass es nur einen einzigen Gott gibt – und nicht etwa drei oder mehr – können auch wir Christen nicht mehr zurück. Wenn das erst einmal unstrittig ist, dann können wir weiter fragen, was es heißt, diesen einen Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist zu nennen.

Jesus führt uns in das Geheimnis Gottes


Den Schlüssel zu einem tieferen Verständnis gibt auch hier Jesus selbst. Die Menschen seiner Zeit haben mit Jesus eine Erfahrung gemacht, die ihre bisherigen Vorstellungen von Gott völlig gewandelt hat. Gott selbst war für sie der Unnahbare, der, der fern in den Himmeln thront. Er war der ganz Andere, der Heilige und Unsichtbare. Kein Mensch kann ihn sehen und am Leben bleiben. Zu diesem Gott beteten die Menschen voll Ehrfurcht, so auch Jesus. Aber anders als sie spricht Jesus Gott in einer sehr vertraulichen Weise an. Jesus nennt Gott »Abba«, das ist etwa so vertraulich wie unser Wort »Papa«. Viele halten Jesus daraufhin für verrückt. Sie sagen: Er lästert Gott. Andere beginnen zu begreifen: In diesem Jesus will Gott uns ganz nahe sein. In diesem Jesus zeigt sich Gott selbst. Die Zeichen, die Jesus wirkte, unterstreichen, dass er in einer ganz einzigartigen Beziehung zu Gott steht. Eine letzte Gewissheit dafür, dass Jesus Gott zurecht seinen Vater genannt hat, erhalten die Jünger in der Begegnung mit dem Auferstandenen. Jetzt erst wissen sie: Was Jesus von Gott und von sich gesagt hat ist wahr. In Jesus war Gott selbst am Werk. Mit der Auferweckung Jesu vom Tod hat es Gott ein für alle Mal bestätigt.

Und jetzt? Jesus ist zu Gott zurückgekehrt, doch wir bleiben hier. Sind uns Gott und Jesus jetzt gleichermaßen fern? Genau hier wird deutlich, inwiefern uns durch den Glauben an den dreifaltigen Gott, – was sich Goethe nicht vorstellen konnte –, vielleicht doch geholfen wird. Am Ende seiner Rede spricht Jesus die schöne Verheißung aus: »Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.« Vor einer Woche haben wir das am Pfingstfest gefeiert: Gott bleibt uns nahe durch seinen Heiligen Geist. Dieser Geist Gottes ist mehr als ein frischer Wind in uns, der unsere Gedanken beflügelt, er ist mehr als ein innerer Kompass, der uns sagt, wo es lang geht, dieser Geist ist Gott selbst, der in uns wohnen, in uns bleiben will. Näher kann uns Gott nicht mehr sein. »Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage.« Durch seinen Geist wirkt Gott in den Getauften weiter.

Erfahrungen mit Gott

Die Hinweise, die uns die Heilige Schrift schenkt, berühren sich mit verschiedenen Erfahrungen, die wir als Glaubende immer wieder machen. Es gibt Zeiten, in denen Gott uns ganz fern scheint, in denen wir ihn und unser eigenes Schicksal nicht verstehen. Zeiten schwerer Krankheit oder beim plötzlichen Tod eines geliebten Menschen. Wie oft möchten wir dann an Gott verzweifeln oder sind nah dran, den Glauben an ihn aufzugeben?

Dann gibt es Zeiten, in denen uns Gott wie ein direktes Gegenüber erscheint, in denen er sich als Nächster, als Freund und Begleiter zeigt. Wir spüren eine Dankbarkeit dafür, wie sich Dinge um uns herum glücklich fügen. Und wir ahnen, dass das jemand ist, der uns trägt und hilft.

Und schließlich gibt es Zeiten, in denen gewinnen wir den Eindruck, Gott spricht und handelt in uns selbst. Wenn wir in eine schwierige Situation hinein das richtige Wort sagen, wenn wir in uns den Willen und die Kraft zur Versöhnung spüren oder wenn uns die Stimme unseres Gewissens einen Spiegel vor Augen hält und wir nicht anders können, als ihr zu folgen.

In all diesen Erfahrungen haben wir es mit ein und demselben Gott zu tun. Mit Gott, dem Vater, der uns in manchem verborgen und geheimnisvoll bleiben wird, mit Gott, dem Sohn, der uns in Jesus die Liebe Gottes hat erfahren lassen und mit Gott, dem Heiligen Geist, in dem uns Gott nahe sein will. In die Liebe dieses dreifaltigen Gottes bleiben wir eingetaucht bis ans Ende der Welt.

Fürbitten
Gott ist dreifaltig einer. Zu ihm beten wir voll Vertrauen:

– Wir beten für die Kirche Gottes: dass sie das Geheimnis der göttlichen Dreifaltigkeit im Glauben bewahrt und vor der Welt bekennt. Dreifaltiger Gott:
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
– Wir beten in den Anliegen aller, die heute zu diesem Gottesdienst gekommen sind: dass sie im Glauben gestärkt in ihren Alltag zurückkehren dürfen. Dreifaltiger Gott:
– Wir beten für unsere Familien: dass es ihnen gelingt, ein Leben aus dem Evangelium zu führen und den Glauben weiterzugeben. Dreifaltiger Gott:
– Wir beten für unsere Kranken und alle, die Not leiden: dass sie deine Nähe spüren und unsere Hilfe erfahren. Dreifaltiger Gott:
– Wir beten für unsere Verstorbenen: dass sie nun schauen dürfen, was sie in ihrem Leben geglaubt haben. Dreifaltiger Gott:

Dir, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, sei Lob und Ehre heute und in Ewigkeit. Amen.

Adrian Warzecha

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