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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 2
Vierter Adventssonntag
Lesejahr B
Einführung
Bereitet doch beizeiten – haben wir gesungen. Die einen können es kaum mehr erwarten und doch ist es noch eine ganze Woche, bis wir Weihnachten feiern. Und die anderen spüren: Schon wieder ist der vierte Adventssonntag und die letzten Wochen sind so schnell vorbeigegangen. Noch ist nicht alles bereitet und das Herz kommt gar nicht richtig mit angesichts dessen, was eben auch in der Adventszeit alles zu bewältigen ist, beruflich, familiär. Warum auch sollte diese Zeit besonders ruhig und besinnlich sein – das Tages- und Wochenprogramm wird nicht in erster Linie durch den liturgischen, sondern mehr durch den beruflichen Alltagskalender bestimmt.
Die Stunde des Gottesdienstes aber kann uns gemeinsam jetzt ganz persönlich gehören mit all dem, was wir mitbringen aus den vergangenen Tagen und was uns im Blick auf diese Woche durch Kopf und Herz geht.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du bist Gottes Lebens-Zusage für uns in allem, was gegen unser Leben steht.
Herr, erbarme dich.
Du bist Gottes Friedens-Zusage für uns angesichts aller Unfriedensmeldungen unserer Tage.
Christus, erbarme dich.
Du bist Gottes Heils-Zusage für uns in allen Unheilsbotschaften in der Nähe und in der Ferne.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Allmächtiger Gott,
erfülle unsere Herzen mit dem Licht deiner Leben spendenden Gnade.
Durch deine Boten erfahren wir von deiner Menschenfreundlichkeit, die unter uns immer neu lebendig werden will. Jesus, dein Sohn, unser Bruder und Herr schenkt sie uns in seiner Menschwerdung.
Bestärke uns auf unserem Weg durch die Feier seiner Ankunft, damit wir Anteil erhalten an dem neuen Leben, das uns verheißen ist.
Darum bitten wir durch ihn, Christus unseren Bruder und Herrn.

Schlussgebet
Allmächtiger Gott,
du hast uns in dieser Feier dein Wort des Lebens zugesagt und uns in der Gemeinschaft des Mahles gestärkt mit dem Brot der Hoffnung.
Bereite uns durch deinen Geist für die Feier der Menschwerdung deines Sohnes, damit wir mit neuem Herzen empfangen und bewahren können, was uns darin verheißen ist: Leben und Frieden für uns und unsere Welt.
Darum bitten wir durch ihn, Christus unseren Bruder und Herrn.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 113 »Mit Ernst, o Menschenkinder«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 124/1 »Siehe kommen wird der Herr« mit 124/2 Jesaja 35) und GL 530/3 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 114 »Es kommt ein Schiff geladen«
Gesang zur Kommunion
GL 115 »Wir sagen euch an den lieben Advent«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 261 »Den Herren will ich loben«

Fürbitten
Menschenfreundlicher Gott, schon unsere Vorfahren im Glauben haben darauf vertraut, dass du der Gott bist, der das Schreien und Klagen seines Volkes hört. In diesem Vertrauen kommen wir in den Anliegen unserer Tage zu dir und bitten dich:

- Für alle, die an ihrem Leben und seinen Belastungen zu verzweifeln drohen, und für alle, die ihnen beratend zur Seite stehen.
- Für alle, die in den Elendsgebieten unserer Welt Hunger leiden, und für alle, die Verantwortung tragen für eine gerechte Verteilung der Güter unserer Welt.
- Für alle, die in diesen Tagen ein Kind erwarten, freudig oder mit Ängsten, und für alle, die sich täglich um das Wohl unserer Kinder sorgen.
- Für alle, die an die Botschaft der Menschwerdung und des Friedens nicht mehr glauben können, und für alle, die ihr Leben einsetzen für ein versöhntes und gerechtes Miteinander der Völker und Staaten.
- Für unsere Verstorbenen, die einen bleibenden Platz in unserem Leben haben, und für alle, die Sterbende begleiten und trösten.
Gott des Lebens, wir feiern dich als den, der sich zu uns neigt und unser Leben hält und trägt. Dir sei Dank und Lob und Ehre, heute und alle Tage und in Ewigkeit. Amen.

Der Herr ist mit euch

Vorüberlegungen

Zum Text: Lk 1,26–38 (Evangelium)

Schon dreimal, an drei Sonntagen wurde die adventliche Botschaft ausgelegt. Und noch einmal besteht die Anforderung, nicht zu weihnachtlich, sondern adventlich zu predigen.
Unter der »Überschrift »Für den Tag und die Woche« im Schott-Messbuch für die Sonn- und Festtage ist zu lesen:
Wozu auf den warten, der schon gekommen ist? Ist der Advent nicht ein Abschnitt des Kirchenjahres »als ob«? Ein unaufrichtiges Vormachen, ein alljährliches Kinderspiel? »Nein, denn er ist in dir noch nicht wiedergeboren. Und du bist neu. Du bist anders als vor einem Jahr. Du siehst anders als vor einem Jahr. Du hörst anders als vor einem Jahr. Du denkst anders als vor einem Jahr. Er muss in dir neu geboren werden« (Mieczyslaw Malinski).
Dieser Impuls hat mich motiviert, das Evangelium von der Verkündigung des Engels an Maria in eine gemeindliche Situation narrativ zu übertragen und so die bleibende geheimnisvolle Zusage Gottes zu erschließen, der in seiner Gemeinde und durch sie immer neu zur Welt kommen will.

Predigt

In der Adventszeit 2011 wird Gottes Bote in eine Stadt in Württemberg namens N. zu einer Kirchengemeinde gesandt. Ausgerechnet in diese noch junge Gemeinde, die gar nichts Besonderes aufweisen kann. Sie ist nicht groß, man hat von ihr noch nicht viel gehört oder gelesen. Sie gehört in eine größere Seelsorgeeinheit und lebt im Schatten der Muttergemeinde, die viel älter, viel berühmter, erfahrener und bedeutender ist. Der Name der Gemeinde ist St. X.
Der Bote Gottes kommt ganz unvermittelt, unangekündigt in eine Sitzung des Kirchengemeinderates und in seinem Grußwort sagt er ohne lange Vorbemerkungen unüberhörbar und unmissverständlich: Seid herzlich gegrüßt, Gott ist mit euch.
Das lässt die zwölf Frauen und Männer und den Pfarrer aufhorchen, die gerade mit Überlegungen beschäftigt sind, wie die Gottesdienste über die Feiertage verteilt werden sollen, da für ihre sechs Gottesdienstorte nur ein Priester zur Verfügung steht und jede Gemeinde am Heiligen Abend ihre Eucharistiefeier möchte. Sie fühlen sich durch den Engel gestört, weil sie auf ihrer Tagesordnung noch die wichtigen Punkte haben: Neubesetzung der Leiterinnenstelle für den Kindergarten – es gibt nur eine evangelische Bewerberin; Regelung der Benutzung der Gemeinderäume durch eine Gruppe muslimischer Gläubiger; Vorbereitung der nächsten Fastnachtssaison und die erste Lesung des neuen Haushaltplanes.

Die Frauen und Männer und der Pfarrer– sie sind irritiert über dieses vom Engel angestoßene Thema

Der Herr mit uns! Und es wurde ganz still. Jede und jeder überlegt, was dies wohl für ihn und sie persönlich, für die berufliche und familiäre Situation und für ihr Gemeindeleben bedeuten sollte. Gott mit mir, mit uns, mit unserer Gemeinde, hier und heute in unserer Stadt?
Und bevor sie noch etwas sagen können, fährt der Engel schon fort:
Habt keine Angst, ihr Schwestern und Brüder von St. X. Ihr seid voll der Gnade und ihr habt bei Gott Gnade gefunden, Gott hat Wohlgefallen an euch.
Was sind das für Worte! Gnade, das hatten sie in ihren Sitzungen schon lange nicht mehr gehört und ausgesprochen. Sie sollen Begnadete sein? Ihr Gemeindeleben soll ein Gnadengeschenk sein, etwas, das mehr ist als Struktur, Organisation, Verwaltung des Mangels, vom Bischof eingesetzt und angeordnet? Begnadet sollen sie sein, wo sie sich doch zur Zeit eher verstört und müde fühlen, nicht wissen, wohin das alles noch führen soll, wenn immer mehr Menschen aus der Gemeinde austreten, junge Familien nicht mehr zum Gottesdienst kommen, die Jugendlichen andere Interessen haben. Sie empfanden in der letzten Zeit mehr Frust als Begeisterung für die Sache Jesu, mehr Last als Gnadenfreude.

Und als ob der Engel ahnte, was in ihnen vorging, legte er gleich noch dazu:

Ihr werdet neues Leben und eine neue Lebendigkeit empfangen, ein ganz besonderer Advent steht euch bevor. Ihr werdet schwanger werden, Leben wird in euch wachsen und ihr werdet Leben in die Welt und zu den Menschen bringen. Und dieses Leben, das in euch eingepflanzt wird, hat einen Namen, der gleichzeitig Programm für euch ist: Jesus, also Heil und Rettung, Heilung und Befreiung. Es ist euch geschenkt, umsonst, gratis – Gnade. Ihr seid Beschenkte, reich beschenkt, weil beschenkt mit Leben. Ihr werdet guter Hoffnung sein, gerade in diesen Tagen, wo so viel gegen das Leben steht, im Kleinen und im Großen, in den nahen und den weltweiten Verhältnissen. Ihr werdet Hoffnungsträgerinnen und -träger sein, wo so viel Hoffnung und Leben gefährdet und bedroht ist, wo so viele Menschen lebensmüde und hoffnungslos sind, wo so viel Leben ausgelöscht und zerstört wird von einem Tag auf den anderen, durch Krankheit, Hunger, Gewalt und Terror. Euch ist eine Lebensperspektive geschenkt in allen Dunkelheiten und allem, was Leben zerstört und Leben schändet.
Diese Hoffnung ist kein Zweckoptimismus, der oberflächlich über die Realitäten hinwegsieht angesichts dessen, was Not und Elend der Menschen ist. Eure Hoffnung hat vielmehr eine tiefe Begründung: Gott selbst, der sich euch vorstellt als der, der da ist, von dem es heißt, dass er das Schreien und Klagen seines Volkes hört, der empfindlich ist für das Elend und das Leid der Menschen. Ihr dürft dem kleinen Samenkorn Hoffnung in euch trauen, das Gott selbst in euch gelegt hat. Es ist eine Hoffnung, die ansteckend wirkt und Licht bringt in die Dunkelheiten und Todeszonen der Welt.

Einem aus der Runde des Kirchengemeinderates wird es jetzt zu viel. Er unterbricht den Engel und widerspricht ihm:

Wie soll das geschehen, da wir doch gerade spüren, dass wir mit unseren Möglichkeiten am Ende sind? Wir sind so wenige, wir haben nur begrenzte Ressourcen, personelle und finanzielle. Und überhaupt haben wir einen so zum Himmel schreienden Priestermangel! Wir sind beruflich, familiär bis zum Äußersten gefordert. Wir sind erschöpft. Und jetzt sollen wir auch noch hinausgehen zu den Lebensmüden und ihnen Hoffnung bringen? Woher sollen wir die Kraft, das Geld und die Zeit nehmen?

Der göttliche Bote antwortet ihm und schaut ganz überzeugt in die Runde:

Heiliger Geist wird über euch kommen, Gottes Kraft wird euch bestärken, sein Segen kommt über euch, damit ihr als Gesegnete zum Segen werdet. Vertraut diesem Geist, der stärker ist als alle Ungeister um euch, der stärker ist als alles, was gegen das Leben und den Frieden steht. Vertraut darauf: Wer in dieser Verheißung verwurzelt ist, der gleicht einem Baum, der gute Früchte bringt. Wer in dieses Geheimnis eintaucht, der taucht bei den Menschen auf, gerade dort, wo ihre Not am größten ist. Schaut euch um und ihr werdet Geistes-Verwandte entdecken, die wie schon früher so euch heute als Menschen guten Willens diesem Geist der Freiheit und des Lebens glauben. Denn vergesst nicht: Bei Gott ist kein Ding unmöglich.

Noch einmal wird es ganz still in dieser Sitzung.

Und plötzlich entsteht Bewegung. Unruhiges Hin- und Herrutschen auf den Stühlen, einer neigt sich zum anderen und flüstert ihm und ihr etwas ins Ohr, bis es aus dem Jüngsten herausbricht: Ich bin dafür und beantrage, dass wir es versuchen! Das trauen wir uns zu. Wir arbeiten schnell unsere Tagesordnung ab und dann nehmen wir uns noch Zeit und überlegen: Wie kommt das neue Leben, das wir in wenigen Tagen mit der Geburt Jesu feiern und das uns geschenkt wird, in unsere Gemeinde und in unsere Stadt? Wie stiften wir zum Leben an und wie knüpfen wir Lebensbündnisse? Wie bringen wir den zur Welt, der in uns immer neu geboren werden will, Jesus, der uns Bruder geworden ist? Wo stellen wir die erste Hoffnungskerze auf?
Alle schauten sich an: Wie kann der plötzlich reden, wo er sonst doch meistens nur dagegen spricht?
Und der Pfarrer sagte: Lasst uns um den Segen bitten, dass wir es schaffen, dass wir diesem Lebens-Geschenk trauen, denn Gott lebt es mit uns. Er ist uns diese Lebensgewissheit geworden.
Und wie sie sich umsehen und einander die Hände reichen, hatte sie der Engel verlassen.

Wolfgang Tripp

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