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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 3
Fronleichnam
Lesejahr A
Einführung
Am Fronleichnamsfest kommt die ganze Paradoxie unseres christlichen Glaubens zum Ausdruck. Wir tragen das Allerheiligste in feierlicher Prozession durch unsere Straßen. Dabei entfaltet sich eine überbordende Pracht um das Allereinfachste und Alltäglichste: ein kleines, unscheinbares Stück Brot. Denn der Glaube sieht die wahre Kostbarkeit nicht in der prächtigen Monstranz, sondern im Brot des Lebens, das darin gezeigt wird. Unscheinbar wie ein Stück Brot kam auch das Wort Gottes in unsere Welt. Das göttliche Wort, das von Anfang an war, hat in der Person Jesu menschliche Gestalt angenommen: ein Mensch aus Fleisch und Blut. Und genauso menschlich kommt er heute zu uns in den Gestalten von Brot und Wein, die nichts anderes sind als sein Fleisch und Blut. Bereiten wir ihm den Weg und das Herz!

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, durch dich wurde alles erschaffen: die guten Gaben der Schöpfung und Brot und Wein zur Feier deines Gedächtnisses.
Herr, erbarme dich.
Du hast Fleisch und Blut angenommen, um uns Menschen in allen Generationen nahe zu sein.
Christus, erbarme dich.
Du hast am Kreuz dein Blut für uns vergossen, um als das wahre Paschalamm dem Tode zu wehren und uns ewiges Leben zu schenken.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Barmherziger Gott,
am Abend vor seinem Leiden hat dein geliebter Sohn die Gedächtnisfeier seines Todes und seiner Auferstehung gestiftet.
Gib uns die Gnade, dass wir sein Fleisch und Blut mit gläubigem Herzen empfangen und das ewige Leben gewinnen, das er uns verheißen hat.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 546,1–5 »Gottheit tief verborgen« oderGL 884,1–5 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Lasset am heil’gen Fest heute uns fröhlich sein«
Sequenz
GL 545,1–6 »Lobe, Zion, deinen Hirten« oderGL 887,1–4 (Diözesanteil Freiburg und Rottenburg-Stuttgart) »Lobe, Zion, deinen Hirten«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 537,1–3 »Beim letzten Abendmahle«
Gesang zur Kommunion
GL 547,1–4 »Das Heil der Welt, Herr Jesus Christ«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 634,1–2.5–6 »Dank sei dir, Vater, für das ew’ge Leben«

Fürbitten
Gott und Vater, zu allen Zeiten sorgst du für deine Gläubigen. Du stärkst und nährst sie auf ihrem irdischen Pilgerweg. Dich bitten wir um deine Gaben für alle Menschen.

- Du hast das Volk Israel in der Wüste mit dem Brot vom Himmel gespeist: Erhalte dein Volk auch in unseren Tagen und bewahre ihm deinen Bund. Gott, unser Vater:(Wir bitten dich, erhöre uns.)
- Du hast die Heiden in deinen Bund mit dem Volk Israel hineingenommen: Lass deine Kirche aus der Feier der Eucharistie stets neue Kraft schöpfen. Gott, unser Vater:
- Du hast das Geheimnis des Glaubens uns schwachen Menschen anvertraut: Gib, dass wir es in Treue bewahren und einander, auch wenn wir am Tisch des Herrn noch getrennt sind, in geschwisterlicher Liebe begegnen. Gott, unser Vater: Wer das Fleisch und Blut deines Sohnes genießt, hat das ewige Leben: Lass diese Verheißung an unseren Verstorbenen in Erfüllung gehen. Gott, unser Vater:

Gott, wir danken dir für die unermessliche Gabe der Eucharistie, die wir verehren und empfangen. Lass uns durch die Feier des heiligen Mahles deinem Sohn immer ähnlicher werden, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit. Amen.

In Fleisch und Blut

Vorüberlegungen
Zum Text: Joh 6,51–58 (Evangelium)

Die Brotrede Jesu in der Synagoge von Kafarnaum (Joh 6,24–59) schließt an die Erzählung von der Brotvermehrung (Joh 6,1–15) an und deutet sie theologisch aus. Im Zentrum der Rede steht ein Herrenwort, in dem Jesus die Gabe des Brotes mit sich selbst als Geber identifiziert: »Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben« (Joh 6,35). Dieses Wort wird am Beginn unserer Perikope variierend aufgenommen und weitergeführt, indem Jesus das Brot des Lebens nun insbesondere mit seinem Fleisch gleichsetzt: »Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist; […] das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch« (Joh 6,51). Damit ist ein neues Thema angeschnitten, das unseren Abschnitt insgesamt beherrscht. Es geht um die Wahrheit der Inkarnation, die durch den Empfang der Eucharistie bezeugt wird und ihre Leben spendende Kraft an den Gläubigen entfaltet. Zwei makrokontextuelle Bezüge bestätigen dies. Beim Verzehren des Fleischesleibes Jesu setzt sich die Inkarnation des göttlichen Wortes (Joh 1,14) durch den sakramentalen Vollzug fort und wird vom Gläubigen als Wahrheit anerkannt. Es ist dieselbe fleischliche Existenz, die Jesus bei seinem Tod am Kreuz zum Heil der Menschen hingegeben hat, indem er sein Blut vergoss (Joh 19,34). Dieser Glaubenszusammenhang steht bei der eucharistischen Rede vom Fleisch und Blut Christi auf dem Spiel.

Predigt

Wirkliche Nahrung

»Über Geld redet man nicht – das hat man.« Mit diesen Worten hat ein wohlhabender, aber durchaus nicht reicher Bauer seine komfortable Lebenssituation auf den Punkt gebracht. Was einem sicher ist, darüber braucht man nicht zu reden. Man kann darüber verfügen, wann und wie es einem beliebt. Dagegen sind die unsicheren und knappen Dinge des Lebens, um die man sich täglich bemühen und kämpfen muss, auch ständig Thema. Sie beschäftigen einen bei Tag und rauben einem den Schlaf in der Nacht. Gemessen daran, kann es einen nur verwundern, wie oft hierzulande unsere Nahrungsmittel ins Gerede kommen. Es gibt ja Länder genug, in denen der Hunger eine stets drohende Gefahr ist und viele Menschen vor Hunger sterben. Aber bei uns – wo es wahrlich auch arme Menschen gibt! – geht am Hunger normalerweise niemand zugrunde. Und doch sind die Zeiten ohne Lebensmittelskandal eher selten geworden. Ob dioxinbelastete Eier oder gentechnisch veränderte Pflanzen – wir reden viel über unser Essen. Es ist nämlich keineswegs ausgemacht, ob das, was man isst, einen im besten Sinne auch nährt, ob es einen gesund erhält oder auf Dauer krank macht.
Was für die leibliche Nahrung gilt, das kann man – bei allen Unterschieden – auch von der geistigen und geistlichen Speise sagen. Wir konsumieren ja nicht nur Brot, sondern auch Bilder und Gedanken, die wir über die vielfältigsten Medien in uns aufnehmen. Was nährt uns aber wirklich, was ist gesund und was belastet uns? Um diese Fragen geht es im heutigen Evangelium.

Eucharistie und Glaube

Wenn Jesus sagt: »Mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank«, dann grenzt er sich und seine Gabe von anderen Nahrungsmitteln ab, die uns nicht wirklich speisen und tränken können. Wir reden viel über unser Essen, aber wir denken wenig über die Eucharistie nach. Sie ist uns so selbstverständlich geworden, dass wir selten auch nur ahnen, wie lebenswichtig sie für uns ist. Wenn Jesus von seinem Fleisch und Blut spricht, das er uns zur Nahrung reicht, dann meint er damit sich selbst ganz und gar, mit seinem ganzen Leben. Als Menschen aus Fleisch und Blut können wir ihn nur deshalb leibhaftig empfangen, weil er selbst unser Fleisch und Blut angenommen hat. Der Empfang der Eucharistie wird so zum tiefsten Ausdruck unseres Glaubens. Das ewige Wort des Vaters, mit dem er uns seit der Schöpfung als seine Kinder anspricht, ist Fleisch geworden in Jesus von Nazaret, einem Menschen mit menschlicher Geschichte. Er hat am Kreuz sein Blut vergossen als das wahre Paschalamm, das uns ein für allemal aus dem Tod errettet. Das bekennen wir, wenn wir sein Fleisch und Blut in der irdischen Gestalt von Brot und Wein genießen, und gleichzeitig wird unser Glaube durch die Teilnahme an diesem Mahl wie nirgends sonst gestärkt. So setzt der Empfang der Eucharistie den Glauben voraus, und umgekehrt kann der Glaube nicht wachsen, wenn er sich nicht aus dem Fleisch und Blut Christi nährt. Denn der Glaube will selbst Fleisch und Blut annehmen in unserem ganz alltäglichen Leben als Christen. Wie das schöpferische Wort Gottes durch Jesus in die Welt kam, so will Jesus mit seiner liebenden Hingabe an die Menschen durch uns in die Welt kommen. Das geschieht aber nur, wenn wir durch den Empfang der Eucharistie mit ihm in einer lebendigen Beziehung stehen.

Leben der Welt

Hier zeigt sich, dass unser Glaube keine Privatsache ist, so wie auch die Eucharistie zwar die innerste Mitte der christlichen Gemeinde bildet, gleichzeitig aber hinausdrängt in alle Welt. Zwar empfangen nicht alle Menschen Christi Fleisch und Blut und können es auch nicht empfangen, weil ihnen der entsprechende Glaube fehlt. Aber die Feier der Eucharistie hat eine ausgreifende Dynamik, die ihr vom Herrn selbst eingestiftet wurde. »Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt«, sagt Jesus. Umfassender könnte er seinem Willen nicht Ausdruck verleihen, dass alle Menschen in den Genuss des ewigen Lebens kommen und zur Auferstehung am Letzten Tag gelangen sollen. Freilich ist damit kein Automatismus gegeben. Der Mensch kann sich dem im Glauben dargebotenen Fleisch und Blut Christi gegenüber auch ablehnend verhalten und damit nach Jesu Worten sein Leben verspielen. So kommen in der Feier der Eucharistie die größte Weitherzigkeit und der tiefste Ernst zusammen. Jesu Einladung zum Leben, das er am Kreuz für uns erworben hat, ergeht an alle Menschen. Sie will aber im Glauben angenommen werden, und der Glaube kommt nirgendwo so zu sich selbst, wie wenn der gläubige Mensch in der Eucharistie Jesus bei sich aufnimmt und von ihm aufgenommen wird. Denn Jesu Fleisch und Blut, die lebendige Gegenwart des menschgewordenen Gottessohnes und seine hingebungsvolle Liebe, sind unverzichtbar für den, der das Leben in sich haben will, ein Leben, das auch den Tod noch überwindet.

Unfassliche Gabe

Es ist nicht erstaunlich, dass es um dieses wundervolle Geheimnis der Eucharistie von Anfang an zum Streit gekommen ist, so unfassbar ist es. »Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?«, fragen sich schon die Juden im Johannesevangelium. Es ist ja keineswegs so, dass die persönliche Begegnung mit Jesus zwangsläufig den Glauben an ihn zur Folge gehabt hätte, weil die Menschen allesamt von ihm überwältigt gewesen wären. Warum das so ist, bleibt selbst den Evangelisten ein Rätsel, das sie nicht lösen, sondern nur dem Ratschluss Gottes anheimstellen können. So ist die Frage, welche die Juden in unserem Evangelium aussprechen, sehr bald auch zu einer entscheidenden Frage der Christen geworden: »Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?« Das haben vielleicht auch schon Christen in der Gemeinde des Evangelisten gefragt, die an der Menschwerdung des Gottessohnes Zweifel hegten und deshalb in den Gaben der Eucharistie nicht wahrhaft Jesu Fleisch und Blut erkennen konnten. Von Anfang an ist es zu Trennungen am Tisch des Herrn gekommen, weil die rechte Feier der Eucharistie untrennbar mit dem rechten Glauben zusammenhängt und darüber beim besten Willen oft keine Einigung zu erzielen ist. Darüber sollten wir nicht vorschnell urteilen. Denn wenn wir am Tisch des Herrn nicht zusammenkommen, kann das an unserer Engherzigkeit liegen und wäre dann ein Verstoß gegen die Liebe, die wir allen Menschen schulden. Es kann seinen Grund aber auch in unserer aufrecht gemeinten Treue haben, in der wir das Geheimnis des Glaubens bewahren und feiern. Ganz viel ist schon gewonnen, wenn wir mit dem Herrn um die Einheit im Glauben beten und auf diese Weise mit allen, die an Christus glauben, verbunden sind.

Wilfried Eisele

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