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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 3
Vierter Sonntag der Osterzeit
Lesejahr A
Beitrag zur Lesung

Einführung
Am vierten Sonntag der Osterzeit feiern wir traditionell den »Gut-Hirten-Sonntag«.
Jesus Christus, der gute Hirte, das ist ein Bild von Gott, das wir uns auch heute noch – trotz unserer industrialisierten Welt – gut vorstellen können. Doch was bedeutet es, in seiner Nachfolge zu leben, seine Stimme zu erkennen und ihm zu folgen? Was macht die Schafe glücklich?

Die Frage nach dem Glück

Predigt
Zum Text: 1 Petr 2,20b–25 (2. Lesung)

Die Frage nach dem Glück scheint allgegenwärtig zu sein. Beinahe in jedem Magazin und auch in religiösen oder esoterischen Büchern wird sie gestellt. Was macht uns glücklich?
Die Frage: War Jesus am Kreuz glücklich? Scheint dagegen absurd zu sein. Leiden, ja sogar Todesleiden und Glück, das passt doch überhaupt nicht zusammen. Oder doch? Kann man trotz Schmerzen und im Angesicht des Todes glücklich sein?

Der Rat für die Sklaven

Der Verfasser des 1. Petrusbriefes sagt zu den Sklaven: »Wenn ihr recht handelt und trotzdem Leiden erduldet, ist es eine Gnade in den Augen Gottes.« Sie sollen Christus zum Vorbild nehmen, der auch für sie gelitten und ungerechtes Leid ertragen hat.
Eine Gnade in den Augen Gottes, ein Geschenk – ist das nicht gleichbedeutend mit Glück?
Für uns ist es zunächst befremdend, warum er nicht sofort die Abschaffung der Sklaverei gefordert hat. Doch hier zeigt sich das Verhaftetsein in der damalige Gesellschaftsordnung. Es war schon skandalös für die damalige Zeit, dass Sklaven und Freie, also Sklaven und möglicherweise ihre Herren, zur selben Christengemeinde gehörten. Das war etwas ganz Herausragendes. Der Sklave soll seinem Herrn treu dienen, auch wenn der launenhaft ist, so lautet der Rat. Es handelt sich hier aber nicht um eine Leidenssehnsucht oder -verherrlichung, wie es sie in der christlichen Tradition auch schon gegeben hat.
Doch ist das trotzdem nicht zu viel verlangt? Kann Leid ertragen eine Gnade sein? Macht uns das glücklich? Ist Jesus nicht gekommen, damit wir das Leben in Fülle haben?

Was ist Glück?

Gemeinhin verstehen wir unter Glück die Erfüllung unserer Wünsche. Der Philosoph Maurice Blondel sagt, dass der menschliche Wille von keinem seiner erreichten Erfolge restlos erfüllt wird. In jedem Verlangen ist bereits ein weiteres angelegt, das zum Grund einer neuen Sehnsucht wird. Daraus folgert er, dass uns nicht das Erreichte glücklich macht, sondern immer nur das, was noch vor uns liegt. Deshalb gehören auch Verzicht, Opfer und Entsagung wesentlich zum menschlichen Handeln. Sie sind keine Defizite des Glücks, die einmal zu überwinden wären, sondern sie gehören zum Leben dazu. »Wer an einer Sache nicht gelitten hat, kennt und liebt sie nicht.« »Das Glück liegt nicht in dem, was man hat, sondern in dem, was man entbehrt und worauf man verzichtet.« Provozierende Aussagen.
Der Theologe Eberhard Schockenhoff übersetzt diese in die Welt des Glaubens. Wann ist ein Leben gelungen?
Aus der Perspektive des Evangeliums ist ein Leben nicht dann gelungen, wenn sich all unsere Erwartungen und Wünsche so erfüllt haben, wie wir es erhofften. Vielmehr gehört zu einem gelungenen Leben auch die Fähigkeit, mit Enttäuschungen fertigzuwerden und Entbehrungen durchzustehen. Gelingen kann es auch dann geben, wenn wichtige Lebensprojekte gescheitert sind oder unsere Lebenspläne durch Leid und Schicksalsschläge durchkreuzt werden. Alles hängt davon ab, in welcher Haltung wir den negativen Erfahrungen des Lebens begegnen. Auch in Verzicht und Leid kann ein Leben glücken. Sich der Führung Gottes im Leben zu öffnen und zu überlassen, das bedeutet Nachfolge Jesu Christi. Nach der Logik des Evangeliums ist unser irdisches Leben gelungen, wenn wir es in der Hingabe an den Nächsten gelebt haben und neben Momenten der Erfüllung auch Grenzerfahrungen von Verzicht und Verlust durchlitten haben, ohne darüber zu verbittern. Ewiges Leben ist nicht der Ausgleich eines auf Erden verfehlten oder zu kurz gekommenen Lebens, sondern die Vollendung eines auch in Verzicht und Leid geglückten Lebens.

Das Wort Gottes als Lebenshilfe

So soll der Rat an die Sklaven kein billiger Trost sein, sondern eine Hilfe, ihr Leben im Blick auf Jesus Christus zu ertragen, unter der Führung ihres guten Hirten, dem sie sich zugewandt haben.
»Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen … Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.«
Diese Worte aus dem Psalm 23 haben schon viele Menschen durch ihr Leben begleitet und ihnen Kraft gegeben, so dass sie trotz Leiderfahrungen zu einem erfüllten gelungenen, ja geglückten Leben gefunden haben.

Fürbitten
Dir nahe zu sein, bedeutet unser Glück. Auf dich, o Gott, setzen wir unsere Hoffnung. Deshalb rufen wir zu dir, Jesus Christus:

- Du bist die Tür, die Rettung verheißt. Steh allen bei, die Entscheidungen treffen müssen, sei es im privaten oder im öffentlichen Leben: den Regierenden, den Mächtigen in der Wirtschaft, den Kirchenleitungen, den Richtern und Ärzten.
Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.
- Du hast dein Leben für uns hingegeben. Stärke alle, die leiden und schwere Schicksalsschläge ertragen müssen, mit deiner Kraft.
- Du bist unser guter Hirte. Lass alle, die sich selbst oder ihren Weg verloren haben, zu dir finden und sich deiner Führung anvertrauen.
- Du rufst uns bei unserem Namen. Schenke allen, die sich als ungewollt und nicht geliebt empfinden, deine Liebe und Wertschätzung.
- Du bist gekommen, damit wir das Leben in Fülle haben. Sei den Sterbenden nahe und lass sie dir getrost entgegengehen.

Herr, wir dürfen zu dir kommen mit allem, was wir auf dem Herzen haben. Erhöre du unsere Bitten und schenke uns neue Zuversicht, heute und an den kommenden Tagen. Amen.

Elisabeth Beyer

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