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der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
Fünfter Fastensonntag
Lesejahr A
Begrüßung und Einführung
»Es geht um Leben und Tod« – hören wir diese Worte, wissen wir, jetzt ist es ernst, es geht um das Leben eines Menschen. Um Leben und Tod geht es auch im Evangelium an diesem fünften Fastensonntag: Lazarus, der Freund Jesu, ist schwer krank und stirbt. Wo Jesus wirkt, siegt das Leben, diese Erfahrung macht die Erzählung zur Frohen Botschaft.
Der Tod gehört auch zu unserem Leben. Stellen wir uns heute dieser Wahrheit, und lassen auch wir uns die Frohe Botschaft zusagen: Wo Jesus wirkt, siegt das Leben.

Kyrie-Ruf
Herr und Bruder Jesus Christus, du bist ein Freund des Lebens.
Herr, erbarme dich.

Du weißt um das Los unserer Sterblichkeit.
Christus, erbarme dich.

Du schenkst Hoffnung, die stärker ist als Leid und Tod.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Großer Gott,
so sehr hast du die Welt geliebt, dass du deinen einzigen Sohn gegeben hast, damit jeder, der an dich glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.
So stärke unseren Glauben an dich, den Gott des Lebens. Mach uns Mut, nicht nur die schönen Seiten des Lebens anzunehmen, sondern auch seine Vergänglichkeit.
Wenn Schmerz und Tod uns belasten, dann lass uns die Nähe deines Sohnes erfahren, der für uns gelitten hat und unser Leben teilt: in Freude und Leid, im Tod und in der Auferstehung.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 621,1–3 »Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr«
Antwortgesang
GL 753/1 »Der Herr hat Großes an uns getan« mit 753/2 (Psalm 126) oder
EH 249 »Im Jubel ernten, die mit Tränen säen«
Ruf zum Evangelium
EH 21 »Meines Herzens Dunkel«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 620,1–4 »Das Weizenkorn muss sterben« oder
EH 276 »Nada te turbe«
Danklied
GL 269,1–2 »Nun saget Dank und lobt den Herren« oder
EH 75 »Du bist das Brot«
Schlusslied
GL 473 »Im Frieden dein« oder
EH 281,1–3 »Wir haben Gottes Spuren festgestellt«

Fürbitten
Großer Gott, Leben und Sterben gehören zu unserem Menschsein. Aber deine Liebe zum Menschen und zum Leben ist stärker als alles andere. Deshalb bitten wir dich:

- Für alle, deren Leben bedroht ist durch Krieg, Terror oder Naturkatastrophen.
(Verhilf dem Leben zum Sieg!)
- Für die Verkündigerinnen und Verkündiger deiner Frohen Botschaft vom Leben.
- Für alle, die Sterben und Tod nicht wahrhaben wollen und auf trügerische Sicherheiten bauen.
- Für alle, die in Hospizen, Krankenhäusern oder zu Hause Sterbende begleiten und erschöpft sind durch die Erfahrung des Todes.
- Für alle, die Abschied nehmen müssen von ihren Plänen und Gewohnheiten oder von geliebten Menschen.
- Für schwer Kranke und Sterbende, die verzagt sind und an dir zweifeln.

Du Gott des Lebens, du lässt uns nicht allein. Das macht uns Mut, mit Vertrauen in die Zukunft zu gehen. Dafür danken wir dir und loben dich bis in Ewigkeit. Amen.

Sich dem Tod stellen

Vorüberlegungen
Zum Text: Joh 3,14–21 (Evangelium)

Die Totenerweckung des Lazarus ist vom Evangelisten als letztes und Höhepunkt der »Zeichen« dargestellt, mit denen Jesus seine Gottessohnschaft offenbarte. Dieses letzte Zeichen wird auch zum entscheidenden Wendepunkt: Die Totenerweckung überzeugte so viele im Land, dass die jüdischen Autoritäten daraufhin den endgültigen Beschluss fassten, Jesus zu töten (Zur johanneischen Ausgestaltung und Platzierung der Lazarusgeschichte vgl. R. Schnackenburg in HThKNT IV2, 396ff.). Diese Bedeutung im Evangelium passt zur Kirchenjahreszeit: Wir stehen ja unmittelbar vor der Karwoche, in der wir die letzten Tage, das Leiden und Sterben Jesu geistlich mit vollziehen.
Die Predigt schließt sich an dieses Thema Leben, Sterben und Tod an. Entsprechend der Fastenzeitreihe in Dienst am Wort zu den Sonntagsevangelien bietet sie keine detaillierte Auslegung des Textes, sondern gibt Anre-gungen für eine persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit in der folgenden fünften Fastenwoche. Diese kann so der persönlichen geistlichen Vorbereitung auf die Mitfeier des Leidens und Sterbens Christi werden. Die Predigt schließt einen Hinweis auf die »Übung zum Mitnehmen« ein. Wird dies in der Gemeinde des Predigers/der Predigerin nicht praktiziert, kann der Hinweis leicht weggelassen werden.

Predigt

Ars moriendi – aus der Mode gekommen

Lebenskünstler kennen wir alle: Menschen, die auch aus ungewöhnlichen und schwierigen Lebensumständen das Beste machen, die ihr Leben annehmen können, die Lebensfreude und Zufriedenheit ausstrahlen. Es macht Mut und Freude, Lebenskünstlern zu begegnen.
Aber kennen Sie auch »Sterbens- Künstler«? Die Kunst des guten Sterbens, lateinisch »ars moriendi« genannt, galt über Jahrhunderte hindurch als wichtiger Bestandteil eines guten, erfüllten Lebens. Und so investierten die Menschen viel Zeit und Energie, um ein gutes Sterben einzuüben.
Heute dagegen investieren die meisten Menschen ihre Zeit und Energie eher darauf, das Sterben, den Tod und die Trauer so lange wie möglich aus ihrem Leben fernzuhalten. Das Leben genießen können, ohne daran zu denken, dass es begrenzt ist, dass auch Leid, Abschied und Tod dazu gehören, dafür sorgen ganze Industriezweige mit entsprechenden Konsumprodukten und Tourismusangeboten.
In früheren Generationen galt als Leitwort: Gut sterben lernen, um gut leben zu können. Heute dagegen gilt die Devise: Gut leben heißt genussvoll leben, ohne Leid und Sorgen.

Sterben gehört zum Leben – Alltagserfahrung früherer Generationen

Warum hat sich die Einstellung zum Sterben so verändert? Ein wesentlicher Unterschied zu früheren Zeiten liegt wohl darin, dass es heute in unserer Gesellschaft möglich ist, über lange Phasen des Lebens nicht mit Leid und Tod konfrontiert zu werden. Noch vor 100 Jahren gehörte das Sterben selbstverständlich zu den Lebenserfahrungen von klein auf: Das begann mit einer hohen Kindersterblichkeit und endete beim Sterben der Alten, das in aller Regel zuhause, im Kreis der Großfamilie stattfand. Und eine Erfahrung wie das Sterben des Lazarus im Evangelium, dass ein Freund oder Angehöriger mitten aus dem Leben gerissen wird, die mussten die Menschen weit öfter ertragen als heute.
Der Tod gehört zum Leben, das war für Menschen früherer Zeiten kein philosophischer Satz, sondern tägliche Erfahrung. Da lag es nahe, dass sich die Menschen viel mehr Gedanken darüber machten, wie ein Mensch in guter Weise sterben kann, welche Umgebung gut tut, welche Handreichungen, Gebete und Rituale dabei helfen, wie der Abschied und die Trauerzeit hilfreich gestaltet werden kann. Und so beherrschten sie die »ars moriendi«, sie wussten wie das geht: das Sterben aushalten und einander dabei trösten, wie die Juden im Evangelium, die bei Maria und Marta zusammengekommen waren, um mit ihnen zu weinen und zu klagen.

Auch heute gilt: Sterben gehört zum Leben

Heute stehen viele Menschen hilflos da, wenn sie dem Sterben begegnen, sei es dem eigenen, sei es dem der Angehörigen. Wie darüber reden? Wie mit Sterbenden umgehen? Wie mit den eigenen Ängsten? Da werden viele Sterbende allein gelassen, nicht aus Hartherzigkeit, sondern aus einer tiefen Unsicherheit heraus.
Und das ist schlimm, denn der Satz ist ja heute nicht weniger wahr als früher: Der Tod gehört zum Leben. Jeder von uns wird eines Tages sterben, und in seiner Lebenszeit wird er den Tod nahestehender Menschen miterleben. Gar nicht zu reden von den großen und kleinen Toden, die wir mitten im Leben erfahren: Das Ende von Beziehungen, das Sterben unserer Leistungsfähigkeit durch Krankheiten oder Gebrechlichkeit, gestorbene Pläne und Projekte. Der Tod gehört zum Leben, ja mehr noch: er ist ein wichtiger Bestandteil davon. Denn wer versucht, den Tod aus seinem Leben fernzuhalten, der lebt nur halb: Loslassen, Abschied nehmen, sterben mit den dazu gehörigen Schmerzen und Ängsten sind wichtige Lebenserfahrungen, die nicht nur Verlust mit sich bringen, sondern auch Chancen zu einem vertieften, spirituelleren und reiferen Menschsein.

Gegen den Zeitgeist: Sich dem Tod stellen

Es lohnt sich daher, bei dieser Frage einen bewussten Schritt gegen den Zeitgeist zu tun: sich dem Tod als Teil des Lebens zu stellen, und zwar jetzt, nicht erst, wenn es nicht mehr anders geht.
Diese kommende fünfte Fastenwoche bietet eine gute Gelegenheit dazu: Die spektakuläre Auferweckung des Lazarus führte dazu, dass die Menschen an Jesus glaubten. Und daraufhin beschlossen die jüdischen Autoritäten endgültig, Jesus zu töten. So werden wir ihn in der nächsten Woche, der Karwoche, in der Liturgie bei seinem Leiden und Sterben begleiten. Wäre es da nicht eine gute Vorbereitung auf diese Tage, sich in der kommenden Woche dem eigenen Sterben und Tod zu stellen? Denken Sie doch einmal über folgende Fragen nach (Fragen nicht zu schnell vortragen!):
Habe ich schon einmal erlebt, dass ein Mensch gut gestorben ist? Dass ich dachte: so möchte ich auch einmal sterben? Was war es, was mich so beeindruckt hat?
Welche liebgewordenen Menschen, Beziehungen, Gewohnheiten oder Pläne musste ich in meinem Leben schon loslassen? Was hat mir dabei geholfen? Habe ich dabei vielleicht etwas wichtiges für mein Leben gelernt?
Wie möchte ich einmal sterben? Wo, von wem begleitet, unter welchen Umständen? Welche Gebete sollen dann mit mir gesprochen werden, welche Lieder gesungen? Habe ich schon einmal mit jemandem darüber gesprochen? Wer sollte darum wissen? Muss ich etwas regeln für den Fall meines Sterbens?
Wovor habe ich Angst, wenn ich ans Sterben denke? Vor Schmerzen, Ersticken, Hilflosigkeit? Kann ich diese Ängste jetzt, wo das Sterben noch weit ist, in Gedanken zulassen und sie im Gebet Gott anvertrauen?

Sich dem Tod stellen – und der Auferstehung!

Lassen Sie sich von diesen Fragen durch die nächste Woche begleiten. Wenn Sie möchten, können Sie sie am Ende des Gottesdienstes mit nach Hause nehmen (Satz ggf. streichen). Nehmen Sie dann Ihre Gedanken dazu mit hinein in die kommende Karwoche. Dann kann ihnen deutlich werden: Im Leiden und Sterben ist Jesus ganz nah an unserer Seite – das gilt auch für mich! Denn Leid und Sterben gehören auch zu meinem Leben. Und es bleibt nicht dabei: Am Ende des Todes steht die österliche Freude der Auferstehung – ja, auch das gilt auch für mich! Wem es gelingt, in der Fastenzeit das Sterben als Teil des eigenen Lebens anzunehmen, der kann an Ostern auch die Auferstehung neu erfahren: nicht nur als christlichen Glaubenssatz, sondern ebenfalls als Teil des eigenen Lebens – als Ziel eines Weges, den Jesus mit uns geht.
Das ist wohl die beste und wichtigste Einübung in die »ars moriendi«: Dass wir uns im Lauf unseres Lebens immer mehr bestärken lassen im Osterglauben an das ewige Leben. Beides ist Teil eines langen Lernweges: Die Wirklichkeit des Sterbens annehmen – die Wirklichkeit der Auferstehung annehmen. Die Karwoche und Ostern können wichtige Schritte auf diesem Weg sein, aber auch jeder Sonntag, an dem wir die Auferstehung feiern, und jeder Moment, in dem wir erfahren dürfen, dass wir an einen Gott glauben, der Freude hat nicht am Tod, sondern am Leben.

Übung für die fünfte Fastenwoche

Evangelium: Johannes 3,14–21

Zum Üben

Die folgenden Fragen täglich durchlesen, Gedanken dazu notieren.
Die Notizen über Karwoche und Ostern evtl. ins Gesangbuch legen und in den Gottesdienst mitnehmen …

Habe ich schon einmal erlebt, dass ein Mensch gut gestorben ist? Dass ich dachte, so möchte ich auch einmal sterben? Was war es, was mich dabei so beeindruckt hat?
Welche liebgewordenen Menschen, Beziehungen, Gewohnheiten oder Pläne musste ich in meinem Leben schon loslassen? Was hat mir dabei geholfen? Habe ich dabei vielleicht wichtiges für mein Leben gelernt?
Wie möchte ich einmal sterben? Wo, von wem begleitet, unter welchen Umständen? Welche Gebete sollen dann mit mir gesprochen werden, welche Lieder gesungen? Habe ich schon einmal mit jemandem darüber gesprochen? Wer sollte darum wissen? Muss ich etwas regeln für den Fall meines Sterbens?
Wovor habe ich Angst, wenn ich an das Sterben denke? Vor Schmerzen, Ersticken, Hilflosigkeit? Kann ich mir diese Ängste jetzt, wo das Sterben noch weit ist, bewusst machen und sie im Gebet Gott anvertrauen?

Zum Beten oder zum Nachdenken

Psalm 90: Der ewige Gott – der vergängliche Mensch (vgl. GL 736)

Stefan Möhler

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