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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
24. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr C
Begrüßung und Einführung
Herzlich grüße ich Sie zu unserem heutigen Gottesdienst!
Jeder Sonntag ist ein kleines Fest. Das ist gut so. Alltag gibt es genug. Manchmal ist er mühsam und anstrengend. Doch dazwischen ist ein Tag, der herausragt: der Sonntag. Er ist frei von der Pflicht. Er gibt Raum zum Atmen. Und: Wir sind eingeladen. Gott gibt für uns ein Fest. Er deckt uns den Tisch, den Tisch des Wortes und des Brotes. Dazu sind wir heute hier.
Nehmen wir uns deshalb ein wenig Zeit, hier anzukommen, den Alltag hinter uns zu lassen und unser Herz für Gott zu öffnen.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, du kennst unsere Sorge und Not.
Herr, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, du kennst unsere Sehnsucht und Hoffnung.
Christus, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, du führst uns den Weg zum Leben.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Wie ein Fest wird es sein,
wenn Gott kommt
und uns befreit,
wenn er uns einlädt
zum Mahl des Lebens.
Da werden wir lachen,
da werden wir getröstet sein
und tanzen und jubeln.
Lass das Fest jetzt anbrechen,
Gott,
komm in unsere müden Herzen
und befreie uns
zum Fest der Freude.
Darum bitten wir dich
durch deinen Sohn Jesus Christus,
der uns liebt und der für uns da ist
jetzt und in alle Ewigkeit.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 519 »Komm her, freu dich mit uns, tritt ein«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 521 »Herr, gib uns Mut zum Hören« und GL 530/3 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 618 »Brich dem Hungrigen dein Brot«
Gesang zur Kommunion
GL 538 »O heilger Leib des Herrn«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 473 »Im Frieden dein«

Fürbitten
Guter Gott, als deine Kinder dürfen wir dir Anteil geben an allem, was uns bewegt, was uns Sorge macht und Not. Heute bringen wir unsere Anliegen vor dich:

- Wir bitten für alle Menschen, die sich in ihrem Leben verrannt haben, die unglücklich sind, die anderen ihr Glück neiden. Öffne ihr Herz für deine Liebe.
(Herr, erbarme dich.)
- Wir bitten für alle Menschen, die auf der Suche sind nach Erfüllung und Sinn. Lass sie finden, was sie ersehnen.
- Wir bitten für alle Menschen, die bei den Festen der anderen nicht eingeladen sind, für alle, die außen vor bleiben in unserer Gesellschaft und in unserer Welt. Schenke ihnen Anteil, auch durch uns.
- Wir bitten für alle, die in unserer Gemeinde mit Hand und Herz, mit Tatkraft und durch das Gebet ihren Dienst tun. Erfülle sie mit deiner Freude.
- Wir bitten für unsere Toten. Lass sie beim ewigen Festmahl sein, zu dem du einlädst.

Wir preisen dich, Gott, weil du uns dein Ohr schenkst. Bei dir sind unsere Bitten gut aufgehoben. Wir danken dir dafür, heute und an jedem Tag bis in Ewigkeit. Amen.

»Da ist ein Fest, und wir sind eingeladen«

Vorüberlegungen
Zum Text: Lk 15,1–32 (Evangelium)

Die Perikope des Evangeliums Lk 15,1–32 umfasst drei Gleichnisse: das Gleichnis vom verlorenen Schaf, das Gleichnis von der verlorenen Drachme und das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Der Akzent liegt also zunächst auf dem »Verloren-gehen«. Und die Botschaft heißt: Wer verloren geht, der kann auch umkehren und zurückkehren auf den richtigen Weg.
Mir scheint allerdings, dass diese eher moralisch verstandene Thematik schon oft aufgegriffen ist. Und so wende ich mich in meiner Predigt einem »Seitenthema« zu, nämlich dem älteren Bruder des verlorenen Sohnes. Auch er ist verloren, aber auf ganz andere Weise. Er hat vieles richtig gemacht. Und doch hat er ein Stück des eigenen Lebens verloren, weil er es verleugnet hat. Sein Neid zeigt, was tief in ihm eigentlich zum Leben kommen will.
Im älteren Sohn, so meine ich, können wir uns gut selbst wieder finden. Oft sind wir nicht die, die offenkundig vom rechten Weg abkommen. Aber auch in uns gibt es etwas, das wir verloren haben, das neu gefunden werden will.

Predigt

Da ist ein Fest, und einer bleibt außen vor …

Da ist ein Fest, und einer bleibt außen vor. So hört jene berühmt-berüchtigte Geschichte auf, die Jesus uns heute erzählt und die jedes Kind kennt. Da ist ein Fest, und einer bleibt außen vor. Ja, einer verschließt sich und will nicht kommen. Es ist der ältere Bruder. Heute möchte ich ihm meine Predigt widmen, weil er so schlecht weg kommt am Ende, weil er der eigentliche Verlierer des Gleichnisses ist.
Unauslöschlich ist dieser ältere Sohn uns eingeprägt als der neidische, missgünstige Bruder. Viel mehr erzählt Jesus uns ja nicht über ihn. Aber wir können ihn uns ausmalen. Ich stelle mir vor, dass er pflichtbewusst ist. Niemals würde er etwas vernachlässigen, niemals seine Arbeit vergessen. Treu und redlich geht er seinem Tagwerk nach. Nichts kann ihn weglocken, nichts ihn auf dumme Gedanken bringen. Er bleibt beim Vater, komme, was wolle.
Finden wir uns in ihm wieder? Ich glaube fast, dass wir ihm zuweilen ähneln. Meist sind wir ja nicht die Abenteurer, die ausbrechen. Sondern wir sind die, die bleiben. Die ausharren. Die die Pflicht tun, so wie sie eben getan werden muss.
Kennen wir das? Bleiben, auch wenn es schwierig wird. Auch wenn das Leben schöner sein könnte. Auch wenn wir manchmal gerne weglaufen würden. Bleiben. In einer bedrückenden Lebenssituation. Im Stress des Alltags, der so vieles erstickt. In einer ausgelaugten Beziehung, die nicht mehr viel Leben verspricht. In einer beruflichen Situation, die niederdrückt.
Bleiben. Um es gleich zu sagen: Es ist wichtig, dass wir bleiben. Dass wir nicht vorschnell weglaufen und uns aus der Verantwortung stehlen. Bleiben ist wertvoll und gut.
Und doch, da ist auch das andere. Manchmal bleiben wir und verkümmern dabei. Wir werden eng und verbissen, wir sind unzufrieden und irgendwann neidisch. So wie der ältere Bruder. Es kommt dann zutage, wenn wir uns mit anderen vergleichen und wenn wir merken, die anderen haben unverdientermaßen immer mehr als wir: mehr Glück, mehr Lebensfreude, mehr Talent, mehr Zuneigung, mehr Erfolg … oder was immer.
Neid. Dieses urtümliche Gefühl. Wir sollten es nicht schamvoll wegschieben, denn dieses Gefühl ist wichtig. Es sagt uns, wohin unsere Sehnsucht geht. Es zeigt uns, was in uns zu kurz kommt, was eigentlich leben will. Wo ist er, der Raum, den ich für mich brauche? Wo ist die Erfüllung, die ich mir ersehne? Wo ist die Freiheit, die mir Luft gibt zum Atmen?

Da ist ein Fest, und du bist eingeladen …

Der Vater im Gleichnis eröffnet diesen Raum. Da ist ein Fest, und du bist eingeladen, sagt er. Nicht nur jetzt, sondern immer. Alles, was mein ist, ist auch dein. Was für eine Fülle, die sich da auftut! Es gibt nicht einfach die Arbeit, die getan werden muss. Zunächst gibt es ein freizügiges Geschenk. Was mein ist, ist auch dein. Dieser Vater ist großherzig. Er gibt Anteil an seinem Besitz und Leben. Nimm dir, was du zum guten und reichen Leben brauchst, sagt er. Sei so frei, denn du bist nicht Knecht, sondern bist Sohn, bist mein Partner.
Wie bitter ist es, wenn man das nicht gemerkt hat! Wie bitter ist es, wenn man sich das nicht zugestanden hat für so lange Zeit! Wie viel Leben ist für den älteren Sohn verloren, weil nur die Pflicht gezählt hat und nicht das Herz, das sich sehnt.

Da ist ein Fest, und wir sind eingeladen …

Und wir? Da ist ein Fest, und wir sind eingeladen. Es gilt auch für uns. Gottes Einladung steht. Er will uns beschenken mit Leben in Fülle. Dafür muss Raum sein, für diese Einladung, für dieses Geschenk, das jedem Tun vorausgeht. Denn nur so können wir leben. Wir leben nicht von der Pflichterfüllung. Sie ist wichtig und wertvoll, ja, aber leben können wir von ihr nicht. Wir leben davon, dass es mitten darin das ganz andere gibt, das nie zu kurz kommen darf: dass es Freiheit gibt und Liebe, Geschenk und Gnade, Hoffnung und Freude. Sie kommen von Gott, dem großen Gastgeber, von ihm, der möchte, dass unser Leben immer wieder groß sein darf, erfüllt, dass es beseelt ist von Gottes Geist und Gottes Großherzigkeit.
Da ist ein Fest, und wir sind eingeladen. Hören wir das, spüren wir das? Wir als einzelne Menschen, mit unseren persönlichen Aufgaben, die uns anvertraut sind, aber auch mit all dem, was tief in uns darauf wartet, leben zu dürfen? Und hören wir die Einladung, wir als Gemeinde? Auch hier mühen sich viele von uns treu und fürsorglich, Tag um Tag, damit so vieles erledigt wird, was für ein intaktes Gemeindeleben notwendig ist. Das ist gut so, heute dürfen wir von Herzen dankbar sein für alle, die mithelfen und so viel Gutes tun. Doch daneben soll heute auch das andere aufklingen. Da ist ein Fest, und wir sind eingeladen. Hier und jetzt ist der Tisch gedeckt. Für uns. Für unser sehnsüchtiges Herz, was immer es braucht, was immer es ersehnt. Gott lädt uns ein. Und was Gott schenkt, ist umsonst. Es ist nicht erarbeitet von uns. Es ist nicht durch unsere Mühe erwirkt. Sondern es ist von Gott ausgeteilt, von dem, der uns Anteil gibt an sich, verschwenderisch und reichlich, in so besonderer Weise. Deshalb kommt er zu uns als Mensch, als Jesus Christus, der liebt und leidet, der sich hingibt und veräußert. Das ist Grund zum Fest Woche für Woche, Tag für Tag. Es ist das große Liebesgeschenk Gottes, aus dem wir leben, als seine Kinder.
Da ist ein Fest. Die Einladung steht, an uns und an den älteren Sohn im Gleichnis. Wir wissen gar nicht, wie die Geschichte am Ende ausgeht. Ob er sich doch noch einladen lassen kann?
Ich wünsche es mir. Ich wünsche mir, dass er sein Herz auftut und spürt, wie sehr der Vater gerade ihn liebt. Ihn, den treuen, den rechtschaffenen Sohn. Er sollte wissen: Das Fest wird kein fröhliches sein, wenn er nicht kommt.

Claudia Schmidt

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