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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
Osternacht
Lesejahr A – B – C
Gottesdienst II

Einführung
Gestern haben wir uns an das Leiden und Sterben Jesu erinnert. Wir haben die Trauer gespürt, Trauer mit Blick auf seinen Tod am Kreuz. Es ist, als wäre es tiefe Nacht geworden.
Auch jetzt gehen wir wieder auf eine neue Nacht zu. Aber in dieser Nacht strahlt uns ein Licht auf. In dieser Nacht lodert ein Feuer, das jede Furcht und jede Trauer verbrennen und erleuchten will. Jesus Christus selbst ist dieses Feuer, das unsere Nacht erhellt. Er weckt in uns das Feuer des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. Sein Licht möge in dieser Nacht und in den Dunkelheiten unseres Lebens aufstrahlen. Er ist unser Retter, gestern, heute und in Ewigkeit.

Tagesgebet
Ewiger Gott,
durch die Auferstehung deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, hast du diese Nacht erleuchtet und uns Menschen eine einzigartige Hoffnung gegeben.
Lass uns dankbar bleiben für das Geschenk der Taufe, durch die wir deine geliebten Söhne und Töchter geworden sind, und hilf uns, ganz nach deiner Weisung zu leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und Leben schenkt in alle Ewigkeit.

Liedvorschläge
Gesang nach der 1. Lesung (Gen 1,1.26–31a)
GL 253/1,1–2.5–6 »Sende aus deinen Geist«
Gesang nach der 3. Lesung (Ex 14,15–15,1)
GL 227,1.5–9 »Danket Gott, denn er ist gut«
Gesang nach der 5. Lesung (Jes 55,1–11)
GL 300,1–3 »Solang es Menschen gibt auf Erden«
Gesang zum Gloria
GL 258,1–2 »Lobe den Herren«
Gesang zur Besprengung
GL 635 »Ich bin getauft und Gott geweiht«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 208 »O Licht der wunderbaren Nacht«
Gesang zur Kommunion
GL 220 »Das ist der Tag, den Gott gemacht«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 223,1–2.5 »Wir wollen alle fröhlich sein«

Fürbitten
In dieser Nacht feiern wir den Sieg des Lichtes über das Dunkel, den Sieg des Lebens über den Tod. Beten wir zu Gott, dass er Leben in Fülle schenke:

- Wir beten für die Christen in aller Welt: dass sie den Glauben an die Auferstehung furchtlos verkünden und durch Taten der Liebe in ihrem Leben bezeugen.
- Wir beten für alle, die in dieser Nacht getauft werden: dass sie aus dem christlichen Glauben Orientierung für ihr Leben gewinnen und zu treuen Zeugen der frohen Botschaft werden.
- Wir beten für jene, die schwerkranke und sterbende Menschen begleiten: dass sie ihren Dienst aus der Hoffnung auf das künftige Leben gestalten und Zuversicht vermitteln.
- Wir beten für die Menschen, deren Lebensexistenz durch Armut und Katastrophen bedroht ist: dass sie unsere Solidarität und tatkräftige Hilfe erfahren.
- Wir beten für unsere Schwestern und Brüder, die uns im Tod vorangegangen sind: dass sie mit Christus zum Leben auferstehen.

Barmherziger und treuer Gott: Durch die Auferstehung deines Sohnes kam Freude in diese Welt. Dir sei Lob und Ehre, heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Auferstehen gegen die Mächte des Todes

Vorüberlegungen
Zum Text: Lk 24,1–12 (Evangelium)

Die Überlieferungen von der Auffindung des leeren Grabes stehen in den Evangelien nahezu unvermittelbar nebeneinander. Dem, der wissen möchte, was im dunklen Grab und am Morgen danach geschehen ist, sind die Erzählungen ein bleibendes Ärgernis. Das Kerygma von der Auferstehung Jesu bleibt zuallererst ein Geheimnis des Glaubens. Und so wundert es nicht, dass das leere Grab an sich schlecht zum Beweis für die Auferstehung Jesu taugt. F. Bovon ist zuzustimmen, wenn er im leeren Grab vor allem eine »sakrale Erinnerung« und ein »Bild des Kerygmas« sieht: »Die Erzählung vom leeren Grab erfüllt im Neuen Testament die Funktion, die der Durchgang durch das Rote Meer im Alten Testament innehat« (EKK III/4, F. Bovon, Das Evangelium nach Lukas). Die Predigt lässt dieses »Bild« als solches stehen und versucht, aus der Botschaft von der Auferstehung Konsequenzen für Glaube und Leben im Diesseits zu ziehen, gerade auch angesichts der fortwirkenden Bedrohungen des Lebens durch verschiedene tödliche Einflüsse. Als Anschauung für diese Verwiesenheit von Tod und Leben habe ich den Eindruck gewählt, der sich mir beim erstmaligen Aufenthalt in der Grabeskirche in Jerusalem eingeprägt hat. Zugleich bestärkt diese Erfahrung die Bedeutung des Grabes Jesu als eines Ortes, der nicht nur damals zu den Frauen und Jüngern, sondern auch heute noch zu uns spricht.

Predigt

Der Sieg des Lebens über den Tod

Christus ist auferstanden, Halleluja! – So tönt es in dieser Nacht um den ganzen Erdball. Aus dem Dunkel der Nacht und des Todes heraus gehen wir dem Licht von Ostern entgegen. Die Tage des Fastens sind beendet. Festfreude ist angesagt. Das Leben siegt über den Tod! – Nicht ohne Spott fragt der Apostel Paulus im Brief an die Korinther: Tod, wo ist dein Sieg? – Tod, wo ist dein Stachel? Und im Brief an die Gemeinde von Thessaloniki, dem ältesten Schriftstück im Neuen Testament, bekennt er: »Wenn Jesus – und das ist unser Glaube – gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen.« Dass Christus auferstanden ist, geht uns alle an. Aus der Auferstehung Jesu zieht Paulus die weitreichende Konsequenz: Wir sind mit Christus zum Leben bestimmt. Der Tod hat seinen letzten Schrecken verloren. Uns ist das Leben verheißen.

Und doch bleibt der Tod bestehen

Schön und gut, mögen viele denken. Aber was ist mit der Gegenwart, mit dem Hier und Jetzt? Spielt Auferstehung erst nach dem Tod eine Rolle? Immerhin gibt es auch ein Leben vor dem Tod. Und dieses Leben kennt nicht nur schöne und frohe Seiten. Wie vielen mag in diesen Tagen überhaupt nicht nach einem Halleluja zumute sein! Da sind die schwer Erkrankten und Menschen, die verzweifelt sind. Da ist die Sorge um den Fortbestand einer Beziehung, die Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes. Da gibt es Hass und Gewalt, das vorzeitige Ende des Lebens. Was ist mit denen, denen nicht nach Singen zumute ist, die den Stachel des Todes mitten in ihrem Leben spüren? Wie die Frauen am Grab, so stehen viele ratlos an den Abgründen ihres Lebensweges und starren in eine beängstigende Leere. Was können wir diesen Menschen zusagen? Bleibt uns nur, sie auf ein Leben nach dem Tod zu vertrösten?

Tod und Leben sind untrennbar verbunden

Der Ort, zu dem die Frauen eilten, zieht bis heute ungebrochene Pilgerströme an. Wie die Frauen damals, wie Petrus und später die anderen Jünger, kommen auch heute viele zum Grab Jesu und suchen zu verstehen, was sich an Ostern ereignet hat. Wer sich heute auf den Weg macht und den österlichen Spuren in Jerusalem nachgeht, kann dabei eine Überraschung erleben. Es erstaunt, wie nah der Ort der Kreuzigung und die Stelle, an dem das Grab Jesu verehrt wird, beieinander liegen. Nur wenige Meter trennen Golgota und den Ort der Auferstehung voneinander. Beide Orte befinden sich heute in ein und derselben Kirche. Die Grabeskirche, oder vielleicht besser: die Auferstehungskirche, wie sie von den orthodoxen Christen genannt wird, wölbt sich wie eine steinerne Klammer über dieses Geheimnis von Tod und Auferstehung Jesu. Damit ist diese Kirche selbst zu einem Bild dafür geworden, wie eng Tod und Leben, wie sehr Leid und Freude miteinander verwoben sind. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Allein das Schöne und Angenehme zu suchen, hieße letztlich, sich um das Leben in seiner Ganzheit zu belügen. Die Auferstehungskirche bezeugt klar und offen: Leichtes und Schweres, Licht und Dunkel, Tod und Leben sind untrennbar miteinander verbunden.

Eine Liebe, die den Tod überwindet

Was aber bedeutet das für Ostern? Bleibt uns dann ein Grund zum Jubeln und zur Freude? Im Grunde gibt es nur zwei Themen, die den Menschen wirklich bewegen: Das eine ist der Tod und das andere die Liebe. Für ersteres gibt es Krimis und für letzteres Liebesromane. Ob Film, Literatur oder Musik: Ohne diese beiden Themen – den Tod und die Liebe – wird ein Werk schwerlich jemals bedeutend werden und den Menschen berühren. Ostern aber liegt genau in dieser Spur und berührt uns deshalb, weil hier das Wesentlichste zur Sprache kommt. Es geht um die Frage: Bin ich wirklich geliebt? Und weiter: Gibt es eine Hoffnung auch über den Tod hinaus? Die zahlreichen schlimmen Erfahrungen und Enttäuschungen im Leben könnten uns an beidem zweifeln lassen. Der Tod macht jedes noch so zarte Zeichen von Leben und Liebe zunichte. Zunächst nimmt er mir die liebsten Menschen. Dann führt er mir vor Augen, dass auch mein Leben, all das, was mir wichtig ist und was ich aufgebaut habe, unweigerlich enden wird. Ist damit nicht nur am Ende, sondern heute schon alles sinnlos, worum ich mich mühe, was ich liebe und was ich leide? Hier sagt der österliche Glaube ein entschiedenes Nein. Nichts in diesem Leben wird umsonst gehofft, gelitten oder geliebt sein. Es gibt eine Liebe, die den Schrecken und die Macht des Todes überwindet. Und das nicht erst nach diesem Leben.

Auferstehung mitten im Leben

Es gibt eine Liebe, die sich heute schon gegen den täglichen Tod der Angst, der Sorge und des bitteren Leids stellt. Es gibt eine Liebe in der Nachfolge Jesu, die heute schon das Leid bekämpft, wo immer es uns begegnet. Es gibt ein Auferstehen gegen die Mächte des Todes bereits mitten in diesem Leben.

Es liegt nicht zuletzt an uns, dass wir diesen Osterglauben immer wieder in den Alltag hinein durchbuchstabieren: dass wir zuhören, trösten und begleiten; dass wir hilfreich zur Seite stehen, vermitteln und Freude schenken. So wird österliches Leben schon heute wirksam. Das Leben Jesu verlief ganz in dieser Spur: Menschen durften bereits im Heute spüren, dass sie geliebt sind ohne Wenn und Aber. Von dieser Liebe ausgehend, ist Ostern nur die letzte Konsequenz: Ohne Jesu Leben und Verkündigung hätten wir von der grenzenlosen Liebe Gottes nicht erfahren. Ohne sein Festhalten an dieser Botschaft bis ans Kreuz wäre der Ernst dieser Liebe nicht offenbar geworden. Und ohne seine Auferweckung wäre die Treue und todüberwindende Macht Gottes nicht glaubhaft geworden. Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Christus ist auferstanden, Halleluja. Stehen auch wir mit ihm für das Leben auf.

Adrian Warzecha

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