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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 2
Allerheiligen
Lesejahr A – B – C
Einführung
Wir feiern das Fest Allerheiligen. Heute schauen wir auf den Tod. Noch mehr aber schauen wir auf die, die in Gott das Leben neu gefunden haben. Es sind Menschen, die in einer besonderen Nähe zu Gott gelebt haben und die wir deshalb Heilige nennen. Viele von ihnen kennen wir mit Namen und mit ihrer Lebensgeschichte, andere haben treu nach dem Evangelium gelebt und sind dennoch unbekannt geblieben.
Auch wir sind Kinder Gottes und berufen, heilig zu sein, das wird uns heute zugesprochen. Auch wir dürfen aus der Nähe Gottes heraus unser Leben gestalten. Gelingt uns das? Wie sehr rechnen wir mit Gottes Gegenwart in unserem Leben? Bitten wir Gott jetzt um sein Erbarmen, wo wir hinter unseren Möglichkeiten zurückgeblieben sind.

Kyrie-Ruf
Unfassbarer Gott, du bist heilig, du bist groß.
Herr, erbarme dich.

Barmherziger Gott, du bist uns nahe, du machst dich für uns klein.
Christus, erbarme dich.

Treuer Gott, du bist im Tod, du bist das Leben.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Gütiger Gott,
heute stellst du uns die Heiligen vor Augen. Sie laden uns ein zu einem Leben, das an dir und deinem Sohn Jesus Christus Maß nimmt.
Weite unseren Blick und mache unser Herz groß, damit wir den Heiligen folgen auf dem Weg zu dir.
Darum bitten wir dich, der du lebst und für uns da bist heute und in Ewigkeit.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 608 »Ihr Freunde Gottes allzu gleich«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 614 »Wohl denen, die da wandeln« und GL 531/ »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 634 »Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben«
Gesang zur Kommunion
GL 297 »Gott liebt diese Welt«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 642 »Eine große Stadt ersteht«

Fürbitten
Guter Gott, du hast die Heiligen zu deinem ewigen Gastmahl gerufen. Im Vertrauen auf ihre Fürsprache richten wir heute unsere Bitten an dich:

- Wir bitten für alle, die in ihrem Leben nach Orientierung suchen, vor allem für die Kinder und Jugendlichen. Lass ihnen Menschen begegnen, die ein gutes Vorbild sind und die ihnen zu einem christlichen Leben Mut machen. Du Gott des Lebens: (Wir hoffen auf dich.)
- Wir bitten für alle, die in deine Nachfolge getreten sind und die viel riskieren, um in ihrem Leben auf deine frohe Botschaft zu setzen. Lass sie spüren, dass deine Seligpreisung wahr ist, und gib auch uns die Kraft, immer mehr aus deiner Zusage zu leben. Du Gott des Lebens:
- Wir bitten für alle, die im vergangenen Jahr einen lieben Menschen verloren haben. Lass sie deinen Trost und deine Kraft spüren und hilf uns, ihnen beizustehen. Du Gott des Lebens:
- Wir bitten für alle Toten, besonders für jene, an die keiner mehr denkt. Lass sie deine Herrlichkeit sehen. Du Gott des Lebens:
- Wir bitten in einer kurzen Stille für unsere persönlichen Anliegen. Du Gott des Lebens:

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Offene Türen

Vorüberlegungen
Zum Text: Mt 5,1–12a (Evangelium)

Die Feste Allerheiligen und Allerseelen liegen nah beieinander. Sie erinnern uns an unsere eigene Sterblichkeit, aber auch an unsere christliche Hoffnung: Der Tod ist nicht das Letzte. In Jesus Christus ist uns das Leben verheißen.
An Allerheiligen schauen wir auf die Menschen, die uns vorausgegangen sind und von denen wir glauben, dass sie in Gott ihre Vollendung gefunden haben.
Viele Menschen heutzutage können nicht mehr viel mit den Heiligen anfangen. Sie haben keine konkrete Beziehung zu ihnen, weil sie ihnen fromm und übernatürlich erscheinen. Mir ist in meiner Predigt deshalb wichtig, dass Heilige als Menschen deutlich werden, die nicht fehlerfrei sind, sondern die aus einer besonderen Beziehung zu Gott heraus leben. Sie sind mitten unter uns und laden uns ein, ebenfalls mit Gott in eine enge Beziehung zu treten.
An dieser Stelle werden die Seligpreisungen zu einer Wegweisung, wie dies geschehen kann. Der hohe ethische Anspruch lässt uns oft zurückschrecken, sie wirklich ernst zu nehmen. In der Predigt soll deshalb vor allem betont werden, dass es Menschen gibt, die diese frohe Botschaft Jesu in ihrem Leben umsetzen konnten. Sie machen uns Mut, es ihnen nachzutun.
Schließlich lenkt die Predigt den Blick auf das Leben nach dem Tod. Uns ist verheißen, dass Jesus Christus den Tod überwunden hat. Auch hier lohnt es sich, auf die Heiligen zu schauen. Wir glauben, dass sie schon im neuen Leben bei Gott angekommen sind. Sie laden uns zur Hoffnung ein, wo der Tod uns das Leben zu nehmen scheint.
Die verschiedenen Gedanken der Predigt werden zusammengehalten von einem Zitat des Theologen Jörg Zink. Er schreibt über Türen, die verschlossen sind und die sich doch öffnen. Gott selbst ist es, der am Ende die Tür für uns öffnet und unser ganzes Leben segnet.

Predigt

Der evangelische Theologe Jörg Zink hat einmal Folgendes gesagt: »Es gibt ein Gesetz im Leben, dass, wenn sich eine Tür schließt, eine andere sich auftut. Wenn aber die Türen, durch die wir im Leben gegangen sind, sich (endgültig) schließen, … dann lösen sich die Wände vor unseren Augen auf … Die Welt wird groß. Das Licht einer anderen Wirklichkeit liegt über ihr, und unser Weg fängt noch einmal an. Wir werden endgültig wissen, dass wir gesegnet waren.«

Wenn sich eine Tür schließt, tut sich eine andere auf …

Diese Worte von Jörg Zink könnten uns hineinführen ins Fest Allerheiligen. Um Türen geht es zunächst. »Es gibt ein Gesetz im Leben, dass, wenn sich eine Tür schließt, eine andere sich auftut«, sagt Jörg Zink. Vielleicht kennen wir diese Erfahrung. Chancen sind verloren. Möglichkeiten sind verpasst. Wege sind verschlossen. Und doch, urplötzlich fängt woanders ein neuer Weg an. Es geht weiter. Wir wissen wieder, wo wir anknüpfen können.
Die Erfahrung von Türen, die sich in auswegloser Lage öffnen … Unsere Heiligen, jene berühmten oder unbekannten Gestalten des Glaubens, sind Menschen, die diese Erfahrung auf Gott hin gedeutet haben. Sie haben gelebt und gelitten, geglaubt und gezweifelt, gehofft und gebangt. Aber immer wieder haben sie gespürt: Wenn unser menschlicher Weg zu Ende ist, wenn unsere eigenen Möglichkeiten schwinden, dann ist Gott da. Er, der immer noch einen Ausweg für uns parat hat. Er, der weit hinausblickt über unseren engen, begrenzten Horizont. Er führt uns unbeirrt auf seinem Weg, all unseren Schwächen zum Trotz, hin in sein Reich, das ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit, der Liebe und der Freude ist.
Das bedeutet: Heilige sind nicht Menschen ohne Fehler. Es sind Menschen, die gänzlich aus der Gnade Gottes leben und auf sie bauen. Wenn wir heute am Fest Allerheiligen auf sie schauen, dann dürfen wir uns fragen: Wo rechnen wir in unserem Leben damit, dass Gott größer ist als wir, dass er den Weg weiß, den wir noch nicht sehen? Wann schauen wir über die Grenzen, die wir erfahren, hinaus?

Selig die Menschen, die Türen öffnen

Ein Zweites: Heilige sind nicht nur Menschen, die auf Gott bauen, die sich von ihm die Türen öffnen lassen. Nein, sie werden selbst zu Tür-öffnern für andere, deren Wege verschlossen sind. Sie tun es ganz im Sinne Jesu, der uns im heutigen Evangelium in der Bergpredigt seine neue Welt vor Augen stellt.
Die Seligpreisungen zeigen dazu den Weg. Wie gut ist es, wenn Menschen die verschlossenen Türen unserer Welt öffnen. Dann schwinden die Barrieren zwischen arm und reich. Dann fallen die Mauern aus Hass und Zwietracht, aus Gewalt und Gemeinheit, die so viel Leben zerstören. Selig die Menschen, die Türen öffnen statt schließen, die Wege bahnen statt sie versperren, die offen sind und offen bleiben für ihre Mitmenschen, selbst dann noch, wenn sie hart angegangen werden.
Die Seligpreisungen. Einen hohen ethischen Anspruch vertreten sie, vor dem wir oft zurückschrecken. Und doch, die Heiligen möchten uns heute ermutigen. So kann man leben, sagen sie zu uns. So kann man mitbauen an der guten Welt, die Gott für uns Menschen will.
Einfach ist das nicht, das weiß auch Jesus. Aber möglich ist es, in kleinen beharrlichen Schritten, wenn wir Menschen nicht nur auf uns selbst schauen, sondern leben aus der unerschütterlichen Treue und Zusage und Liebe Gottes.

Wenn Türen sich für immer schließen …

Und noch ein Drittes: Es gibt Türen, die schließen sich für immer. Dann, wenn ein Mensch stirbt. Wenn er uns verlässt und nicht zurückkommt. Auch daran denken wir heute am Fest Allerheiligen. Welche Menschen sind gestorben in diesem sich zum Ende neigenden Jahr? Welche Menschen, die wir geliebt haben, mussten wir gehen lassen aus unserem Leben? Heute Mittag werden wir sie auf den Friedhöfen besuchen und ihrer gedenken. Und wir sagen ihnen damit, dass wir sie schmerzlich vermissen.
Türen, die sich für immer schließen. Jörg Zink sagt dazu: »Wenn aber die Türen, durch die wir im Leben gegangen sind, sich (endgültig) schließen, … dann lösen sich die Wände vor unseren Augen auf … Die Welt wird groß. Das Licht einer anderen Wirklichkeit liegt über ihr, und unser Weg fängt noch einmal an.«
Das ist die Verheißung, die auf dem heutigen Tag liegt: Wände, die sich auflösen. Die Welt, die groß wird. Das Licht, das aus einer anderen Wirklichkeit zu uns herüberscheint im Angesicht des Todes. Die Heiligen sind Menschen, die es uns versprechen. Es gibt offene Türen und Wände, wenn wir sterben, sagen sie uns. Am Ende, ganz am Ende ist der Weg frei. Dann, wenn der Tod alles kaputt zu machen scheint. Dann fängt der Weg neu an. Dann taucht Gott unser Leben mit all seinen ergriffenen Möglichkeiten und all seinen verpassten Chancen in sein strahlendes Licht. Dann werden wir wissen, dass alles, was wir erlebt haben, gesegnet war.

Der Tote wird leben

Die Tür, die endgültig zugeht. Und Gott, der sie aufmachen kann, der einen Weg eröffnet, den wir uns kaum ausmalen können. An Allerheiligen hoffen wir darauf. An Allerheiligen drücken wir aus, dass wir daran glauben. Es gilt für uns. Und es gilt für all jene, die uns vorausgegangen sind. Sie leben und sie hören Gottes Ruf, den Ruf, den Huub Oosterhuis in einem bekannten Lied einmal so ausgedrückt hat:
»Der Tote wird leben. Der Tote wird hören: Nun lebe. Zu Ende gegangen, unter Steinen begraben: Toter, Tote, steht auf, es leuchtet der Morgen. Da winkt eine Hand uns, uns ruft eine Stimme: Ich öffne Himmel und Erde und Abgrund. Und wir werden hören, und wir werden aufstehn und lachen und jauchzen und leben.«

Claudia Schmidt

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