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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 1
21. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr A
Begrüßung, Einführung und Kyrie-Ruf
Seien Sie willkommen zur Feier des Sonntags inmitten dieser Urlaubszeit!
Wir sind wohl alle vertraut mit dem Bild von einem Pflock: Man muss einen Pflock in den Boden schlagen, wenn man ein Zelt errichtet oder ein Segel gegen die sengende Sonne aufstellt. Pflöcke braucht man zum Sichern gegen den Sturm, damit das vorläufig errichtete Dach über dem Kopf nicht davonfliegt.
Ein Mensch kann sein wie ein Pflock, an dem man sich festhalten kann. Ein Wort kann sein wie ein Pflock, wenn es in allen Gefährdungen seine Wahrheit behält. Ein Bekenntnis kann sein wie ein Pflock, an dem unser Glaube sich festmachen kann.
Bekennen wir uns zu Christus, machen wir uns fest in ihm: Herr, erbarme dich.
Christus, erbarme dich.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Herr, unser Gott.
Du offenbarst dich im Lösen und Binden, im Befreien und Beanspruchen, im Niederreißen von Grenzen und im Aufrichten von schützenden Wällen.
Hilf uns, erlöste Menschen zu sein, die sich beanspruchen lassen von deinem Auftrag.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Schlussgebet
Herr, unser Gott,
du bleibst bei uns im zugesprochenen Wort und im geteilten Brot.
Erfülle unser Bekenntnis zur dir mit Leben, damit es glaubwürdig ist unter den Menschen, die unsere Hilfe, unseren Rat und unsere Gemeinschaft brauchen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 263,1.3.5 »Dein Lob, Herr, ruft der Himmel aus«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 528/1 »Du nimmst mich, Herr, bei der Hand« mit Psalm 138 und GL 530/1 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 639,1.3–4 »Ein Haus voll Glorie schauet«
Gesang zur Kommunion
GL 259,1–2.5–6 »Erfreue dich, Himmel, erfreue dich, Erde«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 303,1–4.8.12 »In Gottes Namen fahren wir«

Fürbitten
Lasst uns beten zu Jesus, dem Messias, dem Sohn des lebendigen Gottes:

– Für die Menschen in den Krisenregionen unserer Welt, die mit andauerndem Terror leben müssen.
(Christus, höre uns. – Christus, erhöre uns.)
– Für die verfolgten und gefährdeten Christen im Irak, die als Volk und Glaubensgemeinschaft älteste Zeugen seiner Geschichte sind.
– Für die kranken und alten Menschen, die mit klarem Bewusstsein dem Tod entgegengehen und sich fürchten vor Maßnahmen, die Leben und Leiden unnötig verlängern.
– Für die Menschen im Urlaub, die nach Erholung suchen; für alle, die unterwegs sind, um Neues zu entdecken; und für alle, die gerne zu Hause bleiben.
– Für die Verantwortlichen und Gläubigen der verschiedenen christlichen Kirchen, denen das Geheimnis des Christus und sein Evangelium anvertraut ist.

Gott, bewahre uns und alle vor den Mächten des Bösen, wie du es uns zugesagt hast in Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.

Ihr aber?

Vorüberlegungen
Zum Text: Mt 16,13–20 (Evangelium)

Das Bekenntnis des Petrus zu Jesus dem Messias, dem Sohn des lebendigen Gottes ist Fundament unseres Glaubens von Anfang an bis heute. Petrus, der dieses Bekenntnis ins Wort gefasst hat, ist Fundament der Kirche, der Jüngerschaft Jesu. Das eine – Jesus als Sohn Gottes zu bekennen – hängt nach biblischem Zeugnis mit dem anderen – zur Kirche zu gehören – enger zusammen als auf den ersten Blick am Text sichtbar. Für uns selbst und viele andere Individualisten des Glaubens mag dieser enge Zusammenhang manchmal mühselig sein, dennoch setzt das Zeugnis der Schrift ihn voraus.
Inspiriert und angeregt zu vertieftem Nachdenken über diesen Zusammenhang hat mich das 9. Kapitel des Bandes Joseph Ratzinger/Benedikt XVI., Jesus von Nazareth, Freiburg 2007, 335–352. Auch der Kommentar von Ulrich Luz, Das Evangelium nach Matthäus (Mt 8–17) 4. Aufl. Düsseldorf 2007, 450–483 sieht den Zusammenhang von Christusoffenbarung und Christusbekenntnis einerseits und Kirchlichkeit auf dem Fundament der Apostel andererseits sehr klar, was für einen Kommentator aus der Tradition der reformatorischen Tradition umso bemerkenswerter ist.

Predigt

Unterwegs

Unterwegs erschließt sich uns Menschen hin und wieder eine Erkenntnis, auf die wir zu Hause nicht oder wenigstens nicht so leicht gekommen wären. Die Bewegung im Gehen scheint eine Bewegung des Geistes mit sich zu bringen. Eine Erzählung von unterwegs birgt das Evangelium des heutigen Sonntags in sich. Jesus ist mit seinen engsten Vertrauten unterwegs, da fängt er an, über die Leute zu plaudern: »Für wen halten die Leute den Menschensohn?« Unterwegs geht es manchmal nicht nur leichter, sich Gedanken zu machen, unterwegs ist es auch leichter, miteinander zu reden.

Sonst einer

Die Jünger wissen, was die Leute denken, sie wissen, was man über ihn sagt: Jesus könnte der wieder erweckte Johannes der Täufer sein. Der war in der Erinnerung der Menschen noch sehr präsent, so sehr, dass Herodes genau das befürchtete. Jesus könnte der wiedergekommene Elija sein, der unermüdliche, immer leidenschaftliche Kämpfer für Gott und die Reinheit seines Namens. Jesus könnte der neue Jeremia sein. Er war eine Gestalt des Untergangs und zugleich der Hoffnung, dass Gott aus dem Untergang Neues schaffen kann. Oder sonst einer der Propheten – denkt das Volk. Von den Propheten, den Sprechern Gottes und den Visionären des Heils, hatte das Volk eine lebendige Vorstellung. Den drei namentlich genannten Propheten, aber auch allen anderen ist es eigen, dass sie Verkünder sind, die an einer Schwelle stehen. Sie blicken zurück und sehen die Misere der vergangenen Geschichte, sie blicken voraus und sprechen von dramatischen Veränderungen, die Gott heraufführen wird.

Ihr aber

Über das, was die Leute so sagen, kann man unverbindlich plaudern. Aber dann fragt Jesus direkt und verbindlich: »Für wen haltet ihr mich?« Da tritt Petrus als Sprecher der Wandergruppe auf und formuliert: »Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!« Was Petrus ins Wort fasst, ist Grundsatz und Bekenntnis des Christentums seit zweitausend Jahren. Wir leben bis heute von diesem Bekenntnis, auch wenn es umstritten ist, was Petrus mit dem Titel Messias und dem Hoheitstitel Sohn Gottes eigentlich gemeint hat.
Messias war eine Bezeichnung, mit der Petrus und alle anderen etwas anfangen konnten: Erwartet wurde ja ein Bote Gottes, der das alte Israel wieder herstellen würde, der die Heilsordnung Gottes aufrichtet und der vor allem das Bundesvolk seinem Gott wieder zuführen würde. Sohn Gottes war ein geprägtes Wort aus der Königszeit Israels, die Königspsalmen preisen den König bei seiner Thronbesteigung als Gottes Sohn. Aber hier wird dieser Titel präzis auf Jesus zugespitzt: »Du bist der Sohn des lebendigen Gottes.« Jesus, der Gottessohn! Dem Wort des Petrus folgen eine Bestätigung und ein Verbot Jesu. Du hast diese Wahrheit nicht aus dir selbst, bestätigt ihm Jesus, »nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel«. Das Erkennen Jesu ist keine menschliche Wahrheit, sondern eine von Gott geschenkte. Das Bekenntnis zu Jesus als dem Sohn Gottes entstammt nicht menschlichem Begreifen, sondern offenbarter Erkenntnis. Und gleich nach der Bestätigung folgt das Verbot: Du darfst diese Wahrheit nicht weitersagen, sie soll unter den Mitgehenden bleiben und nicht nach außen, zu den Leuten, dringen. Noch nicht! Denn das Drama der Verwerfung steht noch bevor; ein Drama, das der Vorstellung des Messias völlig entgegensteht und den Titel Sohn Gottes als Zynismus erscheinen lässt. Im Matthäus-Evangelium wird der Titel Sohn Gottes nicht mehr erwähnt bis zur Kreuzigung – da fragt der Hohepriester Jesus ganz direkt (Mt 26,63): »Bist du der Messias, der Sohn Gottes?« Und Jesus bestätigt die Frage öffentlich und eindeutig. Im Drama der Verurteilung und Kreuzigung wird öffentlich gesagt, wer er ist. Er wird gerade in dem Augenblick öffentlich, in dem die alten Vorstellungen von Messias und Sohn Gottes zerbrochen werden. Die Göttlichkeit Jesu muss sich durch Gewalt und Tod hindurch erweisen. Der Evangelist Matthäus beschreibt die Szene fast skurril: Petrus, der das Bekenntnis zu Jesus unüberbietbar ins Wort gefasst hat, ist draußen im Hof und leugnet, den galiläischen Propheten zu kennen. Dem Hohepries-ter, dem die politische Ruhe und die Bewahrung der Tradition am wichtigsten sind, dem wird diese seltsame Gestalt des Jesus von Nazaret so zur Frage, dass er von ihm direkt wissen will: Bist du es oder nicht?

Und wir?

Wir haben ja nicht nur der Frage nachzugehen, ob sich in Jesus tatsächlich der gewaltige Gott selbst gezeigt hat. Und wenn wir uns dazu bekennen, dann bleibt ja immer noch zu beantworten, wie wir den Sohn Gottes erkennen, erfahren. Dem Bekenntnis des Petrus folgt ein Zuspruch und Auftrag Jesu: »Du bist der Fels und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.« Wir selbst sind ja das Haus, das auf dem Fels Petrus erbaut ist. In diesem Haus will er offenbar noch heute anwesend sein. Erleben wir das? Ist er unter uns, in seiner Gemeinde, anwesend? Es geht ja nicht nur darum, dass wir sein Wort hören und es befolgen. Es geht doch darum, dass seine Göttlichkeit uns berührt, uns beseelt. Bewahren kann man dieses Bekenntnis Du bist der Sohn des lebendigen Gottes ganz persönlich, aber erfahren muss man es wohl im Haus der Kirche und auf dem Fundament des Petrus als dem ersten Gewährsmann seiner Geschichte. Rührt uns das Göttliche des Jesus Christus an, trägt es uns, wenn wir ihn in Worten und Zeichen feiern?

Immer noch unterwegs

Wir sind immer noch unterwegs und werden es bleiben, solange wir mit wachem Verstand und aufmerksamer Seele dem Geheimnis des Christus nachsinnen. Kann schon sein, dass wir das Bekenntnis zu Christus wie Petrus wieder verlieren, wieder bezweifeln, sogar verleugnen. Und wir werden doch nicht davon loskommen. Das Bekenntnis zu Jesus lässt sich durchaus mit Argumenten begründen; aber was trägt das schon, wenn man nicht von Christus selbst berührt wird?

Anton Seeberger

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