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Die Inhalte
der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
Zwölfter Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr A
Wie uns Jesus Christus zum Zeugnis ermutigt

Vorüberlegungen
Zum Text: Mt 10,26–33 (Evangelium)

Aus einzelnen Sprüchen ist die Aussendungsrede Jesu zusammengesetzt. Einen Ausschnitt daraus bildet die vorliegende Perikope. Sie nimmt schon das missionarische Wirken der urchristlichen Gemeinde in den Blick.
Das Leitwort dieses Evangelienabschnittes ist das dreimalige: »Fürchtet euch nicht!« Dieses Wort steht am Anfang (Mt 10,26), es leitet über (Mt 10,28) und es fasst zusammen (Mt 10,32).
Die junge Kirche soll unerschrocken das Evangelium verkünden. Sie darf dies tun im Bewusstsein: Die Botschaft, die den Jüngern aufgetragen ist, nimmt ihren Lauf. Sie wird nicht zu verheimlichen sein. Gott ist da schon am Werk.
Die Mahnung zur Furchtlosigkeit wird konkretisiert. Es gilt zu unterscheiden zwischen wahrer und falscher Furcht. Gott allein ist im Letzten zu fürchten, in wahrer Ehr-Furcht. Ihm dürfen sich die Zeugen der Botschaft aber auch getrost überlassen, denn er umsorgt seine ganze Schöpfung und jeden Einzelnen. Er hebt den Schmerz und das Leidvolle nicht auf, aber er ist seinen Geschöpfen in Liebe zugewandt und ständig in Sorge um sie.
Für die Jünger Jesu gibt es zwei Möglichkeiten: Das Bekenntnis zu Jesus oder das Verleugnen, die Zugehörigkeit zu ihm oder das Leugnen des Jüngerseins. Die Stellungnahme hier wirkt fort bis hin zum eschatologischen Gericht. Der Verweis auf das Endgericht will nicht in Furcht und Angst versetzen, eher die Jünger befreien von der Angst vor den Menschen und ihren Nachstellungen. So bleibt das Grundthema dieser Perikope – für alle, die zu Jesus Christus gehören, für seine Jüngerinnen und Jünger zu aller Zeit: »Fürchtet euch nicht!«

Predigt

Furcht – unser Thema?

»Fürchtet euch nicht« – dreimal spricht Jesus so zu seinen Jüngern. Ahnt er, wie sehr sie sich vor dem fürchten, was auf sie zukommt? Spürt er, dass sie sich ihrer Sendung und Aufgabe nicht gewachsen fühlen, dass sie sich am liebsten verkriechen würden?
Furcht liegt in der Luft. Jesus selbst steht ja vor der entscheidenden Herausforderung seines Lebens. Werden seine Gefolgsleute zu ihm halten, für ihn einstehen, seine Sache mittragen?
»Fürchtet euch nicht!« Ob wir, Christinnen und Christen heute, ein so eindringliches Wort auch brauchen? Verfolgungen haben wir ja – wenigstens in unseren Breiten – nicht zu fürchten! Wir können unser Christsein doch ganz ungefährdet und ungeniert leben! Im Gegenteil: Bei offiziellen Anlässen ist hier zu Lande das Wort der Kirchen immer ganz willkommen und gehört in vielerlei Weise sogar zum schmückenden Beiwerk wie selbstverständlich hinzu.

»Fürchtet euch nicht!« Und doch hat das Angstthema auch für uns, die Jüngerinnen und Jünger heute, seine Bedeutung:
Furcht – wenn ich mich am Arbeitsplatz ständig so bedeckt halte, dass ich mit meiner christlichen Grundeinstellung ja bei niemandem anecke.
Furcht – wenn ich beim Gespräch unter Freunden meine Glaubensüberzeugung nicht einbringe und eher alles offen lasse, weil ich mir die Freundschaft nicht verderben will.
Furcht – wenn ich in der Familie um des lieben Friedens willen Gottesdienstbesuch und Engagement in sozialen und karitativen Anliegen ganz zurückstelle.
Furcht – wenn ich in der Kirchengemeinde keine Courage habe, um Jesu willen für die einzutreten, die keinen guten Namen haben, und gegen den Strom zu schwimmen – weil ein paar Meinungsführer sich schon anders ausgesprochen haben.
Also doch: Immer wieder werden wir in unserem Verhalten von der Furcht beherrscht! Und wir geben dafür wichtige Überzeugungen auf! Und wo bleibt unser Zeugnis als Christinnen und Christen?

Was Jesus uns zu sagen hat

Deswegen haben wir Jesu dreifaches »Fürchtet euch nicht« ganz bewusst zu hören als eine Herausforderung auch an uns. Zu uns, zu dir, zu mir sagt Jesus: »Fürchte dich nicht! Verkriech dich nicht aus Angst! Lass dir den Schneid nicht abkaufen! Wenn du zu meinen Jüngerinnen und Jüngern gehören willst, dann darf sich das nicht nur in deiner Herzenskammer oder in deiner guten Stube zeigen. Dann will das spürbar, erkennbar, greifbar werden! Dann verlangt das dein Zeugnis, nicht nur in schönen und klugen Worten, sondern mit deinem gelebten Leben.«
Bei Jesus sind das nicht leere Worte. Er ist ja selbst durch und durch Zeuge seines Vaters! Dafür setzt er sein Leben ein. Er folgt bedingungslos dem, was er als Weg und Weisung seines Vaters erkennt. So sehen wir Jesus ganz den Menschen am Rande zugewandt, den Unreinen und Sündern seiner Zeit. Er schenkt ihnen Würde und Anerkennung. Wir erleben ihn großmütig und vergebend gegenüber denen, die schuldig geworden sind. So öffnet er ihnen Tore zu einem neuen Leben. Er geht diesen Weg, obwohl er weiß, dass er sich damit Feinde schafft. Er steht dazu, auch als das religiöse Establishment ihn als Gotteslästerer und Gesetzesfeind verurteilt. Glaubwürdig und echt ist er. Er bekommt es am eigenen Leib zu spüren: Einzutreten für den Willen seines Vaters, das braucht Mut. Das kann das Leben kosten. Das ist seine eigene Erfahrung. Und doch sagt er zu denen, die ihm folgen: »Fürchtet euch nicht!«

Und was hilft, die Furcht zu bezwingen?

Was gibt ihm selbst den Rückhalt? Was hat er uns, seinen Jüngerinnen und Jüngern, zur Bestärkung mitzugeben?
Auch Jesus ist sein Zeugendienst nicht in den Schoß gefallen. Die ersten dreißig Jahre seines Lebens braucht er, um für seinen Weg zu reifen. Er erlebt die Anfechtungen seiner besonderen Sendung und er besteht sie. Aber gerade so kann er uns auch auf das verweisen, was trägt. Er ist uns darin ein wirklicher Weggefährte:
Er verweist uns auf Gott, den Vater. Freilich nicht auf einen Gott, der irgendwo über den Sternen thront. Vielmehr auf den Gott, der jeden Einzelnen von uns beim Namen kennt, bis in sein innerstes Wesen hinein! Der uns alle bis in die letzten Haarspitzen hinein im Blick hat, in einem liebenden und sorgsamen Blick! Diesem Gott lässt uns Jesus begegnen, in seinen Bildern und Gleichnissen! Er lädt uns ein, mit ihm einzutauchen in die Tiefe der Großmut und des Erbarmens dieses Gottes und dabei zu erahnen: Gott ist der tragende Grund unseres Lebens. Wie es Dietrich Bonhoeffer ausdrückt: »Wir sind in Gottes Hand. Darum fürchtet euch nicht!« Aus eben dieser Tiefe des Vertrauens steigt das mutmachende Wort Jesu auf: »Fürchte dich nicht!« Zu diesem Vertrauen lädt er ein.

Mit Mut – zum Zeugnis aufbrechen

Und wo ist unser Zeugnis gefragt – mit dem Vater im Rücken und mit Jesus Christus, dem Weggefährten, an der Seite? Wohin ruft uns der Herr? Welches ist sein Auftrag – gerade heute und in unserer Lebenswelt?
Es bleibt eine stetige Lebensaufgabe für uns, unseren persönlichen Sendungsauftrag zu entdecken. Er ist uns auch nicht ein für allemal gegeben. Immer wieder haben wir danach zu suchen und zu fragen: »Herr, was trägst du mir auf, wozu sendest du mich?«
Es kann das Zeugnis meines etwas anderen Lebensstils sein: Dass ich mich nicht abhängig mache von den großen und kleinen Besitztümern oder den alltäglichen Bequemlichkeiten meines Lebens! Dass ich mich freue über alles, was mir geschenkt ist! Aber dass ich mein Lebensglück nicht davon ableite, dass ich es auch lassen kann. So lege ich Zeugnis ab von dem, was wirklich trägt und hält.
Es kann das Zeugnis sein, wie ich mich einbringe in meinem Lebensumfeld, am Arbeitsplatz, im Verein, in der Kirchengemeinde: Dass ich mich nicht lückenlos einspannen lasse. Dass ich nicht funktioniere wie ein normiertes Rädchen. Dass ich mir mein Denken nicht verbieten lasse. Dass ich mich vielmehr immer wieder frage: »Und was erwartet jetzt Gott von uns?« Und dass ich bereit bin, auch einmal »störend« zu wirken und aus der Reihe zu tanzen. Das kann das Zeugnis meines Gehorsams gegenüber Gottes Willen sein.
Es kann das Zeugnis sein, dass ich allen negativen Stimmungen, allen Enttäuschungen und allem Pessimismus um mich herum unverdrossen standhalte, dass ich den Kopf nicht in den Stand stecke, dass ich die Flügel nicht hängen lasse! Dass ich vielmehr eine größere innere Freiheit und Gelassenheit lebe! Das ist dann das Zeugnis dafür, dass ich um Gott, den tragenden Grund meines Lebens, weiß.
Welches ist unser, welches ist mein Zeugnis? Wir haben es immer wieder neu zu entdecken. Jesus jedenfalls verschweigt uns nicht, was uns in seiner Nachfolge erwartet. Er gestattet keine Illusionen. Aber aus seiner eigenen, tiefen, tragenden Verbundenheit mit dem Vater spricht er uns sein »Fürchtet euch nicht« zu! Und er geht mit uns. Er ist an unserer Seite. Sein Ruf an uns heißt heute: Aufstehen, aufbrechen – voller Mut.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 268 »Singt dem Herrn ein neues Lied«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 733/1 »Gott, bleib nicht fern von mir«, dazu Verse aus Psalm 69 in: Die Zwischengesänge der Messfeier Lesejahr A, S. 68 oder im Kantorenbuch 79 A oder B und
GL 500 »Halleluja«, dazu Vers nach Joh 15,26b.27a in: Die Zwischengesänge der Messfeier Lesejahr A, S.68 oder
GL 304,2 »Mit dir, du starker Heiland, du«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 644,1–2.5–6 »Sonne der Gerechtigkeit«
Gesang zur Kommunion
GL 620 »Das Weizenkorn muss sterben«
Dankhymnus/Schlusslied
GL 639,3–4 »Die Kirche ist gegründet auf Jesus Christ allein«

Wolfgang Schrenk

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