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der Zeitschrift
»Dienst am Wort«
Herausgeber
Leseprobe 3
18. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr C
Einführung
Sind Sie gut versichert? Wogegen und wofür? Die Werbung vieler Versicherungen will uns weismachen, dass man vorsorgen kann für jeden Fall. Doch letztlich bleibt das Leben gefährdet, labil und brüchig. Wonach sich Menschen am allermeisten sehnen, Glück, Gesundheit, Zufriedenheit, Sicherheit, das liegt nur in sehr begrenztem Maße in unserer Hand. Unsere Unsicherheiten und Sehnsüchte dürfen wir vor Gott bringen, dass er uns mit der Fülle des Lebens beschenkt und uns stärkt und ermutigt.

Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, in der Unberechenbarkeit unseres Lebens bist du unser Halt.
Herr, erbarme dich.
In der Verstricktheit unserer alltäglichen Sorgen bist du unsere Freiheit.
Christus, erbarme dich.
In der Unsicherheit unserer Beziehungen bist du unser Begleiter.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet
Gott, Barmherziger,
du möchtest, dass unser Leben gelingt.
Hilf uns, dass wir nicht aufgehen in den Sorgen dieser Welt. Mach uns reich an Glaube, Hoffnung und Liebe.
Darum bitten wir.
Schlussgebet
Großer Gott,
von deiner großen Fülle schenkst du uns Wort und Brot, Mahnung und Stärkung. Du machst unser Leben reich vor dir.
Lass uns leben im Vertrauen auf dich und in der Zuwendung an unsere Mitmenschen.
Darum bitten wir.

Liedvorschläge
Gesang zur Eröffnung
GL 264,1.3 »Mein ganzes Herz erhebet dich«
Antwortgesang mit Halleluja-Ruf
GL 527/7 »Behüte mich, Gott, denn ich vertraue auf dich« mit 736/2,
3–6.13–15.18 (Psalm 90) und
GL 530/4 »Halleluja«
Gesang zur Gabenbereitung
GL 622 »Hilf, Herr meines Lebens«
Gesang zur Kommunion
GL 298 »Herr, unser Herr, wie bist du zugegen«
Dankhymnus / Schlusslied
GL 295 »Wer nur den lieben Gott lässt walten«

Fürbitten
Gott will, dass unser Leben gelingt. Zu ihm kommen wir mit unseren Bitten und Sehnsüchten:

– Wir beten für die Kirche: um Verwurzelung in dir und Offenheit für das, was die Menschen bewegt.
(Wir bitten dich, erhöre uns.)
– Wir beten für alle wohlhabenden Menschen: um ein freies und großzügiges Herz.
– Wir beten für alle, die sich sehnen nach einem glückenden Leben: um Vertrauen auf deine Begleitung.
– Wir beten für alle, dich sich sorgen und mühen und in Gefahr sind, sich darin zu verstricken: um einen freien Blick und ruhigen Lebensatem.
– Wir beten für alle, die einsam und verlassen sind: um neue Perspektiven.
– Wir beten für unsere Toten: um die Fülle des Lebens bei dir.

Gott, wir danken dir. Im Vertrauen auf deine Hilfe gehen wir weiter, heute und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.

Reich sein vor Gott

Vorüberlegungen
Zum Text: Lk 12,13–21 (Evangelium)

Das Verhältnis eines Christen zu Reichtum und Besitz ist ein Thema, das dem Evangelisten Lukas sehr am Herzen liegt. So überliefert nur er die Peri­kope dieses Sonntags, in der Jesus die Bitte, in einer Erbfrage zu schlichten, rüde abschlägt, in der er die Menschen vor Habgier warnt und das mit dem Gleichnis von einem törichten Reichen illustriert. Die Perikope mündet in die Mahnung: »So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist« (Lk 12,21). Der Mensch verfehlt das Ziel seines Lebens, wenn er egoistisch nur für sich selbst sorgt. So verliert er Gott und seine Nächsten aus dem Blick und lebt am Leben vorbei.
Hinter der Habgier steckt eine unerfüllte Sehnsucht nach Sicherheit, die sich in übersteigertem Bedürfnis nach Besitz und Vorsorge ausdrückt. Diese Sehnsucht kann mit menschlichen Mitteln letztlich nicht gestillt werden. Im Vertrauen auf Gott können Ruhe und Sicherheit entstehen, die ein Leben erfüllen. So ist m. E. das »reich sein vor Gott« zu deuten.
Was für die Sehnsucht nach Sicherheit gilt, lässt sich gut auf andere menschliche Sehnsüchte übertragen. Das will die Predigt ausführen.

Predigt

Dass der reiche Mann in dem Gleichnis so gescholten wird, reizt zum Widerspruch. Was tut er denn? Er will von seinem guten Ertrag profitieren, seine reiche Ernte unterbringen; er will sich absichern, will aus dem, was er hat, noch mehr machen. Was ist daran so verwerflich? Es ist uns wohl vertraut. Unsere Wirtschaft arbeitet nach diesem Prinzip; die Discounter, die überall wie Pilze aus dem Boden schießen, sind ein deutliches Beispiel dafür. Doch auch viele von uns, egal ob wir Arbeit haben oder Rente beziehen, leben nach diesen Kriterien. Wenn wir einen Überschuss haben, legen wir ihn an, dass er noch mehr wird, oder wir versuchen uns abzusichern durch den Erwerb von etwas, durch einen Hausbau oder durch Versicherungen. Freilich haben heute immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft das Nachsehen, denen nichts mehr übrig bleibt am Ende des Monats und die in eine unsichere Zukunft blicken.
Was aber den meisten Menschen gemeinsam ist, das ist eine Sehnsucht nach Sicherheit und ein Grundbedürfnis, etwas zu haben oder aufzubauen. Das ist eine tiefe menschliche Sehnsucht. Genau dieser Sehnsucht scheint unser reicher Mann im Evangelium zu entsprechen. Was also ist so verwerflich daran?

Wer stillt die Sehnsucht nach Sicherheit?

Jesus verurteilt mit dem Beispiel dieses Mannes eine bestimmte Lebenshaltung, die meint, diese Sehnsucht nach Sicherheit, dieses Bedürfnis nach Besitz ganz für sich allein stillen zu können. Der Mann denkt und plant nur für sich alleine, er kennt weder einen Gesprächspartner, noch sorgt er für irgendjemand anderen. Ganz auf sich bezogen ist dieser Mann, nur um sich selbst kreist er, darum, was er für sich selbst erreichen kann und wie er für sich selbst vorsorgen kann. So sehr ist er auf sich bezogen, dass er nicht merkt, wie die Befriedigung seiner Bedürfnisse ihn derart in Anspruch nimmt, ihn so besetzt, dass aus dieser Sehnsucht eine Gier wird, eben die Habgier, die Jesus verurteilt.
Habgier, so sagt es das Wörterbuch, ist »rücksichtsloses Streben nach Besitz« (Wahrig, Deutsches Wörterbuch). In der Urkirche galt die Habgier als Götzendienst. Die neutestamentliche Lesung dieses Sonntags spricht davon (vgl. Kol 3,5). Wenn jemand weder Gott noch seine Mitmenschen im Blick hat und nur für sich selbst sorgt, verfehlt er sein Leben. Die tiefe menschliche Sehnsucht nach Sicherheit, nach Besitz kann niemand nur für sich alleine stillen.

Gottes Reichtum

Unser Schrifttext endet mit der Mahnung: »So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist« (Lk 12,21). »Vor Gott reich sein«, da schwingen zwei Dimensionen mit: Zum einen könnte das bedeuten, dass das Schätze sammeln für andere vor Gott durchaus ­einen Wert hat. Es geht also darum, Reichtum und Besitz nicht egoistisch zu vermehren, sondern zum Wohl der Menschen einzusetzen. Das ist eine deutliche Mahnung an alle Mitglieder einer Wohlstandsgesellschaft, eine deutliche Mahnung an uns. »Vor Gott reich sein«, das könnte aber auch bedeuten, dass es eine andere Art von »Reichtum« gibt, die vor Gott zählt. Die urmenschliche Sehnsucht nach Sicherheit, das Bedürfnis, etwas zu haben, kann niemand für sich alleine stillen. Aber vielleicht kann sie Gott stillen. Gott hat einen unendlichen Reichtum zu verschenken. Wer auf Gott vertraut und sein Leben in Gottes Hände legt, braucht nicht für jede Lebenssituation eine Versicherung. Wer aus Gottes Fülle lebt, merkt vielleicht, wie wenig wirklich wichtig ist; natürlich abgesehen von dem, was zum Leben grundlegend notwendig ist.

Meine Sehnsüchte vor Gott tragen

Dem Evangelisten Lukas geht es um einen Lebensstil auf Gott hin. Er nimmt dazu ein Beispiel aus einem Themenbereich, der ihm sehr am Herzen liegt, dem »Reichtum«. Doch gilt dieses »vor Gott reich sein« auch für andere menschliche Sehnsüchte, für die Sehnsucht nach Liebe und Zuwendung genauso wie für die Sehnsucht nach Anerkennung und für das Streben nach Einfluss und Macht. Denn in jeder menschlichen Sehnsucht liegt die Gefahr, dass sie zur Gier wird, wenn ich diese Sehnsucht für mich allein stillen möchte, wenn ich nur auf mich bezogen bin in meinem Streben, wenn ich nur mich selbst dabei im Blick habe. Wenn ich aber mit Gott mein Leben gestalte, wenn Gott einen Platz hat in meinem Alltag, in meinem Denken und Handeln, dann wächst in meinem Leben eine grundlegende Ruhe und Sicherheit, die mein Leben reich macht, die mir Frieden schenkt.
Wer sich von Gott geliebt weiß, muss sich nicht an andere klammern oder sich nach den neuesten Trends richten. Für wen Gott die größte Kraft im Leben ist, braucht sich nicht zu verbiegen, um vor anderen gut dazustehen.
Das Gleichnis zeigt: Wenn ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt bin, mit meinem eigenen Planen und Sorgen, verliere ich den Bezug zu Gott und zu den Menschen. Gilt das auch für die Kirche? Eine Kirche, die sich einrichtet und für sich selbst sorgt, die mit sich und ihren inneren Abläufen beschäftigt ist, verliert den Bezug zu Gott und zu den Menschen, verfehlt ihr Leben. Auch diese Mahnung schwingt in unserem Gleichnis mit.
Wer stillt meine Sehnsucht? Das heutige Evangelium ruft uns auf, dieser Frage nachzugehen: Welche Sehnsüchte nehmen mich in Beschlag? Wo kreise ich um mich selbst? Wonach wir uns sehnen und was wir in unserem Leben brauchen, das können wir Gott hinhalten. Wir lernen dabei, nicht alles allein machen zu müssen, sondern loszulassen und zu vertrauen. Wir dürfen von Gott die Fülle des Lebens erwarten. Vielleicht erfahren wir, dass Gott uns schenkt, was wir brauchen – so viel, dass wir es teilen können mit anderen. So reich sind wir vor Gott!

Beate Jammer

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