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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 3
Gründonnerstag
Lesejahr A–B–C
Das eucharistische Mahl:
Es geht um Leben und Tod, Tod und Leben


Predigt
Zum Text 1 Kor 11,23–26 (2. Lesung)

Beim Mahl des Lebens den Tod verkünden?

»Sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.« So schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde von Korinth. Wir erinnern uns daran, wenn wir in jeder Eucharistiefeier diese Worte wiederholen: »Deinen Tod, o Herr, verkünden wir ...« Die Worte sind uns also nicht fremd, aber wie steht es mit dem Gedanken, den sie ausdrücken? Jedes Mal, wenn wir hier Eucharistie feiern, verkünden wir Jesu Tod – tatsächlich? Geht es uns denn immer um Sterben und Tod? Müsste denn nicht gerade beim eucharistischen Mahl viel mehr vom Leben geredet werden? Von Auferstehung, von neuer Kraft, die wir aus der Mahlgemeinschaft mit Jesus schöpfen? Wir versammeln uns doch nicht zur Eucharistiefeier, weil es dabei ums Sterben geht! Wir suchen doch nicht den Lebenden bei den Toten.

Das Abendmahl war Auftakt des Sterbetages Jesu

Schauen wir allerdings zurück auf das Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern, dann stand da das Thema Tod sehr wohl im Raum. Das Abendmahl bildet den Auftakt des Leidensweges Jesu; wir vollziehen genau diesen Ablauf in den kommenden Stunden und Tagen nach. Das Abendmahl steht am Anfang des Karfreitags und alles, was Jesus am Abendmahlstisch tut, tut er im Hinblick auf sein bevorstehendes Sterben. Er gibt seinen Leib und sein Blut, was heißt das anderes als: Er gibt sein Leben für uns. Zeichenhaft vollzieht er am Tisch, was er tags darauf auf Golgota tut. Und die Fußwaschung: Mit ihr zeigt uns Jesus, warum er das alles tut – weil er uns Menschen selbstlos, aufopfernd liebt. Und er sagt: Wer an diesen Tisch hinzutritt, soll ebenfalls bereit sein, sein Leben einzusetzen für seine Mitmenschen, wenn es darauf ankommt.

Aus dem Tod Jesu empfangen wir neues Leben

Es hat also seinen guten Grund, wenn in der Eucharistiefeier nicht nur vom Leben, sondern auch vom Tod die Rede ist. Denn das Leben, die Stärkung, die Wegzehrung, die wir hier empfangen, die gibt es nur, weil Jesus eben dieses Leben für uns gegeben hat und auch heute gibt. Aus seinem Tod, anders ausgedrückt: von seiner Lebenshingabe – früher sagte man: von seinem Opfer – stammt das Leben, das wir im Sakrament empfangen.
Dieses Stück Brot ist eben nicht nur ein Lebens-Symbol, ein Zeichen. Es ist wirkliches Leben, das wir empfangen: die Liebes-Kraft, die Lebens-Kraft Jesu.
Wenn wir also heute gestärkt und mit neuem Lebensmut aus diesem Gottesdienst weggehen, dann – markant formuliert – profitieren wir damit direkt vom Kreuzestod Jesu. Für uns ist er gestorben. Das wird deutlich, immer, wenn wir uns um seinen Tisch versammeln und beten: »Deinen Tod, o Herr, verkünden wir ...«

Das Leben spendende Brot – für viele heute verzichtbar

Nun denken Sie vielleicht: Das ist harte theologische Kost, die uns heute serviert wird, schwer genießbar und schwer verständlich! Aber diese Kost tut uns gut: Es ist wichtig, dass wir uns ab und zu bewusst machen, welch großes Geschenk wir am Altar feiern und erhalten, und wie lebenswichtig, lebens-bedeutsam dieses Stück Brot ist. Denn das ist alles andere als selbstverständlich.
Wie viele Christen gibt es heute, die anscheinend hervorragend ohne Eucharistie leben und nur selten den Gottesdienst besuchen. Könnte man da nicht meinen, es ist gleichgültig, ob wir das Mahl Jesu mitfeiern oder nicht? Christsein »ohne« geht anscheinend genauso gut! Was ist so wichtig daran?
Und wie viele Eltern ärgern sich darüber, wenn ihre Kirchengemeinde sagt: Auf dieses Mahl müssen sich die Kinder und die ganze Familie intensiv vorbereiten – und das womöglich auf Kosten der Familien-Routine oder des idealen Familien-Fest-Tages am Weißen Sonntag! Wozu so ein Theater, wo doch die Wirtschaft bestellt ist und das Kleid passt?
Schließlich: Wie vielen von uns ist die Eucharistie zur alltäglichen Glaubensgewohnheit geworden? Wann denken wir noch daran, welche Lebens- und Kraftquelle uns Sonntag für Sonntag erschlossen wird?
Und denken wir an die ökumenischen Diskussionen um Abendmahl und Eucharistie: Wann diskutieren Gemeinden schon einmal ernsthaft darüber, was sich tatsächlich zwischen Gott und Mensch ereignet? Stattdessen reiben sich unsere Kirchenleitungen auf in Machtkämpfen – und wir bleiben beim Ärgern darüber stehen.

Eucharistie ist unverzichtbar

»Deinen Tod, o Herr, verkünden wir ...« – mit diesen Worten erinnern wir uns daran, welch große Gabe die Eucharistie ist: ein Leben für uns, das Jesus mit seinem Leben bezahlt hat.
Nein: »Christsein ohne«, das geht nicht. Und Abendmahl »locker leicht«, das geht auch nicht. Dieses Mahl ist keine kirchliche Wellness-Veranstaltung zum Mitnehmen, in diesem Mahl geht es tatsächlich um Leben und Tod. Oder nein: die Reihenfolge ist falsch. Es geht um Tod und Leben! Es geht um den Tod Jesu der Liebe wegen. Es geht um Leben, neues Leben aus unserer Mahlgemeinschaft mit ihm, neues Leben für unsere Gemeinde und für uns alle ganz persönlich. Und neues Leben für die Menschen, denen wir ein Stück unseres Lebens schenken, wenn wir handeln wie Jesus. Der hat seinen Jüngern den Sklavendienst der Fußwaschung erwiesen, uns zum Beispiel und Vorbild.

Fürbitten
Herr und Bruder Jesus Christus, du hast dein Leben hingegeben aus Liebe zu den Menschen. So bist du selbst zum Lebensbrot für uns geworden. Wir bitten dich für alle, deren Kraft nicht ausreicht, denen die Lasten zu groß sind, die nicht mehr können:

– Für die Unterdrückten und Verfolgten unserer Zeit, für die Menschen in (aktuell von Krieg und Not betroffene Länder ergänzen), in allen Ländern, die von Krieg und Terror geplagt sind:
(Sei für sie Brot des Lebens!)
– Für alle, die sich nicht frei zu ihrem Glauben bekennen können, die wegen ihrer Treue zu dir Nachteile haben und verfolgt werden:
– Für die Familien, die in einer Krise stecken, deren Alltag von Arbeitslosigkeit, Verschuldung oder von zerbrochenen Beziehungen belastet ist:
– Für die psychisch kranken Mitmenschen, die ihren Ängsten wehrlos ausgeliefert sind, und für ihre Angehörigen, die die Last mit ihnen tragen:
– Für die Menschen in unserer Gemeinde, die einsam sind, deren Not niemand sieht:
– Für alle unter uns, die ihr Leben an die Grenze ihrer Belastbarkeit führt, die nicht mehr weiterwissen und zu verzweifeln drohen:
– Für unsere Toten, die durch dein Sterben in eine neue Lebenshoffnung gegangen sind:

Jesus Christus, Mit unseren Gaben tragen wir auch unsere Bitten zum Altar. Schenke Heiligung, Heilung und Wandlung in diesem Mahl. Lass deine Hingabe für uns wirksam werden, in unserem Leben und an den heillosen Stellen unserer Welt. Amen.

Stefan Möhler

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