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»Dienst am Wort«
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Leseprobe 3
Sechster Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr C
»Ich glaube an die Auferstehung der Toten«
Predigt
Zum Text: 1 Kor 15,12.16–20 (2. Lesung)

Alles nur Wunschphantasien?

Sonntag für Sonntag sprechen wir hier im Gottesdienst das apostolische Glaubensbekenntnis, und damit auch einen Satz, dessen ungeheure Tragweite uns möglicherweise nicht immer bewusst ist. »Ich glaube an die Auferstehung der Toten« – dieser Kernsatz christlichen Glaubens findet sich in der wichtigsten Kurzformel christlichen Glaubens. Wenn wir uns diese Aussage voll und ganz bewusst machen, dann ist wahrscheinlich niemand von uns ganz gegen Zweifel gefeit. Kann das wirklich sein, da wir doch um den völligen Zerfall unseres Leibes wissen und eine weiterlebende Seele (oder was auch immer) noch niemand gesehen hat? Zu diesen mehr persönlichen Zweifeln kommen die philosophisch und wissenschaftlich begründeten Einwände unserer Zeit hinzu. Gleich aus welcher Richtung sie im Einzelnen kommen, lassen sie sich im Grunde genommen in folgender Weise zusammenfassen: Es geht den Menschen nicht gut in dieser Welt. Sei es aufgrund von Unterdrückung und Ausbeutung, sei es durch das Elend einer von krank machenden Lebensumständen geplagten Seele – wir wünschen und phantasieren uns weg aus diesem irdischen Jammertal und erfinden deshalb eine Insel der Glückseligkeit, auf der dann nach dem Tod das eigentliche Leben beginnen soll. Und diese Projektion unserer Sehnsucht nach Leben auf ein dubioses Jenseits hindert uns wiederum daran, hier und jetzt die irdische Wirklichkeit ein wenig zum Besseren zu wenden und dabei halbwegs glücklich zu werden. Auch manche Theologen unserer Zeit haben diesen Einwand aufgegriffen. Sie plädieren daher für einen christlichen Glauben ohne Jenseitshoffnung, für eine Auferstehung hier und jetzt, hinein in eine gewandelte Erde und ein glücklicheres Leben. Und auch die Auferstehung Jesu sei ausschließlich als ein Weiterleben seiner Ideen und Ideale zu verstehen. Nun, so neu scheinen derartige Gedankengänge nicht zu sein, hatte sich doch schon der Apostel Paulus mit vergleichbaren Meinungen auseinanderzusetzen. »Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht« – das behaupteten offensichtlich schon Mitglieder der Gemeinde von Korinth. Als Christen verstanden sie sich dennoch. Ist also ein Christentum ohne Auferstehungsglaube denkbar, glaubwürdig und auch tragfähig für unser Leben?

Gottes letzte Antwort

Nehmen wir sie doch mal beim Wort, die Leugner der Auferstehung im alten Korinth wie auch die modernen Philosophen und Psychologen mit ihren Projektionstheorien. Welche Konsequenzen hätte das für unser Verständnis von Jesus Christus, für unser Gottes- und Menschenbild? Ganz zweifellos hatte Jesus ein äußerst inniges Verhältnis zu Gott, den er seinen Vater nannte, den er mit dem kindlich-vertrauensvollen »Abba« anredete. Aber dieser Vater mutete seinem treuen Sohn allerhand zu. Das Ende am Kreuz ist nicht das, was ein liebender Vater seinem Sohn zukommen lässt. Ob Jesus diesen Weg immer verstand, wissen wir nicht. Auch für uns werden Jesu Kreuz und Tod immer etwas bleiben, was unser Begreifen übersteigt – so wie wir auch manches Kreuz und Leid in unserem eigenen Leben kaum verstehen können. Wir müssen es uns ganz klar machen: Ohne Auferstehung wäre der schreckliche Tod am Kreuz das letzte Wort! Ein ebenso macht- wie liebloser Gott hätte keine Antwort mehr auf dieses Geschehen. Er ließe seinen geliebten Sohn im wahrsten Sinne des Wortes hängen! Einen solchen Gott möchte ich vergessen, er wäre nicht Gott, sondern ein maßloser Zyniker. Und auch ein Fortleben der Ideen und Ideale Jesu gäbe es nicht mehr. Nicht nur, weil seine Anhänger davongerannt waren und niemand mehr die Botschaft hätte verkünden können. Das Kreuz selbst bedeutete auch das Scheitern der Worte und Taten Jesu, die eine bessere Welt ankündigen wollten. Da sah man ja überdeutlich, was dabei herauskommt! Da konnten seine Richter und Henker ja mit Fug und Recht behaupten, dass sie den besseren Weg gewählt hätten – sie lebten immerhin noch einige Jahre recht und schlecht auf dieser Welt. Nein, das ganze Leben und Lieben, das Leiden und Sterben Jesu kann nur dann einen Sinn erhalten, wenn Gott doch noch eine Antwort jenseits von Kreuz und Tod bereithält. Gott lässt Jesus, seinen geliebten Sohn, nicht »hängen«, er lässt ihn auferstehen. Damit aber hat auch seine Frohe Botschaft eine Zukunft. Damit erst wird unser ganzer Gaube in sich schlüssig und zu einer tragenden Kraft unseres Lebens. Denn wir können sicher sein: Wenn der menschenfreundliche Jesus zum Herrn über den Tod geworden ist, dann wird er auch uns – nach den vielfältigen Kämpfen und Stürmen unseres Lebens – nicht hängen lassen, sondern er wird uns Anteil schenken an seinem neuen Leben.

Auferstehung beginnt hier und jetzt

Natürlich werden uns diese Überlegungen nicht vor Fragen und Zweifeln schützen. Diese gehören zum Glauben natürlicherweise dazu. Eins aber steht fest: Der Glaube an die Auferstehung Jesu Christi wie auch an unsere eigene Auferstehung ist ein zentraler Punkt des Christseins; etwas, womit alles andere steht und fällt. Das ist natürlich nicht neu, schon Paulus hat es in seiner Antwort für die Leugner der Auferstehung ganz deutlich formuliert: »Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos.« Gerade den Ausdruck »nutzlos« müssen wir ganz beim Wort nehmen und damit auch einen letzten Einwand überwinden. Ein Glaube an die Auferstehung bringt nämlich durchaus einen irdischen »Nutzen«. Das Leben und Lehren Jesu ist damit von Gott bestätigt worden, und Jesus war eben nicht derjenige, der die Menschen auf ein fernes und dubioses Jenseits vertröstet hätte. Er half und heilte hier und jetzt und brachte damit vorläufig, ansatzweise, schon das zum Durchbruch, was er für das Reich Gottes in Vollendung ankündigte: ein Leben in Fülle, in dem jede Träne abgewischt sein soll. Wenn wir also im Glaubensbekenntnis diesen Satz aussprechen, »Ich glaube an die Auferstehung der Toten«, dann sagen wir damit: »Ich glaube, dass es im Geist Jesu Christi eine Aufehrstehung hier und jetzt gibt. Und ich glaube das, weil ich an den endgültigen Sieg des Lebens über den Tod glaube.«

Norbert Klinger

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